Montag, 15. März 2021

Acht Jahre Pontifikat und die Zukunft

A. Gagliarducci  befaßt sich  in seiner heutigen Kolumne in "Monday in the Vatican" mit dem achten Jahrestag des aktuellen Pontifikates.
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"WIE WIRD DIE ZUKUNFT VON PAPST FRANZISKUS SEIN?" 

Einige dachten an ein traditionelles Pontifikat, andere sagten, daß drei oder vier Jahre Bergoglio genügen würden, um einige Probleme der Kirche zu lösen und sie gaben das an gut vernetzte Journalisten weiter, die das veröffentlichten. Am 13. März jedoch erreichte Papst Franziskus den achten Jahrestag seines Pontifikates. 

Der Tag jährte sich nach einer Reise in den Irak, die auf gewisse Weise die Rückkehr des Papstes auf die Weltbühne darstellte. Die wahre Frage jedoch ist nicht, was Papst Franziskus in den Augen der Leute ist. Sondern die Frage zu verstehen, was während Papst Franziskus´ Pontifikat aus der Kirche geworden ist. 

In diesen acht Jahren hat Papst Franziskus der Kirche seinen Stempel aufgedrückt. Aber das hat er mit Kühnheit getan. Er hat Entscheidungen zunehmen zentralisiert und immer gezeigt, daß am Ende immer nur der Papst das Kommando hat. Während er oft von Synodalität und Kollegiatlität spricht, hat Papst Franziskus immer alle päpstlichen Vorrechte genutzt: von Dokumenten mit theologischen Entscheidungen bis zu mehr weltlichen Vorschriften- wie der Forderung nach der Zusammenlegung der Prozesse des Vatican-Staates.

Papst Franziskus benutzte die immer gleichen Schlüsselworte.  Wenn man seinen Plan für die Kirche finden will, sollte man in den Zeilen von Evangelii Gaudium danach suchen. Dieses Dokument sollte eine postsynodale Exhortation sein. Es wurde die Papst-Franziskus-Exhortation. Praktisch hatte die Synode zum Wort Gottes von 2012 kein Schlussdokument. Papst Franziskus begann sofort neue Dinge zu tun. Und er tat das, indem er zwei Familiensynoden einberief. 

Das war eine symbolische Entscheidung. Weil bei den Treffen im Präkonklave von 2005, bei dem später Papst Benedikt gewählt wurde, auch das Thema Familie bedacht wurde, brachte Kardinal Carlo Maria Martini  das Thema wieder auf den Tisch. Viele haben das- vielleicht irrigerweise- als Zeichen dafür gesehen, daß das Pontifikat von Papst Benedikt XVI auf die Seite geschoben werden sollte. 

Das gesamte Narrativ rund um Papst Franziskus wurde präzise mit der Absicht konstruiert, eine Diskontinuität zu Papst Benedikt XVI zu markieren. Und es nützt nichts, daß Papst Franziskus bedeutungsvolle Gesten macht, um Benedikt XVI seine Nähe zu bezeugen- und auch unterstreicht, daß er am Leben der Kirche teilnehmen soll und jedesmal die im Konsistorium  kreierten neuen Kardinäle bittet, ihn zu besuchen. 

Auf diese Weise ist das Pontifikat von Papst Franziskus zum Träger eines Bildes von Diskontinuität geworden und es macht nicht viel Sinn, zu schauen ob das eine wirkliche oder eine angenommene Diskontinität ist. Es ist so, als ob entschieden worden wäre, daß das Kirchenleben mit Papst Franziskus neu beginnen würde. 

In das Jahr von Amoris Laetitia, der postsynodalen Exhortation des Papstes fällt u.a. der Jahrestag der Inaugurationsmesse seines Petrinischen Dienstes. Zur selben Zeit wurde der fünfte Jahrestag der ökologischen Enzykika Laudato Si´ gefeiert.


Zu Beginn seines Pontifikates gab Papst Franziskus den Staatsoberhäuptern und Regierungschefs, die ihn besuchten, Kopien des Dokumentes vom Kirchentreffen von Aparecida 2007, an dem er als Mitglied des Herausgeberkomitees mitgewirkt hatte. Das war ein klares Zeichen dafür, daß die Richtlinien des Pontifikates daraus stammen würde. Heute schenkt Papst Franziskus Staatoberhäuptern und Regierungschefs alle Dokumente, die er verfaßt hat. Nicht daß andere Päpste das nicht getan haben. Es ist Bestandteil des üblichen Austausches von Geschenken und Höflichkeiten. 

Dennoch stellen die Dokumente von Papst Franziskus - in denen er oft- sogar zu oft- traditionelle Texte oder die seiner Vorgänger -zitiert, de facto einen Bruch dar, weil der Stil ein Bruch ist. Alles wird zersplittert, wenn Papst Franziskus sich ausdrückt. Wie eines der Prinzipien von Evangelii Gaudium besagt, ist die Realität größer als Ideen. Das geschieht besonders, wenn die Ideen aufgesplittert  werden, scheinbar ohne einheitlichen Gedanken. 

Aber Papst Franziskus hat tatsächlich einen Plan für die Kirche. Außer daß er den kühn vorangebracht hat. Er führt kein echtes "Beute"system, außer in einigen Fällen, in denen er dies tun konnte. Aber jetzt, mit sechs Leitern von Kongregationen- über 75 Jahre, kann er die Kurie endgültig ändern, so wie er es will. Es werden neue Kräfte auftreten, und wir werden dann sehen, welche Orientierung der Papst seiner Regierung geben will. 

Tasächlich war die Regierung von Papst Franziskus bisher in der Defensive. Die Kurie wurde immer mit Argwohn betrachtet, während die Berater, denen am meisten zugehört wurde,  immer von außerhalb der Institution kamen und oft keine Erfahrung in der Institution hatten. Papst Franziskus scheint Institutionen, insbesondere Institutionen mit einer Geschichte, nicht zu vertrauen, weil sie ihn daran hindern, zu regieren. Ein Hinweis auf den Ansatz von Papst Franziskus ist, wie er die Kurie verwaltet hat, die oft an den Rand gedrängt oder vor allem zur Förderung einiger Themen des Pontifikats verwendet wurde.

Acht Jahre nach der Wahl von Papst Franziskuzs hat der erwartete, von den Kardinälen, die von der Änderung des Narativs sprachen, gewollte Schock für das System stattgefunden. 

Was jedoch nicht verstanden wurde, ist der Preis, der für eine Änderung des Narrativs bezahlt werden muß.  Papst Franziskus hat nicht gezögert, öffentlich zu machen, was er von der Kurie dachte, von ihren Krankheiten, dem vielen unterstellten Karrierismus. Das bedeutet nicht, daß es im Kreis um Papst Franziskus keine Karrieristen gibt: es gibt sie, das ist menschlich. Aber sie werden auf eine Weise durch die persönliche Bekanntschaft mit dem Pontifex geschützt und riskieren, sich auf wichtigen Positionen wiederzufinden, ohne auch nur zu wissen warum. 

Papst Franziskzus ist ein Mann, der schnell persönliche Beziehungen knüpft, aber gleichzeitig gibt er sie auch schnell auf. Die Iste derer, die sein Vertrauen verloren haben und aus dem Radar verschwunden sind, oder marginalisiert wurden, ist lang und sie enthält nicht nur prominente Namen. Indem er das tut, schaftt Papst Franziskus aber auch Spaltung. Manchmal ist  Spaltung eine gute Sache: sie zwingt daa Kästchendenken aufzugeben. In einer Welt wie dem Vatican aber, wo alles gleichzeitig groß und klein ist. verursacht Spaltung Verwirrung. 

Nach den acht Jahren seines Pontifikates stehen wir so einer Kirche im Warte-Modus gegenüber. Man weiß nicht, was Papst Franziskus tun wird. Diejenigen, die ihn  gut kennen, sagen, daß er seit einiger Zeit einen Plan hat und den durchführen wird. Der Papst versucht. die Ketten der Macht in der Kurie zu zerbrechen; er begrenzt die Amtszeit der Präfekten und Sekretäre auf 5 Jahre, er macht oft Änderungen und wenn er das tut,  greift er nicht auf den Hl. Stuhl zurück sondern auf die Diözesen. Man bekommt nicht leicht Zugang zum Papst. Das haben nur wenige. Sehr wenigen aber wird zugehört. 

Und vielleicht findet er sich- nach acht Jahren- selbst in einer kristallisierten Kirche wieder. Indem er über die Ränder und die Mission spricht, versäumt er ein Haus für alle zu bauen. Im Denken von Papst Franziskus müssen Ernennungen vorübergehend sein, weil der richtige Platz für einen Priester die Gemeinde ist und der des Bischofs in einer Diözese. Dennoch ist ein Hl. Stuhl, der gut arbeitet und mit Autorität in der Welt spricht für diese Priester nützlich, verteidigt sie, und er gibt ihnen eine unabhängige Institution, auf die sie sich verlassen können. Um diese Institution muß man sich kümmern. 

Das Pontifikat von Papst Franziskus kann nicht länger als ein Übergangspontifkat betrachtet werden. Wir wissen, daß Papst Franziskus Entscheidungen trifft und viele auf der legislativen und kanonischen Ebene getroffen hat. Viele Veränderungen werden stattfinden. Man weiß nicht, ob die neuen Männer, die kommen werden, planen den Hl. Stuhl zu bewahren oder- wahrscheinlicher- einen Plan umzusetzen, in dem der Hl. Stuhl nur ein Werkzeug ist. 

Man muß daran denken, nicht nur auf dieses Pontifikat zu schauen,  sondern auch auf das nächste, weil viel davon abhängen wird, wie-nach Papst Franziskus- alles  neu gedacht wird. "

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

 

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