Freitag, 29. September 2023

Populismus und Movimenti, Grundlinien eines Pontifikates

Peter Kwasniewski veröffentlicht bei Rorate Caeli den Artikel, den ein "Ludovicus"  2013 für "caminante.The Wanderer" hellsichtig zu Beginn des aktuellen Pontifikates verfaßt hatte. 
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Angeregt durch die kürzliche dringende Empfehlung von Caminante Wanderer habe ich auf den folgenden Essay von 2013 zurückgegriffen, um zu sehen, was er wohl zu sagen haben könnte. Seine Klarsicht ist nichts weniger als erstaunlich, weil er vor fast 10 Jahren publiziert wurde! Sagen wir also nie mehr, daß die Beobachter von der Richtung des Pontifikates von Franziskus vollkommen überrascht wurden. Hier werden die Grundlinien bereits vorgezeichnet. 

"PÄPSTLICHER POPULISMUS UND "MOVIMENTISMUS" 

Mary Lennox hat die moderne Kirche als "Kirche der Warlords" definiert. Ich fand diesen Ausdruck bemerkenswert gut, weil er bestimmte Formen eines deformierten Katholizismus- Papsttums charakterisiert, das in einem Rahmenwerk zuerst von "Bewegung" und dann "Neo-Populismus" geplant wurde. Lassen Sie mich erklären. 

Charakteristik einer "Bewegung" würde Perogrullo sagen, ist daß sie etwas vorwärts bewegt. D.h. daß es eine programmatische Agenda gibt, bestehend aus einem Projekt mit eigener Dynamik und dem Stil eines Caudillo, -also dem Anführer der Bewegung. Kurz gesagt: der Papst fängt an sich selbst als Caudillo zu konfigurieren und den Katholizismus als Religion des Papstes. 

In der Prophezeiung des Hl. Malachias gibt es etwas sehr Interessantes oder genauer in der Art das Motto zu lesen. Bis vor 200 Jahren wurden das Motto gemäß einiger bestimmter Merkmale interpretiert: Geburtsort, Diözese deren Bischof er zuvor war, Wappen usw.  Aber vom 19. Jahrhundert an -Überraschung- beginnt man die Voraussagen im Licht der Wechselfälle im Leben der Päpste zu machen: schon bei Pius VII "Aquila rapax" wird -zu Recht-von seiner bewegten Beziehung zu seinem Peiniger Napoleon angespielt wurde. Bei Pius X - wurde dessen Motto "Crux de Cruce" außer einigen heraldischen Anspielungen auch auf seine Unglücksfälle und Verluste zurückgeführt. Das Gleiche gilt auch für Leo XIII, dessen Motto "Lumen in Coelo"  auf zweierlei Arten interpretiert wird -einerseits weil sein Familie einen Stern im Wappen führte und andererseits wegen seines neuen und leuchtenden Lehramtes. Und ab dem Hl. Pius X ("Ignis ardens") sind die Deutungen mit Historizität aufgeladen. Ich entschuldige mich  dafür, weiterhin zu zitieren, aber fast jedes folgende Motto wird im Licht des Programmes oder des Charakters/Charismas des Pontifikates gelesen. Unter ihnen darf man den paradigmatischen "Pastor Angelicus" von Pius XII vergessen, bis zu einem Grad als Propaganda-Quelle gebraucht und mißbraucht,daß dadraus sogar der Titel eines Filmes gemacht wurde. 

Was und hier interessiert ist, daß die Art das Motto zu interpretieren, ein Symptom dafür ist, wie sich die populäre oder nicht so populäre Wahrnehmung des Pontifikates sich entwickelt, von dem wir erkennen, daß es deformiert und theologisch unglücklich ist. Natürlich werden die kleinen Abweichungen nach dem Konzil betont und verschlimmert. 


Etwas Ähnliches passiert mit dem Namen- besonders seit Paul VI, der als eine Art Apostel der Nationen für die Welt und die UNO wahrgenommen wurdeDas Pontifikat wird als Führung einer "Bewegung“ auf der Grundlage eines Programms und eines besonderen "Charismas“ verstanden, das der vom Papst gewählte Name mit sich bringt: der lautstarke Anspruch auf Dialog mit der modernen Welt und ihren armen Töchtern, Inkulturation und Neo -Evangelisierung, die als Annahme eines "paulinischen“ Charismas sogar den "Johannes-Paulismus" durchdringen sollte.

Johannes Paul I, sollte -als er seinen zusammengesetzten Namen wählte- sich ausdrücklich zum Konzils-Programm bekannte, wie es auch sein Nachfolger in einer neokonservativen Version tun sollte. Die jeweils erste Enzyklika eines Papstes wird offen als "Programm" des Pontifikates präsentiert, das die Gläubigen zu bestimmten Richtlinien hinführt, die den "Charismen" des Pontifex entstammen. Übrigens werden diese Programme- das würde jeden Politiker entzücken - ganz ruhig dem Hl. Geist zugeschrieben, ohne zu realisieren, daß - wenn es der Fall wäre- die Dritte Person sich fortwährend vorwärts und rückwärts bewegen würde, wie es jetzt z.B. zwischen zwei Päpsten, dem amtierenden und dem emeritierten, bei liturgischen Themen offensichtlich ist. Sogar heute warten ängstliche Gläubige darauf, daß der Papst die "haßerfüllte Deskriminierung" Geschiedener, der Schwulen-Ehe und Frauen-Priestertum widerruft.

Da haben wir es: eine Bewegung, Ziele, die einen Stil, Charakter oder ein Charisma,das den ganzen Katholizismus belebt, anstreben. Einen Katholizismus, als Papismus definiert, aber Papismus eines Caudillos, durch das persönliche Charisma und den Charakter - nicht durch die Institution, der die Gläubigen dazu zwingt, seine persönlichen programmatischen Ziele zu akzeptieren, ob lehramtlicher oder liturgischer Art.

Im Gegenzug wird die Grundlage der Legitimität des Papsttums durch die innereNotwendigkeit verwandelt, an diesem Charakter festzuhalten; sie wird zu Populismus und erfordert die Annahme desakralisierende und de-institutionalisierender Haltungen, die den Caudillo mit dem Geruch der Schafe anfüllen, auf die Gefahr hin, die "körperliche und spirituelle Kraft "zu verlieren, die erforderlich sind, um Papst zu sein (wie Benedikt von sich selbst sagte). Ein Papst, der nicht in Bewegung ist, ist kein Papst, er ist ein emeritierter Paspt. Schlimmer noch-wie sein Nachfolger sagt " er dreht die Uhr zurück". Ein politisch nicht korrekter Papst fängt an, in Gefahr zu sein, weil der Populist, der den Medien - Herren über die Öffentliche Meinung- widerspricht, in Gefahr ist, vom Volk getrennt zu werden.

Der Populismus kann konservativere oder progressivere Züge annehmen, je nach der Geschwindigkeit, mit der dieser oder jener vorangehen will. Was unzulässig ist, ist die Leugnung der "Bewegung" . Wer immer die "Bewegung"  negiert, bleibt außerhalb der "Bewegung" , d.h. außerhalb der Kirche. Das Programm und das Charisma müssen auch die Gläubigen verführen, nach Art des Marketings, Klientel generieren: sonst ist es nicht populär, d.h. es fehlt der populisitische Aspekt. Game over, Papst emeritus.

Seien Sie nicht über die Ähnlichkeit überrascht, die hier in der Beziehung erscheint, die zwischen den Neuen Bewegungen  ihren Gründern bestehen- die ideologische Quelle der gegenseitigen Förderung ist,  die selbe. So hat jede Neue Bewegung ihren kleinen Papst, von dem Lehre und Orientierung -gemäß seinem Charisma ausgehen und die Kirche hat ihre großen Führer, die immer weniger als ihr institutionelles Gesicht gesehen werden immer mehr als "charismatisch". Der Mann mit seinen speziellen Charakteristika verfinstert immer mehr die Institution "Papst" und die Institution "Kirche", die zu Wachs in seinen Händen werden, die zu reformieren er "die Demut und den Ehrgeiz besitzt".  Der ab nihilo ausgewählte Name unterstreicht die dramatische Personalisierung der Pontifikates und den zugrunde liegenden Willen. 

Franziskus hat den Höhepunkt dieses Prozesses gebracht, indem er das Institutionelle maximal charismatisiert und die Ebenen vernichtet.  Er ist auch, und das verschlimmert die Sache und verstärkt die Befürchtungen, ein Verehrer der Wahrnehmung Gottes,"der sich selbst in der Zeit manifestiert und in den Ereignissen der Geschichte gegenwärtig ist," wobei der Glaube ein "reisender Glaube ist, ein historischer Glaube. Gott hat sich als Geschichte offenbart, nicht als Sammlung abstrakter Wahrheiten" laut der Interviews, die er gibt. 

Wie sollte man sich nicht an "Die Stunde des Volkes"  erinnern und die Wellen anarbeiten darf. Zu versuchen, sie umzukehren oder ihnen zu widerstehen würde einem den unrühmlichen Titel eines Restaurationisten (Revisionisten) einbringen. "

Quelle: P. Kwasniewski, Rorate Caeli 


 

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