Montag, 19. August 2024

Papst Franziskus´ Traum von einer China-Reise

In seiner heutigen Kolumne in Monday at the Vatican  kommentiert A. Gagliarducci den Traum von Papst Franziskus nach China zu reisen,  Hier geht´s zum Original:  klicken

PAPST FRANZISKUS: DER CHINA-TRAUM ZU WELCHEM PREIS? 

Die Details machen immer den Unterschied.  Also ist es nicht genug, die Pressemitteilung zu lesen, mit der das Presse-Büro des Hl. Stuhls uns informierte, daß Kardinal Matteo Zuppi ein Telephongespräch mit Li Hui, dem Spezialrepräsentanten der Chinesischen Regierung für Europäisch-Asiatische Belange geführt hat.  Man muss auch die Pressemitteilung der chinesischen Seite lesen, die am 14. August, einen Tag vor der Veröffentlichung des Hl. Stuhls herauskam. Die Details und Unterschiede der Pressemitteilungen sagen viel mehr als die offiziellen Worte. 

Die Unterschiede und Details weisen auf den besonderen Willen von Papst Franziskus hin,.

Während der vergangenen Woche wurde ein Interview veröffentlicht, das der Papst der Asien-Provinz der Jesuiten gegeben hat. Dieses Interview mit Papst Franziskus fand am 24. Mai, dem Tag "Maria Hilfe der Christen" und der Wallfahrt zum Chinesischen Heiligtum von Sheshan - sowie am Tag des Gebetes für die Katholische Kirche in China statt. Dabei hat Franziskus über seinen Traum gesprochen, China zu besuchen. 

In der Zwischenzeit haben wahrscheinlich die Vorbereitungen für das nächste Chinesisch-Vaticanische Treffen in China  begonnen, um das Übereinkommen zu den Bischofsernennungen zu erneuern. Das 2018 unterzeichnete Übereinkommen wurde alle zwei Jahre erneuert und soll es wieder werden, für 2 Jahre und ad experimentum. Dieses Jahr hat jedoch auch eune Neuheit gebracht, namentlich zur Halbzeit ein römisches Treffen zwischen der Chinesischen Seite und dem Vaticanischen Gegenpart, wiederum mit der Erneuerung der Übereinkunft- 

Es muss ein one offizielle Bekanntmachung über diese Treffen geben. 

Von ihrer Existenz weiss man aus verschiedenen Quellen- es ist für eine Vatican-Delegation schwierig unbemerkt nach China zu fahren, um die Wahrheit zu sagen- und es gibt die selben Gerüchte darüber. Die Treffen müssen vertraulich bleiben, weil jedes Bekanntwerden Schwierigkeiten in den Beziehungen zwischen dem Hl. Stuhl und Peking  machen könnte. Also gibt es von den Delegationen keinerlei Kommunikation, sogar wenn sie meistens auf der Ebene des stellvertretenden Außenministers und des Untersekretärs des Dicasteriums für die Evangelisierung stattfinden -oder über die Resultate der  Diskussionen.

Es ist ein komplexer Dialog. Papst Franziskus möchte ihn jedoch um jeden Preis fortsetzen und hegt den Traum, als erster Papst nach Peking zu reisen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Heilige Stuhl mit einer Regierung Vereinbarungen über die Ernennung von Bischöfen getroffen hat. Manchmal ist dies ein notwendiges Übel, wie es 1956 in Ungarn der Fall war. Solche Vereinbarungen bedeuten nicht, dass der Heilige Stuhl blind für Probleme der Religionsfreiheit ist. Der Heilige Stuhl hält diese Art von Vereinbarung für nicht ideal und für einen vorläufigen Ausgangspunkt, um einen schwierigen, aber wichtigen Dialog fortzusetzen.

Der vatikanische Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin weiß das.

Als junger Beamter im diplomatischen Dienst des Vatikans arbeitete Parolin an einer ähnlichen Vereinbarung mit Vietnam, die nicht so bekannt war wie die chinesische, aber in einem offiziellen bilateralen Dialog, der mehr als zehn Jahre dauerte, Früchte trug. Jetzt sind Hanoi und der Heilige Stuhl nur noch einen Schritt von vollständigen diplomatischen Beziehungen entfernt.

Papst Franziskus braucht jedoch mehr als die umsichtige Linie des vatikanischen Staatssekretariats. Der Papst hat seine parallele Diplomatie, die aus Sondergesandten und persönlichen Gesprächen besteht. Wenn der Papst ein Hindernis sieht, versucht er, es zu überwinden.

Als Papst Franziskus beschloss, einen Sondergesandten für die Situation in der Ukraine zu ernennen und Kardinal Matteo Zuppi auswählte, akzeptierte er auch die Idee, dass der Kardinal nicht nur nach Kiew und Moskau, sondern auch nach Washington und Peking reisen würde. Auf diese Weise erkannte der Papst China als möglichen Vermittler an, verlieh China die internationale Glaubwürdigkeit, die China besonders suchte, und eröffnete einen diplomatischen Dialogkanal parallel zu dem des Staatssekretariats.

Dies bringt uns zur Pressemitteilung des Pressebüros des Heiligen Stuhls vom 15. August. In der Pressemitteilung wird erklärt, dass das Gespräch zwischen Kardinal Zuppi und Li „im Rahmen der Mission stattfand, die Papst Franziskus dem Kardinal für den Frieden in der Ukraine anvertraut hat, und im Anschluss an das Treffen in Peking im vergangenen September.“ In der Pressemitteilung wird betont: „Während des Telefonats wurde große Besorgnis über die Situation zum Ausdruck gebracht und die Notwendigkeit betont, den Dialog zwischen den Parteien mit angemessenen internationalen Garantien für einen gerechten und dauerhaften Frieden zu fördern.“


Die Pressemitteilung des Vatikans beschränkte sich auf die Erörterung der Lage in der Ukraine. Pekings Tonfall war anders. Den Chinesen zufolge war es Zuppi, der den Anruf angefordert hatte. Dies ist keine Kleinigkeit.

Peking sagte: "Li Hui würdigte die ständigen Bemühungen des Vatikans, in der Ukraine-Krise zu vermitteln und humanitäre Hilfe zu leisten“, und fügte hinzu: „[Li] betonte, dass die aktuelle Situation die Bedeutung der sechs gemeinsamen Vereinbarungen zwischen China und Brasilien zeige.“

In der chinesischen Erklärung hieß es auch: "Matteo Zuppi dankte im Namen von Papst Franziskus der chinesischen Regierung für ihre unermüdlichen Bemühungen zur Förderung des Friedens und drückte seine Wertschätzung für die positive Rolle der sechs gemeinsamen Vereinbarungen bei der politischen Lösung der Ukraine-Krise aus.“ Schließlich "tauschten die beiden Seiten auch Ansichten über die aktuelle Situation der Ukraine-Krise, den Prozess der Friedensgespräche und andere [Angelegenheiten] aus.“

Peking möchte das Telefonat daher als internationale Anerkennung des Heiligen Stuhls nutzen. Und das genau zu einem Zeitpunkt, an dem Religions- und Meinungsfreiheit in Peking zu wichtigen Themen zu werden scheinen, die möglicherweise auch im US-Präsidentschaftswahlkampf angesprochen werden.

Diese „anderen Angelegenheiten“ sollten Ihnen bekannt vorkommen.

Es ist unwahrscheinlich, dass diplomatische Beziehungen erwähnt wurden, da diese in die Zuständigkeit des Staatssekretariats fallen. Aber vielleicht wurde über die Vereinbarung bezüglich der Bischöfe gesprochen; es wurde über einige gemeinsame Themen gesprochen, vielleicht sogar über Religionsfreiheit und über Bischöfe, von denen man seit Jahren nichts mehr gehört hat, wie den Weihbischof von Shanghai, Thaddeus Ma Daqin.

Wir stehen am Vorabend einer päpstlichen Asienreise. Der Papst träumt davon, nach China zu reisen. Der Papst unternimmt Schritte in Richtung China, um sein Mitgefühl zu zeigen. Als er die einseitige Ernennung von Bischof Shen Bin zum Bischof von Shanghai „heilte“, ernannte er ihn seinerseits und vermied so, einen exkommunizierten Bischof an der Spitze einer wichtigen chinesischen Diözese zu haben.

China spürt diese Kreditöffnung seitens des Papstes und möchte ihn vielleicht zu vollen diplomatischen Beziehungen zwingen. Dies würde die Probleme der Religionsfreiheit in den Schatten stellen – die der Heilige Stuhl in vertraulichen Dialogen immer hervorhebt –, könnte den Heiligen Stuhl aber auch dazu zwingen, die Beziehungen zu Taiwan abzubrechen. Taiwan als einzigen verbliebenen westlichen Verbündeten zu entfernen, könnte die Grundlage der Strategie Chinas gegenüber dem Heiligen Stuhl sein.

Es gab keine Lesungen der chinesischen Erklärung, nicht einmal in einigen Kommentaren in den vatikanischen Medien, die die Standpunkte ausbalancieren und andere Perspektiven bieten könnten. Es fehlt an einer alternativen Kommunikation in China innerhalb des Heiligen Stuhls, weil der Wille des Papstes alles irgendwie platt macht. Man könnte argumentieren, dass dies schon immer so war, aber mit Papst Franziskus haben die vatikanischen Medien ihre Strategie irgendwie stark auf den Papst und die Interessen des Papstes ausgerichtet.

Im Moment ist es nur ein Telefongespräch. Die Tatsache, dass das Staatssekretariat nicht beteiligt war, dass China Zuppi als Gesprächspartner betrachtet und dass Zuppi um ein Telefongespräch gebeten hat, lässt jedoch darauf schließen, dass der Papst versucht, einen Dialog mit China zu erzwingen.

Kurz gesagt: Papst Franziskus würde lieber als Russland zum nächsten Jubiläum nach China reisen.

Das rechtfertigt einen großen Schritt nach vorne bei der Kreditgewährung für den Dialog. Aber die eigentliche Frage ist: Welchen Preis ist der Papst bereit, der Kirche für eine Reise nach China aufzubürden? Und was wird der persönliche Preis für den Papst sein, wenn er den chinesischen Traum verfolgt?"

Quelle : A. Gagliarducci , Monday at the Vatican

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