Montag, 1. November 2021

Geerbt oder verursacht? Spaltungen im aktuellen Pontifikat

A. Gagliarducci befaßt sich in seiner heutigen Kolumne bei Monday in the Vatican mit dem spalterischen Potential des aktuellen Pontifikates.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS, EIN SPALTERISCHES PONTIFIKAT?" 

Papst Franziskus hat die Spaltungen nicht geschaffen. Er hat sie geerbt." Mit dieser lapidaren Behauptung spricht das Jesuiten-Magazin America das Thema der Spaltungen an, die der Promulgierung von Traditionis Custodes folgte, dem motu proprio, das - Papst Franziskus hat es erklärt- den Antiken Ritus wie einen anderen Ritus betrachtet und für ihn die Regeln des Bi-Ritualismus anwendet. 

Letzte Woche dann hat Papst Franziskus die Regeln für das Magnum Principium promulgiert, das einige Kompentenzen für liturgische Übersetzungen zu den Bischofskonferenzen verschiebt-und praktisch die Prozedur dezentralisiert. Auch das ein Thema, das Kontroversen ausgelöst hat. Die Entscheidung wurde jedoch als notwendig angesehen, um das vom II. Vaticanischen Konzil gewünschte erneuerungsprogramm auszuführen. 

Was bleibt ist die Lesart des Papstes in Traditionis Custodes : die Tradition wird als Entschuldigung dafür benutzt, dem Papst und der Kirche Widerstand zu leisten und dann muß der Papst die Einheit garantieren, sogar indem er unpopuläre Entscheidungen trifft. 

Hinter eine offensichtlichen Dezentralisierung steht de facto eine Zentralisierung der Macht in den Händen des Papstes. Er entscheidet, auch gegen abweichende Meinungen. Er nimmt auch die Verantwortung auf sich, unbeliebt zu sein, um die Kirche auf den Wg zu lenken, der ihm richtig erscheint. 

Der Papst zögert nicht, mit dem Finger auf die Schuldigen zu zeigen, wenn das nicht funktioniert- und seit dem Beginn des Pontifikates scheut er nicht fdavor zurück über die "Krankheiten der Kurie, den Terrorismus des Geschwätzes, den Monsignori "Staatskleriker" und diverse andere Ausdrücke, die mehr wie Beschuldigungen als Akte der Heilung klingen.

Daß der Papst entscheidet ist nicht falsch. Der Papst kann das tun, er sit berufen , das zu tun, weil er der oberste Garant für die Einheit der Kirche ist. Aber es ist verblüffend. daß heute die festen Entschlüsse des Papstes von denen verteidigt werden, die dagegen vorher jahrelang die Päpste angegriffen haben, wenn sie feste Entscheidungen trafen und die Kollegialität der Kirche nicht beachteten. Am Ende funktioniert Kollegialität nur, wenn es in eine bestimmte Richtung geht. Sonst sind feste Entscheidungen akzeptabel Sie sind sogar willkommen. 

Am Ende hat America nicht Unrecht. Papst Franziskus hat tiefe und lange bestehende Spaltungen geerbt. Nach dem Vaticanischen Konzil hat die Kirche, erschüttert durch die Öffentliche Meinung und eine -auch durch eine progressive Säkularisierung befeuerte- Polarisierung der Diskussion. 


Paul VI hat mit aller Kraft versucht, die Kirche im Evangelium zu halten und es war auf alle Fälle der Papst, der die Kirche am meisten reformiert hat. Johannes Paul II und Benedikt XVI sind auf diesem Weg weitergegangen. Aber stattdessen haben sie den Exrremismus durchtrennt und die Einheit gesucht, indem sie jedem Raum und Stimme gaben. Und Papst Franziskus

Wenn PApst Franziskus Spaltungen geerbt hat, so hat er sicher nicht versäumt, ihnen "Futter zu geben": Er hat Kommissionen für die Kurienreform eingesetzt und aufgelöst, nur um keiner zuzuhören und mit der Reform zu beginnen, bevor die Apostolische Konstitution fertig war. 

In den acht Jahren seines Pontifikates können wir bereits drei voneinander verschiedene Reform-Zeiträume unterscheiden. Was über due verschiedenen Proklamationen hinaus zu fehlen scheint, ist ein einheitliches und geteiltes Projekt, daß der Kurie erlaubt, sich selbst zu erneuerun und zu reorganisieren. Deshalb gibt es eine starke Trennung zwischen den Anhängern der Reform von Papst Franziskus und den Unterstützern einer gemäßigteren und zeitgemäßen Reform. Die Diskussion scheinbt nie zu enden und es gibt die Idee, daß Papst Franziskus das Projekt vielleicht startet-auch wenn es noch nicht fertig ist. Diese Entscheidung könnte zu einer weiteren Spaltung führen, weil unvollendete aber schöne Projekte mehr kritisiert werden als vollendete aber häßliche. 

Psradoxerweise spaltet der Papst sogar, wenn er um Einigkeit bittet. Das tat er mit der Synode der deutschen Kirche, lud in einem Brief dazu ein " “sentire cum ecclesia.” Ein Brief, der nicht viel Wirkung hatte, wenn man bedenkt, daß die Synode mit den anfänglichen Themen fortfuhr und u.a. die tiefe Spaltung zwischen den Bischöfe in Deutschland selbst  betonte.

Außenpolitische Entscheidungen sind für Papst Franziskus ein weiteres Schlachtfeld. Der Papst ist pragmatisch und er geht über mögliche Situationen hinaus. Deshalb ist es für ihn wichtig Prozesse anzustoßen. In der Tat, aber dieser Zugang hat dazu geführt, unerfreuliche Situationen zu schaffen. Wie- als er sich mit dem Patriarchen von Moskau, Kyrill, in Havanna traf und daraus eine gemeinsame Erklärung resultierte, die mehr russisch als vaticanisch zu sein schien, oder zumindest einseitig. Die Ukrainisch Griechisch Orthodoxe Kirche hat sich darüber beklagt, die später bei Themen der Region der bevorzugte Gesprächspartner des Papstes wurde, das führte in Moskau zu Sorgen. 

Man könnte mit weiteren Beispielen fortfahren, aber sie würden nichts an der Beurteilung der Situation ändern. Die Tatsache, daß es opponierende Kritiken oder Meinungen gibt, ist nicht neu. Die Tatsache, daß Papst Franziskus Spaltungen geerbt ist ebenfalls eine Tatsache. Aber wenige bedenken, daß diese Spaltungen auch-nach einem jetzt etablierten modus operandi - gefördert werden: es fängt mit einer Diskussion an, dann werden die, die dieser Linie nicht folgen, durch verschiedene Gesten ausgeschlossen. Man denke nur an die Interpretationen von Amoris Laetitia  und -worauf der Papst hinwies- durch Briefe und persönliche Statements - von wem er dachte, daß er Recht habe. 

Am Ende ist das Pontifikat von Papst Franziskus spaltend, weil der Papst es so will. Papst Franziskus ist kein Manager sondern eine Person, die es gewohnt ist, zu befehlen und allein  zu befehlen. Sogar der oft-publizierte Vorstoß zur Synodalität endet immer mit einer Entscheidung des Papstes. Und das muß als erstes klar gemacht werden. Papst Franziskus fühlt, daß er Papst ist, um in der Kirche einen Abdruck zu hinterlassen. Deshalb wird er nicht aufhören zu tun, woran er glaubt, gegen jeden hartnäckigen und widerspenstigen Druck."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

 

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