In seiner heutigen Kolumne für Monday at the Vatican befaßt sich auch A. Gagliarducci mit den gerade zuende gegangenen ersten 100 Tagen des Pontifikates. Hier geht´s zum Original: klicken
"LEO XIV - DIE ERSTEN SCHRITTE: NEUDEFINIERUNG DER AUSNAHMEN"
Während Leo XIV die 100-Tage-Marke seines Pontifikates erlebte, stellen Berichte und Analysen fest, wie ruhig er die Dinge im Allgemeinen angegangen ist und sogar wie wenig regiert hat. Leo ist bisher so erscheinen, als sei er zögerlich, überhaupt Geschichte zu sein.
Am 13. August unternahm Leo XIV jedoch einen ersten Schritt in einem Prozess zu unternehmen, der wahrscheinlich das erste Jahr seines Pontifikates charakterisieren und sehr wohl Auswirkungen über das ersten Jahr hinaus zu haben wird.
Obwohl sie wenig mediale Aufmerksamkeit erlangte, kann man
Leos Entscheidung das Päpstliche Kommittee für den Welt-Jugendtag dem Dikasterium für Laien. Familie und Leben einzugliedern, nicht als kleinere Entscheidung betrachten. Innerhalb des größeren Kontextes der päpstlichen to-do-Liste, auf der Entscheidungen über die Leiter fünf großer Dicasterien (einschließlich seines Nachfolgers im Bischofs-Dicasterium) stehen, ist die
Verlagerung des Jugendtag-Komitees zu Leine, Familie und Leben ist nicht gerade erderschütternd.
Aber es ist ein machtvoller und aussagekräftiger Schritt- nicht nur auf symbolischer Ebene sondern auch ein Vorbote dessen, wie Leo regieren wird, wenn die Zeit kommt.
Das Päpstliche Komitee für dem Weltjugendtag wurde von Papst Frnnziskus am 20. November 2024 als eine Körperschaft gegründet, die direkt dem Papst unterstellt ist. Der Präsident des Komitees ist Pater Enzio Fortunato, der im Februar als Leiter der Kommunikation für die Peters-Basilika zurückgetreten ist.
Kurz gesagt- das Komitee war eine der vielen Ausnahmen, die Papst Franziskus während seines 12-jährigen Pontifikates eingeführt hat. Der Welt-Jugendtag begann als ein einmaliges Ereignis, wurde dann regelmäßig und deshalb wollte Franziskus ein Komitee zu seiner Regulierung einrichten. Aber das von ihm gegründete Komitee stand hauptsächlich außerhalb der Kurien-Struktur, die direkt dem Papst berichtet.
Das war auch nicht die erste Ausnahme, die Franziskus schuf, von denen manche manchmal in anderen Dicasterien aufgingen. So hatt Franziskus z.B: eine Kommission für Migranten und Flüchtlinge innerhalb des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden eingerichtet und es ad tempus (d.h. für einige Zeit) seiner Autorität unterstellt. Diese Ausnahme endete als der Papst den Untserkretär der Migranten-Kommission, Michael Czreny SJ, zum Kardinal kreierte und später zum Leiter des Dicasteriums- das inzwischen zum Dicasterium zur Förderung der menschlichen Entwicklung geworden war- alles Schritte die die Migration zur Top-Priorität des "Superdicasteriums" unter Czerny gemacht haben.
Andere Ausnahmen wurden belassen wie sie geschaffen wurden.
Seit Erzbischof Gänswein 2020 auf unbestimmte Zeit entlassen und dann nicht in seiner Stellung bestätigt wurde, gab es keinenn Präfekten des Päpstlichen Haushalts mehr, führte Franziskus auch
in vielen Fällen eine Art "asymmetrische Beförderung" aus, wie die des Sekretärs der Disziplin-Sektion in der Glaubenskongregation, John Joseph Kennedy, der Erzbischof ist- während der Doktrin-Sekretär,
Msgr. Armando Matteo. das nicht ist.
Und dann sind da die päpstlichen Ausnahmen beim Vatican-Prozess wegen des Managements der Staats-Finanzen, dem sog. "Becciu-Prozess"- in den Papst Franziskus -in den Papst Franziskus mit vier Reskripten eingriff, die in dessen Verlauf die Prozessregeln änderten. Die Revision wird am 22. September erwartet, aber der Papst will vielleicht vorher die verschiedenen Unregelmäßigkeiten bei der Vatican-Justiz ansprechen- und bedenken, daß es in nur wenigen Jahren dreimal eine Justizreform gab. Der Staatsanwalt beim Revisionsprozess ist der selbe wie beim Erstinstanz-Prozess- eine eher ungewöhnliche Entscheidung.
Allgemein gesprochen- Deutliche Ausnahmen und außerordentliche Reformen waren charakteristisch für das gesamte Pontifikat von Franziskus. Es begann mit der Idee, eine scheinbar unregierbare Kurie neu zu organisieren. Nur ein Papst vom anderen Ende der Welt hätte diese Reorganisation umsetzen können, einfach weil er nicht an die Geschichte und Traditionen der römischen Kurie gebunden war. Stattdessen sahen wir uns einem Papst gegenüber, der nicht reformierte, sondern improvisierte und stückelte. Franziskus vereinfachte nicht und rationalisierte auch nicht. Stattdessen machte er Ausnahmen.
Heute sieht sich Leo XIV mit einer Vielzahl von Motu proprio und Entscheidungen von Franziskus konfrontiert, die er bearbeiten, verarbeiten oder umsetzen muss. In einigen Fällen dauern die Prozesse an, weil es nicht anders sein konnte. Dies ist beispielsweise der Fall beim Dekret zur Umsetzung des Motu proprio „Zur besseren Harmonisierung“ von 2024, das neue Regeln für die Vergabe öffentlicher
Das Motu proprio klärte mehrere Fragen des vatikanischen Vergaberechts, die unklar geblieben waren oder vereinfacht und praktikabler gestaltet werden mussten. Der Vergabekodex wurde durch den Beitritt des Heiligen Stuhls zur Mérida-Konvention notwendig, die unter anderem die Einrichtung einer Antikorruptionsbehörde im Unterzeichnerstaat vorschrieb.
Leo XIV verabschiedete ein Dekret, das die Modalitäten der Anwendung des Motu proprio festlegte und damit dem Weg seines Vorgängers folgte.
Das war zwar etwas, aber es handelte sich hauptsächlich um die Genehmigung einer Anpassung. Leo XIV. wird nicht unbedingt bei allen Entscheidungen seines Vorgängers so handeln. Auf jeden Fall lastet großer Druck auf ihm. Mehrere der treuesten Anhänger von Papst Franziskus haben versucht, sich an ihn zu wenden, indem sie sich auf den letzten Willen seines Vorgängers beriefen, obwohl dieser weder dokumentiert noch überprüfbar ist.
Wann immer die schwierigen Entscheidungen anstehen, könnten sie Leo XIV.s Flitterwochen mit den Medien beenden. Bisher hat die Presse nichts wirklich Großes oder Skandalöses, weder tatsächlich noch vermeintlich, mitbekommen.
Deshalb hat eine Entscheidung wie die über das Päpstliche Komitee für den Weltkindertag einen hohen symbolischen Wert. Es geht nicht nur um eine Neuorganisation. Es geht darum, neue Harmonie und Klarheit in schwierige Situationen zu bringen, von denen es in der Tat viele gibt."
Quelle: A. Gagliarducci, Monday at the Vatican
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