Mittwoch, 23. November 2022

Der Hl.Clemens, der Phoenix und die heutigen Lesungen

Hans Boersma veröffentlicht bei firstthings einen Kommentar zu den heutigen Lesungen aus dem Lukas-Evangelium und der Offenbarung und dem Brief des Hl.Clemens an die Korinther. Hl. Clemens bitte für uns! 
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                        "CHRISTUS DER PHOENIX"

Die Worte Jesu scheinen keinen Sinn zu machen: "Kein Haar von eurem Kopf wird verloren gehen" (Lukas 21:18). Diese Äußerung scheint nicht nur der allgemeinen Erfahrung zu widersprechen- wir alle haben viele Nöte zu ertragen- aber auch Jesu eigenen strengen Warnungen vor Kriegen, Erdbeben und Verfolgung: Sogar Eltern, Brüder, Verwandte und Freunde werden euch ausgeliefern, und einige von euch werden sie töten" (21:16) Was meint er mit "Nicht ein Haar von eurem Kopf wird verloren gehen"?

Härte und Verfolgung besonders können dazu führen, daß wir Gottes Treue in Frage stellen. Unsere Welt bricht zusammen; die Dunkelheit zieht uns an, das Ende scheint auf uns zu zu kommen- wie können wir den Worten vertrauen, die Jesus spricht?

Beide Lesungen für den 23. November (Lk 21:10-19 und Offenbarung 15:1-4) sprechen zu unseren Zweifeln und zielen darauf, unsere Zuversicht und Vertrauen neu zu entzünden. Das tut auch das Beispiel des Hl. Clemens von Rom, an den die Kirche heute erinnert. 

Jesu paradoxe Aussagen: "Einige von euch werden getötet werden" und "kein Haar von eurem Kopf wird verloren  gehen" können uns verblüffen. Aber dann nimmt das Buch Offenbarung uns mit in den Himmel, wo wir Menschen mit Harfen in den Händen auf einem gläsernen Meer sehen. Diese Menschen sind Märtyrer; obwohl sie getötet worden sind, spricht der Hl. Johannes über sie als Sieger, Leute, die das Biest und sein Bild besiegt haben (Off. 15:2-3). 

Das ist ein Paradoxon- Märtyrer und Sieger- aber letztendlich kein Widerspruch, weil sie in und durch ihr Martyrium das Biest besiegt haben.

Der Kampf kann uns ermüden; in unserer Müdigkeit fangen wir an, die Güte und Treue Gottes in Frage zu stellen. Beide Worte von Lukas und unserer eigenen Erfahrung lassen uns den Mut verlieren, weil wir in beiden Realitäten begegnen "manche von euch werden getötet werden" das scheint mit der Güte und Barmherzigkeit Jesu zu kollidieren, der uns versprochen hat: "daß kein Haar von eurem Kopf verloren gehen wird."


Der Hl. Clemens- erzählt in seinem Ersten Brief an die Korinther, die antike griechische Erzählung vom Phoenix, einem mythischen Vogel, der -nachdem er 100 Jahre gelebt hat, stirbt, aber dann aus der Asche aufersteht. So erzählt Clemens die Geschichte: 

"Als er sich der Auflösung nähert und der Tod bevorsteht, macht der Phoenix sich ein Nest aus Weihrauch und Myrrhe und anderen Gewürzen; das passiert, wenn die Zeit erfüllt ist und er stirbt. Aber aus dem zerfallenden Fleisch wird eine Art Wurm geboren, der sich aus den Säften des toten Tieres ernährt, bis ihm Flügel wachsen; dann, nachdem er stark geworden ist, nimmt er das Nest mit den Knochen des Tieres auf und trägt sie den ganzen Weg von Arabien bis in die ägyptische Stadt Heliopolis; und und dort- am Tage- angesichts von allem- entzündet er den Sonnenaltar und legt sie dort nieder und kehrt in seine frühere Heimat zurück." 

Clemens erzählt diese Geschichte rund um das Jahr 96, kurz vor seinem eigenen Tod. Er erinnert uns an die Christliche Anwendung des antiken Mythos: "Der Schöpfer des Universums" sagt er " wird die Auferstehung jener bringen, die Ihm fromm -im sicheren Wissen aus dem ehrlichen Glauben- gedient haben.

Durch diesen Brief ermutigt uns Clemens daher, die Dinge nicht selbst in die Hand zu nehmen, sondern uns vertrauensvoll Gott anzuvertrauen: "Laßt unsere Seelen Ihm anhängen, der in Seinen Versprechungen treu ist und gerecht in Seinen Urteilen." 

Clemens überredet uns erstens, daß wir Jesus auf zweierlei Art vertrauen können. Zuerst macht er klar, daß Jesu Worte nicht nur Worte sind. "Einige von euch werden getötet werden" sagt Jesus. Er hätte auch gut sagen können "einige von uns werden getötet" Jesus unterwirft sich seinem Märtyrertod im Wissen, daß dennoch kein Haar von seinem Kopf zugrunde gehen wird. Er ist der Phoenix , der starb und auferstand. Man kann Jesus vertrauen, weil er tat, was er sagte; er lebte seine Worte; er starb und lebte wieder. Nicht ein Haar von seinem Kopf ist verloren gegangen. 

Zweitens nimmt Clemens selbst die Harfe auf. Hören wir ihn nicht dort- über viele andere Stimmen hinweg- beim kristallenen See? Clemens gehörte auch zu denen, die getötet wurden. Auch er siegte durch sein Martyrium. Die Überlieferung sagt, daß er an einen Anker gebunden und über Bord ins Schwarze Meer geworfen wurde, gerade vor der Küste der Krim. Papst Clemens setzte sein Vertrauen in Jesu Worte und wir hören ihn seinen wunderbaren Part im Chor der Märtyrer singen. 

Weder unsere Nöte noch die Worte Jesu widersprechen der Wahrheit: "Kein Haar von eurem Kopf wird  zugrunde gehen". Das wird es nicht, weil wir in unserem auferstandener Herrn aus unserer Asche auferstehen werden."

Quelle: Prof, H. Boersma, Firststhings

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