Montag, 24. September 2018

Mit welchen Überraschungen müssen wir bei der bevorstehenden Jugend-Synode rechenen?

In seiner montäglichen Kolumne bei Monday in the Vatican macht sich A. Gagliarducci heute -unter Berücksichtigung der neuen Synoden-Konstitution Gedanken über die bevorstehende Jugendsynode und die Befürchtungen, die durch die Erfahrungen in der vorsynodalen Zeit ausgelöst wurden. Hier geht´s zum Original: klicken

"PAPST FRANZISKUS, WAS IST VON DER NÄCHSTEN SYNODE ZU ERWARTEN?"

"Die neue Konstitution, die den Ablauf der Synoden reguliert, kann erklären, was von der bevorstehenden Bischofssynode für die Jugend zu erwarten ist.

Die Konstitution "Ecclesia Communio", die wenige Tage nach der Liste mit den Synodenmitgliedern veröffentlicht wurde, während die Medien versuchen die Synode zu benutzen, um auf eine sanfte Reform von Doktrinen drängen, stärkt einerseits die Macht des Generalsekretariates der Synode und bekräftigt andererseits die Zentralität des Papstes, der letzter Garant für jede getroffene Entscheidung bleibt.

Obwohl es voller Bezugnahmen auf Synodalität und Kollegialität ist, macht das Dokument den Eindruck eines Trends zu einer immer größeren Zentralisierung.

Nicht nur werden die Bischöfe meistens als eine Art "Megaphon" des Gottesvolkes, das sie repräsentieren müssen, beschrieben- sondern die Synodenversammlung bekommt nur Beratungsfunktion, weil das Schlußdokument, wenn der Papst es approbiert, direkt Lehramt und Teil der Päsptlichen Dokumente werden kann.

Das ist es- wo die Macht sich zu den Bichöfen und den Gläubigen verschoben zu haben scheint- wo wir uns aber einer weiteren Zentralisierung gegenüber sehen.

Um zu verstehen, wie sich die Dinge geändert haben, muß man zurückblicken. Bis zur Synode von 2012 , die der Neuevangelisierung gewidmet war, wurden die Bischofssynoden nach "Ordo Synodis" abgehalten. Diese Regel sah auch den Entwurf eines Dokuments zusammengestellt aus den Beschlüssen der Synode vor. 

Der Text wurde von einer speziellen Kommission entworfen und es war wahrscheinlich, daß ihre Mitglieder mit dem Papst über den Text sprachen. Dann jedoch wurde der Text von der Synodenversammlung analysiert, die über ihn absstimmte. Jeder einzelne Vorschlag unterlag der Abstimmung und er wurde nur akzeptiert, wenn er eine 2/3 Mehrheit der Stimmen erlangte: den "consensus" der Synode.



Die Vorschläge, die nicht durchkamen, wurden nicht veröffentlicht. Kardinal Giuseppe Betori, Erzbischof von Florenz, erklärte die Gründe dafür während der letzten Pressekonferenz der 2012-Synode. "Wir suchen Communion" sagte er, "die Minderheitsvorschläge zu veröffentlichen, würde bedeuten, eine Mehrheit und eine Opposition zu schaffen."

Bei der außerordentlichen Familiensynode von 2014 wurden die ersten Neuerungen eingeführt.
Vorher wurde eine Zusammenfassung der Reden aller Synodenväter veröffentlicht und es gab ein Gesamtdokument des Presseamtes des Hl. Stuhls, das komplett die Synodenkommunikation und die täglichen briefings in verschiedenen Spachen wiedergab.

Diese Methode erhielt die Freiheit der Bischöfe, die angebotenen Texte insgesamt zu diskutieren und nichts von diesen internen Diskussionen wurde bekannt gemacht. Die Diskussion war transparent aber auch vertraulich.

Aber bei der Synode von 2014 wurden diese briefings durch ein tägliches briefing durch das Presseamt des Hl. Stuhls ersetzt, dem damals Fr. Federico Lombardi vorstand. Manchmal waren Gäste anwesend.  Aber es gab keine Möglichkeit irgendetwas von den diskutierten Texten zu sehen, um- wie gesagt wurde- die "Freiheit der Synodenväter zu bewahren". De facto wurde eine Bresche geschaffen, als nur Journalisten zugelassen wurden, die mit Bischöfen befreundet waren und durch diesen speziellen Zugang Nachrichten bekommen konnten und sogar genauere Kenntnis der Synodendiskussionen.

Das Schlußdokument wurde aus Vorschlägen zusammengestellt, aber Papst Franziskus wollte, daß sie alle- auch die kontroversesten- veröffentlicht wurden und zur selben Zeit die Abstimmungsergebnisse für alle Propositioonen (dafür oder dagegen). Dabei wurde klar, daß es keinen Synoden-Konsens zu den Vorschlägen über Homosexualität oder unverheiratete Paare gegeben hatte, obwohl sie- durch ihre Aufnahme in das Schlußdokument Teil des Instrumentum Laboris für die folgende Familiensnode wurden.

Die Prozedur wurde bei der 2015-Synode weiter verändert. Trotz der von mehreren Synodenvätern geäußerten Sorgen wegen möglicher Manipulation der Synode, wurde das Schlußdokument nicht in Propositionen aufgeteilt. Es gab eher einen finalen Text, dem eine Mehrheit zustimmte, die die Generalversammlung repräsentieren sollte. Einige der kontroversesten Themen wurden ausgeblendet- während die postsynodale Exhortation von Papst Franziskus in Vorbereitung war.

Dann wurde die Exhortation veröffentlicht  und es war "Amoris Laetitia" Die Exhortation erweckte den Eindruck einer immer offenen Synode, weil sie keine Schlußfolgerungen zog, sondern die Dinge für eine weitere Differenzierung offen ließ.  
Wenn man es in ihrer Gesamtheit liest, wie es Papst Fransziskus verlangt, kann Amoris Laetitia als Teil des Lehramtes der Kirche betrachtet werden, weil- obwohl in ungenauer Sprache abgefaßt-, es als in Übereinstimmung mit der traditionellen Lehre interpretiert werden könne. Aber der Akzent, der auf das Thema "Differenzierung" gelegt wurde und aus der Wahrnehmung des Gewissens als Schlachtfeld der präsynodalen Diskussionen entstand, hat Raum für allerlei Interpretationen gelassen.
Seitdem blühten die Diskussionen unter den Bischöfen und verschiedene Interpretationen und Papst Franziskus kam ebenfalls in Spiel.
Die Amoris-Laetitia-Interpretation der Argentinischen Bischofskonferenz wurde von Papst Franziskus durch einen Brief unterstützt, der u.a.in die Acta Apostolica Sedis aufgenommen wurde. In dem Brief hat Papst Franziskus, dem Zugang in dem Dokument folgend, das auf Differenzierung basierte und einige doktrinalen Öffnungen vorsah, approbiert. Dieser Brief ist jetzt Teil des päpsltichen Lehramts.

Die Synode von 2018 wurde mit der Ursünde dieser beiden vorhergehenden Synoden geboren. Die neue Konstitution hat die Zugehensweise der präsynodalen Aktivitäten endgülitg institutionalisiert- wie z.B.Fragebögen, die tatsächlich auch schon vorher ausgegeben wurden, wenn auch ohne Fanfarenklänge und sogar die präsynodalen Treffen junger Leute in diesem Jahr.

Das Schlußdokument dieser Präsynode von 2018 zeigt in der Tat einen gewissen Willen die Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen zu lenken, weil die Fragen, die den Jugendlichen zur Abstimmung vorgelegt wurden, in eine bestsimmte Richtung führen.

Der Gedanke einer möglichen Manipulation wurde konkret, als das Arbeitsdokument für die Synode 2018 veröffentlicht wurde. Das Dokument beinhaltet das Wort LGBT, das bisher nie in einem offiziellen Vatcian-Dokument benutzt wurde, weil der Hl. Stuhl sich immer geweigert hat, Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung zu beschreiben. Als er um eine Erklärung gebeten wurde, sagte Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Synode, daß das Instrumentum Laboris dem Text der präsynodalen Dokumente -auf der Rationale des Zuhörens- folgt. Aber das Acronym LGBT kam in den präsynodalen Dokumenten nicht vor. 

Die Diskussion, die an der Schwelle der bevorstehenden Synode weiterging, wurde durch Gerüchte charakterisiert über die Möglichkeit, die Bischofssynode als Werkzeug zur Veränderung der Lehre zur Sexualmoral der Enzyklika Humanae Vitae des Sel. Pauls VI zu benutzen.
Es gab Gerüchte über eine Kommission, die zu diesem Zweck gegründet wurde. Dann stellte sich heraus, daß die Kommission eine Studiengruppe ist. Professor Gilfredo Marengo hat die Schlußfolgerung der Studie formuliert und bekräftitgt, daß der Sel. Paul VI nicht nur durch Humanae Vitae gehandelt hat und zählt eine Anzahl von Meinungsäußerungen auf, die ihm geholfen haben, seine endgültige Entscheidung zu treffen,

Es gibt den Verdacht, daß, als Humanae Vitae einmal vom Tisch war- das Generalsekretariat der Synode, um jede doktrinale Debatte zu vermeiden, vorschlug, Regeln aufzustellen, die jetzt mehr als 50 Jahre ohne größere Revision nötig geworden zu sein scheinen.

Die Konstitution Episcopalis Communio ist voller Erwähnungen von Kolleialität und Synodalität.
Eben diese Konstitution institutionalisiert Prozeduren, die bereits in Gebrauch sind,  dem Modell folgend, das auch für die Kurien-Reform gilt- der "Reform im Gehen". Gleichzeitig schließt die Konstitution die Möglichkeit ein, daß der Papst aus dem Schlußdokument der Synode, dem durch "moralische Einstimmigkeit" zugestimmt wurde, einen Lehramtstext macht.

Alles liegt dann in Händen des Papstes, während nicht klar ist, was "moralische Einstimmigkeit" bedeutet (als er das Dokument vorstellte, sagte Kardinal Baldisseri  daß es sicher mehr als 50% " bedeute und so eine Definition einer Mehrheit darstellt - nicht von Einstimmigkeit)

Der Papst ist gerufen, Garant zu sein, einer der nach verschiedenen Prozeduren Synoden einberufen kann- obwohl sie eigentlich nur aus Gründen "ökumenischer Natur" vorgesehen sind, während das Synoden-Generalsekretariat die wahre Macht zu haben scheint, die Diskussionen zu leiten.

Man wird sehen müsen, wie das Schlußdokument formuliert werden wird, wer damit beauftragt werden wird und wie die Botschaft dem Hl. Vater präsentiert wird. Bis dahin jedoch, besteht der Verdacht, daß ein kleiner Coup stattgefunden hat, um die Diskussion dahin zu steuern, wohin sie nicht von selbst ging. 

Das ist nur ein Verdacht. Papst Franziskus wird wahrscheinlich beschließen, das Dokument zu formulieren. De facto- ist die sogenannte Kollegialität bis jetzt auf die Forderung an die Bischöfe, dem Gottesvolk zuzuhören, beschränkt. Auf diese Weise nimmt er den Bischöfen die Macht, die Wahrheit zu lehren- auf Basis der Wahrnehmung daß das Gottesvolk, wenn es etwas witklich glaubt, sich nicht irren kann,


Wenn alle diese Wahrnehmungen von einem formalen Standpunkt aus als mehr oder weniger richtig angessehen werden können, erscheint die Synoden-Reform als eine weitere Zentralisierung und ein Coup dar, um die Diskussion in eine bestimmte Richtung zu zwingen. Jetzt sind die von den Bischofskonferenzen ausgewählten Bischöfe aufgerufen, stark zu sein und die Themen auf ihre Weise zu bearbeiten. Wir werden sehen, wie die Bilanz der Synode sein wird.

Am Ende ist die weitere Zentralisierung ein Grund zum Nachdenken. Sie darf nicht unterschätzt werden.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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