Freitag, 19. Juni 2015

Papst oder Greenpeace-Guru? Das fragt sich G. Veneziani

Bei "L´ Intrapendente" beschreibt  Gianluca Veneziani seinen Eindruck von der Ökoenzyklika und ihrem Autor. Hier geht´s zum Original:  klicken
Auffällig bei allen italienischen Presseartikeln im Vergleich zu den Kommentaren (wenn denn) der deutschen Medien ist, wie weit das Verwurzeltsein im katholischen Glauben, im Glauben und Christentum überhaupt -voneinander entfernt sind. Man kann sicher von Mediendeutschland als einem entchristlichten Land sprechen, das alle Verbindungen zu den Wurzeln, alles Wissen um den Glauben verloren hat.

        "MEHR ALS EINEM PAPST ÄHNELT ER EINEM GREENPEACE-GURU"

Jemand sollte Papst Franziskus darauf hinweisen, dass er einen pastoralen und lehramtlichen Text hätte schreiben sollen und nicht den offiziellen Text der Carta di Milano für die Expo.
Weil beim Lesen der ersten Enzyklika, die Bergoglio allein geschrieben hat (die erste wurde -"zu 4 Händen" verfaßt -mit Ratzinger) "Laudato si´. An alle Bewohner des gemeinsamen Hauses" der Verdacht aufkommt, daß der Pontifex sich so sehr in die ökologischen und Nahrungsprobleme verliebt hat, daß er vergaß, welches die essentiellen Hauptziele seiner Mission als Papst sind: die Rettung der Seelen, die Versicherung eines Lebens nach dem Tode, oder vielleicht eine Predigt für ein mit dem Evangelium konformen Leben. 

In manchen Teilen sieht es so aus, als wollte der "grüne" Papst Franziskus ein Manifest -eine Mischung zwischen Umweltaktivismus, Greenpeace und Slow Food verfassen.
Bergoglio wählt jedenfalls - wie irgendein ambientalistischer Guru - die Symptome der aktuellen "ökologischen Krise": globale Erwärmung, Klimawandel, Umweltschäden, Verarmung der Biodiversität. Fehlt nur noch der Aufruf zu biologischer Ernährung, der Nutzung jahreszeitlicher Produkte aus einer 0-Kilometer-Zone und die Einladung zu einem gesunden, diätetischen Lebensstil, ohne zuviel Fett, und alles wäre in Ordnung. 
Natürlich ist das Ziel der Kritik des ökologischen Papstes immer der selbe alte, verdammte, westliche Kapitalismus. Bergolgio donnert vom Pult seiner Enzyklika gegen die Umweltpolitik der Mächtigsten der Welt: gegen den Mißbrauch des Privatbesitzes, der dem Ziel eines universalen Gemeinwohls untergeordnet werden müsse (hier erinnert er an "Rerum Novarum" von Leo XIII) - greift den entfesselten Konsumismus - Kind der Globalisierung - an, ebenso wie das fanatische Streben nach finanzieller Rendite, und endet damit, die zu verurteilen, die die Wasserrechte privatisieren wollen, das Gemeingut aller, "was bedeutet, den Armen das Recht zu leben vorzuenthalten, das in ihrer unveränderlichen Würde wurzelt."
Sätze, die die ultrakonservativen Kreise der USA die Nase rümpfen ließ - die- wie il Corsera scheibt- jetzt ein Sperrfeuer gegen den päpstlichen Text angefacht haben.
Aber auch wenn Bergoglio sich Themen anzunähern scheint, die dem 1000jährigen Fühlen der Kirche lieber sind und von der "Ökologie des Menschen" spricht, bezieht er sich immer auf die Verletzlichkeit der Armen, die Gefahren durch Kriege und Waffen, die ihr Überleben gefährden, auf das Drama der Migranten, die der "schlimmergewordenen Misere der Umweltzerstörung entfliehen wollen."




Keinerlei Bezug also zur Ökologie des Menschen, wie sie Papst Wojtyla in der Enzyklika "Centesimus Annus" wollte- im Sinn einer primären Respektierung des Menschen und des "´Hauses" in dem er lebt (Ökologie kommt genau von oikos = Haus und logos = Kenntnis, Kenntnis des Hauses) - soll heißen des eigenen Körpers, aus der unvermeidlich die Verteidigung des Lebens und seiner Unverletzlichkeit von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod resultieren, ebenso aber des ersten "sozialen Hauses",  in dem der Mensch lebt und sein Habitat schafft - die auf der Ehe gegründete Familie, die von Johannes Paul II als "Heiligtum des Lebens" definiert wurde.

Im Text fehlen die Bezüge auf das exzellente schöpferische menschliche Vermögen, auf sein "Erster unter-den-Geschöpfen-sein" auch auf sein "Kreatur-des-Zentrums-der-Schöpfung-sein",  die Grundidee der christlichen Anthropologie, von der Genesis an (Der Erste wurde als Letzter geschaffen, in einer Art Antizipation des Satzes aus dem Evangelium: "die Letzten werden die Ersten sein").
Außerdem nimmt die lateinische Etymologie des Wortes Creatura (Geschöpf) jene Teilnahme an der zukünftigen Schöpfung - vorweg, (creatura, "der, der schaffen wird") und unterstreicht eine aktive Rolle - kreativ und vorausplanend - im Gegensatz zum Vergangenheitspartizip "creato", das anzeigt: passiv und vergangen.
In der Enzyklika des Papstes fehlen in den von den Zeitungen  herausgestellten Passagen auch die theologischen Bezugnahmen à la Ratzinger - bei der Beschwörung dieses "ersten Hauses" - die jeder Christ erwarten sollte, auf das Haus des Vaters - das gemeinsame Haus der Gläubigen.

Bergoglio ruft mit lauter Stimme lieber nach einer "ökologischen Umkehr" aller Personen guten Willens anstatt eine "moralische und religiöse Umkehr" zu predigen.
Der Gläubige fühlt sich unbehaglich, seit Jahrhunderten des Denkens haben sie uns von der Entwicklung von der vorwiegend intellektuellen "....Umkehr" Platos in Richtung auf die idee des Guten und Wahren hin - bis zur Umkehr der Herzen und der Seelen des Christentums gesprochen,d ie einen Wechsel und Bruch  im eigenen Leben bedeutet, einer Revolution, die einer Offenbarung folgt, die in das eigene Fleisch und Erleben eingreift.
Und nun haben wir einen Papst, der uns dagegen von der Umkehr zur Umwelt spricht, der uns einlädt, dem Treibhauseffekt gegenüber aufmerkam zu bleiben, dem Gletscherschmelzen und dem Verschwinden tierischer Spezies, der Abholzung der Wälder und der Ablehnung des Alarmes .

Beh (ach) es ist zum Sprachloswerden. Würden wir Ähnliches vorschlagen wollen, wären wir beim WWF. Keine Notwendigkeit auf den "Cantico delle Creature" zurückzugreifen, weil der nämlich - und deshalb dürfte der Papst ihn nicht ganz gelesen haben - die Begeisterung für die ganze Schöpfung ausdrückt - über alles großartige die herausragende Exzellenz des Menschen, dem einzigen Geschöpf, das im Stande ist, die Wunder Gottes zu loben, Lieder darüber zu machen und eine Hymne an IHN, der ihn geschaffen hat, daraus zu machen.
Quelle: L´Intrapendente, Giankuca Veneziani, Benoît-et-moi

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