Freitag, 21. April 2023

Zwei Kardinäle versus Katholische Traditionalisten...

José A. Urota kommentiert bei OnePeterFive nochmals die Aussagen der beiden Kardinäle Roche und Cantalamessa über die TLM und die Messe nach dem Novus Ordo  Pauls VI. 
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"KARDINAL ROCHE UND DIE SICHT DER TRADITIONALISTEN AUF DIE NEUE MESSE"

Die Kardinäle Roche und Cantalamessa haben indirekt (vielleicht unabsichtlich) anerkannt, was Kritiker des Novus Ordo Missae Pauls VI seit mehr als 50 Jahren gesagt haben: der neue Ritus korrespondiert mit einer neuen Theologie, die "sowohl als Ganzes als auch im Detail eine markante Entfernung von der Katholischen Theologie von der Messe, wie sie bei der XXII Session vom Konzil von Trient formuliert wurde." 

Am 19.März 2023 , als Britische Landsleute Kardinal Roche, Präfekt des Liturgie-Dicasteriums  bei BBC-Radio  zur Einschränkung der Feier der TLM befragten, stellte er fest: 
  Sie wissen, daß sich die Theologie der Kirche verändert hat. Damals     repräsentiert   der Priester aus der Ferne das ganze Volk. Es wurde durch diese   Person, die allein die Messe zelebrierte. Nicht nur der Priester zelebriert die   Liturgie sondern auch die, die mit ihm getauft wurden. Und das zu sagen,   ist eine enorme Aussage.

Einige Tage später, während der vierten Fastenpredigt für die Römische Kurie sagte Kardinal Cantalamessa, Prediger des Päpstlichen Haushalts: 

  Die Katholische Liturgie hat eine Transformation von einer Aktion mit einer stark      sakralen und priesterlichen Prägung zu einer mehr kommunalen und partizipatorischen Aktion durchlaufen, wo das ganze Gottesvolk seine Rolle hat,   jeder mit seiner eigenen Aufgabe...  

Am Anfang der Kirche und während der ersten 3 Jahrhunderte war die Liturgie wirklich eine "Liturgie", d.h.  das Tun des Volkes (laos - Volk - gehört zu den etymologischen Komponenten des Wortes leitourgia). Vom Hl. Justin, von der Traditio Apsotolica des Hl. Hippolytus und anderen Quellen der damaligen Zeit, erhalten wir unsere Ansicht von der Messe, die sicher der reformierten von heute ist, als die der vergangenen Jahrhundert.  Was ist passiert? Antwort ist ein intelligentes Wort, das wir jedoch nicht vermeiden können: Klerikalisierung! In keiner anderen Sphäre  war es eindeutiger als in der Liturgie. 

Der christliche Gottesdienst und besonders das Eucharistische Opfer unterlag einer schnellen Transformation- sowohl im Osten als auch im Westen- von einem Handeln des Volkes zu einer des Klerus. 

Entspricht es der Katholischen Lehre zu sagen, daß das Eucharistische Opfer eine Aktion des Volkes ist und es durch unangemessene "Klerikalisierung " zu einem Handeln des Klerus wurde? Nein, das tut es nicht. In der Heiligen Messe ist der Zelebrant nicht nur ein "Repräsentant der Gemeinde" sondern nur der einzige Sacerdos, der das Opfer in persona Christi darbringt. 


Um jeden ´Zweifel zu zerstreuen, genügt es, zu lesen, was Pius XII in seiner Enzyklika Mediator Dei lehrt. 

    Nur den Aposteln und danach denen, denen ihre Nachfolger die Hände aufgelegt     haben, ist die Macht des Priestertums anvertraut, Kraft der sie vor dem Volk die   Person Jesu Christi repräsentieren und gleichzeitig als Repräsentanten ihres Volkes   vor Gott handeln.

Deshalb handelt in der Hl. Messe der Priester für das Volk nur, weil er Jesus Christus repräsentiert, der das Haupt aller seiner Glieder. In der Hl. Messe:

der Priester handelt nur deshalb für das Volk, weil er Jesus Christus vertritt, der das Haupt aller seiner Glieder ist und sich an ihrer Stelle anbietet. Daher geht er als Diener Christi zum Altar, unter Christus stehend, aber über dem Volk. (Hl. Robert Bellarmine, De missa II c.l.). Das Volk hingegen kann, da es in keiner Weise den göttlichen Erlöser darstellt und nicht Mittler zwischen sich und Gott ist, keinesfalls die priesterliche Macht besitzen (Nr. 84).

Zweifellos müssen die anwesenden Gläubigen am Opfer des Priesters am Altar teilnehmen-mit den selben Gefühlen, die Jesus Christus am Kreuz hatte und zusammen mit ihm und durch ihn sollen sie ihren Beitrag leisten und in Einheit mit ihm sollen sie sich selbst opfern."

Um Mißverständnisse zu vermeiden, Pius XII erinnert an die "Tatsache, jedoch, daß die Gläubigen am >Eucharistischen Opfer teilnehmen, bedeutet nicht, daß sie auch mit priesterlicher Macht ausgestattet sind." 

Die Beharrlichkeit von Papst Pacelli war notwendig, weil einige Leute schon damals fälschlicherweise behaupteten, "daß der Befehl, durch den Christus seinen Aposteln beim Letzten Abendmahl die Macht gab, das zu tun, was er selbst getan hatte, direkt für die gesamte christliche Kirche gilt. . . . Deshalb betrachten sie das eucharistische Opfer als eine „Konzelebration“ im wörtlichen Sinne dieses Begriffs“ (Nr. 83).

Um diesem Irrtum zu entgegnen lehrte Mediator Dei, daß 

Die unblutige Opferung bei den Worten der Konsekrierung, wenn Christus auf dem Altar als Opfer gegenwärtig gemacht wird, wird vom Priester durchgeführt- und von  ihm allein, als Repräsentant Christi und nicht als Repräsentant des Volkes. 

Privatmessen ohne Beteiligung des Volkes  können daher nicht verurteilt werden, ebensowenig die gleichzeitige Feier mehrerer Privatmessen an verschiedenen Altären, die zu Unrecht „den sozialen Charakter des eucharistischen Opfers“ (Nr. 96) behaupten.

Diese Auszüge aus der großen liturgischen Enzyklika von Pius XII. zeigen, daß trotz der Klage von Kardinal Cantalamessa die verspottete "Klerikalisierung“ der Heiligen Messe nicht das Ergebnis des menschlichen Verfalls in der Geschichte sondern eines göttlichen Plans war. Jesus hat das eucharistische Opfer und das Amtspriestertum gleichzeitig eingesetzt und Seinen Dienern das exklusive Privileg gewährt, es auf den Altären auf unblutige Weise bis zum Ende der Zeiten zu erneuern.

Der Kapuzinerprediger des Päpstlichen Hauses versank weiter im Treibsand, als er feststellte, daß die frühchristlichen Gemeinden "eine Vision der Messe hatten, die der reformierten von heute sicherlich näher steht als der der vergangenen Jahrhunderte“. Wenn dem so wäre, gäbe es zwei Möglichkeiten:

 - Im besten Fall  stellt die  in der Neuen Messe in Bezug auf das Priestertum und das Opfer des Altars verkörperte Vision Pauls VI  eine theologische Regression darstellen. Weil es im frühen Drittel der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine organische Entwicklung des depositum fidei bzgl. des Priestertums und der Altar- Opfers stattgefunden hat, d.h. ein besseres Verständnis. 

Tatsächlich ist die "Rückkehr von einer relativ jungen Vergangenheit zu einer älteren und ursprünglichen Vergangenheit“ keine „Bereicherung“ , wie Kardinal Cantalamessa sagte, sondern eine Verarmung,weil sie der Vision der Kirche von der Messe das Licht entzieht, von dem sie ausgeht die dogmatischen Definitionen der Ökumenischen Konzile Nizäa II, Lateran IV, Florenz und (hauptsächlich) Trient, sowie die Einsichten vieler Giganten der Theologie und der eucharistischen Frömmigkeit, wie die Heiligen Thomas von Aquin, Robert Bellarmine, Leonard von Port Maurice und Peter Julian Eymard.
Im schlimmsten Fall würde die Vision der Messe, die im Novus Ordo Missae von Paul VI. verkörpert ist, eine theologische Abkehr von jenen Glaubensdogmen darstellen, die in "den Jahrhunderten vor uns“ definiert wurden und die die angeblich "klerikale“ Vision von Priestertum und Eucharistie, die die traditionelle lateinische Messe prägen – deren Struktur bis zum Novus Ordo Missae von Papst Paul VI. 1969 praktisch unverändert blieb, nachdem Papst Damasus I. (gest. 384) und Papst Gregor I. (gest. 604) Änderungen vorgenommen hatten.

Arthur Kardinal Roche scheint dieses worst-case- Szenario zu akzeptieren. Für ihn "hat sich die Theologie der Kirche geändert."

Unglücklicherweise verkörpert die Neue Messe Pauls VI eine Änderung der Theologie nicht nur im Blick auf die angebliche "Klerikalisierung" der alten Liturgie. Nach Desiderio desideravi schrieb ich, daß die Prinzipien, die Papst Franziskus angerufen hat, um den Zusammenstoß der liturgischen Reform mit Mediator Dei in mehrfacher Hinsicht zu rechtfertigen und habe besonders Folgendes betont:

1. Eine systematische Umkehr zwischen dem ersten Zweck Got

1. Eine systematische Umkehrung zwischen dem primären Ziel der Anbetung Gottes und dem sekundären Ziel der Heiligung von Seelen;

2. Verdunkelung der zentralen Bedeutung der erlösenden Passion zugunsten der glorreichen Auferstehung;

3.Betonung des Denkmals auf Kosten des Opfers; 

4. Und die Herabstufung des Status des zelebrierenden Priesters zum „Vorsitzenden der Versammlung“.

Im Licht dieser radikalen Veränderungen habe ich mich gefragt, ob die Neue Messe Pauls VI mit dem Glauben aller Zeiten übereinstimmt. Die Kardinäle Roche und Cantalamessa haben anerkannt, daß sie eine andere "Vision" der Liturgie verköpert, weil die Theologie der Kirche zur Messe sich whrscheinlich geändert hat. 

Vor diesen illustren Kardinälen erklärten zwei prominente Vertreter des französischen Progressivismus, Alain und Aline Weidert, dasselbe. Sie schrieben eine Kolumne in der Zeitung La Croix, in der sie das motu proprio Traditionis custodes von Papst Franziskus lobten und   ausdrücklich  titelten: "La fin des messes d’autre ‘foi,’ une chance pour le Christ!“ (Das Ende der Messen eines anderen Glaubens, eine Chance für Christus!).

Sie thematisierten die vermeintliche "Klerikalisierung“ der ewigen Liturgie nicht zum Nachteil des Volkes. Stattdessen konzentrierten sie sich auf den Übergang der Messe von einem Sühneopfer zu einer eucharistischen und jubelnden Bundesfeier:

Ohne Unterscheidung können der Geist der Liturgie eines anderen "Glaubens“, seine Theologie, die Normen des gestrigen Gebets und der Messe (die lex orandi der Vergangenheit) nicht länger die Normen des heutigen Glaubens oder sein Inhalt (unsere lex credendi). . . . .

. . . Ein Glaube, der noch von der gestrigen lex orandi abstammen würde, die den Katholizismus zur Religion eines perversen Gottes machte, der seinen Sohn sterben lässt, um seinen Zorn zu besänftigen, eine Religion des ewigen mea culpa und der Wiedergutmachung, würde zu einem Gegenzeugnis des Glaubens führen, ein katastrophales Christusbild. . . .

Leider sind unsere [traditionellen] Messen immer von einem starken „Sühne“-Opfercharakter durchdrungen, der einen „Sühne“-Zweck hat, um Sünden zu vernichten (20 Mal erwähnt), unsere Erlösung herbeizuführen und Seelen vor der göttlichen Rache zu retten. „Versöhnung“, die die Ecclesia Dei-Gemeinschaften zusammen mit ihren Opferpriestern mit Händen und Füßen verteidigen, die gebildet sind, um die Worte des heiligen Messopfers zu verwenden, eine wahre Opferung. . . .

Wollen wir auch in Zukunft einen schmackhaften christlichen Glauben und Praxis anbieten können, müssen wir uns durch Reflexion und Bildung an die Entdeckung einer noch unerforschten (unangezapften) Heilsquelle wagen, die Jesus nicht erst durch seinen Tod gegen ( "wegen“) Sünden, sondern durch seine Existenz als Bund darstellt. "Denn seine Menschlichkeit, vereint mit der Person des Wortes, war das Werkzeug unseres Heils“ (Vatikan II, Sacrosanctum concilium, Nr. 5). Das Ergebnis ist klar! Nicht zwischen unterschiedlichen religiösen Sensibilitäten und Ästhetiken, sondern zwischen endlosen Opfern zur Tilgung von Sünden und Eucharistiefeiern [sic] besiegeln sie den Bund/Christus.[5]

Papst Franziskus hatte Recht, als er in seinem Apostolischen Schreiben Desiderio desideravi schrieb, daß "es trivial wäre, die Spannungen, die leider um die Feier herum vorhanden sind, als einfache Divergenz zwischen verschiedenen Geschmäckern in Bezug auf eine bestimmte Ritualform zu lesen.“

Die Kardinäle Roche und Cantalamessa haben gerade radikalen Modernisten wie dem Ehepaar Weidert wohl oder übel zugestimmt, indem sie den traditionellen lateinischen Messritus des heiligen Pius V. als die Messe eines „anderen Glaubens“ betrachteten.

Daher kann es den Vatikan nicht überraschen, daß die Treue zum Glaubensgut die traditionellen Katholiken dazu verpflichtet, sich unerschütterlich einer unrechtmäßigen liturgischen Gesetzgebung zu widersetzen, die darauf abzielt, ein künstliches liturgisches Konstrukt (mit den Worten von Kardinal Ratzinger) aufzuzwingen, und die in wesentlichen Punkten von den definierten Dogmen des Konzils von Trient widersprechen, während sie einen heiligen Ritus der Messe, der sich im Laufe der Jahrhunderte organisch entwickelt hat, dem allmählichen Aussterben ausliefern."

Quelle: José A. Ureta, OnePeterFive


 

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