Dienstag, 8. August 2017

Reform durch Kontinuität oder ein Exkurs in die jüngere Kirchengeschichte, Fortsetzung

Fortsetzung von A. Gagliarduccis Beitrag  "Vatican: Ein Blick in die Vergangenheit hilft die Gegenwart zu verstehen"

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Krieg und Frieden
"Der zweite Jahrestag, der uns hilft die Gegenwart durch die Linsen der Vergangenheit zu sehen, ist der 100. Jahrestag des Briefes von Papst Benedikt XV an die Oberhäupter der kriegsführenden Völker aus dem Jahr 1917, mitten im Ersten Weltkrieg.

In diesem Brief steht die berühmte päpstliche Beschreibung des Krieges als "nutzloses Schlachten" . Aber in diesen eineinhalb Seiten, die am 1.August 1917 veröffentlicht wurden, gibt es viele andere Themen.

Benedikt XV stellt die rhetorische Frage: "Maß die zivilisierte Welt auf ein Feld des Todes reduziert werden? Und wird das so glorreiche und blühende Europa -fast vom universalen Wahnsinn überwältigt- auf einen wirklichen Selbstmord zugehen?"
Diesem Appell an die Vernunft folgen die genauen Bedingungen für die Kriegsführenden. Hier speigelt sich die diplomatische Linie des Hl. Stuhls wieder.

Benedikt fordert vor allem, daß die "materielle Stärke der Waffen durch die moralische Stärke der Liebe ersetzt wird," - nur durch eine "Zustimmung der Parteien zu einer gegenseitigen und gleichzeitigen Verringerung der Waffen nach Regeln und Garantien, die geschaffen werden müssen, gemessen an der Notwendigkeit die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Der Aufruf beinhaltet das Bewußtsein, daß eine Welt ohne Waffen sicherer ist, als eine mit Waffen.
Dieses Thema ist so aktuell, daß eine Vaticankonferenz, die vom 10.-11. November stattfinden wird, sich damit befaßt.

Benedikt XV fordert dann auch, daß ein Amt geschaffen wird, dessen höchste Aufgabe ist, Frieden zu schaffen. "Das war ein Anstoss in Richtung Mediation, einer Aktivität bei der der Hl. Stuhl immer in der ersten Reihe zu finden war. Kardinal Pietro Parolin, Vatican-Staatssekretär, hat ebenfalls ein Amt für Päpstliche Mediation innerhalb des Staatssekretariates plädiert.



Dann verlangt Papst Benedikt XV eine "richtige Freiheit auf den Meeren" zur Öffnung in Richtung einer internationalen Kommunikation. Das führt zu dem Gedanken von einer größeren Öffnung der internationalen Grenzen. "Das würde die vielen Ursachen eliminieren, die vielen Ursachen für den Konflikt sind und zur selben Zeit neue Quellen für Wohlstand und Fortschritt eröffnen."

Der Papst fordert die kriegsführenden Nationen auf, die Kriegsausgaben zu begrenzen, ein Gegengewicht durch den "riesigen Gewinn der Entwaffnung" zu schaffen  und er stellt fest, daß die Vereinbarungen nicht "ohne gegenseitigen Rückzug aus den besetzten Gebieten erreicht werden können."
So forderte der Papst die Deutschen auf, aus Belgien und Frankreich abzuziehen, drängt auf eine Übereinkunft zwischen Italien, Österreich, Deutschland und Frankreich über umstrittene Gebiete, die in einem "Geist der Versöhnung" ausgehandelt werden sollte und eingedenk dessen, was "gerecht und möglich" ist.

Der Papst forderte auch für andere Szenarien einen Geist der Versöhnung: Armenien, die Balkan-Staaten, Polen.
Schaut man in der Zeit zurück, hat es nicht falsch verstanden: Armenien steuerte auf das "Große Böse" zu; Polen litt unter territorialer Unsicherheit, die Deutschland dazu bringen würde eine Invasion in Danzig und so den Zweiten Weltkrieg zu beginnen, die Balkan-Staaten waren die Bühne für einen blutigen Bürgerkrieg und die ethnischen Probleme sind dort  immer noch präsent.

So können wir -indem wir zurück blicken, den prophetischen Charakter der diplomatischen Bemühungen des Hl. Stuhls entdecken , der immer in der Lage ist, klar auf globale Themen zu schauen. Diese Aussicht ist eine Hilfe zum Verständnis der aktuellen Situation."

Quelle: A. Gagliarducci, Monda in the Vatican

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