Freitag, 18. Juli 2014

Beten für Scalfari


Das neue Papst"Interview" des Eugenio Scalfari schlug in Italien hohe Wogen, die sich zunächst nicht so einfach glätten ließen, auch wenn dieses mal die Reaktion des päpstlichen Presseamtes mit "Überschallgeschwindigkeit" erfolgte, wie A. Socci in seiner Stellungnahme formuliert.


Die Tageszeitung "Libero" veröffentlichte ein sehr lesenswertes Interview mit Vittorio Messori zum Thema. Hier geht´s zum ital. Original  klicken,

Libero titelte:
Messori über Scalfari, der vom Vatican widerrufen wurde: "Man muß für ihn beten".

Antonio Mastino führt ein ausführliches Gespräch, mit dem sowohl in Kirchengeschichte als auch in der speziellen Geschichte des Zölibats bestens bewanderten Autor Vittorio Messori.

Dabei stellt Messori anhand der Untersuchung Kardinal Sticklers glasklar heraus, daß der Zölibat apostolischen Ursprungs ist und beschreibt wie es zur unterschiedlichen Praxis der Orientalischen Kirche kam ( daß die verheirateten Priester der unteren Ränge und Diakone nur dann geweiht wurden, wenn sie schon vorher verheiratet waren, Priester und Bischöfe aber ausschließlich aus den Reihen der zölibatären Mönchsorden kommen)- also kein Argument für eine Lockerung des Zölibats in der Römische Kirche liefern können und unterstreicht, daß nur auf Wunsch des byzantinischen Kaisers, der bei den Konzilen Mitspracherecht hatte,  und unter dem Protest zahlreicher Bischöfe, erst bei der Trullanischen Synode von 691 die Grenzen für die Orientalische Kirche weiter gezogen wurden, während vorher auch in dieser Frage kompletter Gleichklang zur Römischen Kirche bestand.
Bei dieser Synode, deren Ergebnissen Papst Sergius nur unter Vorbehalt und in den Punkten, die der römischen Lehre nicht widerprachen zustimmte, wurde der Primat Roms gegenüber dem Patriarchat von Konstantinopel , das dann an zweiter Stelle folgte, anerkannt.
Es ist sicher, sagt Messori, daß Zölibat und Enthaltsamkeit in den orientalischen Kirche der ersten Jahrhunderte ungeteilt wie in der Westkirche praktiziert wurde.

Messori interpretiert die dann erfolgte partielle und eingeschränkte Lockerung so:
"Aber eine solche Verpflichtung, die so im Widerspruch zur Natur steht und deshalb so schwer zu befolgen ist, bedurfte einer Autorität, einer Organisation, ständiger Kontrolle eines energischen Lehramtes, alles was der Ostkirche in Ermangelung eines Papsttums fehlte."

Und er zeigt auf, daß über die Frage des Zölibats hinaus auch hinsichtlich der Enthaltsamkeit und Keuschheit sehr früh ganz klare Aussagen getroffen wurden:
So wurde beim Konzil von Karthago 390 n. Chr. in voller Einheit aller Kirchen einstimmig beschlossen:
"Es wird vereinbart, daß alle die dem Göttlichen Sakrament dienen (Bischöfe, Priester, Diakone) in allem enthaltsam leben, damit sie das, was die Apostel gelehrt haben und was die Vergangenheit bewahrt hat, befolgen."
Und die Väter des Westens, die Hl. Ambrosius, Hieronymus und Augustinus sind sich einig, Unberührtheit, Zölibat und Enthaltsamkeit nicht nur für die Priester sondern auch für Diakone.

Soviel also zu den Aussagen Scalfaris- und denen -vielleicht untergeschobenen -des Papstes zur Geschichte und theologischen Begründung des Zölibates.  Einen Tip dazu hätten wir. nie mehr ohne Aufnahmegerät.
Inzwischen ist die italienische Presse wieder zum Tagesgeschäft übergegangen, was bezüglicher der Kirche lautet: Kardinalsbashing

Wer den Mastino-Artikel und das Messori Interview aus dem "Libero" lesen möchte, sollte hier weiterlesen



Messori über den vom Vatican widerrufenen Scalfari: "Man muß für ihn beten."
von Antonio Mastino

"Das x-te kontroverse Interview, das Papst Franziskus Eugenio Scalafari, dem Herausgeber der Repubblicca, am 13. Juli gewährte, hat das fast schon rituelle Dementi des Vaticans provoziert. Bei dieser Unterhaltung soll der Papst u.a. behauptet haben, der Zölibat sein im 10. Jahrhundert etabliert worden, also 900 Jahre nach dem Tod unseres Herren- so als ob er ihn als nicht theologisches Disziplinierungsinstrument deklassieren wollte.
Und er soll tatsächlich hinzugefügt haben: "Die orientalische katholische Kirche hat bis heute Möglichkeiten für ihre Priester, zu heiraten."
Was nun die Zukunft angeht, soll Franziskus gesagt haben, daß das Problem sicher existiert, aber nicht von großer Bedeutung sei. " Es braucht Zeit, aber es gibt Lösungen und ich finde sie."
Sind die Dinge wirklich so, wie der Papst angeblich gegenüber Scalfari sagte?
Wir haben den Journalisten und Schriftsteller Vittorio Messori gefragt:

Antonio Mastino : "Haben Sie das von der Repubblicca am 13. Juli veröffentlichte Interview Eugenio Scalfaris mit Papst Franziskus gelesen?"

Vittorio Messori: "Natürlich. Im Dickicht der Dementis stehend, bleibt zu begreifen, "welches Mehl aus dem Sack von Scalfari kommt und welches  aus dem Bergoglios".
Es ist nicht das erste mal, daß Scalfari Phantasie beweist: im vergangenen Jahr behauptete er, daß der Jesuit Bergoglio , der Papst sei, "der vor einigen Tagen endlich seinen Ordensgründer den Hl. Ignatius von Loyola selig gesprochen habe", er irrte sich lediglich um 4 Jahrhunderte."

Mastino : "Der Hl. Vater soll die quälende Frage des klerikalen Zölibates, Obsession aller "liberalen" Kleriker, relativiert haben. Er hat geantwortet, daß der Zölibat erst im 10. Jahrhundert etabliert worden sei " das heißt 900 Jahre nach dem Tod unseres Herrn."

Messori: " 
Ich möchte nicht einem Pontifex eine Lektion erteilen. Aber ich habe vor Jahren über die Geschichte des Problems wissenschaftlich geforscht und es ist nicht so, Die Ehelosigkeit resultiert aus den ersten apostolischen Jahren."

Mastino: "
Der Heilige Petrus war verheiratet. Die  Familie zu verlassen, um die Heiligen Weihen zu empfangen, ist das christlich?""

Messori : "Aber bevor er Jesus kennen lernte. Wir wissen nicht, was hinterher war....wirklich müßte man den Terminus mehr in der Kontinuität benutzen: und beachten  daß er nicht nur bedeutet, auf die Ehe zu verzichten sondern auch das Eheleben zu verzichten, wenn man bereits verheiratet war.
In der antiken Kirche setzte sich die Mehrheit des Klerus aus Männern zusammen, die mit Zustimmung ihrer Ehefrau die Priesterweihe empfingen und ihre Familie verließen. Jesus versprach das Hundertfache auf dieser Erde und danach im Ewigen Leben, die um seiner Liebe und um des Reiches willen, Haus, Eltern, Geschwister, Frau und Kinder verließen."

Mastino : "Auch große Prediger des Mittelalters, z.B. Bernardino von Siena, beharrten auf dem Vorrang des Zölibates gegenüber der Ehe, auch für Laien."

Messori : "Das ist eine alte Geschichte. Denken wir ein bißchen über eine Tatsache nach: Jesus hat nicht geheiratet. Darüber schreibt Benedikt XVI  in Scaramentum Caritatis  "Die Tatsache, daß Christus selbst- Priester in Ewigkeit- seine Mission bis zum Opfer am Kreuz im Zustand der Unberührtheit gelebt hat, bildet den sicheren Bezugspunkt um den Sinn der Tradition der Lateinischen Kirche in dieser Beziehung zu verstehen".

Mastino: "Und dennoch zeigt sich der Bischof von Rom augenscheinlich überzeugt, daß der priesterliche Zölibat nur eine so nicht vorgesehene Tatsache ist, ohne jede theologische Begründung."

Messori : "Auch das ist eine alte Geschichte, nach der protestantischen Reformation, nach der Französischen Revolution und nach dem II. Vaticanischen Konzil gab eine große Zahl von Priestern auf, um zu heiraten. Man protestierte gegen den Zölibt, weil man ihn für eine kirchliche Entscheidung hielt."

Mastino: "Franziskus selbst soll gesagt haben, daß " die orientalische katholische Kirche bis heute Möglichkeiten hat, daß ihre Priester heiraten können."

Messori:  "So ist die Sache nicht ganz. Kardinal Alfons Stickler, ein äußerste kultivierter Salesianer, beginnt in seinem Aufsatz "Der kirchliche Zölibat" seine Rekonstruktion genau bei dieser Orientalischen Kirche. Immer-so erzählt er uns, wurde der Westkirche vorgeworfen,weniger liberal und viel rigider zu sein als diese Ostkirche."

Mastino: Entschuldigung, aber ist der Papst dann ein Lügner oder ein Ignorant?"

Messori : "Gehen wir leise voran, wir sind hier nicht nur mit einem privaten Gespräch konfrontiert, nicht mit einem lehramtlichen Text, aber außerdem wissen wir auch nicht, was der Papst gesagt hat. Wir wissen, was Scalfari gesagt hat, oder besser, was er verstanden und es dann dem Papst angehängt hat."

Mastino: " Wenden wir uns der Frage zu: zwei Interviews, zwei Dementis. Tut der Papst gut daran, sich von Scalfari interviewen zu lassen?"

Messori." Sehen Sie, ich möchte mich dazu nicht äußern, weil ich keine Polemik über den Papst auslösen möchte."

Mastino: "Bergoglio hat auch versichert, daß "das Problem des priesterlichen Zölibats zwar existiert, aber keinen großen Stellenwert hat. Es braucht Zeit, aber es gibt Lösungen und ich werde sie finden".

Messino: "Ich fürchte, daß diese Lösungen nur in den Köpfen der Laizisten und radikalen Neunzigjährigen -wie Scalfari-existieren, nicht in denen der Mehrheit der Priester und der Katholiken. Noch viel weniger in dem des Papstes."

Mastino: "Irgendjemand sagte, daß die Ehe die Priester vom sexuellen Mißbrauch abhalten würde"

Messori: " Ja, darüber hat die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten intensiv diskutiert. Das kann nicht durch Fakten untermauert werden. Fast der gesamte sexuelle Mißbrauchstatbestand durch geweihte Personen wurde nicht an vorpubertären Kindern sondern an Jugendlichen verübt. Allesamt männlich. Das zeigt, daß das Problem nicht die Pädophilie ist, sondern Ephebophilie, deren direkte Folge die Päderastie ist.
Wenn es sich also um Päderasten handelt, sehe ich nicht, was sie mit einer Ehefrau anfangen sollten.
Das Problem ist nicht der Zölibat, das Problem ist dieser liberale Geist, der seit den 80-er Jahren im Klerus herrscht, und der die Tore der Seminare für die mehr oder weniger expliziten Homosexuellen geöffnet hat.
Die Resultate sah man in den folgenden 2 Jahrzehnten: Mißbrauchsskandal und Pädophilie-alle auf homoerotischem Grund.Das ist eine Tatsache - kein Vorurteil."

Mastino: ´Scalfari, ein unerschütterlicher Atheist, scheint von der Person von Franziskus besessen zu sein- um es präziser zu sagen. er kann uns anscheinend nich genug über ihn  sagen und schreiben...."

Ein anderer ist Corrado Augias. Ich beobachte sie neugierig, lächle, aber ich bin nicht überrascht. An der Schwelle des Mysteriums angekommen- machen sie es wie Augias, bis zum Abitur Schüler der Maristi, die "erwachsene" Theologen suchen, die sie beruhigen, die ihnen sagen, daß entweder keiner oder alle gerettet werden, oder wie Scalfari, weniger schlecht, der einen Papst gefunden hat, der die Sünde abgeschafft hat.
Man bedenke den Widerspruch: sie begeistern sich für die Barmherzigkeit, vergessen aber, das diese -die Sünde voraussetzt. Wenn es diese nicht gibt, wozu brauchen sie dann die Barmherzigkeit?
Eine Dummheit, die mich nicht wütend macht sondern mitleidig. Ich will nicht erbaulich erschienen, aber ich sage: man muß für sie beten."

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