Sandro Magister analysiert und kommentiert in Settimo Cielo /L´ Espresso sehr kritisch die China/ Taiwan-Politik des Hl. Stuhls .
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"GIBT DER PAPST NACH HONG KONG AUCH TAIWAN PREIS?"
"Mit seinem Schweigen hat Papst Franziskus Hong Kong auf dem freiheitstötenden Altar Chinas geopfert. Aber auch In Taiwan fürchten sie, daß er die Insel wegen der zunehmenden Drohungen Peking überläßt.
In Europa und Nordamerika unterhält einzig der Hl. Stuhl noch diplomatrische Beziehungen zu Taiwan- gemeinsam mit Paraguay, Guatreemala, Nicaragua, Hinduras, Belize, Haiti und acht kleinen Inselsattaten in der Karibik und im Pazifik. Aber am 21. Oktober teilte eine anonyme Quelle aus dem Staatssekretariat dem "Corriere della Sera" mit, daß "China möchte, daß wir die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbrechen und verspricht, im Austausch dafür diplomatische Beziehungen zu uns aufzunehmen". Und das genau an dem Tag, als China See-und Luftmanöver rund um die Insel verstärkte- derart arrogant, daß das den amerikanischen Präsidenten Joe Biden zum zweiten mal innerhalb weniger Monate zu dem Versprechen veranlaßte, daß die USA bereit seien, Taiwan im Falle eines Angriffs zu verteidigen.
Es ist wahr, daß die selbe vaticanische Quelle unmittelbar danach sagte, "wir haben immer geantwortet, daß Peking uns zuerst erlauben muß, eine Apostolische Nuntiatur in der Hauptstadt zu eröffnen" und "wir nur dann unsere Beziehungen zur Regierung Taipehs überdenken können."
Aber schon im Juli 2020 hatte eine anonyme Vatican-Quelle festgestellt.- diesesmal gegenüber der “South China Morning Post,” daß Taipeh nicht verletzt sein sollte, wenn die Botschaft in Taipeh an ihren ursprünglichen Standort in Peking zurückverlegt wird."
Am vergangenen 25. Oktober hat das taiwanesische Außenministerium ein Statement formuliert, das bekräftigt, daß die vom Corriere della Sera wiedergegebenen Bemerkungen der starken Freundschaft und dem gesunden Zustand der Taiwan-Vatican-Beziehungen nicht widersprechen" und zitierte als Beweis den gegenseitigen Beistand anläßlich der Coronavirus-Pandemie, die Grüße des Papstes zum Nationalfeiertag am 10. Oktober und vor allem die "pastorale" und "nicht-politische" Natur der Übereinkommen zwischen dem Vatican und Peking, in der Hoffnung, daß die "Gläubigen in China wirklich die universalen Werte der Religionsfreiheit und den Schutz der basalen Menschenrechte genießen können."
Der Vatican hatte sich auch im Sommer 2020 mit beruhigenden Worten an Taiwan gewandt- aber im selben Monat seine Unterschrift unter den Antrag Taiwans zurückgehalten, zur WHO-Versammlung zum Coronavirus zugelassen zu werden, eine Teilnahme, die durch ein chinesisches Veto blockiert wurde.
Im folgenden Jahr, am 31. Juli 2021, schien Papst Franziskus dieses Versäumnis, den Apell zu unterstützen, wiedergutmachen zu wollen, indem er den Taiwanesen Chen Chien-jen, den früheren Gesundheitsminister und dann von 2016 bis 2020Vizepräsident der Insel, einen international renommierten Epidemiologen, als Mitglied der Päpstlichen Akadamie der Wissenschaften ernannte.
Aber auch da sollte man bedenken, daß Franziskus am 13. Oktober 2020 als Chen, der damals amtierende Vizepräsident, in Rom war, um an Kanonisierungen teilzunehmen, die Gelegenheit hatte, ihn und seine Frau nach der Zeremonie zu begrüßen. Das Foto von der Begrüßung (hier am Anfang des Artikels) wurde jedoch schnell aus allen vaticanischen Medien entfernt, um die chineische Regierung nicht zu irritieren.
Im Vatican gilt de facto die Regel, daß aus Respekt vor China die politische Taiwan-Frage mit Friedhofs-Stille behandelt werden muß. In öffentlichen Gesten von Papst Franziskus besteht -vor Chens Ernennung- die letzte vage-und rein geographische- Erwähnung der Insel in einer Video-Botschaft an eine Konferenz der Internationalen Vereinigung Christlicher Seeleute, die im Oktober 2019 in der taiwanesischen Stadt Kaosiung stattfand.
Während die vorletzte Erwähnung im Bulletin der Päspstlichen Audienzen im 14. Mai 2018 zu finden ist, als Franziskus sieben Bischöfe während des ad-Limina-Besuchs der "Chinesischen Regional-Bischofskonferenz" empfing, unter dem offiziellen italienischen und englischen Namen der Bischofskonferenzt von Taiwan.
Wirklich steht als Name dieser Bischofskonferenz auf ihrer website in Chinesissch "Katholische Bischofskonferenz der Region Taiwan". Aber das ist nur eine der vielen Namens-Varianten, die der Vatican für Taiwan benutzt, um einerseits die Realität anzuerkennen und andererseits Peking nicht zu irritieren.
Der offizielle Name Taiwans ist "Chinesische Republik" während der Festlandchinas "Volksrepublik China" ist. Aber im Annuario Pontificio, dem Who-is-Who des Hl. Stuhls steht die Apostolische Nuntiatur in Taipeh unter der einfachen Überschrift "China" -ebenso wie die taiwanesische Botschaft beim Hl. Stuhl.
Stattdessen steht im selben Annuario aber die Liste der chinesichen Diözesen unter dem Titel: Festland-China"- die der taiwanesischen Diözesen unter "Taiwan": Mit dem Vorbehalt, daß das auf alle Fälle nur rein "geographische" und "praktische" Titel sind, ohne Bezug zu den verschiedenen Staaten, zu denen sie gehören.
Die Entstehung diplomatischer Beziehungen zwischen dem Hl. Stuhl und China mit dem Austausch von Botschaftern geht auf das Jahr 1946 zurück. Aber als 1949 die kommunistischen Streitkräfte unter Mao Tsetung die Kontrolle über das Festland erlangten und sich die vorherige Regierung auf die Insel Taiwan beschränken mußte, deren Besitz seither von der Pekinger Regierung immer beansprucht wurde, wurde 1951 auch der Apostolische Nuntius aus China ausgewiesen und floh nach Taiwan, und errichtete dort auch die Nuntiatur, auch wenn -beginnend 1971- als die Voksrepublik China den Platz der Repoublik China bei der UNO einnahm, diese seither von einem einfachen Chargé d'affaires geleitet wird.
Katholiken bilden 1 % der 24 Millionen Einwohner Taiwans und sind -wie die breite Mehrheit der Bevölkerung- gegen engere Beziehungen zum kommunistischen China- und erst recht gegen eine Wiedervereinigung,.
Aber das ist genau ihre größte Angst. Und das vorläufige und geheime Abkommen zwischen dem Vatican und Peking vom September 2018 über die Bischofsernennungen in China hat diese Sorge vergrößert, die vor einem Jahr in einem Statement des Taiwanesischen Außerministeriums ausgedrückt wurde, das die schädlichen Auswirkungen dieses Abkommens beklagt- den Verlust der Religionsfreiheit und die erzwungene "Nationalisierung" der Katholischen Religion.
Zusätzlich verstärkt das Schweigen des Hl. Stuhls zu Hong Kong die Ängste, daß es auch für Taiwan keine Hilfe aus Rom geben wird, viel weniger noch von Papst Franziskus, der nie auch nur ein einziges Wort zur Verteidigung der vielen Personen des Katholischen Widerstandes der Stadt gesagt hat, die alle im Gefängnis endeten und der sogar nicht einmal den unerschrockenen Kardinal Joseph Zen Zekiun empfangen wollte, der im September 2020 völlig vergeblich nach Rom flog, um vom Papst angehört zu werden.
Hong Kong wurde auch verboten, den taiwaneischen Nationalfeiertag am 10. Oktober- in Erinnerung an den Wuchan-Aufstand von 1911- zu feiern, der zum Fall des Chinesischen Kaiserreichs und im folgenden Jahr zur Geburt der Chinesischen Republik führte, deren Erbe Taiwan in der Tat ist.
Während in der Zwischenzeit das Schicksal der Katholischen Kirche in Chiua die kürzliche Ernennung eines neuen Bischofs von Wuhan zur Kenntnis nimmt, eines dieser dem Regime Ergebenen und durch das Regime Aufgezwungenen, aber auch die ständige Schikanierung der nicht Ergebenen, wie zum x-ten mal die Verhaftung von Bischof Zhang Weizhu und die x-te Entführung und Zwangsindoktrination - dieses mal für 2 Wochen- der Bischofs von Wenzhou, Shao Zhumin.
In Taiwan sind die Freiheiten völlig geschützt- einschließlich die der Kirche. Außer daß sie eine reife Demokratie ist, ist die Insel auch eine wirtschaftliche Macht, Sie ist der weltweit führende Produzent von Halbleitern, einem Schlüsselelement der High-Tech-Industrie. Es überrascht nicht, daß sie dem pazifischen Freihandelsabkommen, CPTPP, beitreten möchte, mit der vollen Unterstützung vieler Staaten, die bereits dazu gehören, wie besonders Japan und Neuseeland. De facto erfüllt es alle Zulassungsvoraussetzungen, was China nicht tut- von der Bewahrung der Arbeiterrechte über den Respekt für die Umwetl, vom Schutz geistigen Eigentums bis zum freien Zugang für ausländische Investoren.
Aber da sind dann jene, die fürchten, daß der countdown schon begonnen hat. Mit Xi Jinpings China, das immer ungeduldiger wird, die Insel zu erobern und zu unterwerfen und mit Papst Franziskus, der still und passiv bleibt."
Quelle: S. Magister, Settimo Cielo
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