Ein Interview mit Kardinal Herranz und die "3 Königsmacher"

Interview
Der 82 jährige Kurienkardinal und Kirchenrechtler  Julian Herranz hat in einem Interview mit Don Mauro Leonardi, einem bloggenden italienischen Priester, berichtet, wie er den Rücktritt Benedikts erlebt hat und wie er ihn bewertet.
Kardinal Herrnanz hat unter 5 Päpsten gedient. Joseph Ratzinger kennt er seit 32 Jahren.
Zuletzt gehörte er dem von Benedikt XVI eingesetzten Kardinalstriumvirat zur Untersuchung der Vatileaksaffäre an.

Frage
"Eminenz, Sie waren beim Konsistorium am 11.2. dabei, als Benedikt XVI seinen Rücktritt ankündigte. Was haben sie gefühlt?"
Herranz
"Zuerst habe ich als Jurist dann als Kardinal reagiert. Als Kirchenrechtler war ich überrascht, mit welcher juristischen Präzision Papst Benedikt diese Ankündigung formuliert hat. Diese seine Geste ist ohne Präzedenz in der Kirchengeschichte."
Frage
"Aber Coelestin V 1294?"
Herranz
"Das kann man nicht mit dem Verzicht Coelestins V vor 7 Jahrhunderten vergleichen, weil sie gänzlich unterschiedliche Personen sind, in jeweils gänzlich unterschiedlichen Situationen.
Ich hatte das Privileg bei einem Ereignis , das in 2000 Jahren Kirchengeschichte einzigartig ist, dabei zu sein-perfekt durchdacht in allen seinen Dimensionen, seien sie theologischer oder rechtlicher Art."
Frage
"Was haben SIe als Kardinal gedacht?"
Herranz:
"Als Kardinal , als Priester, als Glaubender war ich traurig, weil uns ein Mensch verläßt, mit dem ich viele Jahre gearbeitet habe und den ich zutiefst verehre. Gleichzeitig habe ich ein Gefühl innerer Freude empfunden, mich einem Tun gegenüber zu sehen, das eine große Heiligkeit enthüllt."
Frage
"Weshalb?"
Herranz
"Weil es ein Geste heroíscher Demut und  der Liebe zur Kirche und zu Christus war. Eine Geste die perfekt zur Seele eines Heiligen paßt."
Frage: 
"Aus welcher Perspektive sollten die Gläubigen auf den Amtsverzicht schauen?


Herranz
"Vom spirituellen Standpunkt aus als Beispiel der großen Demut eines Mannes, der Christus und die Kirche über alles liebt. Und vom menschlichen Aspekt- da ist diese Entscheidung sehr vernünftig.
Vor einem Jahrhundert wäre sie noch unmöglich gewesen. Heute nicht, weil unsere Lebenserwartung immer größer wird- unsere biologischen, unsere physischen Kräfte aber nicht Schritt halten. Das sage ich auch als Arzt.*"
Frage
Manche argumentieren, die Sakralität des Papsttums sei ein bißchen verloren gegangen?"
Herranz
"Ich bin überzeugt, daß es nicht so ist. Der Papst ist der Stellvertreter Christi, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, der mit einer Witwe, um ihren toten Sohn und über den Tod eine Freundes weint. Diese große Menschlichkeit spiegelt sich in seinem Vikar wieder.
Frage
"Andere sagen, Benedikt XVI habe entgegengesetzt zu Johannes Paul II gehandelt, der es vorzog, nicht zurückzutreten.
Herranz
"Ich sehe den Unterschied, aber keinen Gegensatz. Vor seinem Gewissen und vor Gott beschloss Johannes Paul II , daß er bleiben müsse. Vor seinem Gewissen und vor Gott dachte Benedikt XVI, daß er aus Liebe zur Kirche gleichermaßen heroisch wie heilig auf sein Amt verzichten müsse.
Es sind 2 verschiedene Arten heroischen Handelns in unterschiedlichen Zeiten und Situationen in der Kirchengeschichte. Ich persönlich bin der Ansicht, daß der Amtsverzicht nicht im Geringsten ein "Herabsteigen vom Kreuz"  bedeutet."
Frage
"Sollte man für die Päpste einen Amtsverzicht mit 80 Jahren festlegen?"
Herranz
"Ich glaube nicht, daß man eine Altersbegrenzung einführen sollte. Die Papstwahl ist eine Wahl  "ad vitam" aber sie ist nicht als lebenslängliche Strafe, dieses Gewicht tragen zu müssen , gedacht."
(.....)
Frage
"Glauben Sie , daß das Konklave gut wählen wird?"
Herranz
" Glücklicherweise assistiert uns der Hl. Geist und das merkt man.Die letzten 6 Päpste waren Menschen mit außerordentlichen Fähigkeiten. Johannes XXIII und Johannes Paul II sind bereits seliggesprochen, für Pius XII, Paul VI und Johannes Paul I laufen die Seligsprechungsprozesse.
Und- das sage ich jetzt ganz privat- in meinem Herzen ist Benedikt XVI schon heilig gesprochen.
Schreiben Sie das ruhig."

* Kardinal Herranz hat außer Theologie auch Medizin studiert.
Quelle :Blog von Don Mauro Leonardi,  http://mauroleonardi.it/2013/03/08/intervista-ad-herranz/

Die 3 Königsmacher.....( aus dem Artikel von Paul Badde in der gestrigen Welt)

"Die drei Königsmacher in Rom"- so titelt Paul Badde aus Rom in der heutigen Welt.
Die 3 sind die Kardinäle, die im Auftrag von Papst em. Benedikt XVI die innervaticanischen Aspekte der Vatileaks-Affäre untersucht und ihre Ergebnisse in einem Dossier zusammengetragen haben, das unter Papstgeheimnis steht und schon deshalb ungeheure Begehrlichkeiten weckt.
Das Dossier wird dem neugewählten Papst übergeben werden-aber die Kardinäle dürfen den fragenden Wählern in der Generalkongregation schon antworten.
Wie Badde weiter schreibt, könnten diese 3 den einen oder anderen Kardinal so schlagartig " aus dem Rennen nehmen".
Badde zitiert dann noch einen hohen libanesischen Prälaten, der vorschlägt, die Kardinäle möchten doch Benedikt XVI erneut zum Papst wählen und der müsse dann diese Wahl unbedingt annehmen und sofort nach Rom zurückkehren .
Wörtlich " Nach seiner Rückkehr könnte Benedikt XVI. sofort durchgreifen wie nie zuvor. Mit einem solchen Mandat der Neuwahl wäre der alte gebrechliche Mann nun wirklich der mächtigste Papst der gesamten Kirchengeschichte."
Was für ein schöner Gedanke- nur leider wohl aus dem Reich der Wunschträume.

Quelle Die Welt, Paul Badde