Mittwoch, 14. Dezember 2022

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes heute  auf gewohnt amüsante Art über eine Episode in der Ilias und einen Vergleich der beiden Paare Helena und Paris und Hektor und Andromache.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"HOMERS ILIAS BUCH 6 UND DER HL. AMBROSIUS: EPISODE 1"

In der Ilias, dem epischen Bericht über den Zorn des Achilles während des Trojanischen Krieges, gibt es eine zum Nachdenken anregende Vignette, die Hector und Andromache - Paris und Helena gegenüberstellt. Das zweite Paar sind korrupte Ehebrecher, deren Leidenschaft den Krieg ausgelöst hat. Wir müssen uns daran erinnern, daß in der klassischen Literatur sexuelle Leidenschaft als Wunde oder Wahnsinn angesehen wird, der zur Katastrophe führt; der romantische Aberglaube, sexuelle Inkontinenz sei "Liebe“ und rechtfertige jedes Fehlverhalten, war noch nicht erfunden.

Hektor, sein Bruder, andererseits ist ein tapferer Mann, der für sein Land kämpft und Andromache ist eine treue und hingebungsvolle Ehefrau und Mutter.

Paris wird in einem einzigen Duell mit Helenas rechtmäßigem Ehemann Menelaos besiegt, wird aber – unnötig zu erwähnen – von seiner Patronin Aphrodite, der louche-Göttin der sexuellen Leidenschaft, vor dem Tod gerettet. Sie bringt ihn auf wundersame Weise in sein duftendes Schlafzimmer und bewegt dann Helena dazu, zu ihm ins Bett zu kommen. Unterdessen geht das Gemetzel weiter.

In Buch 6 finden wir Hector, der beschließt, Paris zurück auf das Schlachtfeld zu fordern. Er nähert sich dem Haus des Paris, das aus Thalamos, Doma und Aule besteht, die von Scholiast [dem antiken Kommentator] jeweils als Brautgemach, Männerquartier und "außerhalb“ definiert wurden. Immer noch in seiner vollen Rüstung, tritt Hector (eiselthe) ein ... aber wie weit geht er hinein? Wir werden darauf zurückkommen.

Er findet Paris im thalamos bei Helen und den Mägden, denen sie ihre Aufgaben übertragen. Paris sitzt da und streichelt seine prächtige Prunkrüstung (ich war versucht zu übersetzen: fummelt an seinem Tackle herum). Auf die Einwände seines Bruders antwortet Paris, daß er sich ziemlich deprimiert gefühlt habe, daß Helena ihn jedoch dazu überredet habe, malakois epeesis in die Schlacht wiederholen. Scholiast erinnert uns hier hilfreich daran, daß Paris gynaimanes, "frauenverrückt“ ist.

Helena spricht ihren Schwager Hektor an. Sie entschuldigt dafür, ein schreckliches Miststück gewesen zu sein, das besser nicht geboren worden wäre und fügt einige abfällige Bemerkungen über ihren Ehemann hinzu...und fängt an, zu versuchen, ihn zu überreden hereinzukommen und sich auf diesen netten kleinen Stuhl an ihrem Bett zu setzen.

Aber ist Hektor nicht schon drinnen? Ich denke nicht; und Scholiast stimmt mir zu. Er erklärt, daß Hektor nur bis in den Vorhof eingetreten ist. Mit anderen Worten- er hat an der Schwelle zum Brautgemach gestanden. Jetzt wünscht sie, daß er hereinkommt und sich hinsetzt.

Was wir hier wissen müssen, ist daß es in vormodernen Gesellschaften strengere und präskriptive Annahmen darüber gab, wohin jedes Geschlecht hingehen konnte und wohin nicht. Außer um sich nachts zurückziehen, wurde normalerweise nicht erwartet, daß ein Mann tagsüber Stunden mit seiner Frau und den Frauen im Thalamos verbringt. Daß Paris das tat, wirft ein sehr schlechtes Bild auf ihn. Und jetzt lädt Helena Hektor ein, sich diesem entwürdigenden Verhalten anzuschließen.

Geht Hektor hinein, um mit seiner Sexbomben-Schwägerin zu kuscheln? Episode 2...

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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