Sonntag, 7. Juli 2024

1Jahr Kardinal Tucho Fernandez im Amt des Glaubenswächters...

Fr. Raymond de Souza befasst sich bei "thecatholicthing" mit Kardinal Tucho Fernandez erstem Jahr im Amt des Glaubenspräfekten. Hier geht s zum Original  klicken

 "KARDINAL FERNANDEZ ERSTES JAHR : UNTERMINIERT ER SEIN EIGENES LEHRAMT?"

"Víctor Manuel Fernández hatte in seinem ersten Amtsjahr viel zu tun. Aber war er auch effektiv? Vor einem Jahr wurde er diese Woche zum Präfekten des vatikanischen Lehramts ernannt – früher in Rom umgangssprachlich „La Suprema“ genannt und jetzt offiziell Dikasterium für die Glaubenslehre (DDF). Kardinal Fernández hat ein intensives Jahr hinter sich, in dem er offizielle Antworten auf Fragen zur Heiligen Kommunion für Paare gab, die außerhalb einer gültigen Ehe zusammenleben, zu transsexuellen Paten, zur Freimaurerei und zur Einäscherung; zu Erklärungen über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und zur Menschenwürde; zu einer Anmerkung zur gültigen Sakramentsverwaltung und zu Normen zur Beurteilung übernatürlicher Phänomene.

Doch inmitten dieser Hektik der lehramtlichen Tätigkeit hat Kardinal Fernández möglicherweise genau das Lehramt untergraben, das er so energisch ausgeübt hat. Er hat energisch gelehrt, aber auf eine Weise, die unklar macht, was gelehrt wird. Ein solcher Ansatz kann die Autorität des Lehramts untergraben, nicht weil Katholiken der Lehrmeinung des Lehramts widersprechen könnten, sondern weil nicht mehr klar ist, was Lehrmeinung ist.

Drei Fälle aus dem vergangenen Jahr veranschaulichen das Problem.

1.Zurück zu Amoris Laetitia

  Bereits einige Wochen nachdem er seine Verpflichtungen in Rom aufgenommen hatte, kehrte Kardinal Fernández zu Amoris Laetitia zurück, einem Dokument, das seinen großen Einfluss bewiesen hat, wenn nicht sogar, daß er der Hauptautor war. Die apostolische Exhortation hat viele dadurch verblüfft, weil sie dem widerspricht, was der Hl. Johannes Paul II in Veritatis Splendor gelehrt hat. Fernandez hat Amoris Laetitia verteidigt, aber während die Gedanken eines Ghostwriters interessieren, sind sie doch nicht lehramtlich.

  So- hat Fernandez- in seinem Amt als Präfekt- früh eine Rettungsaktion für Amoris Laetitia versucht, an der er Anteil hatte. In seiner Antwort auf die Fragen an die DDF hat Fernandez im September 2023 wiederholt, daß die endgültige Interpretation von Amoris Laetitia von Papst Franziskus in dem Brief gegeben wurde, den er im September 2016. in einem Brief an die Bischöfe der Region Buenos Aires geschrieben hat. In diesem Brief sagte der Hl. Vater, daß es "keine anderen Interpretationen" gibt.

  Die Buenos-Aires-Richtlinien waren restriktiver als allgemein berichtet wurde. Z.B. waren sie strikter als die von Kardinal Mario Grech vorgeschlagenen- jetzt Leiter des vaticanischen Synoden.-Sekretariates-als er noch Bischof in Malta war. Im schloss sich Erzbischof Charles Scicluna, beigeordneter Sekretär der DDF, an. Wenn es wirklich "keine anderen Interpretationen "gibt, bedeutet das, daß sich Grech und Scicluna geirrt haben.


     Lassen wir das beiseite, war dann die Art des Buenos-Aires-Manöver sehr bemerkenswert? Ich habe das damals als "getarntes Lehramt" beschrieben. Die zweideutigen Teile von Amoris Laetitia wurden durch die Richtlinien der Bischöfe von Buenos Aires klargestellt, zu denen auch Fernandez gehörte, damals Bischof von Buenos Aires - als Rektor der Katholischen Universität von Argentinien. Die Richtlinien wurden dann in einem Brief von Papst Franziskus an die Bischöfe von Buenos Aires anerkannt, wie an die Presse durchsickerte, als die Richtlinien veröffentlicht wurden. Fernandez argumentierte in der Folge, daß ein durchgesickerter Brief ein lehramtlicher Akt sein könnte.

Könnte ein durchgesickerter Brief eine lehramtliche Lehre klarstellen, besonders wenn er Unterschiede zur Lehre einer Enzyklika (Veritatis Splendor) aufweist?  Das hat viele nicht überzeugt, so erklärte Papst Franziskus 2017 -ex post facto- daß sein Brief für Buenos Aires jetzt ein apostolischer Brief war und so Teil des Lehramtes. Für mehr als ein Jahr gab es einen "apostolischen Brief ", von dem niemand wusste,  ein versteckter Einsatz der lehramtlichen Autorität. 

Die Aufrechterhaltung dieses ungewöhnlichen Manövers war das Thema, das Kardinal Fernández als Präfekt als erstes ansprechen wollte, nämlich dass das Lehramt durch Presse-Lecks ausgeübt werden könnte. Einmal versteckt, könnte es dann rückwirkend zu einer Lehrmeinung werden, von der niemand vermutete, daß sie angeboten wurde.

Warum sollte der Präfekt dies zu seiner obersten Priorität machen? Vielleicht, weil es wichtig war, zu betonen, daß das Lehramt das ist, was die jeweiligen Pfarrer entscheiden, was es ist.

II. Kehrtwende bei Fiducia supplicans

Das Manöver von Buenos Aires verriet einen Ansatz, der Kardinal Fernández‘ Unterschrifteninitiative des vergangenen Jahres, Fiducia supplicans, dominieren sollte, deren dritter Abschnitt den Titel "Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von Paaren des gleichen Geschlechts“ trägt. Dies wurde von vielen rundheraus abgelehnt, beispielsweise von der größten Ostkirche, den ukrainischen griechischen Katholiken.

Obwohl die Kontroverse bekannt ist, überlegen Sie, wie Fernández reagierte.

Zuerst gab es eine "Presseerklärung“, die Differenzierungen vornahm, die die ursprüngliche Erklärung ihrer klaren Bedeutung zu berauben schienen. Die Presseerklärung enthielt spezifische Anweisungen, wie Priester einen Segen erteilen können. Kann eine Presseerklärung eine vom Heiligen Vater genehmigte "Erklärung“ – die höchste Ebene der DDF-Lehre – ändern? Ist die Erklärung dann im Lichte der jüngsten Kommentare des Präfekten gegenüber den Medien zu lesen? Muss es eine formelle Presseerklärung sein? Wäre ein Tweet ausreichend? Zweitens lehnten die Bischöfe Afrikas Fiducia Supllicans kurzerhand ab. Der Präfekt traf sich dann mit Kardinal Fridolin Ambongo Besengu, dem Präsidenten des Symposiums der Bischofskonferenzen Afrikas und Madagaskars (SECAM), und unterzeichnete eine gemeinsame Erklärung, in der er bemerkenswerterweise zustimmte, daß die eigene Erklärung der DDF in Afrika nicht gelte. "Damit bringen wir unsere heutige Position in Afrika zum Ausdruck und wir tun dies im Geist der Gemeinschaft, der Synodalität mit Papst Franziskus und mit dem Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre“, sagte Ambongo. „In Afrika gibt es keinen Ort, an dem homosexuelle Paare gesegnet werden können. Überhaupt nicht.

So kann die Lehrmeinung geographisch aufgehoben werden, wenn der Präfekt zustimmt. Fernández machte nicht klar, wie sich ein afrikanischer Priester verhalten sollte, wenn er zum Beispiel in einer kalifornischen Gemeinde arbeitet

Drittens setzte die koptisch-orthodoxe Kirche von Alexandria unter Papst Tawadros II. die ökumenischen Beziehungen mit Rom aus und "lehnte alle Formen homosexueller Beziehungen ab, weil sie die Heilige Bibel und das Gesetz verletzen, nach dem Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat, und die [koptische] Kirche betrachtet jede Segnung solcher Beziehungen, welcher Art auch immer, als Segen für die Sünde, und das ist inakzeptabel.“

Kardinal Fernández unternahm einen Besuch in Ägypten, um die Sache zu klären, und versuchte, dieses Problem zu lösen, indem er rundheraus erklärte, daß der Heilige Stuhl der koptischen Erklärung "zustimme“, die die Lehren von Fiducia ablehnte und die Beziehungen abbrach. Der Präfekt stimmt einer Ablehnung seiner eigenen Erklärung zu

Kann man dann von Fiducia als Lehrmeinung sprechen?

Das Originaldokument bleibt offiziell unverändert. Doch der Präfekt selbst hat sich dreimal mit nichtmagistralen Methoden von seinem eigenen Dokument distanziert und sich denen angeschlossen, die es ablehnen. Wenn der Präfekt nicht an sein eigenes Lehramt gebunden ist, sind es dann andere Katholiken?

III. Die Vorgehensweise der Mystischen Leidenschaft

Ein Rückblick auf das erste Jahr von Kardinal Fernández muss auch die Veröffentlichung seines 1998 erschienenen Buches über Orgasmen, Mystische Leidenschaft, beinhalten, das Einzelheiten einer imaginären erotischen Begegnung mit Jesus Christus an den Ufern des Sees Genezareth enthält. Fernández behauptete, dass es auf einer spirituellen Erfahrung basiere, die ihm von einem 16-jährigen Mädchen offenbart worden sei. Das Buch war eine tiefer gehende Untersuchung der Themen, die er in seinem 1995 erschienenen Buch Heile mich mit deinem Mund: Die Kunst des Küssens behandelte.

Wie reagierte Fernández auf diesen Skandal? Einfach. Er zog das Buch nicht zurück oder verurteilte es, sondern sagte lediglich, dass er "das jetzt nicht schreiben würde“ und dass es „nicht autorisiert“ und "gegen meinen Willen“ sei, es jetzt zu verbreiten. Der Text entspricht nicht mehr dem Willen des Präfekten. Ein gewisser Voluntarismus kann sich als nützlich erweisen.

Bei lehramtlichen Texten ist derselbe Ansatz zu verfolgen. Was gelehrt wird, kann nachträglich durch eine gegenteilige Aussage des Autors geändert werden. Mystical Passion ist daher nicht mehr so ​​zu lesen, wie es geschrieben steht; ebenso wenig wie Fiducia Supplicans oder Amoris Laetitia.

In inhaltlichen Fragen hat Michael Pakaluk argumentiert, daß Mystical Passion mit Fernández’ Moraltheologie übereinstimmt. Aber diese Theologie ist schwer fassbar, wenn sie einfach aufgegeben werden kann, sobald sie sich als unbequem erweist. Das Lehramt ist nicht dazu gedacht, aufgegeben zu werden.

Den Glauben schützen

Am Tag vor der Ernennung von Fernández war der 25. Jahrestag der Veröffentlichung eines Motu proprio von Johannes Paul II., Ad tuendam fidem. Beigefügt war ein sehr sorgfältiger und detaillierter Kommentar, der von Kardinal Joseph Ratzinger unterzeichnet wurde.

"Um den Glauben der katholischen Kirche vor Irrtümern zu schützen, die von bestimmten Mitgliedern der christlichen Gläubigen ausgehen, insbesondere von denen, die sich den verschiedenen Disziplinen der Heiligen Theologie widmen“, so begann Johannes Pauls Dokument. Die genaue Präzision des Ratzinger-Kommentars zeigte, wie sorgfältig diese Aufgabe ausgeführt werden muss.

Diese genaue Sorgfalt ist für die DDF nicht mehr charakteristisch. George Weigel argumentierte kürzlich, dass in Bezug auf die Todesstrafe angesichts der ungenauen Formulierungen, die Fernández in Dignitas infinita verwende, ein "heimlicher Bruch“ im Gange sei,

Das nächste Jahr des Präfekten in Rom könnte ähnlich energisch verlaufen. Aber wie effektiv kann er gegen sich selbst arbeiten?"

Quelle: Fr. R. de Souza, thecatholicthing

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