Das neue Papst"Interview" des Eugenio Scalfari schlug in Italien hohe Wogen, die sich zunächst nicht so einfach glätten ließen, auch wenn dieses mal die Reaktion des päpstlichen Presseamtes mit "Überschallgeschwindigkeit" erfolgte, wie A. Socci in seiner Stellungnahme formuliert.
Die Tageszeitung "Libero" veröffentlichte ein sehr lesenswertes Interview mit
Vittorio Messori zum Thema. Hier geht´s zum ital. Original
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Libero titelte:
Messori über Scalfari, der vom Vatican widerrufen wurde: "Man muß für ihn beten".
Antonio Mastino führt ein ausführliches Gespräch, mit dem sowohl in Kirchengeschichte als auch in der speziellen Geschichte des Zölibats bestens bewanderten Autor Vittorio Messori.
Dabei stellt Messori anhand der Untersuchung Kardinal Sticklers glasklar heraus, daß der Zölibat apostolischen Ursprungs ist und beschreibt wie es zur unterschiedlichen Praxis der Orientalischen Kirche kam ( daß die verheirateten Priester der unteren Ränge und Diakone nur dann geweiht wurden, wenn sie schon vorher verheiratet waren, Priester und Bischöfe aber ausschließlich aus den Reihen der zölibatären Mönchsorden kommen)- also kein Argument für eine Lockerung des Zölibats in der Römische Kirche liefern können und unterstreicht, daß nur auf Wunsch des byzantinischen Kaisers, der bei den Konzilen Mitspracherecht hatte, und unter dem Protest zahlreicher Bischöfe, erst bei der Trullanischen Synode von 691 die Grenzen für die Orientalische Kirche weiter gezogen wurden, während vorher auch in dieser Frage kompletter Gleichklang zur Römischen Kirche bestand.
Bei dieser Synode, deren Ergebnissen Papst Sergius nur unter Vorbehalt und in den Punkten, die der römischen Lehre nicht widerprachen zustimmte, wurde der Primat Roms gegenüber dem Patriarchat von Konstantinopel , das dann an zweiter Stelle folgte, anerkannt.
Es ist sicher, sagt Messori, daß Zölibat und Enthaltsamkeit in den orientalischen Kirche der ersten Jahrhunderte ungeteilt wie in der Westkirche praktiziert wurde.
Messori interpretiert die dann erfolgte partielle und eingeschränkte Lockerung so:
"Aber eine solche Verpflichtung, die so im Widerspruch zur Natur steht und deshalb so schwer zu befolgen ist, bedurfte einer Autorität, einer Organisation, ständiger Kontrolle eines energischen Lehramtes, alles was der Ostkirche in Ermangelung eines Papsttums fehlte."
Und er zeigt auf, daß über die Frage des Zölibats hinaus auch hinsichtlich der Enthaltsamkeit und Keuschheit sehr früh ganz klare Aussagen getroffen wurden:
So wurde beim Konzil von Karthago 390 n. Chr. in voller Einheit aller Kirchen einstimmig beschlossen:
"Es wird vereinbart, daß alle die dem Göttlichen Sakrament dienen (Bischöfe, Priester, Diakone) in allem enthaltsam leben, damit sie das, was die Apostel gelehrt haben und was die Vergangenheit bewahrt hat, befolgen."
Und die Väter des Westens, die Hl. Ambrosius, Hieronymus und Augustinus sind sich einig, Unberührtheit, Zölibat und Enthaltsamkeit nicht nur für die Priester sondern auch für Diakone.
Soviel also zu den Aussagen Scalfaris- und denen -vielleicht untergeschobenen -des Papstes zur Geschichte und theologischen Begründung des Zölibates. Einen Tip dazu hätten wir. nie mehr ohne Aufnahmegerät.
Inzwischen ist die italienische Presse wieder zum Tagesgeschäft übergegangen, was bezüglicher der Kirche lautet: Kardinalsbashing
Wer den Mastino-Artikel und das Messori Interview aus dem "Libero" lesen möchte, sollte hier weiterlesen