ÖSTERLICHE PREDIGTEN
"Die von Papst Franziskus im vergangenen Februar promulgierten Homiletischen Anweisungen geben konkrete Rahmenbedingungen für gutes Predigen in der Messe anhand des liturgischen Jahres vor, "dessen Zentrum das Österliche Geheimnis ist, mit dem wiederum das Mysterium Christi und der Erlösungsgeschichte verbunden sind, die sakramental aktualisiert werden."
Als Führer für diese Reise benutzen die Richtlinien Benedikt XVI und seine Apostolische Exhortation"Verbum Domini", die 2008 für die Synode, die dem "Wort Gottes im Leben und in der Mission der Kirche" gewidmet war.
Die folgenden Texte sind mehr als Richtlinien, sie sind Predigten dieses großen Predigers und Liturgikers, vielleicht des größten des vergangenen Jahrhunderts, der kein anderer ist als Benedikt XVI.
Die Anthologie beginnt mit einer Predigt für Palmsonntag- aus Lesezyklus B des liturgischen Jahres, der auch in diesem Jahr in allen Hl. Messen nach römischem Ritus weltweit in Gebrauch ist.
Zu Beginn der Predigt zitiert Benedikt XVI den Bericht vom Einzug Jesu in Jerusalem nach Markus, dem Evangelisten des B-Zyklus. Aber dann legt er das Johannes-Evangelium aus- insbesondere die Passage, die bereits am vorhergehenden Sonntag der Fastenzeit gelesen worden war und die ebenfalls dem Lesezyklus B angehört.
Dann folgt die Predigt aus der Messe, die der Bischof von Rom -wie jeder andere Bischof- am Morgen des Gründonnerstags in seiner Kathedrale mit seinen Priestern feiert : der Erneuerung der Gelübde des Priestertums und der Segnung des Öles für die Taufe, Firmung, Weihe und Krankensalbung.
Diese Predigt zeichnet sich durch ihre tiefen biblischen, theologischen und kosmologischen Überlegungen zu den vier Bestandteilen der christlichen Sakramente aus: Wasser, Brot, Wein und Olivenöl.
Es folgt eine Predigt für die Messe "In coena Domini" am Gründonnerstag. Die, in der Benedikt XVI Schritt für Schritt den Römischen Kanon als Bezugnahme auf das Eucharistische Opfer Jesu und seine Vergegenwärtigung untersucht.
Zum Schluss eine Predigt für die Oster-Vigil. in der Joseph Ratzinger durch drei Symbole in das Mysterium der Auferstehung Jesu eintaucht: Licht, Wasser und das neue Lied, das Halleluja."
Es sind vier Predigtmeisterwerke. Schöne Lektüre!
Predigt für Palmsonntag
5.4.2009, Jahr B
Markus 11, 1-10
Jesaja 50, 4-7
Brief an die Philipper 2, 6-17
Markus 14, 1-15, 47
hier der Gesamttext : klicken
"Auch Jesus als Mensch fühlt sich gedrängt zu bitten, daß ihm das Furchtbare der Passion erspart bleibe. Auch wir dürfen so bitten. Auch wir dürfen wie Ijob klagen vor dem Herrn, ihm all unsere Fragen vorbringen, die angesichts des Unrechts in der Welt und der Nöte unseres eigenen Ich in uns aufsteigen. Wir dürfen uns ihm gegenüber nicht in fromme Phrasen, nicht in eine Scheinwelt flüchten. Beten heißt immer auch: Ringen mit Gott, und wie Jakob dürfen wir zu ihm sagen: »Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn« (Gen 32,27). Aber dann kommt die zweite Bitte Jesu: »Verherrliche deinen Namen« (Joh 12, 28). Bei den Synoptikern lautet die Bitte: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe« (Lk22, 42). Am Ende ist die Herrlichkeit Gottes, sein Herrsein, sein Wille immer wichtiger und wahrer als mein Denken und Wollen. Und darum geht es in unserem Beten und in unserem Leben: Diese rechte Ordnung der Wirklichkeit zu erlernen, sie von innen her anzunehmen; Gott zu trauen, daß er das Rechte tut. Daß sein Wille die Wahrheit ist und die Liebe. Daß mein eigenes Leben gut wird, wenn ich in diese Ordnung einzuwilligen lerne. Jesu Leben und Sterben und Auferstehen ist uns die Gewähr dafür, daß wir Gott wirklich trauen dürfen. So verwirklicht sich sein Reich."
Predigt für die Chrisam-Messe
1.4.2010
Jesaja 61, 1-9
Offenbarung1, 5-8
Lukas 4, 16-21
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"Es sind vier Elemente der Schöpfung, aus denen der Kosmos der Sakramente gebaut ist: das Wasser, das Weizenbrot, der Wein und das Olivenöl. Das Wasser als das Grundelement und die Grundbedingung allen Lebens ist das wesentliche Zeichen der Christwerdung in der Taufe, der Geburt ins neue Leben hinein. Während das Wasser das Lebenselement überhaupt ist und so den gemeinsamen Zugang aller zur neuen Geburt ins Christsein hinein darstellt, gehören die drei anderen Elemente der Kultur des Mittelmeerraums an. Sie verweisen so auf den konkreten geschichtlichen Raum, in dem das Christentum geworden ist. Gott hat an einer ganz bestimmten Stelle der Erde gehandelt, wirklich Geschichte mit den Menschen gemacht. Diese drei Elemente sind einerseits Gaben der Schöpfung und andererseits doch auch Ortsbezeichnungen der Geschichte Gottes mit uns. Sie sind eine Synthese von Schöpfung und Geschichte: Gaben Gottes, die uns immer an jene Orte der Welt knüpfen, in denen Gott mit uns in der Zeit der Geschichte handeln, einer von uns werden wollte."
9. 4. 2009
Exodus 12, 1-14
1. Korinther-Brief 11, 23-26
Johannes 13. 1-15
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"So werden wir heute beim Hochgebet der heiligen Messe sagen. „Hoc est hodie“ – die Liturgie des Gründonnerstags fügt in den Wortlaut des Gebets das „Heute“ ein und unterstreicht damit die besondere Würde dieses Tages. „Heute“ war es, daß er dies getan, uns für immer sich selbst im Sakrament seines Leibes und Blutes geschenkt hat. Dieses „Heute“ ist zunächst Erinnerung an das Pascha von damals. Aber es ist doch mehr. Mit dem Hochgebet treten wir in dieses Heute hinein. Unser Heute berührt sich mit seinem Heute. Er tut es jetzt. Die Liturgie der Kirche will uns mit diesem Wort „Heute“ dazu bringen, mit großer innerer Wachheit auf das Geheimnis dieses Tages zu achten, auf die Worte, in denen es sich ausdrückt. Versuchen wir also, neu dem Einsetzungsbericht zuzuhören, wie ihn die Kirche von der Schrift her im Hinschauen auf den Herrn selber formuliert hat."
Predigt für die Oster-Vigil
11.4.2009
Genesis 1,1-2,2
Exodus 14, 15; 15,6 17-18
Römerbrief 6, 3-11
Markus 16, 1-7
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"Es gibt eine überraschende Parallele zur Geschichte vom Lied des Mose nach der Rettung Israels aus Ägypten und nach dem Aufstieg aus dem Roten Meer gibt es eine merkwürdige Parallele in der Apokalypse des heiligen Johannes. Vor dem Beginn der letzten sieben Plagen, die über die Erde verhängt sind, erscheint dem Seher „etwas, das einem gläsernen Meer glich und mit Feuer durchsetzt war. Und die Sieger über das Tier, über sein Standbild und über die Zahl seines Namens standen auf dem gläsernen Meer und trugen die Harfen Gottes. Sie sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied zu Ehren des Lammes…“ (Apk 15, 2f). Mit diesem Bild wird die Situation der Jünger Jesu Christi zu allen Zeiten, die Situation der Kirche in der Geschichte dieser Welt beschrieben. Menschlich gesehen ist sie widersprüchlich.
Einerseits steht diese Gemeinschaft im Exodus, mitten im Roten Meer. In einem Meer, das paradoxerweise zugleich Eis und Feuer ist. Und muß nicht die Kirche sozusagen immer über das Meer wandern, durch Feuer und Kälte? Sie muß – menschlich gesprochen – untergehen. Aber während sie noch mitten in diesem Roten Meer wandert, singt sie, singt sie das Loblied der Gerechten: das Lied des Mose und des Lammes, in dem Alter und Neuer Bund zusammenklingen. Während sie eigentlich untergehen muß, singt sie das Danklied der Geretteten. Sie steht auf den Todeswassern der Geschichte und ist doch schon auferstanden. Singend greift sie nach der Hand des Herrn, der sie über den Wassern hält. Und sie weiß, daß sie damit aus der sonst unentrinnbaren Schwerkraft des Todes und des Bösen hinausgehoben ist in die neue Schwerkraft Gottes, der Wahrheit und der Liebe hinein. Noch ist sie, sind wir alle zwischen beiden Gravitationsfeldern. Aber seit Christus auferstanden ist, ist die Gravitation der Liebe stärker als die des Hasses; die Schwerkraft des Lebens stärker als die des Todes. Ist das nicht wirklich die Situation der Kirche aller Zeiten, unsere Situation? Immer scheint sie untergehen zu müssen, und immer ist sie schon gerettet. „Wir sind wie Sterbende und seht: wir leben“, hat der heilige Paulus diese Situation formuliert (2 Kor 6, 9). Die rettende Hand des Herrn hält uns, und so können wir jetzt schon das Lied der Geretteten, das neue Lied der Auferstandenen singen: Halleluja. Amen."
Quelle: La Santa Sede, Sommi Pontifici , www.chiesa, Sandro Magister
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