Ist es bei Hans Christian Andersens Märchen das Zusammenspiel des eitlen sebstverliebten Kaisers, der vor dem Spiegel und seinen Untertanen herumgockelt, des listigen Schneiders, der sich der unersättlichen Ansprüche seines illustren Kunden erwehren muß und der gehorsamen aber dümmlichen und / oder feigen Untertanen und Vasallen, die alle das sehen, was sie sehen zu sollen glauben umd sich untereinander des Gesehenen versichern und alle gemeinsam in Jubelchöre ausbrechen, so ist es bei dem zweiten Papstproträt des Neu-Altmeisters Triegel was die Jubelchöre angeht ähnlich- nur daß es wirklich existiert.
Nicht jeder Künstler, der mit dem Bildnis eines Papstes beauftragt wurde, hatte ein glückliches Händchen. Davon kündet eine Anekdote :
Papst Leo XIII ( 1810-1903) saß einem nicht sonderlich talentierten Künstler für ein Porträt Modell.
Zuletzt bat der Maler den Heiligen Vater, er möge doch so freundlich sein, das Bild zu signieren. Der Papst willigte ein.
"Darf ich auch noch ein Zitat aus der Heiligen Schrift hinzufügen?" fragte der Papst.
"Das würde mein Bild nur noch wertvoller machen" erwiderte der Porträtist.
Leo XIII pinselte auf das Bild: Johannes 6, Vers 20. Leo XIII
Später schlug der Maler in der Bibel nach, um zu sehen, was die Unterschrift bedeutete:
"Fürchtet euch nicht, ich bin es. Leo XIII"
Auftraggeber, deutschsprachige katholische Medien und der Maler selbst besingen einmütig das entstandene Werk als großartig, ausdrucksvoll, typisch, meisterlich.
Der Künstler persönlich gewährt uns Einblick in seinen Schaffensprozess und erläutert seine Íntentionen, das wiederum kann man hier hören und sehen
Dabei spricht er allerdings über das erste aber sehr ähnliche, jetzt dauerhaft in Regensburg hängende Porträt.
Ist dem Apostolischen Palast ein neuer Rafael erstanden?
Das Volk im Internet jedenfalls, das fast einheitlich seine Kommentare mit. "ich verstehe ja nichts von Kunst- aber ..." beginnt, stimmt dem Gehörten mehrheitlich zu und in den Chor ein: ja, das ist ein großes Bild, ein gutes, ein wichtiges. Wirklich?
Schaun wir uns das Bild an : was sehen wir, wenn wir die rosarote Brille absetzen? Hier der Link
Wir sehen eine nach der Art der alten Meister-und das wirklich gekonnt- gemalte Karikatur, die im Gegensatz zum Postulierten weder Ähnlichkeit mit der Person noch auch mit der Persönlichkeit des Porträtierten hat- man sieht einen alten Mann mit verschlagenem Blick, der sich sichtlich unwohl fühlt- wie seine Körperhaltung beweist.
Meine Meinung? Zwei technisch sehr gut gemalte, aber schreckliche Bilder. Aber psssst- nicht weitersagen !
Freitag, 19. April 2013
2 Kommentare:
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Also dass er zwar technisch gut ist, aber trotzdem nicht guggen kann haben auch schon andere gemerkt:
AntwortenLöschenhttp://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article115419884/Als-haette-Benedikt-die-falschen-Pillen-genommen.html
nicht gucken können oder nicht gucken wollen... auch El Greco hat man einen Sehfehler unterstellt, weil der seine Figuren immer so "längte" - nur entsprach das bei ihm dem zu seiner Zeit verbreiteten Manierismus- gerade auch in der kirchlichen Freskenmalerei des Orthodoxen Kulturraumes,( was wiederum einige seiner heutigen Kritiker nicht wissen)-man muß also von einem Nichtwollen ausgehen. Das tue ich auch bei Herrn Triegel: das Bild entspricht seiner Interpretation der Persönlichkeit Benedettos und die ist in der Tat schrecklich.
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