Auch heute ist das,was Aldo MariaValli in einem Interview über das Herrengebet sagte, aktuell. Luigi C. hat es in Messa in Latino noch einmal veröffentlicht.
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Ich möchte mit einigen Worten erklären, warum ich das Herrengebet weiterhin wie bisher rezititeren werde wie bisher und sagen "und führe uns nicht in Versuchung" und deshalb die neue Übersetzung nach der ich "und lasse und nicht in Versuchung" übernehmen.
Kann Gott uns in Versuchung führen? Natürlich kann er. Er tut das zu unserem Besten. Uns in Versuchung zu führen ist uns zu prüfen und jeder gute Erzieher prüft seine Schüler, um zu sehen, wo er auf dem Weg der Ausbildung steht.
Wegen der Ursünde werde ich ständig durch Sünde in Versuchung geführt. Und Gott ist ganz frei, mich in Versuchung zu führen, um meine Treue, meine Stärke zu prüfen, um mir zu meine Bereitschaft zu prüfen, mich selbst aufzugeben, IHM zu folgen und allein zu dienen.
Versuchung dient zur Bewertung. Sie ist wie eine Frage, wie eine Klassenarbeit.
Der Gläubige, der den Vater bittet "führe mich nicht in Versuchung", ist wie ein Schüler, der den Lehrer anfleht "bitte frage mich nicht!" Der Schüler weiß sehr gut, daß der Lehrer -wenn er ein solcher ist- ihn befragen muss, aber klein und schwach wie er ist, versucht er es trotzdem.
Genau die der Schüler gegenüber dem Lehrer wissen auch wir Gläubigen sehr wohl, daß der Vater und früher oder später om Versuchung führen wird, aber klein und schwach wie wir sind, versuchen wir das selbe: "Bitte Vater, ich flehe dich an: weil ich nicht gelernt habe und nicht vorbereitet bin, prüfe mich nicht, frage mich nicht:"
Aber dann können Sie mich fragen, warum wir unmittelbar danach zum Vater sagen "sondern erlöse uns von dem Bösen".
Wir sagen das - um beim scholastischen Vergleich zu bleiben- weil wir wissen, daß wir uns unseres Nichtwissens sehr wohl bewußt sind, wenden wir uns auf diese Weise an den Vater: " Bitte, anstatt mich zu fragen, mich zu prüfen, befreie mich ganz und gar von diesem Unwissen, in dem ich mich befinde." Eine verständliche Bitte und sogar eine zulässige und wenn sie nicht durch Opportunismus motiviert ist, sondern der ernsthafte Wunsch das Nichtwissen zu überwinden. Eine Bitte jedoch, die zu unserem eigenen Besten nicht zu erfüllen ist. Weil ich - wegen der Ursünde- ganz dem Risiko der Sünde ausgesetzt bin und die ausdrückliche Hilfe des Vaters brauche, um nicht davon verschlungen zu werden.
Meiner Meinung nach sollte das "führe uns nicht in Versuchung" nicht nur nicht geändert werden, sondern ist sehr schön. Es drückt unsere Kleinheit, unsere Unzulänglichkeit aus. Aber es drückt auch Vertrauen in den Vater aus. Sogar, weil wir wissen, daß Er unsere Bitte nicht erfüllen kann (weil klar ist, daß Er uns, wenn Er wirklich Vater ist, uns in Versuchung führen wird und das wird Er zu unserem Besten tun, für unser Wachsen) - bitten wir Ihn trotzdem, uns die Prüfung zu ersparen, uns vom Nichtwissen zu befreien, d.h. von der Sünde. Das ist eine Bitte, die sowohl absurd als auch weich ist, mit der wir sagen, wie klein wir sind, gleichzeitig legen wir uns ganz in die Hand des Vaters.
Wenn ich dagegen sage: "Überlasse mich nicht der Versuchung “, dann sage ich zwei Dinge. Erstens hat diese Versuchung, Prüfung, keinen erzieherischen Wert, sondern ist nur Bosheit. Zweitens, daß der Vater mich tatsächlich verlassen kann, das heißt, er kann mir aus dem Weg gehen, verschwinden, mich angesichts der Sünde in Ruhe lassen. Und damit sage ich etwas Schreckliches, denn ich beschuldige implizit den Vater, daß er mich ignorieren konnte.
Mir ist ein Vater, der mich meinetwegen in Versuchung führt, viel lieber als einer, der mich der Sünde überlassen kann. Der erste ist ein Pädagoge. Sicherlich streng, aber alles auf meiner Seite, alles an meiner Seite im Kampf gegen die Sünde, einer, der immer an meiner Seite ist. Der zweite ist kein echter Erzieher, weil er mich verlassen kann. Vielleicht sieht er sympathischer und weniger grimmig, aber er ist nicht wirklich auf meiner Seite.
Befürworter der Notwendigkeit einer neuen Übersetzung sagen, daß ein großer theologischer Fortschritt gemacht worden sei, weil Gott Gerechtigkeit widerfahren sei, der "nur unser Wohl wollen“ könne. Und sie fügen hinzu: "Da herrscht die Vision des barmherzigen Gottes, der Gottesliebe, die Papst Franziskus gefällt.“ Tatsächlich "vermittelte Jesus, als er den Aposteln sein Gebet lehrte, kein düsteres Bild von Gott, sondern nannte ihn Vater.“
Es scheint mir, daß wir es hier mit einem großen Missverständnis zu tun haben.
Gerade weil Gott Liebe ist und unser Wohl will, kann er uns in Versuchung führen. Wenn er dies nicht täte, wenn er uns nicht auf die Probe stellte, wäre er nicht der wahre Vater und würde keine wahre Liebe zeigen.
Der heilige Pfarrer von Ars schrieb, daß "die Versuchung für uns sehr notwendig ist, um zu erkennen, wer wir wirklich sind.“ So ist es halt. Es ist als Verifizierung, als Beweis notwendig. 2Nichts ist notwendiger als die Versuchung“, fügte Saint Jean-Marie Vianney hinzu, "um uns von unserer Nichtigkeit zu überzeugen und uns davon abzuhalten, uns vom Stolz beherrschen zu lassen.“
Wenn ich ihn bitte, mich nicht der Versuchung zu überlassen, zeige ich, da? ich keine große Achtung vor dem Vater habe. Wie kann ich mir vorstellen, daß Er mich verlassen kann, wenn Er Liebe ist?
Ich habe den Eindruck, daß die Abschaffung des "Führe uns nicht in Versuchung“ auf die Achtundsechziger-Mentalität zurückzuführen ist, die damals an den Universitäten forderte, Prüfungen abzuschaffen und die "politische Achtzehn“ durchzusetzen. So wie damals das vermeintliche Recht des Schülers auf Beförderung Vorrang vor der Pflicht des Lehrers hatte, seine Vorbereitung zu bewerten, so hat heute das vermeintliche Recht des Gläubigen auf Vergebung Vorrang vor Gottes Pflicht zur Prüfung seines Glaubens. Es ist kein Zufall, daß die Verfechter der Abschaffung des Satzes "Führe uns nicht in Versuchung“ demselben theologischen Zweig angehören, der die Sünde auf den Dachboden verfraxhtet hat. Im Vordergrund steht nicht mehr Gott, es gibt kein göttliches Urteil mehr, sondern der Mensch mit seinem Anspruch auf Vergebung auf jeden Fall
Deshalb werde ich bei allem Respekt vor der Bischofskonferenz und dem Papst weiterhin so beten, wie Jesus es uns gelehrt hat."
Quelle: Luigi C. A.M. Valli, MiL
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