Marco Tosatti veröffentlicht heute bei Stilum Curiae Ausschnitte aus dem neuen Buch "Das wahre Europa,Identität und Mission" des Papa emeritus Benedikts XVI und das Vorwort, das Papst Franziskus dazu geschrfieben hat.
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Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, heute veröffentlicht der Verlag Cantagalli die jüngste Ausgabe eines Werkes von Joseph Ratzinger- Benedikt XVI "Das wahre Europa. Identität und Mission". Der Text wird durch ein Vorwort des amtierenden Pontifex eingeleitet.
DAS WIRKLICHE EUROPA
IDENTITÄT UND MISSION
Einleitung von Seiner Heiligkeit
Papst Franziskus
"Der letzte von Herzen kommende Appell Benedikts XVI- von Papst Franziskus geteilt- an Europa seinen wahren Ursprung und seine wahre Identität wieder zu entdecken und zu bestätigen die sie zu einer großartigen Quelle und einem Vorbild für Schönheit und Menschlichkeit gemacht haben, Es geht nicht darum, die Glaubenswahrheiten als Fundament Europas aufzuzwingen, sondern eine vernünftige Entscheidung zu treffen, die anerkennt, daß es natürlicher und gerechter ist, zu leben, "als ob Gott existierte" als zu leben, "als ob Gott nicht existierte".
"Wie vor nicht allzu langer Zeit Papst Johannes XXIII. an die großen Nationen Europas und des Westens appellierte, einen verheerenden Atomkrieg abzuwenden, so wendet sich der emeritierte Papst Benedikt XVI heute ein letztes Mal an ganz Europa und den Westen, denn nur durch die Wiederentdeckung ihrer eigenen Seele, können sie sich und die Welt vor der Selbstzerstörung retten. Ein dreihundertsechzig Grad- Appell, der den Menschen, die Natur, das ganze Universum betrifft, eine Einladung an den westlichen Menschen, einen Weg wieder aufzunehmen, der abrupt mit der Fata Morgana einer europäischen Vereinigung unterbrochen wurde, einen Weg, der trotzdem für möglich gehalten wurde, eine Kultur, die die Hauptquelle der westlichen Zivilisation war, ein Appell, der sich in Ratzinger-Manier an alle richtet, egal ob sie an Gott glauben oder nicht. Eine Einladung, die Realität , die Tatsachen zu beachten, sich der Tatsache bewusst zu werden, daß es eine Harmonie gibt, eine Vollkommenheit, die sorgfältig beachtet werden muss, weil dort der Weg zu einem wahren Europa bereits skizziert und das Schicksal der Menschheit vorgezeichnet ist.
Benedetto XVI stellt fest:
"Die ökologische Bewegung hat die Grenzen des Machbaren entdeckt und erkannt, daß die "Natur" für uns ein Maß setzt, das wir nicht ungestraft ignorieren können. Leider hat sich die "Ökologie des Menschen" noch nicht konkretisiert. Auch der Mensch besitzt eine ihm gegebene "Natur“, und ihre Vergewaltigung oder Verleugnung führt zur Selbstzerstörung“.
Seine Heiligkeit Papst Franziskus teilt in seiner Einleitung den Appell des emeritierten Papst Benedikts XVI.:
„Mit der ihm eigenen Klarheit, der unmittelbaren Zugänglichkeit und zugleich der Tiefe, die ihm eigen sind, skizziert der emeritierte Papst hier auf großartige Weise jene "Europaidee“, die seine Gründerväter zweifellos inspiriert hat und die seiner Größe zugrunde liegt und deren endgültige Verdunkelung ihren allgemeinen und irreversiblen Niedergang sanktionieren würde
§ § §
Hier einige Ausschnitte aus der Einführung in das Werk Benedikts XVI:
"DER UNS VON GOTT ÜBERTRAGENEN AUFGABE FÜR DEN MENSCHEN GERECHTIGKEIT WIEDERFAHREN LASSEN"
von Seiner Heiligkeit Benedikt XVI
Mit der Legalisierung der "gleichgeschlechtlichen Ehe“ in sechzehn europäischen Ländern hat das Thema Ehe und Familie eine neue, sicherlich nicht zu übersehende Dimension angenommen. Wir erleben eine Bewußtseinsverforrmung, die offenbar tief in Teile des katholischen Volkes eingedrungen ist. Dies kann nicht mit kleinen Moralismen oder auch nur mit einem exegetischen Hinweis beantwortet werden. Das Problem geht in die Tiefe und muss daher grundsätzlich angegangen werden.
Wichtig erscheint mir zunächst die Feststellung, dass das Konzept der "gleichgeschlechtlichen Ehe“ im Widerspruch zu allen bisher aufeinander folgenden Kulturen der Menschheit steht und damit eine dem Ganzen entgegengesetzte Kulturrevolution gegen Tradition der Menschheit bis heute, bedeutet. Es besteht kein Zweifel, daß sich die rechtliche und moralische Auffassung von Ehe und Familie in den Kulturen der Welt außerordentlich unterscheidet. Es ist möglich, nicht nur den Unterschied zwischen Monogamie und Polygamie zu erkennen, sondern auch andere tiefgreifende Unterschiede. Und doch wurde die Grundgemeinschaft nie in Frage gestellt, die Tatsache, daß die Existenz des Menschen - die von Mann und Frau - auf die Fortpflanzung hin geordnet ist, sowie die Tatsache, daß die Gemeinschaft von Mann und Frau und die Offenheit für die Weitergabe von Leben das Wesen dessen bestimmen, was man Ehe nennt. Die grundlegende Gewissheit, daß der Mensch als Mann und Frau existiert; daß die Weitergabe des Lebens eine Aufgabe des Menschen ist; daß es die Gemeinschaft von Mann und Frau ist, die dieser Aufgabe dient; und daß darin, über alle Unterschiede hinweg, die Ehe im Wesentlichen besteht – ist eine ursprüngliche Gewissheit, die der Menschheit bisher klar war.
Ein grundlegender Umbruch dieser ursprünglichen menschlichen Gewissheit wurde eingeleitet, als mit der Pille die prinzipielle Trennung von Fruchtbarkeit und Sexualität möglich wurde. Hier geht es nicht um Kasuistik, ob und wann der Gebrauch der Pille schließlich moralisch zu rechtfertigen ist, sondern um die grundsätzliche Neuheit, die sie als solche bedeutet: nämlich gerade die prinzipielle Trennung von Sexualität und Fruchtbarkeit. Diese Trennung bedeutet in der Tat, daß auf diese Weise alle Formen der Sexualität gleichgestellt werden. Es gibt kein grundlegendes Kriterium mehr. Diese neue Botschaft, die in der Erfindung der Pille enthalten ist, hat das Gewissen der Menschen tiefgreifend verändert, zuerst langsam, dann immer deutlicher.
Es folgt ein zweiter Schritt: Wenn zunächst Sexualität von der Fruchtbarkeit getrennt wird, dann kann umgekehrt natürlich auch Fruchtbarkeit ohne Sexualität gedacht werden. Es erscheint also richtig, die Zeugung des Menschen nicht mehr der gelegentlichen Leidenschaft des Körpers anzuvertrauen, sondern den Menschen rational zu planen und zu produzieren. Dieser Prozess, bei dem Männer nicht mehr erzeugt und gezeugt, sondern gemacht werden, ist inzwischen in vollem Gange. Das bedeutet aber dann, dass der Mensch kein empfangenes Geschenk mehr ist, sondern ein geplantes Produkt unseres Tuns. Andererseits kann auch zerstört werden, was machbar ist. In diesem Sinne ist die zunehmende Tendenz zum Suizid als geplantes Lebensende fester Bestandteil des beschriebenen Trends.
Auf diese Weise wird jedoch deutlich, daß es bei der Frage der "gleichgeschlechtlichen Ehe“ nicht darum geht, etwas breiter und offener zu sein. Es stellt sich vielmehr die Grundfrage: Wer ist der Mensch? Und damit auch die Frage, ob es einen Schöpfer gibt oder ob wir nicht alle nur Produkte eines Tuns sind. Es ergibt sich diese Alternative: Entweder ist der Mensch ein Geschöpf Gottes, ist er das Ebenbild Gottes, ist er ein Geschenk Gottes, oder der Mensch ist ein Produkt, das er selbst zu schaffen weiß. Wenn wir auf die Idee der Schöpfung verzichten, verzichten wir auf die Größe des Menschen, verzichten wir auf seine Unverfügbarkeit und seine Würde, die über allem Planen steht.
Alles das kann auch aus einer anderen Perspektive ausgedrückt werden. Die ökologische Bewegung hat die Grenzen des Machbaren entdeckt und erkannt, daß die "Natur“ für uns ein Maß setzt, das wir nicht ungestraft ignorieren können. Leider ist "die Ökologie des Menschen" noch nicht konkret geworden. Auch der Mensch besitzt eine ihm gegebene "Natur“, und deren Vergewaltigung oder Verleugnung führt zur Selbstzerstörung. Genau damit haben wir es bei der Erschaffung des Mannes als Mann und Frau zu tun, die im Postulat der "gleichgeschlechtlichen Ehe" ignoriert wird.
Es scheint mir wichtig, die Frage in dieser Größenordnung zu reflektieren. Nur so werden wir für der uns von Gott anvertrauten Aufgabe für den Menschen gerecht."
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Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae
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