Samstag, 20. September 2014

Die Schlacht um das Ehesakrament geht weiter

Inzwischen gibt es in Rom nicht mehr nur die von Kardinal Kasper imaginierte Front zwischen ihm und seinen Kritikern im Kardinalspurpur, jetzt haben einige der altbewährten Vaticanisti ein zweite, mediale Front eröffnet und Kombattantenstatus erworben.
Abgesehen von der sehr bemerkenswerten Feststellung, daß es die DBK ist, die seit Konzilszeiten versucht, der Weltkirche das Thema "wiederverheiratete Geschiedene aufzuzwingen"- was ihr erst in diesem Jahr durch den Kasper-Coup beim Konsistorium gelang, werden nun täglich neue Einzelheiten, Facetten, Wortmeldungen zum Stand der Vorbereitungen auf den ersten Teil des show-downs im Oktober öffentlich.

Heute schreibt Stefano Fontana in La nuova Bussola Quotidiana :    klicken
"Kasper: die Pastoral ist ein Vorwand"
Die in den letzten Tagen veröffentlichten Interviews, die Kardinal Kasper La Stampa und Il Mattino gab, bekräftigen, dass das zentrale Thema der kommenden Synode zur Familie das Verhältnis von Lehre zu Pastoral in der Kirche sein wird. Der babylonische Charakter dieser neuartigen präsynodalen Diskussion kommt von hier: man hat unterschiedliche Meinungen zur einen (Lehre) und zur anderen (Pastoral) und ihrem Verhältnis zueinander. Man hat auch unterschiedliche Sichtweisen davon, was Tradition bedeutet.Kardinal Kasper sagt, daß die Synode pastoral sein müsse, und besteht deshalb darauf, zu sagen, dass "die Lehre der Katholischen Kirche kein geschlossenes System sei"  und sich deshalb der Komplexität der jeweiligen Situation öffnen müsse. Er will also eine Veränderung der Doktrin. Der Rest- die Barmherzigkeit, eine Element, auf dem er seit seiner Relatio vor den Kardinälen  des Konsistoriums immer bestanden hat, und die die Straße zu neuen pastoralen Praktiken für die wiederverheirateten Geschiedenen öffnen sollte,  ist sie nicht auch Teil der Doktrin? Das Paar Wahrheit-Barmherzigkeit wird so interpretiert, als gehöre die Wahrheit zur Doktrin, die Barmherzigkeit aber zur Pastoral, aber auch die Barmherzigkeit ist Teil der Lehre Jesu Christi , der selber die Barmherzigkeit ist. Wenn sie also sagen, daß die Synode pastoral sein müsse und sein werde, wollen sie, obwohl sie beteuern "die Lehre ist klar, sie ändert sich nicht", eine Änderung der Doktrin. Warum sagen sie nicht direkt, daß sie eine Änderung der Doktrin wollen?  Die Positionen wären dann klarer.Die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe ist eine Wahrheit und gehört zur Doktrin. Sie wurde, wie alle Wahrheiten, die zur Doktrin gehören, als konzeptionelles Konstrukt formuliert,  das in einer Definition konkret wird. Das ist nicht anders möglich, weil der glaubende Mensch mit seiner Intelligenz den Sinn dessen, was er glaubt, verstehen muss und die  Kirche muß die Glaubensinhalte in Formulierungen festhalten, um Einigkeit darüber zu garantieren. Das soll nicht heißen, dass solche Formulierungen abstrakt sind und nicht vitale Wahrheiten ausdrücken.

Die Wahrheit der Doktrin zur Unauflöslichkeit der christlichen Ehe hat nicht nur die Familien "ernährt", die sich auf sie hin gegründet haben, sondern auch die Zivilisationen. Die doktrinalen Wahrheiten der Kirche und ihrer Dogmen sind niemals abstrakte und tote Doktrinen, sie haben Menschheitsgeschichte geschrieben. Gerade die christliche Wahrheit zur Ehe hat verhindert, daß die Menschheit durch Häresien , wie jene der Katharer, mitgerissen wurde, die sie zerstört hätten.Ich unterstreiche diesen Aspekt, weil ich aus den jüngsten Interviews Kardinal Kaspers diesen Punkt herausgehört habe: die Doktrin solle vermeiden, abstrakt zu sein und solle lebendig werden, indem sie Veränderungen akzeptiert, vielleicht erstmal in pastoraler oder disziplinarischer Hinsicht. Aber so ist es nicht: die Doktrin drückt ihre ganze Vitalität darin aus, daß sie unverändert bleibt, im gegenteiligen Fall würde sie ihre Vitalität verlieren, passte sie sich der Zeit und Situationen an. Die Pastoral sollte von der Doktrin nicht verlangen, sich zu ändern, sondern sich in ihren Dienst stellen, um diese Lebendigkeit, die ihr von Anfang an innewohnt, besser weitergeben zu können. Wenn sich zwischen "der Doktrin der Kirche zur Ehe und den Bedingungen, wie viele Christen sie leben, ein Abgrund aufgetan hat" , ist der Weg, der gegangen werden muß, nicht die Änderung der Doktrin sondern der, sie ganzheitlicher und lebendiger zu vermitteln und auch über eine tiefere Pastoral nachzudenken.Die doktrinalen Wahrheiten sind in Definitionen formuliert, aber ihr Sinn besteht darin, das Sein des götttlichen Lebens auszudrücken und den Plan Gottes für den Menschen- eingeschlossen für das Paar und die Familie. Die Doktrin hat einen ontologischen Sinn, um einen philosophischen Terminus zu gebrauchen: sie drückt die Wahrheit über das Göttliche aus. Daher stammt ihre Unveränderbarkeit und ihre Lebendigkeit. Aber verstehen die Theologen heute noch die Doktrin mitsamt ihrem Fundament der Dogmatik auf diese Weise? Die Nachfolger Karl Rahners verstehen sie nicht mehr so. Versteht Kardinal Kasper sie noch so?Dieser Diskurs wirft wieder auf das Konzept der Tradition.zurück. Es ist eine Sache, mit der Schrift zu sagen, daß sie (die Tradition) eine der beiden Quellen der Offenbarung ist und als solche mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen war und eine andere, zu sagen, daß sie bis heute weiter geht. Im letzteren Fall ist die Lehre veränderbar. Aber man beschwöre nicht pastorale  Motive! Die Motivationen sind doktrinaler Art und sind einer unterschiedlichen Sichtweise von Tradition geschuldet. Die kommende Synode wird nicht pastoral sein sondern im höchsten Grade doktrinal, auch wenn sie sich pastoral nennt.Im Interview mit  Il Mattino sagt Kardinal Kasper auch noch etwas anderes, was perplex macht. Er betont, daß "die Familie nicht das natürliche Fundament der Gesellschaft ist", wie es immer gesagt wurde, sondern, daß sie "die Kernzelle der Gesellschaft und der Kirche" sei. Das ist eine substantielle Veränderung, weil das Adjektiv "natürlich" eliminiert wurde und man sich von einer vom Schöpfer gewollten Ordnung entfernt. Zu sagen, daß die Familie "zentral" sei, soll ihre Bedeutung bestätigen. Gut so, aber das genügt nicht. Zu sagen sie ist "natürlich"  bedeutet, ihre Wichtigkeit zu unterstreichen aber auch, daß sie das Fundament des in seiner Schöpfung ausgedrückten Planes Gottes ist. Oder will man vielleicht -aus pastoralen Gründen- die Schöpfung auch beiseite legen?"  Quelle: Stefano Fontana, La nuova Bussola Quotidiana Share on facebook  

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