Montag, 27. Juli 2015

Unterwegs zur Synode, Teil III

Pater A. Livis Gründe, warum die Kasperthese und der Standpunkt der Doktrinerneurer-angeführt von der DBK theologisch unhaltbar sind (déja vu vom II. Vaticanum und der Rezeption von Humanae Vitae) in La Nuova Bussola Quotidiana. Hier geht´s zum Original:  klicken
Denen, die es angeht ins Posiealbum!

                "ES GIBT KEINE PASTORAL OHNE DOKTRIN"

In den beiden vorhergehenden Artikeln haben wir einige kritische Punkte geklärt, um das Lehramt und die katholische Doktrin in einem Augenblick richtig verstehen zu können, in dem es Leute gibt, die mit Blick auf die kommende  Familiensynode Verwirrung unter den Gläubigen stiften, indem sie selbst neue theologische Kategorien (wie z.B. "der heutige Mensch") die keinerlei Fundament haben, schaffen.
Zusammenfassend können wird also sagen, daß man in der theologischen Wahrnehmung der "Katholischen Lehre" zwei Ebenen unterscheiden muß.

Die erste Ebene ist die , die ich als "dogmatischen Kern" definiert habe, gebildet aus verschiedenen Elementen der Doktrin, beginnend mit den Predigten der Apostel und der einheitlichen Lehre der Kirchenväter bis zu den dogmatischen Formeln, die durch die ökumenischen Konzile oder allein durch den Pontifex Romanus-wenn er ex cathedra spricht-, und bis hin zum ordentlichen und universalen Lehramt eben dieses Pontifex, definiert werden.
Der dogmatische Kern der katholischen Lehre drückt also die Wahrheit der göttlichen Offenbarung aus, die uns von Gott gegeben wurde und die durch die Geschichte hindurch durch die Menschen assimiliert wurde-in der Heilsgeschichte und in der Kirchengeschichte- die aber in sich selbst übergeschichtlich ist- und deshalb universal und unveränderlich.

Die zweite Ebene dagegen ist die, die man als "kirchliche Interpretation" verstehen muß und die ihrer Natur gemäß, sich gegenüber der Geschichte und den verschiedenen sozialen Umständen relativ verhält, die die verschiedenen Inhalte und Ausdruckformen determinieren.

Spricht man von der kirchlichen Interpretation, bezieht man sich nicht auf die zahlreichen Formen freier Interpretation, die den  einfachen Gläubigen - inhaltlich eng begrenzt-konzediert wurde, seien sie Spezialisten, Künstler, Theologen, Gelehrte oder spirituelle Meister.
Diese Privatinterpretation hat ihre Rolle in der Heilsökonomie  und die Kirche mißt ihr einen großen Wert zu-bei der Unterstützung der Katechese, als Verstärkung der "Heiligen Symbole" im göttlichen Kultus (sakrale Kunst) beim Aufbau des Gottesvolkes, bei der Suche nach persönlicher Heiligkeit ( asketisch oder mystisch) und im Missionarstum, besonders wenn es sich um apostolische Charismen handelt und die spirituelle Erfahrung der Heiligen.
Ihrer Natur nach sind sie nicht in der Lage, Dogmen mit neuen Doktrinen zu entwickeln, wie es z.B.sehr wohl in der kirchlichen Interpretation vorkommen kann, deren Resultaten, im Falle ihrer Übernahme durch die Kirche-die Katholiken innerlich zustimmen und äußerlich gehorchen müssen.



Zur Kategorie der Logik in der kirchlichen Interpretation gehören - 
a)  Die Katechese in ihren verschiedenen Formen, unter denen kommt der Redaktion des Katechismus der universalen Kirche eine besondere Bedeutung zu, wie z.B. dem "Catechismus ad parochos"- der vom Konzil von Trient redigiert wurde und dem "Katechismus der Katholischen Kirche" nach dem II. Vaticanischen Konzil.
b) Die Hl. Liturgie, bei der Veränderungen oder Variationen immer dem Ziel dienen, den Ritus der verschiedenen Epochen und sozialen Situationen anzupassen, wobei sie immer unveränderlich die Funktion der "lex orandi" -als getreuen Ausdruck der "lex credendi" bewahren müssen.
c) Die Normen des Kirchenrechtes,  alle in Beziehung zum pastoralen Kriterium des "salus animarum supremo lex esto" 

Auf diesen beiden Ebenen, der des Dogmas und der der Interpretation, ist eine Verkündung, die sogar geglaubt werden müßte und die in logischem Widerspruch zu den bereits von der Kirche als unreformierbar definierten Verkündigung steht, unmöglich.

Die kritische Prüfung der anläßlich der Synode präsentierten Vorschläge muß so dazu führen, sie zurückzuweisen - weil sie theologisch ohne Fundament sind - also unannehmbar, alle jene nämlich, mit denen unter dem Vorwand einer angeblichen dringenden pastoralen Erfordernis Druck auf das Lehramt ausgeübt wird- es solle dem zustimmen, was "wirkliche Reformen der Kirchenlehre" seien, angefangen mit genau den Doktrinen,die als unreformierbar angesehen werden müssen. Das gilt insbesondere für die natürliche Unauflöslichkeit der Ehe und ihre Sakramentalität für die Getauften, wie auch für die Voraussetzungen, die den Zugang zur Eucharistie erlauben.

Das, was Marin-Sola die "homogene Evolution des Dogmas" nannte- gehört in Gänze zur ersten Ebene des Glaubens und ist deshalb eine dem Lehramt und nicht den Theologen zugeordnete Funktion.
Das verhindert nicht, daß das Lehramt in bestimmten Fällen (für die z.B, die These von Jean Duns Scoto zur Unbefleckten Empfängnis Mariens ein Symbol ist) die Kohärenz und Dauerhaftigkeit  einer theologischen These anerkennt und entscheidet, sie in ein Dogma umzuformen- und sich dabei der eigenen Autorität (munus propheticum) und des Charismas der Unfehlbarkeit (infallibilitas in docendo) bedient, die ihm als göttliche Institution zukommt. In keinem Fall kann die Kirche Glaubenvorschläge verkünden, die im Gegensatz zu denen, die zuvor formuliert wurden, stehen.

In dem Fall, wo sie es für geboten hält, neue Wahrheiten zu verkünden- in einer Linie mit der homogenen Entwicklung des Dogmas - müssen diese dogmatisch absolut kohärent sein:
In dem Fall handelt es sich um die Logik, nach der sich eine bestimmte neue Verkündigung virtuell als Teil einer anderen, größeren -zuvor schon vom Lehramt akzeptierten göttlichen Offenbarung zeigt.
Öfters jedoch - beschränkt sich das Lehramt darauf, anstatt neuen Dogmen zu verkünden, aus eigener Autorität den Inhalt des Glaubenskernes zu interpretieren und daraus doktrinale Konsequenzen zu ziehen, die ihr für die Pastoral als opportun erscheinen-im Hinblick auf die Katechese und Evangelisierung in einem gegeben historischen Augenblick ( das trifft z.B. auf die doktrinalen Inhalte der Dokumente des II. Vaticanischen Konzils zu, dessen Hermeneutik nach Papst Benedikt XVI die der Reform in der Kontinuität der Kirche ist)
Deshalb hat Kardinal Burke Recht, wenn er nicht aufhört zu wiederholen, daß wenn man von der "Entwicklung der Lehre" spricht, nicht an eine Veränderung glauben solle, sondern an ein tieferes Verstehen der Glaubenswahrheiten.
Dagegen besitzt der Vorschlag substantieller Veränderungnen der liturgischen Praxis und des kanonischen Rechts, von manchen als rein "pastoral" interpretiert- keinerlei theologische Rechtfertigung
Keine pastorale Praxis kann zugelassen  werden und gültig sein, wenn sie sich im Widerspruch zur Glaubenslehre befindet-weil-wie ich oben erklärt habe- jede pastorale Entscheidung nichts anderes ist als eine Interpretation (Erklärung, Anwendung, Anpassung) des Dogmas.
Es ist nötig, bei dieser Gelegenheit im theologischen Diskurs streng das Prinzip anzuwenden, nach dem in der kirchlichen Praxis immer und unter allen Umständen die gesamte Kirchenlehre zu berücksichtigen ist, die in ihrem dogmatischen Kern unveränderlich ist.
Keine angenommene pastorale Erfordernis kann ein Abweichen von diesem Prinzip rechtfertigen, weil jede mögliche pastorale Erfordernis dem Dogma bereits eingeschrieben ist.
Mit anderen Worten: die Pastoralität - als Instanz des Pragmatischen- hat keine eigene vom Dogma unabhängige Logik sondern ist dem Dogma selbst eingeschrieben- sogar in seiner Erlösungslogik.
Aletische ( aleteia= Wahrheit) Analysen zeigen in unangreifbarer Weise, daß das Ereignis der göttlichen Offenbarung in seiner Natur einen pragmatischen Charakter hat, daraus folgt für die Kirche direkt die Identifikation der Pastoral mit der Verkündung (in je nach den Umständen adäquaten Formen) und der offenbarten Wahrheit.

Wie Vatican I lehrt, hat Gott mit seiner übernatürlichen Offenbarung die Menschen sein Inneres und die Zeichen seiner Liebe erkennen lassen wollen. Diese beiden Inhalte des Glaubens haben einen Charakter, der nicht als abstrakte Theorie angesehen werden darf, weil er im Gegenteil existentiell pragmatisch ist- in dem Sinn, daß Motiv und Ziel der göttlichen Offenbarung nichts anderes sind als ein Angebot an den Menschen, die Wege und Mittel des Heils kennen zu lernen.

Im Alten Bund ist der ganze Inhalt der den Propheten, die das Volk Gottes zum Heil führen sollten, anvertrauten Offenbarung Gottes in einem Wort zusammen gefaßt: dem "Gesetz" (Tora)
Im Neuen Bund dann sind es das Verb "inkarniert", "Offenbarer des Vaters"  und das von sich selbst sagen "ich bin der Weg, die Wahrheit und das Licht".
Und die erste Predigt die Petrus vor dem in Jerusalem zusammen gekommenen Volk Israels Pfingsten hält, provoziert sofort die Frage "Was sollen wir tun?" Auf gleiche Weise fragt Saulus den Herrn Jesus, der ihm auf dem Weg nach Damaskus erscheint und ihm das Mysterium der Identifikation der verfolgten Gläubigen mit ihm selbst enthüllte: "was willst du, was ich tun soll?" 

Alles das bestätigt, daß die offenbarte Lehre, die ich gern mit dem pragmatischen Ausdruck "die Wahrheit, die rettet" bezeichne, niemals als irgendetwas Theoretisches betrachtet werden kann, das man vom Leben trennen und das mit dem Leben selbst in Kontakt gebracht werden kann, selbst in einer anderen Sphäre, wie es die pastorale wäre, so wie sie in den unlogischen Theorien verstanden wird, über die wir hier sprechen. 
Die wahre Pastoral ist nichts anderes als die volle Umsetzung und Anwendung der offenbarten Wahrheit zum Heil jedes Menschen in seinem konkreten Leben, da wo jeder zum "Hörer des Wortes" wird und dem Wort, das ihn anruft, mit dem Gehorsam des Glaubens antwortet

Quelle: la Nuova Bussola Quotidiana, Pater A. Livi

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