Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae die Antwort, die Msgr. Aurelio Porfiri auf einen Artikel des progressistisch-katholischen Raniero La Valle über ein "Post-Theistisches Zeitalter".
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"AURELIO PORFIRI ANTWORTET AUF RANIERO LA VALLE: POST-THEISMUS ODER POST-RATIO?"
Liebe Stilumcuriale, Msgr. Aurelio Porfiri bietet uns diese Überlegung und durchdachte Überlegung und Antwort auf einige Thesen, die Raniero La Valle, eine wohlbekannte Persönlichkeit des prokommunistischen progessistischen Katholizismus aufgestellt hat. Gute Lektüre. POST-THEISMUS ODER POST-RATIO?
Zufällig habe ich einen interessanten Artikel des Journalisten, Politikers und Intellektuellen Raniero La Valle gelesen, eines illustren Vertreters des progressiven Katholizismus und vor allem jener katholischen Welt, die die sozialistische und kommunistische Erfahrung für ihren religiösen Glauben angemessen hielt. In Wirklichkeit hatte Pius XI. dieses Problem bereits am 19. März 1937 gut formuliert, als er im Divini Redemptor bekräftigte: "Der Kommunismus zeigte sich am Anfang so, wie er war, in all seiner Perversität, erkannte aber bald, daß er sich auf diese Weise von den Völkern entfernte, und deshalb hat er seine Taktik geändert und versucht, mit verschiedenen Täuschungen, die Massen anzuziehen, und versteckte seine Pläne hinter Ideen, die an sich gut und attraktiv sind. Angesichts des gemeinsamen Friedenswillens geben die Führer des Kommunismus daher vor, die eifrigsten Befürworter und Propagandisten der Weltfriedensbewegung zu sein; aber gleichzeitig entfachen sie einen Klassenkampf, der Ströme von Blut zum Fließen bringt, und weil sie keine innere Friedensgarantie haben, greifen sie zu unbegrenzter Rüstung. So gründeten sie unter verschiedenen Namen, die nicht einmal auf den Kommunismus anspielten, Assoziationen und Zeitschriften, die dann nur dazu dienten, ihre Ideen in Umgebungen vordringen zu lassen, die ihnen sonst nicht leicht zugänglich wären; im Gegenteil, sie versuchen heimtückisch, katholische und religiöse Vereinigungen zu infiltrieren. So laden sie anderswo die Katholiken, ohne sich von ihren perversen Grundsätzen zurückzuziehen, ein, mit ihnen im sogenannten humanitären und karitativen Bereich zusammenzuarbeiten und manchmal sogar Dinge vorzuschlagen, die dem christlichen Geist und der Lehre der Kirche völlig entsprechen.
Andernorts treiben sie die Heuchelei so weit voran, daß die Menschen glauben, daß der Kommunismus in Ländern mit einem größeren Glauben oder einer größeren Kultur einen anderen milderen Aspekt annehmen wird, der den religiösen Gottesdienst nicht verhindert und die Gewissensfreiheit respektiert. In der Tat gibt es diejenigen, die unter Hinweis auf einige kürzlich in der sowjetischen Gesetzgebung eingeführte Änderungen zu dem Schluss kommen, daß der Kommunismus im Begriff ist, sein Kampfprogramm gegen Gott aufzugeben. Der Kommunismus ist an sich pervers, und auf keinem Gebiet kann eine Zusammenarbeit mit ihm von irgendjemandem zugelassen werden, der die christliche Zivilisation retten will. Und wenn einige Irregeführte am Sieg des Kommunismus in ihrem Land mitwirken, werden sie zuerst als Opfer ihres Irrtums fallen, und je mehr die Regionen, in die der Kommunismus vordringt, sich durch das Alter und Größe ihrer christlichen Zivilisation auszeichnen, desto verheerender wird sich der Hass "Gottlosen" manifestieren.
Die Begegnung von Sozialismus, Kommunismus und Christentum ist einer der Stränge der Moderne, die wenige Jahre nach der Enzyklika von Papst Pius XI. Ernesto Buonaiuti, einen der großen Protagonisten der frühen Moderne, sagen lässt: Wer weiß, ob nicht morgen eine Handvoll Idealisten kommt, um den Menschen zu zeigen, wie Gerechtigkeit und Frieden in die Welt eingeführt werden, nicht durch Propaganda, die auf den engen und prekären Interessen des Alltagslebens basiert, sondern nur durch geistliche Predigt, die den Menschen den Sinn für jene höheren Ideale einflößt, für die allein es wert ist, zu leben und zu sterben. An diesem Tag wird es möglich sein, die zeitliche Funktion der katholischen Kommunisten zu bewerten“. Kurz gesagt, es gab keine Möglichkeit, sie zu überzeugen.
Hier ist der Gottlose, wie Papst Ratti sagt, ein bisschen das Thema, mit dem sich Raniero La Valle in seinem Blog in einem Beitrag vom 9. Juli 2021 mit dem Titel "Der Gott, den wir verlieren" beschäftigt. Ein interessanter Artikel, der sich an dem von Enrico Peyretti herausgegebenen Dossier auf der Website "Kirche aller, Kirche der Armen" mit dem Titel "Dossier zum Posttheismus" orientiert, in dem verschiedene Personen ihre Meinung zu diesem Thema geäußert haben.
Raniero La Valle scheint die extremsten Drift derer auslöschen zu wollen, die Gott und Religion ohne allzu viele Komplimente loswerden möchten, aber dann kommentiert er: "Vielleicht könnte man hier sagen, daß an der Basis ein grundlegendes Missverständnis über den Inhalt des Streits selbst liegt: Die Gottesfrage in die Vergangenheit zu stellen, bedeutet den Neo-Ungläubigen ihre Objektivierung zu verweigern, die sie zu einem Nebenfluss von Mythos, Fantasie, anthropomorpher Erfindung, dem „Immensen Objekt“ gemachte hat, das zur Beute wurde, zu begründen; und sie haben Gründe.
Aber mit einem so gedachten Gott ist die Rechnung schon sind seit einiger Zeit gemacht, die Antwort auf die Frage nach der Identität Gottes ist die von Jesus an die Samariterin, Gott sollte nicht auf diesem oder jenem Berg gesucht werden, sondern im Geiste und in der Wahrheit; die Frage ist vielmehr die der menschlichen Beziehung zu ihm, es ist der Glaube, der ihn in die Geschichte einbezieht, es ist der Glaube, der vorher und nachher identifiziert werden kann ("Wenn der Menschensohn kommt, wird er Glauben auf Erden finden?"); die Frage ist der Sinn und die Auswirkungen des Glaubens derer, die an ihn glauben, ist das, was die Geschichte in Brand setzt“.
Aber gerade diese Ablehnung der Gegenwart Gottes als objektiv und transzendent, sondern lediglich als immanente Gegenwart, ist nur insofern wichtig, als es eine menschliche Beziehung zu ihm gibt, die sie von ihrer fundamentalen Rolle zu einer Idee bewegt, in der wir heute wie in einer Reliquie aus der Vergangenheit leben.
Auch hier hat der Modernismus bereits alles gesagt., wahrscheinlich als Reaktion auf Dei Filius des I. Vaticanischen Konzils, in dem gesagt wird "Wenn jemand sagen sollte, daß der einzige wahre Gott, unser Schöpfer und Herr, nicht mit Sicherheit im natürlichen Licht der menschlichen Vernunft erkannt werden kann, durch die Dinge, die von ihm gemacht worden sind- er sei Anathema. " Das heißt, daß das Erkennen Gottes unabhängig ist von der Subjektivität des Erkennenden, der es wiedererkennt aber nicht schafft. Man sollte sich auch gut an den Satz erinnern, mit dem La Valle seinen Artikel beendet: "Wenn wir diesen Gott [den persönlichen Gott] verlieren sollten, können wir hinzufügen, daß wir auch den nicht gewalttätigen Gott verlieren, der das große Geschenk ist, das der Menschheit von der Kirche des Konzils, von Johannes XXIII bis zu Papst Franziskus in Abu Dhabi beim Gebet auf der Ebene von Ninive gemacht wurde und die Gewalt, beginnend mit jener religiösen, bliebe uneingegrenzt."
Dieses alles ist im kulturellen Rahmen des Autors - wie gesagt- eines bedeutender Repräsentanten des progressistischen Katholizismus.
In einem Beitrag vom 31. Juli auf seinem blog kehrt Raniero La Valle zu seinem vorhergehenden Artikel zurück, der viel Aufmerksamkeit erregt hatte. Sein Anfangskommentar führt zu mehr Fragen, als er beantworten will. "Es ist weder meine Absicht, noch könnte ich alle Fragen beantworten; es steht außer Frage, daß die Kritik des Posttheismus nicht außer Acht lässt, daß es sich um ein Mysterium handelt, daß die einzig angemessene Sprache die apophatische sein würde, daß Mystik der wahre Ort der menschlichen Beziehung zu Gott ist; daher sind alle Antworten, die darauf bestehen, richtig. Viel mehr aber sehen viele, die die posttheistische Position unterstützen, die als epochalen Wendepunkt die abschließende Abrechnung mit Gott sanktioniert, vielleicht etwas stereotype Überlieferungsformen des Theismus (allmächtig, allwissend, despotisch usw.)
Bilden seine Omnipotenz und seine Allwissenheit Stereotypen? Wenn er Gott ist, weiß er alles, sonst wäre er nicht Gott. Dann fängt La Valle eine Argumentsation mit einer gewissen Organizität an, die er so erklärt: "Deshalb ist es nützlich, sich über die Bedingungen der Konfrontation zu fragen, um zu versuchen, Klarheit zu schaffen. Und deshalb muß gesagt werden, daß das, was uns vorgeschlagen wird, kein Atheismus ist, denn für den Atheismus hat es nie einen Gott gegeben, nicht einmal diesen, der jetzt aufgegeben wird; nicht wegen der sich ändernden Zeiten wird er jetzt geleugnet, der Verzicht auf Gott ist eine andere, die seiner langen und edlen Tradition zugeschrieben werden muss. Der Posttheismus argumentiert statt von einem Gott aus, der da war oder dem zumindest geglaubt wurde (und zwar so sehr und von vielen, daß um diesen Gottesbegriff herum eine ganze historische Epoche charakterisiert wurde) und den es jetzt in einer erwachsen gewordenen Welt nicht mehr gibt, an den zu glauben, es keine Gründe mehr gibt und dem leicht unwahrscheinliche - bis zum Spott reichende- Beinamen zugelegt werden können.
Kurz gesagt, Posttheismus ist kein Atheismus, denn für den Atheisten gibt es keinen Gott, aber für den Posttheisten gibt es eine Vorstellung von Gott, die nicht mehr nötig ist. Alles ist auf Immanenz reduziert, Gott existiert, weil ich ihn erschaffe, wenn ich ihn nicht mehr brauche, verschwindet er, als könnte er nicht unabhängig von meinem Denken an ihn existieren. Kurzum, wir befinden uns immer noch im guten alten Immanentismus, einem der Eckpfeiler der Moderne.
Die Art und Weise, in der La Valle seinen zweiten Artikel beendet, in dem er den Post-Theismus eher als eine Kritik gegen den Monotheismus verurteilt, ist interessant: "Man muß also wachsam sein, damit das "post" des Theismus nicht eher ein Rückfall in die Vergangenheit wird -damit diese Rückkehr zum Areopag Athens, die sich an den "Unbekannten Gott" wenden müßte, für die Wissenschaft unerreichbar, uns nicht eher wieder den Idolen annähert, die immer mehr die Kontrolle über unser Leben übernehmen. Wenn wir dagegen immer mehr Sicherheiten und weniger Gegenmittel haben, wächst die Zahl und die Macht der Idole, sei es der ruhmreiche Ball. seien es souveräne Märkte, unverzichtbare Patente auf Impfstoffe, oder die Freiheit zu sündigen." Hier stimme ich La Valle, mit einem Satz der (scheinbar ungeschockt) Gilbert Keith Chesterton zugeschrieben wird, zu: "Wenn die Menschen aufhören, an Gott zu glauben, ist es nicht wahr, daß sie an nichts glauben, weil sie an alles glauben". Und um das zu verstehen, schauen Sie sich einfach um."
Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae, Msgr. A. Porfiri
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