"Schon die "communio" des ersten Adventssonntags, "Dominus dabit benignitatem", wird in diese Perspektive gestellt. Die Analyse dieser Passage offenbart den Vorrang des Subjekts "Dominus", das durch die Melisma auf der letzten Silbe dieses ersten entscheidenden Wortes besonders hervorgehoben wird. Der Herr ist das Hauptsubjekt, von dem die ganze Fortsetzung der Antiphon ausgeht: Die Erde »dabit fructum suum« wird Frucht bringen, gerade weil »Dominus dabit benignitatem«.
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“Dominus dabit benignitatem:
et terra nostra dabit fructum suum”.
Weit entfernt von allem Götzendienst feiern Israel und die Kirche nicht das Land an sich. Alles ist ein Mittel und eine Referenz, die zu dem zurückführt, von dem alles kommt. Alle Institutionen und Heilsereignisse sind Geschenke des mächtigen Atems Gottes, der seit der Erschaffung des Menschen diese Erde und ihre Geschichte fruchtbar macht, sie leben und wiederbeleben lässt, jenseits aller Möglichkeiten. Der gregorianische Choral bestätigt in seinem Fluss durch die liturgischen Jahreszeiten genau diesen Schlüssel zur Interpretation.
Schon die "communio" des ersten Adventssonntags, "Dominus dabit benignitatem", wird in diese Perspektive gestellt. Die Analyse dieser Passage offenbart den Vorrang des Subjekts "Dominus", das durch die Melisma auf der letzten Silbe dieses ersten entscheidenden Wortes besonders hervorgehoben wird. Der Herr ist das Hauptsubjekt, von dem die ganze Fortsetzung der Antiphon ausgeht: Die Erde »dabit fructum suum« wird Frucht bringen, gerade weil ie »Dominus dabit benignitatem« ist.
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"Dominus dabit benignitatem:
et terra nostra dabit fructum suum".
Psalm 84, dem der Text dieser »communio« entnommen ist, erklingt auch im Offertorium des dritten Adventssonntags mit Vers 2: »Benedixisti Domine terram tuam«, wo man sieht, wie die musikalische Betonung von »terram« dem göttlichen Segen untergeordnet ist, der in der Einleitung des Abschnitts genau zitiert wird.
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"Benedixisti Domine terram tuam: avertisti captivitatem
Jacob:remisisti iniquitatem plebis tuae".
Das Mensch-Erde-Binomial, das im Alten Testament weit verbreitet ist, findet seine Lösung in Jesus Christus. Die Menschwerdung offenbart in der Tat ihre unumkehrbare Verbindung zu Gottes Heilsplan. Der Sohn Gottes, das Wort, durch das alles gemacht wurde – wie es im Prolog des Johannesevangeliums heißt – wird Mensch, der Grund, warum die Erde nicht mehr eine Idee, sondern eine Person aufnimmt: nicht mehr die Gerechtigkeit, sondern den Gerechten, der sie verwirklicht; nicht mehr die Errettung, sondern der Erretter.
Das verkündet es am vierten Adventssonntag mit dem Introitus "Rorate coeli", dessen Originaltext dem Propheten Jesaja entnommen ist und von Hieronymus in seiner lateinischen Übersetzung in einen christologischen Schlüssel gezwungen wurde. Auf diese Weise wird die Gabe Gottes, die das Alte Testament in der Gabe der Erde identifiziert hatte, auf die Person Christi übertragen.
"Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum:
aperiatur terra, et germinet Salvatorem".
Dies bringt uns zu den drei Weihnachtsmessen, in denen in allen jeweiligen Opfern das Thema der Erde mit großem Nachdruck erwähnt wird: "Laetentur coeli et exsultet terra" in der Nachtmesse; "Deus enim firmavit orbem terrae«, Gott hat die Erde fest gemacht, im Offertorium der Messe im Morgengrauen; und schließlich im Offertorium der Messe zu verkünden: "Tui sunt caeli et tua est terra".
Gerade die Messe am Weihnachtstag ist der Kontext, in dem dieses Thema am präsentesten ist: im Halleluja "Dies sanctificatus" zum Beispiel, wo wir an einer bestimmten Stelle singen: "Hodie descendit lux magna super terram", vor allem aber im Graduellen und in der "communio", die die gleiche Zeile von Psalm 97 aufgreifen: "Viderunt omnes fines terrae salutare Dei nostri", alle Enden der Erde haben die Erlösung unseres Gottes gesehen. Mit einem besonderen Schwerpunkt auf "terrae" im ersten Teil der "communio".
Viderunt omnes fines terrae
salutare Dei nostri".
Mit der Epiphanie wird das Thema der Erde vom Thema der Anbetung flankiert. Es sei darauf hingewiesen, daß zur die Anbetung nicht nur die Sterndeuter, die Könige der Welt und der Völker aufgerufen ist (wie uns das Halleluja, das Offertorium und die »communio« sagen), sondern auch die Erde selbst, die ganze Erde, die berufen ist, den Herrn anzubeten.
Am zweiten Sonntag nach Epiphanias greift das Introit nämlich den Text aus Psalm 65 auf: »Omnis terra adoret te, Deus«, lass die ganze Erde dich anbeten, o Gott. Die entscheidende musikalische Betonung, sowohl melodisch als auch rhythmisch, liegt gerade auf dem Verb »adoret«: Die Erde, die ganze Erde, ist aufgerufen, Gott anzubeten, in Resonanz mit der Manifestation und dem Königtum, die einige Tage zuvor am Hochfest der Erscheinung des Herrn gefeiert wurden.
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"Omnis terra adoret te, Deus, et psallat tibi:
psalmum dicat nomini tuo, Altissime".
Es ist interessant, wie auch zu Ostern das Thema Erde hervorgehoben wird. Das Offertorium der Tagesmesse beginnt genau mit diesem Wort, verbunden mit den beiden nachfolgenden Verben des entgegengesetzten Zeichens: "Terra tremuit et quievit", - die Erde bebte und wurde still.
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"Terra tremuit et quievit, dum resurgeret in iudicio Deus,
halleluia".
Am nächsten Tag, der "feria secunda" der Osteroktave, greift der Introitus das Thema mit der Anspielung auf den Auszug aus Ägypten und den Einzug in das verheißene Land in christologischer Tonart auf: "Introduxit vos Dominus in terram fluentem lac et mel", hat der Herr euch in das Land eingeführt, in dem Milch und Honig fließen.
Die Osterzeit ist die Zeit des Halleluja, das heißt des Jubels und der Verkündigung. Auch die Erde nimmt daran teil, und jeden Ostersonntag, nach dem Sonntag »in albis«, enthält sie diese Einladung in ihren eigenen Liedern, besonders in ihrem Einkommen.
So ist es mit dem freudigen Introitus im achten Weg des dritten Sonntags, mit dem Text von Psalm 65: "Iubilate Deo omnis terra". Der Jubel der Erde findet seine Wurzel und seinen Grund in der Barmherzigkeit, mit der der Herr die Erde selbst erfüllt hat.
Das sagt uns der Introitus des vierten Sonntags der Osterzeit mit den Worten von Psalm 32: »Misericordia Domini plena est terra«. Der melodisch-rhythmische Verlauf dieser Antiphon ist viel zurückhaltender als das überschwängliche "Iubilate Deo" des vergangenen Sonntags: Hier befinden wir uns im IV-Modus, dem "deuterus plagale", der gleichen tonischen Modalität des überraschenden Introitus "Resurrexi" des Ostertages.
Am fünften Sonntag der Osterzeit kehrt das Thema des Jubels in der Opfergabe zurück, die verkündet: »Iubilate Deo universa terra«. Und nach der Vorbereitung, der Anbetung, der Barmherzigkeit, dem Jubel, hier ist das Thema der Verkündigung, die im Introit des sechsten Sonntags der Osterzeit "Vocem iucunditatis annuntiate" Platz findet: eine freudige Ankündigung, die dazu bestimmt ist, die Enden der Erde zu erreichen, "usque ad extremum terrae", melodisch ausgedrückt mit den scharfen Grenzen der Melodie des gesamten Stücks.
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Vocem iucunditatis annuntiate, et audiatur, alleluia: nuntiate usque ad extremum terrae:
liberavit Dominus populum suum,
alleluia, alleluia".
Der rote Faden, der seit dem Advent auch die Osterzeit durchquert hat, erreicht schließlich Pfingsten, die endgültige Ankunft eines Weges, der von der göttlichen Initiative auf die ganze Schöpfung geprägt ist, feierlich zusammengefasst im Incipit des wunderbaren Introitus: »Spiritus Domini replevit orbem terrarum«.
> HÖREN "
Spiritus Domini replevit orbem terrarum, alleluia:
et hoc quod continet omnia, scientiam habet vocis, alleluia,
alleluia, alleluia".
Kurz gesagt, der gregorianische Choral, der ständig zwischen Himmel und Erde schwebt, wird zu einer edlen und demütigen Stimme (von "humus", Erde) gerade dieser Überfülle der Gnade. Immer die angemessene Antwort intonieren, die sich die Kirche zu eigen gemacht hat."
Quelle: S. Magister, Settimo Cielo, F.Rampi
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