Montag, 1. März 2021

Der Synodale Weg unterwegs ins Schisma oder zur Bedeutungslosigkeit der Kirche?

In seiner heutigen Kolumne in "Monday in the Vatican" analysiert und kommentiert A. Gagliarducci den aktuellen Stand der Dinge beim "Synodalen Weg" der deutschen Kirche und seine Auswirkungen auf die universale Kirche.
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"PAPST FRANZISKUS, DIE DEUTSCHE FRAGE DROHT DIE GANZE KIRCHE IN DIE KRISE ZU STÜRZEN" 

Mit der Ernennung einer Frau zur ersten Generalsekretärin -zum erstenmal in der Welt- wollte die DBK auf die Früchte des Synodalen Weges in Deutschland hinweisen.  Kurz: ein Zeichen, daß die Veränderungen, die sie diskutieren, angewendet werden, ob Rom das will oder nicht. Eine Haltung, die den Brief, den Papst Franziskus der DBK im Juni 2019 schickte, mißachtet.  

Dieser Brief des Papstes hat gezeigt, daß es schon -wenn auch versteckt-  ein durch die Entscheidung der deutschen Kirchenführer, eine Synode zu veranstalten, bei der es bindende Entscheidungen geben könnte-verursachtes Risiko für ein Schisma gab. "Jedesmal" schrieb der Papst "wenn eine kirchliche Gemeinschaft ihre Probleme allein lösen wollte- und sich dabei auf ihre Stärke, ihre Methoden und Intelligenz verließ, endete das mit der Vervielfältigung und Stärkung der Übel, die sie überwinden wollte." 

Auch wenn sie den Brief des Papstes formal anerkannte, hat die Kirche in Deutschland ihren Weg fortgesetzt. Und der modus operandi scheint mit fundamentalen Reformen voranzugehen, die nicht die Zustimmung aus Rom brauchen, aber dennoch erhebliche Auswirkungen haben können.

Die Wahl eines weiblichen Generalsekretärs geht in diese Richtung. Beate Gilles, ein fünfzigjährige Theologin, wurde als Nachfolgerin des Jesuiten Hans Langendörfer gewählt, der seit 1996 die Nummer 2 in der deutschen Bischofskonferenz war. Gilles kommt aus der Diözese Limburg, wo sie die Abteilung für Kinder, Jugendliche und Familie leiutete. 

Bischof von Limburg ist Georg Bätzing, der sagte: "Wir halten das Versprechen. Frauen in führende Positonen zu befördern". Wenn man bedenkt, daß der Generalsekretär in der Bischofskonferenz eine entscheidened Rolle innehat und Ausführungsorgan der an die Bischöfe gerichteten Direktiven ist, sehen wir uns der ersten Person im Laienstand gegenüber, die eine Gruppe von Bischöfen managt. 

Das ist ein Zwischenschritt zu dem, was Bischof Bätzing gern sofort hätte: die Priesterweihe für Frauen.. Das hat er im Januar in einem Interview mit Herder-Korrespondenz wiederholt- in einem Interview, in dem er sich auch über die Rote Karte beklagte, die die Glaubenskongregation einem von der Ökumenischen Arbeitsgruppe verfaßten Dokument  ("Gemeinsam am Tisch des Herrn") zur gemeinsamen Kommunion von Katholiken und Prtotestanten, der sog. Interkommunion, gezeigt hatte. 

Das sind alles Signale, die zeigen, wie die Kirche in Deutschland bei den Reformen vorangehen möchte. Die Probleme gehen jedoch tiefer.  Die Kirche in Deutschland setzt eine säkulare Sicht der Realität der Kirche um. Die Sakramente werden nicht bedacht. Bedacht wird die Funktionalität. Die ist ein Thema, das seit der Zeit des II. Vaticanischen Konzils fortwährend aufkommt. Ein Thema, das jetzt wieder kraftvoll aufgetaucht ist und nie ganz zur Seite gelegt wurde. 

Um klar zu sein, es waren Johannes Paul II mit Kardinal Joseph Ratzinger, "Glaubenshüter", die daran gearbeitet haben, die Polarisierung der Konzils-Diskussion zu überwinden. Zwischen einer Kirche, die nur in den Kategorien von Funktion oder einer präkonziliaren Kirche betrachtet wurde, zog Johannes Paul II eine von Christus gegründete Kirche vor. Das war eine Arbeit, die auf Einheit hinwirkte, bei der Kardinal Ratzinger half, der die deutsche Kirche gut kannte. Nicht daß es in Deutschland keine Bischöfe gegeben hätte, die weiter gingen und Lobbyarbeit leisteten. Die Katholische Kirche in Deutschland stand immer ein bißchen am Rand - wegen ihrer Nähe ("borderline") zur mächtigen Protestantischen Kirche und dem direkten Wettkampf, den sich die beiden kirchlichen Gemeinschaften um die Gläubigen liefern, deren Zahl durch die Kirchensteuer, den Steueranteil für die Kirche, unmittelbar in Geld übersetzt wird. 

Benedikt XVI setzte dieses Einheitswerk fort, und alle Zeichen dafür konnte man 2011 während seiner Reise nach Deutschland sehen. Angesichts einer Kirche, die funktionelle Ideen förderte, rief der Papst zur Rückkehr zu Gott auf. Und er erbat das Gleiche auch von den Protestanten, die ein ökumenisches Geschenk erwartet hatten. Das war eine Umkehrung, die für die Kirche in  Deutschland, die sich weiter an der progressiven Agenda orientierte, sehr schwer zu verdauen war. 


Bei Papst Franziskus wurde dieses Wertk systematisch fortgesetzt, Die Entschuldigung- und das geht aus dem Arbeitsdokument der Synode hervor- ist die Frage des Mißbrauchs in der Kirche. Der Mißbrauch ist das Hauptproblem. Führung kommt aus der Art, in der Macht ausgeübt wird. Wie die Macht ausgeübt wird, mußc geändert werden -demokratisch verändert werden. Das ist die Zusammenfassung der Rationale hinter dem deutschen Synodalen Weg. 

Aber die Änderung der Agenda basierte auf der Antwort, daß Mißbrauch weit über das Thema Macht hinausgeht. Das bekam keine Zustimmung, genauso wie einige Definitionen im Text nicht mit allgemeiner Zustimmung rechnen können, weil sie auf den antikatholischen Vorurteilen der säkularen Welt beruhen, die nicht mit der Realität übereinstimmen. 

Ein Beispiel vor allem. Der Text betont wiederholt, daß die Katholische Kirche sich nicht überzeugend "in eine demokratische Gesellschaft, die auf dem Rechtsprinzip beruht,  inkulturiert hat, sondern tatsächlich ihre eigene Rechtsordnun gegen bestimmte Teile der Bevölkerung benutzt hat, um demokratisches Standardvorgehen zu bedrohen und sich selbst gegen kritische Fragen an ihre Lehren und demokratischen Sturkturen zu immunisieren. "

Das ist die "Cancel-Kultur" die die Kirche auf die Kirche selbst anwendet. Auf diese Weise kann die Kirche nicht über ihre Nasenspitze hinausschauen. Sie realisiert nicht die Arbeit der Kirche bei der Förderung des demokratisierungsprozesses während des Kalten Krieges. Sie schaut nicht einmal auf die zahlreichen Politiker in ihren Reihen, die das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) bilden. 

Beinhaltet die Reform der Kirche eine Parlamentarisierung der Kirche selbst?  Das Deutsche Problem ist nicht nur ein Problem in Deutschland. Wenn Deutschland das Labor ist, ist die Sache selbst überall Thema der Diskussion. Es erscheint obsessiv immer wieder. Wir reden über die weibliche Präsenz in der Kirche, als ob die Kirche ein Unternehmen wäre. die Kirche wird nie als das betrachtet, was sie ist: eine göttliche Institution, die auf den Sakramenten ruht. Deshalb haben die Bischöfe Machtfunktion durch die Weihe, die ihnen das munus docendi, munus sacrificandi, munus regendi gibt . (die Aufgabe zu lehren, zu heiligen und zu leiten). 

Die Kirche ist keine Demokratie. Kommunion ist nicht demokratisch. Sie hat einen Sinn, ist ein Wert, hat eine tiefe Bedeutung-wie alles in der Katholischen Kirche. Alles auf Funktionen zu reduzieren, alles auf die Notwendigkeit demokratischer und transparenter Fortschritte zu reduzieren, verrät die wahre Natur der Kirche.

Es wird viel über die Protestantisierung der Kirche gesprochen und die zentrale Rolle. die bei vielen Themen dem persönlichen Gewissen gegeben wird, scheint diese Theorie zu bestätigen. Aber wahrscheinlich geht es um etgwas anderes. Die Kirche machgt sich selbst heidnisch ("paganisiert sich selbst) . Am Ende stellt sie Funktion. Demokratie und eine weltliche Agenda vor die göttliche - eher ein Zeichen für Heidentum als für Protestantisierung.

Das war ein Problem, daß Benedikt XVI schon in seinem Essay "Die neuen Heiden und die Kirche", der auf die 1950-er Jahre zurückgeht, identifiziert hat. Die Diagnose ist immer noch aktuell. Die Tatsache, daß die Kirche in Deutschland einen funktionalen Prozess in Gang setzt- ohne die Zustimmung Roms- bedetutet nicht, daß ein mögliches Schisma stattfindet. Es bedeutet, daß die Kirche wieder mit katholischen Augen auf sich selbst schauen muß. Wenn sie fortfährt, auf sich selbst mit den Augen anderer Wahrnehmungen zu blicken, wird sie keine Daseinsberechtigung mehr haben."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

  

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