Sandro Magister berichtet bei Settimo Cielo über zwei neue Umfragen zum Glauben der italienischen Katholiken und ihrer Beurteilung von Papst Franziskus- und die entsprechenden Bücher.
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"FRANZISKUS, EIN APERITIF-PAPST". EINE GROSSE UMFRAGE ZUM UNSICHEREN GLAUBEN DER ITALIENER"
Ein Viertel eines Jahrhunderts ist vergangen und drei Päpste sind gekommen und gegangen; seit der letzten großen Umfrage zum religiösen Glauben in Italien von 1995. Und jetzt, wo die neue Umfrage alle Daten liefert, wird bekannt, daß sich der Katholische Glaube trotz der breiten Zustimmung, die den aktuellen Papst und Primas von Italien, Franziskus, umgibt, zu großenTeilen verflüchtigt hat.
"Kleingläubiges Volk" ist der Titel des ersten Buches von Franco Garelli von der Universität Turin, im Presseverlag Il Mulino, das sich auf die neue Umfrage bezieht.
"Unsicherer Glaube" ist der Titel des zweiten, von Roberto Cipriani von der Universität Rom mit dem Vorwort von Enzo Pace, verlegt bei Franco Angeli.
Das erste Buch basiert auf den Zahlen der großen Umfrage, das zweite auf offenen Befragungen einer repräsentativen Stichprobe der Gesamtbevölkerung. Und es ist dieses zweite Buch, das das religiöse "Gefühl" der Italiener am besten einfängt, lebhafter und unterschiedlicher als es standardisierte Antworten eines Fragebogens können.
Das Kapitel über Jorge Mario Bergoglio ist beispielhaft. Es beginnt mit dem Titel: "Franziskus ein Aperitif-Papst", der wörtlich wiedergibt, was eine der Interviewten sagte "Ich sehe Papst Franziskus als den Happy-hour-Typ", den klassischen Freund, mit dem man einen Kaffee an der Bar trinkt, jedermanns Kumpel..."
Die Interviews wurden 2017 geführt, vier Jahre nach der Wahl Bergoglios zum Paspt und sie registrieren eine ziemlich breite Zustimmung für ihn. Aber mit vielen Anzeichen, die zeigen, welchen Wert diese Zustimmung hat, die von Professor Cipriani scharf analysiert wird.
Um zu beginnen- während die trockenen Antworten auf den Fragebogen 82% positive Urteile über den Papst ergaben, 5,4% negative und 12 % "nicht sicher", fielen bei den Interviews die positiven auf 70%, stiegen die negativen auf 8% und "unsicher" auf 22%,
Wenn Cipriani aber das Kriterium "Gefühlsanalyse" anwendet, dann ändern sich die Proportionen -und das nicht wenig-. "In Bezug auf Franziskus "schreibt er "erreichen die positiven Gefühle 33,2%, die negativem 20,3% und die neutralen 46,4%."
Und hier einige Hinweise, die der Forscher aus den Interviews ableitet:
-"Die Urteile über Papst Franziskus betreffen fast immer äußere Aspekte der kirchlichen Welt und berühren nicht die wirkliche Dynamik innerhalb der Kirche."
-"Die Aktionen von Franziskus werden mehr als sozio-politische Handlungen bewertet als entlang spiritueller Linien."
-"die innerkirchliche und außerkirchliche Kommunikation zeigt offensichtliche Probleme, einerseits werden die offiziellen Dokumente des Papstes, einschließlich der Enzykliken, nicht einmal mit ihren Titeln erinnert, viel weniger noch in ihrem Inhalt, andererseits werden einige grundlegende Faktoren mit großer Ungenauigkeit und sogar offen sichtbarem Mißverstehen und Umkehrung wiedergegeben"
-"was stattdessen das Ziel erreicht, sind die päpstlichen Statements und Gesten gegenüber Migranten, den Armen und den Leidenden"
-"eine Pressekonferenz mit dem Papst an Bord eines Flugzeugs schafft es, fast unviversale Aufmerksamkeit zu erreichen, so daß ein einfacher Satz allgemeiner Gesprächsstoff werden kann."
-"was sicher ist, ist der starke Einfluß der Massenmedien auf die Formulierung eines Urteils über Franziskus"
-"es bleibt aber eine große Unsicherheit bei der Beurteilung der Arbeit des Papstes, jetzt mal mit maskiertem Konservatismus, mal mit exzessivem Reformismus, mit widersprüchlichen Standpunkten- sogar in ein und demselben Interview. "
Alles das im Jahr 2017, in dem Franziskus´ Popularität ihren Gipfel erreichte und- wie auch nach Ciprianis Ansicht - die Abwärtskurve begann. In einer parallelen Umfrage von Demos 2017, betrachteten 77% der Italiener den Papst als "vertrauenswürdig". Zwei Jahre später, 2019, fiel das Vertrauen in den Papst auf 66%.
Aber das Herz der Umfrage ist vor allem der Vergleich zwischen diesen Beurteilungen von Papst Franziskus und der allgemeinen Schwächung des Katholischen Glaubens in Italien.
Daß sogar in Italien- wie in vielen anderen Ländern- der Katholische Glaube zunehmend "unsicher" und weniger "sicher" ist, ist jetzt eine nicht mehr zu leugnende Tatsache, die die Umfrage umfänglich dokumentiert. Und alle Indikatoren zeigen, daß diese Abnahme in den nächsten paar Jahren anhalten wird.
Aber es ist eben so, daß in den Interviews über Franziskus diese allgemeine Krise des Glaubens nicht einmal berührt. Sie sagen von ihm, daß er sich ihrer nicht bewußt ist. Und sogar im Fragebogen hat die Hälfte auf die Frage, ob der Papst in der Lage ist, die Dinge des religiösen Glaubens zu reparieren, mit Nein geantwortet.
Ein beunruhigender Punkt bei der Schwächung des Katholischen Glaubens in Italien findet man in den Antworten zum Leben nach dem Tod. Verglichen mit 1995 haben die, die an ein anderes Leben glauben, signifikant abgenommen: es waren 41% und sind jetzt 28,6%, während die Zahl jener, die ein zukünftiges Leben leugnen, sich verdoppelt hat- von 10,4 auf 19,5%.
Es ist dann angesichts dieses Zusammenbruchs des Glaubens an die Auferstehung auffallend, daß keiner der Befragten, wenn die Sprache auf Papst Franziskus kommt, von ihm als Verkünder des ewigen Lebens spricht."
Quelle: S. Magister, Settimo Cielo
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