Und das ist nicht ironische gemeint. Chefredakteur Riccardo Cascioli interpretiert in einem Leitartkel für La Nuova Bussola Quotidiana die jüngsten Ereignisse im Vatican. Lesen!
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"BECCIU, ZEN UND DIE GLAUBENSKRISE BEI DEN HIRTEN"
Das Bild der Kirche in diesen Tagen- nach dem Rausschmiss von Kardinal Becciu ist alles andere als groß und erbaulich. Aber mehr als die Korruption sorgt die Unfähigkeit unserer Hirten, das alles im Licht des Glaubens zu beurteilen, für einen Skandal. Wir brauchen keine Päpste und Bischöfe, die mutige Politiker und Wirtschaftsfachleute sind, sondern heilige Hirten.
In diesen Tagen habe wir alle in den Zeitungen Seiten voller Artikel gelesen, die der causa Becciu, dem mächtigen Kurienkardinal, gelesen, der am vergangenen Donnerstag von Papst Franziskus gezwungen wurde, als Präfekt der Heiligsprechungskongregation zurückzutreten und alle Rechte des Kardinalats aufzugeben. Wir haben ausführliche Berichte gelesen, die den tatsächlichen oder mutmaßlichen Vergehen des Kardinals gewidmet sind, der plötzlich in Ungnade gefallen ist. Wir haben über Analysen und unendliche Hintergründe - oft im Gegensatz zueinander - der Verwaltung der Finanzen des Vatikans nachgedacht. Wir haben den Beschwerden derer zugehört, die sich durch die gescheiterten Reformen von Papst Franziskus betrogen fühlen, und dem Jubel derer, die stattdessen im gedemütigten "Feind" ein ermutigendes Zeichen für eine begonnene Säuberung sehen.
Wir sagen, daß daraus insgesamt ein wenig erbauliches Bild von dem entsteht, was in der Kurie des Vaticans vor sich geht, aber auch von jenen Vaticanisti, die jetzt als bewaffneter Arm dieser oder jener Gruppierung agieren und auf Kommando Nachrichten und Dossiers verbreiten. Eine Situation, die offensichtlich viele Katholiken bestürzt.
Aber wenn wir einen guten Blick auf die Sache richten, die -im wahrsten Sinne des Wortes- am meisten skandalisiert - dann sind das nicht so sehr Korruption oder Raub, die im Vatican herrschen sondern die Unfähigkeit, das alles im Sinne des Glaubens zu verstehen.
Ich versuche zu erklären: Korruptionsproblem hat es in der christlichen Gemeinschaft auch zu Zeiten Jesu gegeben. Das beweist das Johannes-Evangelium (Kapitel 12) , wenn Judas Ischariot - der Jünger, "der ihn dann verraten sollte" sich über das parfümierte, echte Nardenöl" beklagt, das Maria "verschwendet", als sie damit die Füße Jesu wäscht. "Man hätte dafür 300 Denare bekommen können, um sie den Armen zu geben" sagt Judas, die Befreiungstheologie vorwegnehmend. Jesus antwortet ihm - indem er die Hierarchie zwischen sich und den Armen wiederherstellt, aber für unseren Diskurs ist die Feststellung von Johannes interessant, der ohne viele Worte drumherum zu machen, behauptet, daß die Armen Judas in Wirklichkeit nichts bedeuten, sondern "weil er ein Räuber war" und weil er die Kasse hatte, herausnahm, was hineingetan wurde."
Es ist unmöglich zu glauben, daß Jesus nicht gewußt haben soll, wer Judas war und wie er mit der gemeinsamen Kasse umging (oder umzugehen wünschte), aber keine Zeit damit verlor, den Wirtschaftssekretär auszuwechseln und eine Kommission zum Studium einer Reform, die Diebstahl ausschließen sollte, einzusetzen. Jesus schlägt auch in diesem Fall ein Urteil vor, das sich aus der Erkenntnis ergibt, daß ER die ultimative Bedeutung für die Existenz eines jeden von uns ist. "Lass sie...Arme wirst du immer um dich haben, aber mich hast du nicht immer". Wenn man immer in der Gegenwart Christi lebt, regelt sich auch der moralische Aspekt.
Was also am meisten schmerzt, wenn man auf unsere Hirten schaut, ist daß in der Hierarchie der Kirche, diejenigen, die ein Beispiel geben sollten, sich in unendlichen Diskussionen und Polemiken über das Nardenöl winden, ohne je den Blick zu Christus zu erheben. Das bestätigt das, was Benedikt XVI so oft angesichts der moralischen Krise gesagt hat, daß an deren Wurzel und bei allem anderen die Glaubenskrise steht. Das ist der Punkt, auf dem auch Kardinal Robert Sarah in seinen Büchern besteht, mit denen er sich direkt an die Priester wendet.
Das Problem, aus dem alles entsteht, ist genau der Mangel an Glauben, der zum Versuch führt, Probleme nach rein menschlicher Logik zu lösen. Lassen Sie mich klar sein: Reformen sind notwendig, ein Papst muss auch wissen, wie man die Kurie regiert, die Institutionen müssen wissen, wie man sich an die Bedürfnisse der Realität anpasst. Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen dem Wissen, wie man Werkzeuge benutzt, deren Zweck die Errichtung des Reiches Gottes ist und der Verwandlung des Weges in das Ziel.
Interessant ist, daß Kardinal Pell in diesen Tagen gesagt haben soll, daß Papst Franziskus "gewählt wurde, um die Vatican-Finanzen in Ordnung zu bringen". Hoffen wir. daß er das nicht in absolutem Sinn versteht, aber es scheint offensichtlich, daß viele Kardinäle -wenn nicht alle- Papst Franziskus aus sehr irdischen Motiven gewählt und benutzt haben: um die Finanzen zu ordnen, die Römische Kurie zu reformieren und die progressistische Agenda voranzubringen.
Das Ergebnis nach den ersten Jahren, in denen es schien, daß bei ihnen allen Zufriedenheit herrschte, ist heute ein "alle gegen alle", besonders innerhalb des Hofes, den eben dieser Papst sich ausgesucht hat. Das ist unausweichlich, wenn Christus höchstens eine moralische Reminiszenz ist, die im Hintergrund bleibt. So herrscht in der Kirche politische Logik vor, diese Kirche wird auf eine Partei reduziert, mit verschiedenen Strömungen, die sich ohne Tabus bekämpfen. Ein klares Beispiel dafür haben wir auch in diesen Tagen gesehen- bei einem Papst. der völlig damit beschäftigt ist, auf seine Weise (indem er den Kopf von Kardinal Becciu rollen läßt) wirtschaftliche Probleme zu lösen, aber keine Zeit gefunden hat, den chinesischen Kardinal Joseph Zen zu entscheidenden Fragen für den Katholischen Glauben (nicht nur für die Chinesen) anzuhören.
Aber darf man einen Papst wählen, damit er die Finanzen ordnet oder aus irgendeinem anderen Grund, der nicht die Glaubensvermehrung beim Volk Christi ist? Was wir brauchen, sind heilige Pastoren, die vor allem an den eigenen Glauben und den der ihnen anvertrauten Herde denken, die sich vor allem um das Heil der Seelen kümmern. Der Rest folgt dann als Konsequenz. Wir brauchen Hirten,
p.s. Nicht umsonst ist das Thema "Erheben wir den Blick" das Thema der Tagung "Giornata della Bussola", die am kommenden Samstag, 3. Oktober stattfindet. [...]
Hier geht es zum Programm klicken (Kard. Müller zelebriert die Eröffnungs-Messe und spricht anschließend über das Thema: Erheben wir den Blick, die Kirche in der Welt)
Quelle: R. Cascioli, LNBQ
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