Donnerstag, 6. Oktober 2016

Kardinal Sarah: neues Buch, neues Interview.

Father R. Blake kommentiert auf seinem marymagdalenblog vorab das neue Buch von Kardinal Sarah über die schweigende Kirche. Hier geht´s zum Original:  klicken

              "DIE SCHWEIGENDE GEGEN DIE SCHWATZENDE KIRCHE"

"Warum beginnen die Angriffe auf die Kirche immer bei den Kontemplativen? Es waren die Karthäuser, die die französischen Freimaurer-Regierung 1903 zuerst angegriffen hat, ebenso wie der blutige Heinrich seine Englische Reformation mit dem Martyrium des Hl. John Houghton und seiner Karthäuser-Gefährten startete.

Die schweigende Kirche ist immer ein größere Bedrohung als die schwatzende Kirche. Die schwatzende Kirche ist leicht manipulierbar, sie ist von ihren eigenen Ressourcen und Einsichten abhängig, ist empfänglich für Neuerungen und eifrig bei Änderungen.
Die schweigende Kirche ist Christus nahe, sie betrachtet die essentiellen Mysterien des Glaubens, sie ist in der Welt-aber nicht von ihr, sie hängt nicht von ihren eigenen Ressourcen ab sondern von der Macht Gottes. Sie ist an eine ungebrochene Tradition gebunden.

Die schweigende Kirche ist eine Kirche des Gebets, sie ist nicht inaktiv aber auch keine andere NGO, ihre Aktivität kommt aus der Kontemplation, aus ihrer Kommunion mit Gott. Die schwatzende Kirche ist das Haus ohne Fundament- auf Sand gebaut, das nicht standhält und wenn Wind und Regen kommen, weggespült wird.

Papst Benedikt hat wiederholt wie ein Prophet des Alten Testamentes  gehandelt, indem er oft prophetische Zeichen Worten vorzog. Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, daß sein Rückzug in ein kontemplatives Leben ein prophetisches Zeichen für eine Kirche ist, die viel mehr an Geschwätz als an Stille interessiert ist.
Kardinal Robert Sarah hat "La Nef" ein Interview gegeben, als Vorspiel für sein neues Buch "Die Stärke der Stille- gegen die Diktatur des Lärms", von dem es zur Zeit nur eine französische Ausgabe gibt.
Im Interview spricht er über die Stille in der Liturgie und kehrt zum Thema der Zelebration ad orientem zurück und man kann ein bißchen verstehen, warum er das so wichtig findet.


Hier Teil 1 des Interviews: 

In einem weiträumigen Interview mit "La Nef" diskutiert Kardinal Sarah sein neues Buch, das in Frankreich veröffentlicht wurde, und sagt:"Indem wir im Schweigen Gottes leben und in IHM, werden wir selber still."
                               
                           
Notiz des Herausgebers:  Das folgende Interview mit Robert Cardinal Sarah, das anläßlich der Veröffentlichung seines neuen Buches "La Force du silence" gegeben wurde,  ist im Oktober 2016 in der Französischen Zeitung "La Nef"  erschienen.  




La Nef: "Dieses Buch, das Sie Ihren Lesern anbieten, ist eine wahre spirituelle Meditation über die Stille: warum sind Sie in eine so tiefe Reflektion eingetaucht, die üblicherweise nicht von einem Präfekten der Liturgie-Kongregation erwartet wird, der für Dossiers verantwortlich ist, die sich sehr konkret mit dem Leben der Kirche befassen?"  

Cardinal Robert Sarah: 
Gottes erste Sprache ist das Schweigen". Im Kommentar zu seinen wunderbaren, reichen Einsichten zum Hl. Johannes vom Kreuz, schreibt Thomas Keating in seinem Buch "Einladung zur Liebe": "Alles andere ist nur eine ärmliche Übersetzung, um seine Sprache zu verstehen, wir müssen lernen und in Gott ruhen."
Es wird Zeit, die wahre Ordnung der Prioritäten wieder zu entdecken. Es wird Zeit, Gott zurück ins Zentrum unserer Sorgen zu stellen, in den Mittelpunkt unserer Handlungen und unseres Lebens: den einzigen Platz, den er einnehmen sollte. So wird unsere Christliche Reise fähig, um diesen Felsen zu kreisen, im Licht des Glaubens Konturen anzunehmen und im Gebet gestärkt zu werden, in einem Moment des Schweigens, der intimen Begegnung, in dem das menschliche Wesen Gott von Angesicht zu  Angesicht gegenüber steht, IHN anbetet und IHM seine kindliche Liebe ausdrückt.  

Machen wir uns nichts vor. Es ist wirklich dringend: Gott wieder zu entdecken. Man kann sich dem Vater nur in Stille nähern. Was die Kirche heute braucht, ist keine administrative Reform, kein anderes pastorales Programm, keine strukturelle Veränderung. Das Programm existiert schon: es ist das, das wir immer hatten, es stammt aus dem Evangelium und lebt aus der Tradition. Es ist in Christus selbst zentriert, den wir kennen, lieben und nachahmen müssen- und um in IHM und durch IHN zu leben, um die Welt zu verwandeln, die durch die menschlichen Wesen degradiert wurde, die leben als ob Gott nicht existierte. Als Priester, Hirte, als Präfekt und als Kardinal ist es meine Priorität, zu sagen, daß Gott allein das menschliche Herz befriedigen kann.

Ich denke, daß wir die Opfer einer oberflächlichen, selbstsüchtigen und weltlichen Geistes, die durch unsere medien-gesteuerte Gesellschaft verbreitet werden. Wir gehen im Kampf um Einfluss, in Konflikten zwischen Personen, in einem eitlen, narzisstischen Aktivismus verloren.
Wir wohnen in Stolz und Ehrgeiz. Gefangene eines Willens zur Macht. Aber alle das vergeht wie Rauch. In meinem neuen Buch will ich die Christen und Menschen guten Willens einladen, ins chweigen einzutreten; ohne das leben wir alle in einer Illusion.
Die einzige Realität die unsere Aufmerksamkeit verdient, ist Gott Selbst und Gott schweigt Er wartet auf unser Schweigen um sich zu offenbaren.
Den Sinn für die Stille wieder zu gewinnen ist deshalb eine Priorität, eine dringende Notwendigkeit.
Stille ist wichtiger als jedes andere menschliche Werk. Weil sie Gott ausdrückt. Die wahre Revolution kommt aus der Stille; sie führt uns zu Gott und zu anderen, so daß wir uns selbst in ihren Dienst stellen können."

"Warum ist die Idee der Stille so wichtig in Ihrer Sicht? Ist Stille notwendig, um Gott zu finden und auf welche Weise "ist sie die größte Freiheit des Menschen"? Ist Stille als Freiheit eine asketische Übung?"

Kard. Sarah: "Stille ist keine Idee, sie ist der Weg, der den Menschen befähigt, zu Gott zu gehen. Gott ist Stille und in seiner göttlichen Stille bewegt sich in einem menschlichen Wesen. Indem man in der Stille Gottes lebt und in IHM, werden wir selber still. Nichts wird es uns leichter machen, Gott zu entdecken, als diese ins Herz unseres Seins eingeschriebene Stille.
Ich scheue mich nicht, festzustellen, daß ein Kind Gottes zu sein, bedeutet ein Kind der Stille zu sein.
Die Stille zu erobern, ist eine Schlacht und eine Form der Asketik. Ja, es erfordert Mut, sich selbst von allem zu befreien, das unser Leben niederdrückt, weil wir nichts so sehr lieben, wie unser Aussehen.
Auf das Äußerliche, durch diese Notwendigkeit alles zu sagen, kann der geschwätzige Mensch nicht anders als weit entfernt von Gott zu sein, unfähig zu jeder tiefen spirituellen Aktivität. 
Im Gegensatz dazu befreit das Schweigen den Menschen. Die Ketten der Welt haben keine Macht über ihn.
Keine Diktatur kann etwas gegen einen schweigenden Menschen unternehmen. Man kann dem Menschen sein Schweigen nicht stehlen. Ich denke da an meinen Vorgänger auf dem Stuhl von Conakry in Guinea, Erzbischof Raymond-Marie Tchidimbo.
Er mußte fast 9 Jahre im Gefängnis verbringen, verfolgt von der marxistischen Diktatur. Es war ihm verboten, irgendwen zu treffen oder mit jemandem zu sprechen. Das Schweigen, das ihm von seinen 
Gefängnsiwärtern aufgezwungen wurde, wurde der Platz seiner Begegnung mit Gott. Geheimnisvollerweise wurde seine Zelle ein wahres "Noviziat" und dieser erbärmliche, schmutzige, kleine Raum ermöglichte ihm, etwas von der großen Stille des Himmels zu verstehen. 

"Ist es immer noch möglich, die Wichtigkeit des Schweigens in einer Welt, in der Lärm in allen Formen niemals aufhört? Ist das eine neue Situation der Modernität mit ihren Medien, TV und Internet, oder war dieser Lärm immer charakteristisch für die Welt?"

Kard. Sarah: "Gott ist Stille, und der Teufel ist laut. Von Anfang an. Satan hat versucht seine Lügen unter der Maske einer täuschenden, wiederklingenden Agitation zu verbergen. Der Christ schuldet es sich selbst, nicht von dieser Welt zu sein. An ihm ist es, sich von diesen Geräuschen der Welt abzuwenden, von ihrem Lärm, und sich besser dem zuzuwenden, was essentiell ist: Gott.
Unser vielbeschäftigte ultra-technologisches Zeitalter macht uns noch kränker. Lärm ist wie eine Droge geworden, von der unsere Zeitgenossen abhängig sind. 
Mit seinem festlichen Auftreten ist der Lärm ein Wirbelwind. der vermeiden läßt, sich selbst ins Gesicht zu sehen und sich seiner inneren Leere zu stellen. Das ist eine teuflische Lüge.  
Das Erwachen kann nur brutal sein.
Ich scheue mich nicht, alle Menschen guten Willens aufzurufen, sich einer Art des Widerstandes anzuschließen. Was wird aus unserer Welt werden, wenn es keine Oasen der Stille mehr gibt?
In der turbulenten Flut leichter, hohler Worte erscheint das Schweigen als Zeichen der Schwäche. In der modernen Welt wird der schweigende Mensch einer, der sich nicht selbst verteidigen kann.
Er ist "subhuman"  gegenüber dem selbsternannt starken Menschen, der die anderen in der Flut seines Sprechens zerquetscht und ertränkt. Der schweigende Mensch ist ein Mensch zuviel.
Das ist der tiefere Grund für den Hass und die Verachtung des modernen Menschen für Schweigende, für ihre abscheulichen Verbrechen gegen ungeborene Kinder, die Kranken am Ende ihres Lebens.
Diese menschlichen Wesen sind wunderbare Propheten des Schweigens. 
Mit ihnen- habe ich keine Angst zu erklären- daß die Priester der Moderne, die eine Art von Krieg gegen die Stille erklären, die Schlacht verloren haben. Weil wir mitten im größten Durcheinander, verächtlichen Störungen, inmitten von Lärm und Schreien dieser infernalischen Maschinen, die uns zum Aktivismus einlädt, indem es uns jede  transzendentale Dimension und jedes innere Leben nimmt."
Fortsetzung folgt.

Quelle: Father R.Blake, Kard. R. Sarah, La Nef

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