Samstag, 24. Februar 2024

Fastenzeit: Nächstenliebe gegen Selbstliebe

Hans Boersma veröffentlicht bei firstthings eine Überlegung zur Versuchung Jesu in der Wüste, die am Anfang der Fastenzeit steht - und was sie für uns bedeutet.
Hier geht´s  zum Original: klicken

                   "PHILANTHROPIE IN DER WÜSTE"

"Es ist recht und billig, daß die Fastenzeit mit Matthäus 4 anfangen sollte. Der erste Satz faßt nicht nur das Fasten sondern das gesamte christliche Leben zusammen. "Dann wurde Jesus vom Geist in die Wildnis geführt, um vom Teufel versucht zu werden." (Matt.4:1) . Das können wir auf uns selbst anwenden: "dann wurde ich vom Geist in die Wildnis geführt um durch den Teufel versucht zu werden." Unsere kurze Lebensspanne ist die Wildnis. Der Geist selbst hat uns hierher geführt. Zweck ist, daß wir vom Teufel versucht werden.

Dieser Satz enthält ein großes Geheimnis: Warum sollte Gott selbst- der Hl. Geist-uns in diese Welt führen, damit wir durch den Geist verführt werden können? Ich kann dieses Rätsel nicht lösen, weil Gottes Geheimnisse sind nicht wie Rätsel. Sie können nicht gelöst werden, sie sollen stattdessen gelebt werden. 

Als Jesus in die Wildnis kommt und der Teufel ihn versucht, fragt er nicht  "Warum führt der Geist mich hierher? Welchen vernünftigen Sinn kann ich daraus machen?" Was er stattdessen tut ist, den Teufel zu bekämpfen - mit der Schrift als Waffe. 

Satan versucht Christus mit Dingen:  Versorgung, Schutz und Macht. Was Jesus gekämpft während er diese Versuchungen bekämpft ist das selbe, was wir dauernd in uns bekämpfen: Selbstliebe (philautia)."Christus Jesus kam in die Welt um Sünder zu retten" (1 Tim 1:15). Es ist die Liebe zu den anderen- Liebe zu dir uns mir - die ihn in diese Wildnis-Welt kommen ließ. Die Incarnation, erinnert uns Maximus der Bekenner immer wieder, ist das Ergebnis der großen Liebe Christi zum Menschen- seine philanthropia. Der Versuchung nachzugeben würde einen Betrug an dieser wahren Liebe bedeuten und in Selbstliebe zu verfallen: mein Brot, meine Sicherheit, mein Status. Jesus- das zeigt er uns in seinem ruhmreichen Kampf in der Wildnis, wird nicht von Selbstliebe bewegt sondern von Liebe zu uns. 

Der Geist führt ihn in die Wildnis weil Jesus nur, indem er die Versuchung des Teufels verweigert, nur durch eine radikale Verleugnung der Selbstliebe der Retter der Welt sein. Es ist seine Treue trotz der Versuchung, seine völlige Zurückweisung der Selbstliebe, die ihn zum Retter der Welt macht. 


Um sicher zu sein. das erklärt noch nicht, warum Gott uns auf diese Weise rettet. Noch einmal - das ist eine Frage, auf die wir keine Antwort haben. Es ist, als ob wir fragen, warum der Teufel zuerst unsere Eltern dazu versucht, vom Baum der Erkenntnis zu essen oder warum die Israeliten 40 Jahre lang durch die Wüste ziehen müssen, den Teufel immer auf den Fersen.  Ich weiß es nicht. Zweifellos war die Selbstliebe Adams großes Versagen; und Selbstliebe hat die Israeliten fortwährend in der Wildnis teuflisch angegriffen. Jesus ist der zweite Adam; er ist auch das neue Israel. Selbstliebe hat sein 40-tägiges Fasten nicht verdorben; Selbstliebe kam in seinem Kampf mit dem Teufel nicht an die Oberfläche.  

Der Hl. Paulus paraphrasiert in dieser anderen Fasten-Passage (2 Korinther 6), was es bedeutet, zu sagen "ich wurde vom Geist in die Wildnis geführt, um vom Teufel verführt zu werden".  Erinnern Sie sich an den Aufbau dieses Briefes. Das Volk von Korinth fordert Paulus´ Autorität als Apostel heraus. Der gesamte Brief ist deshalb eine lange Verteidigung  seines Apostolats. In Kapitel 6 erweist der Hl.Paulus als ein Diener Gottes. Der Beweis, den er im Sinn hat, ist Geduld, Leiden, Notwendigkeiten, Elend,  Gefangenschaft, Tumult, Mühen, Befolgen, Fasten.

Das sind vielleicht kaum apostolische Qualifikationen. Aber für Paulus sind sie es: woher wissen die Korinther, daß Paulus ein vertrauenswürdiger Apostel ist? Wie beurteilen wir uns selbst als Diener Gottes? Indem wir überprüfen wie wir auf Drangsal und Versuchung antworten.

Wir alle werden unveränderlich in die Wildnis geführt. Wir wissen, wie Jesus antwortete: Nicht mit Selbstliebe sondern mit Liebe zu uns. Wir wissen, wie Paulus antwortete: Reinheit, Wissen, langes Leiden, Freundlichkeit, dem Hl.Geist, ungeheuchelte Liebe, das Wort der Wahrheit, die Macht Gottes.

Oft flehen wir Gott an, uns einfach aus der Wildnis herauszuführen, das Elend wegzunehmen. Aber so ist das Gebet Jesu nicht. Auch nicht das des Paulus.De facto können solche Gebete auch unsere Selbstliebe entlarven, Das ist laut dem Hl.Macimus in seinem Brief über die Liebe die ursprünglichste der Ursünden: "Seitdem der trügerische Teufel  zu Beginn von Arglist getrieben, die Menschheit durch seine Selbstliebe (philautias) anzugreifen, ihn durch Vergnügen zu täuschen, hat er uns in unseren Neigungen von Gott und von einander zu trennen und uns von der Rechtschaffenheit abzubringen."

Jesus und der Hl. Paulus mit ihm, machen sich keine Illusionen, warum sie in der Wildnis sind: der Geist hat sie dahin geführt, um vom Teufel versucht zu werden, weil nur Feuer das Gold von der Schlacke trennt; nur Versuchung entfernt die Selbstliebe von unserer menschlichen Natur.

Die Nöte der Wildnis wird unsere sein, bis zum letzten Tag unseres Lebens. Während dieser 40 Tage der Fastenzeit stehen wir vor der Frage: wenn der Teufel kommt, um mich zu versuchen, wie antworte ich.-mit Selbstliebe oder mit wahrer Liehe? Die Tugend der Philanthropia ist die Überwindung der Philautia. 

Erleichterung kommt erst nachdem die 40 Tage vorüber sind- am Ende unserer weltlichen Wildnis. Das ist der letzte Vers des Versuchungs-Erzählung. "Dann verläßt der Teufel ihn und- seht-Engel kamen und dienten ihm" (Marr,4:11)  Ja, die Versuchung wird dem Trost weichen, die Wildnis wir dem Paradies Raum geben und der Teufel wird zurückweichen." wenn Engel kommen,  um zu dienen. Das ist das große Versprechen, das die Geschichte für uns bereit hält: die Versuchung wird sicher enden. 

Die Fastenzeit erinnert uns daran, daß wir da noch nicht sind. Jetzt quält und attackiert uns der Teufel und seine Helfer uns unablässig. Jetzt müssen wir unaufhörlich nein zur Selbstliebe sagen, nein zum Teufel. Der Zweck unserer Leben ist der Selbstliebe durch wahre Liebe zu begegnen, Liebe zu anderen.  

Und da ist eine zweite, wichtige Ermahnung in dieser Passage des Evangeliums: wir sehen Jesus mit uns in der Wildnis. Wir sehen ihn, wie er uns in der Wildnis liebt. Diese Gegenwart Seiner wahren Liebe-  philanthropia- gibt uns die Stärke, ihm in seiner Liehe zu folgen."

Quelle: H.Boersma, firstthings

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