Dienstag, 2. November 2021

Der Papst: oberster Gesetzgeber oder Totengräber des Rechts?

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die Rolle, die Papst Franziskus als gesetztgebender absoluter Monarch an der Spitze der von ihm als synodal propagierten Kirche spielt.
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"FRANZISKUS, OBERSTER GESETZGEBER? NEIN, TOTENGRÄBER DES RECHTES"

Am 10. Oktober hat Franziskus eine Mammut-Synode zu Synodalität in Gang gesetzt, als ob er zum erstenmal vom ganzen Volk Gottes hören wollte: Aber er ließ - von den Lippen des Generalsekretärs der Synode Kardinal Mario Grech verkündet- gleich wissen, daß über das Schlussdokument, wenn es fertig ist, nicht einmal abgestimmt werden darf. Ein Auszählen der Stimmen soll es nur in äußersten Fällen "als letzten und unerwünschten Ausweg" geben. Auf alle Fälle wird das Dokument dann dem Papst übergeben, der damit tun wird, was er will.

Daß diese Praxis Leninistischer Parteien die von Papst Jorge Mario Bergoglio ersehnte Synodalität ist, ist keine Überraschung angesichts des ungezügelten monarchischen Absolutismus, mit dem er die Kirche regiert- konkurrenzlos im Vergleich zu den Päpsten, die vor ihm kamen. 

Es gibt bisher mindestens zwei überwältigende Beweise für diesen Absolutismus. Der erste ist wohlbekannt, der zweite weniger. 

Den wohlbekannten Beweis liefert die Art, in der Franziskus die drei vorhergegangenen Synoden gesteuert hat und besonders die für die Familie, basierend auf der Rolle, die nach der Operation vom Spezialsekretär der Versammlung Erzbischof Bruno Forte frei heraus offenbart wurde. 

Es war der 2. Mai 2016 und Forte - der im Theater on Vasto sprach- berichtete wie folgt- von der Antwort, die Franziskus ihm bei der Vorbereitung der Synode auf seine Frage, wie in der Versammlung mit dem kontroversen Thema der Kommunion für illegitime Paare verfahren solle, gab. 

"Wenn wir ausdrücklich über die Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen sprechen würden. weiß man nicht, welches Chaos diese [die Kardinäle und Bischöfe, die dagegen waren] uns bereiten würden! Also sprechen wir nicht direkt darüber, sorgen Sie dafür, daß die Voraussetzungen gegeben sind, dann ziehe ich die Schlüsse daraus." 

Danach kommentierte Forte zum Lächeln der Zuhörer "typisch für einen Jesuiten". 

Schlechter Schachzug. Dieser erfahrene Erzbischof, der bis dahin einer von Papst Franziskus´ Favoriten gewesen war und auf dem Weg zum glänzenden Triumph seiner Karrere, fiel von diesem Tag an in Ungnade. Der Papst ließ ein Kreuz auf ihn fallen. Keine Kumpanei mehr, keine Insider-Rollen in Beratung oder Exekutive mehr, nicht mehr der Referenz-Theologe, keine Beförderung zum Präfekten der Glaubenskongregation oder Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz, noch nicht einmal, obwohl er als gebürtiger Neapolitaner, Erzbischof von Neapel und Kardinal war.


Und das nur, weil er die einfache Wahrheit sagte,wie wir in diesem Post von Settimo Cielo detailliert rekonstruiert haben.

> Falsche Synodalität. Nur Franziskus entscheidet. Seine eigene Art.

Der andere Beweis, der weniger gut bekannte aber nicht weniger wichtige, für seinen monochromatischen Absolutismus, mit dem Franziskus die Katholische Welt regiert, erweist sich in der abnormen Anzahl von Gesetzen, Dekreten, Anordnungen, Instruktionen, Reskripten, die von ihm aus den unterschiedlichsten Gründen formuliert werden. Abnorm nicht nur wegen der Zahl der Anordnungen- Dutzende in wenigen Jahren-sondern mehr noch deswegen, wie dadurch die juristische Architektur der Kirche in Schutt und Asche gelegt wird. 

Eine methodische Untersuchung des von Franziskus geschaffenen rechtlichen Babels, kann man in einem kürzlich erschienenen Dokumentationsband, mit einer eindrucksvollen Reihe von Notizen von Geraldina Boni finden, Professorin für Kannonisches- und Kirchenrecht an der Universitäöt von Bologna, einem Band (leicht online verfügbar), der bereits in seinem Titel ein schwerwiegendes Urteil ausdrückt.  Kürzliche kirchliche normative Aktivitäten:  ‘finis terrae’ für das  ‘ius canonicum’?

Professor Boni - die den Lesern von Settimo Cielo schon bekannt ist, gehört nicht zum Oppositionslager, weit davon entfernt. Sie wurde 2011 von Benedikt XVI als Beraterin des Päpstlichen Rates für legislative Texte ernannt und "hat diesen Band Schritt für Schritt in einem fortwährenden Dialog mit Professor Giuseppe Dalla Torre entwickelt", einem hervorragenden Juristen, der Kirche gegenüber sehr loyal, der ihr Lehrer und Vorgänger an der Universität von Bologna als auch als Präsident des Vaticanischen Gerichtes von 1997 bis 2019 war und vorzeitig am 3. Dezember 2020 wegen Covid-Komplikationen verstarb.

Wenn man die Seiten dieses Buches durchblättert, ergibt sich ein Bild der Verwüstung. 

Der erste Schlag ist die fast vollständige Marginalisierung des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte von den ihm übertragenen Aufgaben, in erster Linie der "Unterstützung des Obersten Pontifex als oberstem Gesetzgeber“. Durch Statuten dazu bestimmt, jede neuen vaticanische Gesetzgebung auszuarbeiten und zu überwachen und bestehend aus Klerikern mit erwiesener kanonischer Kompetenz, für Papst Franziskus zählt der Päpstliche Rat nichts und erfährt von jeder neuen Norm wie jeder normale Sterbliche erst post factum. 

Die Texte jeder neuen Norm werden durch vom Papst ad hoc geschaffene kurzlebige Kommissionen erstellt, deren Zusammensetzung fast nie bekannt wird, und wenn ab und zu ein Name durchsickert, stellt sich heraus, daß der mittelmäßig ist oder keinen juristischen Hintergrund hat.

Das Ergebnis ist, daß jede neue Norm- mehr oder weniger fast immer bei Interpretsation und Anwendbarkeit Konfusion erzeugt, die oft zu ungeordneten Abänderungen und Korrekturen führt, ihrerseits Vorboten weiterer Verwirrung. 

Einer der symbolträchtigsten Fälle ist der Apostolische Brief in Form eines motu proprio "Mitis iudex dominus Iesus“, durch das Franziskus den Prozess der Annullierung der Ehe erleichtern wollte.

Fortsetzung folgt...

Quelle: S.Magister, Settimo Cielo

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