Sonntag, 30. September 2018

Fundstück: Aldo Maria Valli spricht mit Rod Dreher

Gefunden haben wir das Gespräch zwischen Aldo Maria Valli und Rod Dreher über dessen Buch "Die Benedikt-Option" bei "BenoîtXVI-et-moi" (merci beaucoup!)
Hier geht´s zum Original, das eine Übersetzung des Interviews aus dem Italienischen ist: klicken


"WIR CHRISTEN IM DUNKLEN WALD. ROD DREHER 
ÖFFNET SEIN HERZ" 
(...)
"Die Benediktinische Option" ist heute mehr als ein Buch, wie erfolgreich es auch ist: es ist eine Idee, ein Vorschlag an die heutigen Christen, um den Glauben in einer Zivilisation zu leben, die nicht mehr christlich ist und auf dem Weg ist, posthuman zu werden.

Im aktuellen Kontext, wenn die Kirche-ganz damit beschäftigt ist, die Zustimmung der Welt zu erzielen, ihre Mission verrät und sich nicht um das Seelenheil kümmert, muß man es wie der Hl. Benedikt machen, der Rom verließ, als er sah, daß es zu korrupt war. :"Man muß die Ruinen erkennen und sich entfernen" sagt Rod Dreher. Das bedeutet nicht, die Kirche zu verlassen, sondern an ihrer Reinigung zu arbeiten. Wir müssen im Gebet leben, schlägt er vor und den Blick auf Gott richten. Obwohl wir Laien nicht berufen sind, Mönche zu sein, müssen wir dem mönchischen Beispiel folgen, um ein geordneteres, betendes und der Kultur entgegengesetztes Leben zu führen."

Frage:
"Rod, warum denkst du, daß die Benedikt-Option einen solchen Erfolg hat?"

Antwort: 
"Wenn das Buch populär ist, dann weil es die Zeichen der Zeit liest und den Geist unserer derzeitigen Kultur begreift. Die Christen, die wirklich an unseren Glauben glauben, können klar sehen, daß wir in einer Periode großer Verwirrung und Angst leben. Die Standardantworten, die die Kirche anbietet, scheinen nicht ausreichend zu sein, um der Realität unserer Situation zu begegnen.

Es ist nie leicht, ein wirklicher Christ zu sein, aber heute sind die Herausforderungen sehr groß. Das Probem ist nicht nur, daß die westliche Zivilisation weniger christlich wird, aber auch daß sie post-human ist. Auf viele verschiedene Arten verlieren wir die Fähigkeit, unsere eigene Menschlichkeit zu erkennen und Vertrauen in die Wahrheit zu haben, Dabei handelt es sich nicht um eine Krise, die gestern begonnen har, nicht einmal erst seit den 60-er Jahren, sondern die seit Jahrhunderten nicht aufgehört hat, schlimmer zu werden. Wir sind jetzt an einem entscheidenden Augenblick der Welt-und der Kirchengeschichte.

Auch wenn ich in den USA mehr Exemplare der "Benedikt-Option" verkauft habe als in Europa, denke ich, daß die europäischen Christen- vor allem die unter 40 Jahren- mein Buch besser verstehen als die Amerikaner allgemein. Warum das so ist? Aus zwei Gründen glaube ich. 

Erstens -die Europäer sind in Sachen Entchristlichung weiter fortgeschritten als wir. Es ist schwerer für die amerikanischen Christen zu verstehen, was passiert, weil wir nicht die gleichen Erfahrungen gemacht haben wie die Europäer. Sicher, die gleiche Sache passiert uns in diesem Moment, aber für die Amerikaner ist es leichter, das alles zu leugnen.

Zweitens- die Amerikaner sind Optimisten und auf die Zukunft ausgerichtet. Uns fehlt der Sinn für das Tragische. Wir glauben, daß die Dinge besser werden können und wir ziehen es vor, denen, die das Gegenteil sagen, nicht zuzuhören. Das ist eine gefährliche Form von Selbsttäuschung, die der amerikanischen Kultur eigen ist.




Aber ich muß sagen. daß es auch eine Kluft zwischen den Generationen gibt, auch in Europa. Es ist ein Jahr vergangen, seit "Die Benedikt-Option" in Frankreich veröffentlicht wurde und ich habe Zeit dort verbracht, um für das  Buch zu werben. Ich habe bemerkt, daß die Katholiken meines Alters (51) immer größere Probleme mit der These des Buches haben als die jungen Katholiken. 
Warum? Ich glaube, daß das eine Beziehung zu den Hoffnungen des II.Vaticanischen Konzils hat. Es ist schwierig für die Katholiken eines gewissen Alters anzuerkennen, daß das Konzil nicht die versprochene Erneuerung gebracht hat.
Außerdem ist es für die Katholiken dieser Generation der Älteren schwer, zu akzeptieren, daß man- um das Christentum treu zu leben, jetzt und in den kommenden Jahren eine größere soziale Ausgrenzung akzeptieren muß. Sie wollen glauben, daß wenn wir nur einige kleine Änderungen dabei machen, das Evangelium anzubieten, die Welt uns einen Platz am Tisch anbietet-sozusagen.

Die jungen Katholiken- zumindest die, denen ich begegnet bin, haben diese Illusion nicht. Sie verstehen ganz klar, daß ihre Eltern und Großeltern, die liberale Ordnung, die uns katechisieren will und daß die Bemühungen der Kirche, sich diesem liberalen Regime anzunähern- basierend auf den selben Werten wie der Liberalismus- nur eine einzige Wirkung hat: eine Kirche, die weniger sie selbst ist (....)"

Frage: 
"Als er vor einigen Tagen dein Buch vorgestellt hat, hat Msgr. Gänswein gesagt, daß sich Benedikt XVI auch als einen alten, betenden Mönch sieht. Und du, Rod, wie siehst du Papst Benedikt? Was denkst du über seinen Rücktritt? "

"Ich betrachte ihn als spirituellen Vater. Er ist ein Prophet. Ein jüdischer Freund, der Benedikt sehr bewundert, sagte mir, er sei überzeugt, daß Papst Ratzinger die letzte Chance des Westens war, sich zu retten- eine Gelegenheit die der Westen zurückgewiesen hat. Die Tragödie seines Pontifikates ist, daß er nicht stark war, seine Feinde zu bekämpfen. Ich gebe zu, daß ich ihn verurteilt habe, als er zurücktrat und daß ich versucht war, hart über ihn zu denken, als das Pontifikat von Franzskus zu einem Desaster für die Katholische Kirche degenerierte.

Aber seit kurzem denke ich anders darüber. Ein naher Freund Benedikts hat mir gesagt, daß der Papst als er zurücktrat, sich bewußt war, daß die Korruption im Herzen der Kirche weit über das hinausging, was er hätte bekämpfen können. Könnte es sein, daß Papst Ratzinger in Rom- "Rom" als Symbol für den Vatican- das selbe gesehen hat wie der Hl. Benedikt zu seiner Zeit?  Und wenn das beste Mittel zur Bekämpfung der Korruption war, sich nach Subiaco zurückzuziehen - im Fall von Papst Ratzinger in die Kontemplation in die Vaticanischen Mauern? Sicher kam der Hl. Benedikt wegen der Dinge, die er tat, zu seiner Zeit den Menschen verrückt vor. Sie haben sicher gesagt: Wenn du ein echter Christ bist, warum bleibst du nicht in Rom, um für die Reinigung der Kirche zu kampfen? Wir wissen jetzt aber, daß der Akt des Rücktritts des Heiligen in den folgenden Jahrhunderten immense Früchte getragen hat."

Frage: 
"Könnte es sein, daß der Rücktritt von Papst Benedikt XVI dazu bestimmt ist, den gleichen Effekt zu produzieren? Das können wir unmöglich wissen. Aber wir können die Möglichkeit nicht ausschließen."

"Alles was ich dir sagen kann, ist daß ich ihn liebe und denke, daß er ein Heiliger ist."

Frage:
"Was sagt der Hl. Benedikt von Nursia über die Kirche von heute?"

"Der Heilige Benedikt hat Rom verlassen, als er entdeckte, daß es zu korrupt war. Er fürchtete, daß er den Glauben verlieren würde, wenn er in der Stadt blieb,. Benedikt hat aber nicht Gott verlassen, er hat nur eine neue Art gesucht, den Glauben unter so schwierigen Umständen zu leben. Auf die selbe Weise ist offensichtlich, daß die Kirche heute sehr schwach und desintegriert geworden ist- und sogar korrumpiert. Papst Johannes XXIII wollte "die Fenster der Kirche weit öffnen, um frische Luft hereinzulassen."
Jetzt ist klar, daß die Diebe sich auf das Innere gestürzt haben und auf vielerlei Art aus der modernen Kirche eine Ruine gamcht haben. Die Katholiken, die katholisch bleiben möchten, müßten eine neue Art als Katholiken zu leben, finden. Das bedeutet nicht, die Katholische Kirche zu verlassen,sondern erfordert, viel tiefer an die Wurzeln des Katholischen Glaubens zu gehen und ein viel disziplinierteres Leben auf spiritueller Ebene zu leben,"
(....)

Quelle: Benoît XVI-et-moi, Aldo Maria Valli, Rod Dreher
  

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