Dienstag, 19. Mai 2020

S. Magister und Prof. de Marco: Erwiderungen zum "Synodalen Weg" (1)

Sandro Magister setzt sich bei Settimo Cielo mit Reaktionen ausienander, die seine kritischen Beiträge zum "synodalen Weg"  ausgelöst haben. Heute läßt er Prof. Pietro de Marco noch einmal zum Arbeitsdokument des deutschen synodalen Weges und den Hintergründen der darin enthaltenen Forderungen zu Wort kommen. Der spart nicht mit harrscher Kritik ("theologische Ignoranz, Fälschungen, mittelmäßig, verräterisch...")
Hier geht´s zum Original: klicken

"DIE SYNODE DER DEUTSCHEN KIRCHE UNTER DER LUPE DES ANALYSTEN. EINE REVOLUTION DIE SICH  SELBST ZERSTÖRT"

"Die bei Settimo Cielo veröffentlichte Auswahl von Texten über das Arbeitsdokument des "Synodalen Weges", das die deutsche Kirche zu den drei zentralen Themen Mächte in der Kirche, die Rolle der Frauen und die Sexualmoral entfaltet hat, hat Aufregung ausgelöst.

Das erste der drei Dokumente stellt eine wirkliche Revolution dar, eine "Demokratisierung " der Kirche, mit wählbarem Zugang zu den führenden Positionen und der daraus folgenden Pflicht der Gewählten, sich nicht nur gegenüber anderen gewählten Körperschaften zu verantworten sondern auch gegenüber einer "unabhängigen Rechtssprechung."

Ist das aber nicht das Untergraben der Grundstruktur der Katholischen Kirche?

Diese Frage wird von Professor De Marco beantwortet- , Philosoph, gelernter Historiker und früherer Professor für Religionssoziologie an der Universität Florenz und der Theologischen Fakultät Central-Italiens.

Der Gesamttext des Dokumentes über "Macht und die Machtteilung in der Kirche" steht auf der offiziellen website der DBK synodalerweg.de und in Italienisch in der Zeitschrift "Il Regno" vom 1. März 20202 zur Verfügung.

Und hier sind die beiden vorangegangenen posts von Settimo Cielo, die das Thema umrahmen:
> Franziskus und das Schisma von Deutschland. Geschichte eines Albtraums"
> Sex, Frauen, Macht. Die drei Herausforderung Deutschlands an die Kirche"

DER "SYNODALE WEG" UND DIE SCHIEFE EBENE DER DEUTSCHEN KIRCHE 
von Pietro De Marco 
"Die deutschen Bischöfe scheinen sich dessen nicht bewusst zu sein, aber der von ihnen eingeleitete Verlauf des „Synodale Weg“, der darauf abzielt, „die Kirche von unten zu entscheiden“, ist auch der Weg des Eintauchens und Verschwindens der Kirche als Institution und als souveräne Einheit in einer demokratischen Staatsbürgerschaft und ihrem Schmelztiegel der Werte.



Ich sollte sofort erwähnen, wie bedauerlich es ist, daß so mittelmäßige Texte eine so ernste Entscheidung begleiten sollten. Und ich spreche nicht von Theologie, oft erwähnt, aber nicht zufällig abwesend. Die vorbereitenden Dokumente sind im gewöhnlichen Sinne "politische“: Handlungsinstrumente. Und ihre rhetorischen Ressourcen sind diejenigen, die jeden Vorstoß zur "Demokratisierung“ einer Institution begleiten, die an sich nicht demokratisch ist, da die Kirche „de iure divino“ ist. Von diesem subversiven Ansatz sind die Organisation der Synode, ihre Zusammensetzung, Vertreter und Vorschriften das wahre Gesicht. Der „Synodale Weg“ ist eine Kriegsmaschine und gleichzeitig eine Vorausnahme ihrer Ergebnisse: eine neue Teilung und neue Themen - aktiv und passiv - von Mächten.

Am Anfang der einleitenden Überlegungen zu "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche", die im September 2019 gebilligt und am 20. Januar 2020 aktualisiert wurden, steht: 
"Die Frage, die als Leitfaden dienen muss, lautet: Wie kann die Kirche in der heutigen Welt das Evangelium glaubwürdig in Worten und Werken verkünden?“
Man solle sich daher sauf der Grundlage eines externen Kanons für ein "Wie“ des Glaubens entscheiden. Aber wann wurde der christliche Glaube jemals unter Bedingungen weltlicher "Glaubwürdigkeit“ gepredigt? Was ist mit dem "Skandal des Kreuzes", den der theologische Nihilismus im Munde führt?  War der an sich "glaubwürdig“? Oder in welchem Sinne und wie haben die großen Apostel und die Apostel des ewigen Glaubens ihn "glaubwürdig“ gemacht? Haben sie sich an die Reihenfolge der Plausibilität der Äußerungen und Bräuche der Zeit angepasst?
Daß der "Synodale Weg“ nichts mit der Ordnung des Glaubens und der christlichen Tradition zu tun hat, zeigt die Arbeitsmethode, die er fordert oder vielmehr auferlegt:
"Der Prozess des Dialogs und der Entscheidung erfordert eine Atmosphäre der Offenheit. Es darf kein Tabu geben, keine Angst vor Alternativen, keine Sanktion."

Und weiter:
"Es müssen Reform-Szenarien entwickelt werden, die prozedural ausgeführt werden könnten".

Also ein gutes „Brainstorming“ über die Kirche und konkrete Vorschläge zum Wohle des Unternehmens. Wir sind in der Zeit der "Start-ups". Natürlich wird es aus Gründen der Kundenbindung - wie im Dokument zugegeben - auch notwendig sein, "spürbar einen theologischen Geist, der die jeweiligen Überlegungen in das Ensemble eines reflektierenden Glaubens einfügt, zu atmen“. Aber der theologische Atem hat diesen Tenor:
" Das Kritisieren betrifft ein in Deutschland sehr verbreitetes Konzept der Kirche, das durch eine übermäßige Überladung der Weiheämter  als„ Sacra Potestas “gekennzeichnet ist und mit einer Hierarchie verbunden ist, in der die Gläubigen einseitig als von den Priestern abhängig betrachtet werden. Aber diese institutionelle Ordnung beruht weniger auf einer katholischen Notwendigkeit als vielmehr auf einem antimodernen mentalen Affekt und Vorurteil. “

Da ist es abgesehen von der merkwürdigen Vorstellung, daß die „Sacra Potestas“ ein deutscher Exzess sei, schwierig,  historische und theologische Ignoranz von der Fälschung von Tatsachen und Lehren zu unterscheiden. Der priesterliche Dienst wurde von den „Sacra Potestas“, die im Wesentlichen dazu gehören, weder belastet noch überlastet, es sei denn, das Priestertum ist nichts anderes als für die Protestanten. Die Laiengläubigen sind keine „Abhängigen“ des Priesters, sondern „ecclesia discens“, die als solche von den „ecclesia docens“ in Bezug auf das Gesetz und die Spiritualität der Kirche verschieden und abhängig sind.
Diese  Ordnung bildet in ihrer höchsten Form, die von der „caelestis-hierarchia“ abstammt, die große Ost- und Westkirche. Es hat nichts mit antimodernen Kulturen zu tun. Sogar Max Weber hat seine Einzigartigkeit, ihre brillante Dialektik als charismatische Institution verstanden.

Symptomatisch für die Verwirrung des "Synodalen Weges" ist diese als essentiell präsentierte These:

"„Die Krise wurde nicht von außen in die Kirche gebracht, sondern ist in ihr entstanden. Sie ist das Ergebnis starker Spannungen zwischen der Lehre und Praxis der Kirche, aber auch zwischen der Art und Weise, wie Macht in der Kirche ausgeübt wird, und den Standards einer pluralistischen Gesellschaft in einer demokratischen Rechtsstaatlichkeit, die -wie viele Katholiken erwarten auch in der Kirche berücksichtige werden soll."

Es ist offensichtlich, daß gewisse Erwartungen der katholischen Gläubigen durch eine Projektion der Form und Ziele der gegenwärtigen westlichen Gesellschaft auf die Strukturen und das Wesentliche der Kirche hervorgerufen wurden.

Aber um Gerechtigkeit und Rechte in der Kirche zu gewährleisten, gibt es das Gesetz der Kirche. Die Tatsache, daß in Fällen von Pädophilie die ausschließliche Anwendung des internen Gesetzes zu perversen Effekten geführt hat,  dem Gegenteil des Erwarteten, ist ein echtes Problem für Kirchenrechtler.  Das Fehlen einer zivilrechtlichen Schadensersatzklage wird als rechtliche Lücke bezeichnet. Dies rechtfertigt jedoch weder das Lynchen von Priestern und Bischöfen innerhalb der Kirche noch anti-institutionellen Proklamationen. Stattdessen erfordert es neben dem Mut, die theologische und moralische Verschlechterung der christlichen Bildung in den letzten Jahrzehnten zu analysieren, viel juristische Arbeit in der Institution und für die Institution.

In dem Dokument heißt es auch, daß „der synodale Prozess durch Teilhabe, Transparenz und Gleichberechtigung gekennzeichnet sein muss“. Wo „Gleichheit“ nicht ein bestimmtes Recht betrifft, wie im kanonischen Verfassungsrecht, sondern die Forderung, an endgültigen Entscheidungen - von theologischen bis organisatorischen -per Abstimmung teilzunehmen bedeutet, Was hier zweifellos auf die Tagesordnung gesetzt wird, ist sowohl der Wahlcharakter für die
kirchlichen Mächte als auch das aktive und passive Wahlrecht für sogenannte "Randgruppen".

Nun sind diese kirchlichen Pseudoklassen, "Frauen“ und "Laien“, im „Synodale Weg“ bereits mächtig, ja entscheidend vertreten,  wie aus der Zusammensetzung der Versammlung hervorgeht. Sie schlagen sich daher aus einer Position der Stärke heraus als Subjekte vor, die emanzipiert werden sollen, um mit der Waffe der Pädophilie die priesterliche und hierarchische Institution als Ganzes zu übernehmen.

Tatsächlich weiß nicht jeder, dass die Basis für die aktuelle Zunahme an Macht und der Fähigkeit Druck auszuüben für die Laien der "MHG-Effekt"steht, oder die Auswirkung der Forschung zum Sexuellen Mißbrauch, den die deutsche Bischofskonferenz den Universitäten von Mannheim, Heidelberg und Gießen anvertraut hat.

Das ist eine breitangelegte interdisziplinäre Untersuchung, die von Harald Dressing, einem Gerichtsmedizinischen Psychiater geleitet, vom 1. Juli 2014 bis zum 24. September 2018 auf der Basis von Daten aus 27 deutschen Diözesen durchgeführt wurde. Das Resultat weist in ihrem diagnostischen und prognostischen Teil die Sexual-Skandale den katholischen Kircheninstitutionen als solchen zu.
Man muß aber sagen, daß die deutschen Bischöfe sich die enormen Kosten von mehr als einer Milliarde Euro hätten sparen können, wenn das Resultat  -vorhersehbar- die absichtliche Bestätigung von der Kirche bereits bekannten Dingen sowie von Vorurteilen und Allgemeinplätzen war.

Die Laien und die herrschende theologische Klasse haben im MHG jedoch ein perfektes Trojanisches Pferd gefunden, das ihnen erlaubt, in der Kirche die Institution Göttlichen Rechts anzugreifen und jede immer noch vorgefundene theologische Gegebenheit und jede Vision der übernatürlichen Glaubens beiseite zu schieben." (...)

Fortsetzung folgt....

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister, Prof. P. d.Marco 

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