Montag, 26. Oktober 2015

Synode- was wirklich geschah...

A. Gagliarducci berichtet uns bei Monday in the Vatican darüber. klicken

          "SYNODE, WOCHE 3 : EIN SCHLUSSREPORT "

"Die Bischofssynode endete mit einer Rede des Papstes, die ein bloßes Nachbeten der Synode-Beschlüssse zu sein schien. In der Rede unterstrich er, daß im Verlauf der Synode die verschiedenen Meinungen- frei geäußert- manchmal unglücklicherweise auf nicht ganz wohlmeindende Weise- zu einen reichen und lebhaften Dialog geführt haben. Der habe ein lebhaftes Bild der Kirche geboten, das kein Abklatsch ist, sondern aus den Quellen ihres lebendigen Glaubend schöpft, um verhärtete Herzen zu erfrischen."

Der Papst fügte dann hinzu, die Synode habe klargemacht, daß die "wahren Verteidiger der Lehre nicht die sind, die den Buchstaben hochhalten, sondern ihren Geist: nicht Ideen, sondern Menschen, keine Formeln sondern die kostenlose Liebe und Vergebung Gottes."

So sah es so aus, als ob der Papst eine Grenze zwischen denen, die versuchten der Doktrin treu zu bleiben und denen, die sie anpassen wollten, ziehen wollte. Es gibt viele "jesuitische" Einflüsse in dieser Rede  - wie z.B den Topos der Inkuluturation der Glaubens und wie die Evangelien interpretiert werden.

Am Ende war die Rolle der Jesuiten bei der Synode wichtig: Pater A. Spadaro, Herausgeber von "La Civiltà Cattolica" und einer von Papst Franziskus´ wichtigsten Ratgebern, hat den Weg zur Synode mit seiner Serie von Artikeln vorbereitet, die die Agenda der Barmherzigkeit unterstützten. Das von Jesuiten herausgegebene Magazin "America" hat ein Interview veröffentlicht, in dem auf jene eingedroschen wurde, die bestimmte Prozeduren der Synode kritisiert haben, und lieferte Ausschnitte über die Methoden und Ergebnisse der Synode- Pater Adolfo N. Pachon, Mitglied der Kommission für die Abfassung des Schlussreports der Synode und Ordensgeneral der Jesuiten machte auch durch Medieninterviews Eindruck.

FÜR UND GEGEN DEN SCHLUSSREPORT
Der Schlussreport wurde von der Abschlussrede des Papstes getoppt, und wird wahrschenlich Kontroversen auslösen.
Der Schlussreport verlangt nach einem päpstlichen Dokument, um die lehramtliche Linie für die Familie festzulegen. Das kann eine postsynodale Exhortation  sein, eine Exhortation: die Relatio finalis hat nicht die Natur eines Dokumentes. Aber die Synodenväter würden gern das Zeugnis Petri sehen, weil Petrus sich während der Synode dauernd als Garant präsentierte.
Dennoch bleibt abzuwarten, wie das päpstliche Dokument zur Agenda der Barmherzigkeit paßt.

Dem Arbeitsdokument fehlten die theologischen Grundlagen. Die Interims-Relatio der 2014 Synode hatte das selbe Problem. So enthält aber der Schlussreport der 2015 Synode viele Zitat aus der Schrift, es zitiert in ganzer Länge die Definition von Familie aus "Gaudium et Spes", wie empfohlen worden war, und er enthält lange Paragraphen zur göttlichen Pädagogik und befaßt sich auch mit der Liturgie.

Dennoch ist der erste Teil des Dokuments überwiegend soziologisch. Er ist ein Schnappschuss der Familienprobleme- mit der Aufforderung an die Politiker und Gesellschaftsvertreter, sich um die Familie zu kümmern und lobt ausdrücklich die Arbeit der Kirche.

Die Wende kommt am Ende des zweiten Teils. Da nimmt die Zustimmung ab. Die Pflicht, verwundete Familien zu begleiten, schließt Informationen zur Prozedur zur Annullierungserklärung ein. Dieser Abschnitt erreichte eine weniger als einmütige Stimmabgabe durch die Bischöfe. § 54, der die pastorale Aufmerksamkeit für die "neuen Verbindungen" betrifft, stimmten noch weniger zu : die Bischöfe verlangten eine bessere Formulierung der Definitionen und der Situationen.

Es ist wahr, daß alle Paragraphen die notwendige 2/3 Mehrheit der Stimmen erhielten. Aber die Mehrheit war z.B. bei § 85 unsicher, in dem das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen angesprochen wird.
Der Paragraph zitiert  "Familiaris Consortio" des Hl. Johannes Pauls II und spricht über die Notwendigkeit der Unterscheidung von Fall zu Fall und betont die Rolle des Gewissens.
Dennoch wird das Wort Kommunion mit keinem Wort erwähnt. § 84 erreichte auch nur knapp die 2/3 Mehrheit. Er fordert die Integration der wiederverheirateten Geschiedenen in das Leben der Kirche,  besteht aber auch darauf, daß diese Geschiedenen "jeden Anlass einen Skandal zu verursachen, vermeiden."

Ob es einem gefällt oder nicht, der neue Kurs der Synodeninformation hat den Weg für eine Serie von Gerüchten und für Klatsch gepflastert- die zusammen mit den offiziellen Informationen des Presseamtes des Hl. Stuhls geliefert wurden.
Die Synode der Medien war zwiespältig- weil deren Berichte sich mehr darauf stützen mußten, was die Synodenväter erzählten als auf das, was wirklich in der Synodenhalle gesagt wurde. Diese allgemeine öffentliche Meinung favorisiert eine Serie von Änderungen der Doktrin, die keine Synode entscheiden kann. Sie kann das einfach deshalb nicht, weil eine Bischofssynode ein beratendes und kein entscheidendes Organ ist.

VON EINER SYNODE ZUR NÄCHSTEN 
Wenn die Synodenkommunikation auch Schritt für Schritt weniger transparent wurde, so sind die Synodenväter smarter geworden. Während der 2014-Synode schien die Diskussion bis zur Bekanntgabe der Interimsrelatio in positiver Weise weiterzugehen. Das wurde in dem Augenblick klar, als Kardinal Wilfrid Napier, Erzbischof von Durban, erklärte, daß es eine Agenda hinter dem Rücken der Synode gäbe. Als er über den Zwischenbericht sprach, sagte Kardinal Napier: "Wir bekamen den Text zur selben Zeit wie die Journalisten. Ich habe sofort bemerkt, daß er einige Themen enthielt, über die höchstens 2 oder 3 Synodenväter gesprochen hatten"

Die Veröffentlichung des Interimsberichte ließ die Bischöfe verstehen, welche Themen auf dem Spiel standen. Die Afrikanischen Bischöfe, deren Kirche jung ist, weshalb ihnen die Lehre der Kirche noch klar vor Augen steht, machten gemeinsame Sache. Das taten auch die Bischöfe aus Osteuropa- besorgt über den Verrat an der Lehre des Hl. Johannes Pauls II. Sie sind immer noch die Peripherie der Kirche, auf die man blicken muß.

DIE DISKUSSION
Und in der Tat kam die stärkste Verteidigung der Kirchenlehre aus diesen Peripherien. Sie leugnen die LIebe und die pastorale Sorge für Menschen in irregulären oder schwierigen Situationen keineswegs. Aber sie vermitteln immer die Lehre der Kirche -kräftig und rigoros. Sie sind sicher, daß man den Menschen ein hohes Ideal als Ziel geben muß. Sie glauben nicht, daß der Glaube verwässert werden muß, um der Schwäche und der Gebrechlichkeit der Menschen entgegenzukommen.
Einige der Reden in der Synoden-Aula helfen uns, zu verstehen, wie die Diskussion verlief. Erzbischof Stanislaw Gadecki, Präsident der Polnischen Bischofskonferenz, entschied sich dazu, auf der Konferenz-website seine Notizen über die Reden der Synodenväter öffentlich zu machen,
Diese Entscheidung lüftete den Nebelschleier über der Synoden-Kommunikation.
Erzbischof Zbignevs Stankevics aus Riga (Lettland) bat die Synodenväter, eine Pause einzulegen, um über das Thema der Disziplim beim Zugang zu den Sakramenten zu reflektieren. Er erklärte, daß Papst Franziskus eine Bresche der Barmherzigkeit in die Mauer der Justiz geschlagen habe- d.h. der Reform der Prozeduren für die Ehe-Annullierungserklärungen- und daß es jetzt Zeit wäre, darüber nachzudenken, wie sie ihr Bischofsamt weiter ausüben könnten. Er sagte auch, daß "die Argumente , die einen Zugang der wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion unterstützen.eher soziologisch und psychologisch-emotional seien als theologisch."

Das ist genau der Punkt, der im Arbeitsdokument der Synode die Theologie ersetzte, ein Schnappschuss der Zeit -der vor der Verkündung des evangelischen Ideals kam. Vielleicht versuchten die, die das Instrumentum Laboris abfaßten, dem Grundprinzip von Papst Franziskus treu zu bleiben, daß Realität mehr ist als eine Idee- so wie es in der Apostolischen Exhortation "Evangelii Gaudium" gesagt wird.
In der Tat konnte das Fehlen einer soliden theologischen Prägung bei den Synodendiskussionen häufig festgestellt werden.

Die deutschen Bischöfe suchten an einem bestimmten Punkt bei Thomas von Aquin nach sicherem Grund, Beginnend mit den Worten des Aquinaten, entwickelten sie das Thema der Fall-für-Fall-Unterscheidung beim Zugang zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen.
Das ist das Thema des sog. "Foro interno" d.h, der sakramentalen Beichte und einer persönlichen spirituellen Beziehung zu einem Priester.
Aber bei diesem Punkt wird alles eine Frage des Gewissens. Von Anbeginn an wurde dieses Thema als "Trojanisches Pferd" identifiziert, das die Adapter nutzen würden, um den Zugang zur sakramentalen Kommunion für alle Menschen in irregurlären sexuellen -oder ehelichen Beziehungen zu ermöglichen- ohne daß der feste Vorsatz zur Verbesserung erforderlich ist.

Es ist kein Zufall, daß Reinhard Kardinal Marx, der Präsident der DBK, während des Pressebriefings darauf bestand, daß innerhalb der Synode jeder zustimmt, daß die Ehe zwischen Mann und Frau unauflöslich ist und offen für das Leben. Aber es gibt Fälle von Problemen und des Aufbrechens und es ist nötig, daß die Kirche diesen Menschen, die in schwieirigen Situationen leben, sagt: Ich bin euch nahe."

DEZENTRALISIERUNG
Die Dezentralisierung war ein anderes Thema, das auf dem Spiel stand, Papst Franziskus hat ihm in seiner Rede zum 50. Jahrestag der Bischofssynode viel Bedeutung beigemessen und sofort dachten einige Bischöfe, daß dieses Thema ausgebeutet werden sollte.
Schritt für Schritt- das Grundprinzip hinter einer größeren Autonomie für die Bischofskonferenzen gewann an Zugkraft. Diese Gedanke war auch schon in Evangelii Gaudium, Papst Franziskus´Apostolischer Exhortation, die er als Leitlinie seines Pontifikates betrachtet, enthalten.

Evangelii Gaudium schlägt auch vor, daß Bischofskonferenzen mit Aufgaben der Glaubenskongregation betraut werden könnten und das führte zu dem Verdacht, daß er das frühere Sant´Uffizio abbauen könnte.
In der Tat spricht Papst Franziskus oft von einer weniger selbstbezogenen Kirche-aber dennoch hierarchischen Kirche. Dabei wurde die Diskussion bei der Synode wichtig,
Alle wissen sich am Ende einig, daß dieses eine pastorale Synode war, und viele betonten, daß die Dezentralisierung bereits im Gange ist, bestärkt durch das Motu Proprio zur Änderung des Annullierungsprozesses.
Aber eine gesunder Dezentralisierung betrifft pastorale Themen, keine doktrinalen. Die Kirche ist eine und die Lehre ist eine. Es ist nicht möglich, daß ein Paar in einem Land die sakramentale Kommunion empfangen kann, während sein Betragen in einem anderen Land als Sünde betrachtet wird.
Sprecher für diese Sorgen war Kardinal George Pell, Präfekt des Wirtschaftssekretariates. Er war einer der aktivsten Bischöfe in der Synoden-Aula.
DER WEG ZUM SCHLUSSDOKUMENT
Die Argumente, die Kardinal Marx bei der Pressekonferenz des Hl. Stuhls am 22. Oktober vorbrachte, zeigen, daß es eine Art "Schritt rückwärts" bei der Agenda der Barmgherzigkeit gegeben hat. Insgesamt aber wurde die Agenda vorangetrieben. Die Reden, die beim Treffen der Französischen, Deutschen und Schweizer Bischofskonferenzen am 25. Mai-bei der sogenannten Schattensynode -gehalten wurden, zeigen den Willen, auf dem Weg der Barmherzigkeit voranzugehen, individuelle Geschichten zu betonen und die Beachtung der einen einheitlichen Lehre zu vernachlässigen.
Derselbe Zugang wurde bei den drei Treffen hinter verschlossenen Türen vom Päpstlichen Rat für die Familie gewählt, dessen Ergebnis kürzlich in einem Buch veröffentlich wurde.

Nichtsdestoweniger half der Standpunkt von Kardinal Marx den Bischöfen, die die Doktrin der Zeichen der Zeit anpassen wollten- Luft zu holen- und wenigstens einige gute Resultate zu erzielen. Mit Worten des Sports gesprochen- haben sie versucht das Spiel mit einem Unentschieden zu beenden.

Deshalb wurde der erste Entwurf des Schlussdokumentes sehr durch diese starke Dialektik der Synode geprägt. Die Berichte über den dritten Teil des Arbeitsdokumentes der Synode waren klar: fast jede Gruppe hat eine substantielle Neufassung des Dokumentes gefordert, einige Gruppen gingen sogar noch weiter und verlangten, daß die Paragraphen zur pastoralen Betreuung Homosexueller ( das kontroverseste und am meisten diskutierte Thema der Synode 2014) entfernt würden. Alle Gruppen waren sich einig, die Gender-Ideologie zu verurteilen. Die von vielen akzeptierten Vorschläge für einen "Pfad der Buße" für die wiederverheirateten Geschiedenen, wurden meistens als "Weg zur Umkehr" beschrieben.

Der erste Entwurf der relatio finalis- am Nachmittag des 22. Oktobers präsentiert und am Morgen des 23. Oktobers diskutiert- präsentierte diese Vorschläge ebenfalls als "Weg zur Umkehr". Ein Synodenvater stand dann auf und fragte ganz klar "welche Art von Umkehr behandelt das Dokument, nachdem es nie klar ausspricht, ob wir von einer Abkehr von der Sünde sprechen?". Dieser Bischof fügte dann hinzu, daß "die Erwähnung der Sünde bei dieser Synode unter embargo steht" und betonte "Wir sagen immer "ora pro nobis"- ich ziehe es vor, zu sagen "ora pro nobis peccatoribus"
Der präsentierte Text war sicher besser als das Instrumentum Laboris, das von den meisten Synodenvätern als schlecht formuliert angesehen wurde. Der Text wurde auch verschlankt: um 49 Seiten oder rund 100 Paragraphen.

Die Kommission der 10 zur Abfassung des Dokumentes von Papst Franziskus berufenen Prälaten- nur zwei von ihnen nahmen an der Synode teil, weil sie von ihren Bischofskonfernezen gewählt worden waren, wollten ein Dokument erstellen, das alle Fragen- aber keine Antworten enthielt- erklärte Kardinal Oswalt Gracias aus Mumbai. Ihre Hoffnung war, daß die Abschlussrede des Papstes vage genug sein würde, um die Agenda der Barmherzigkeit voranzutreiben und dabei an der Lehre der Kirche festzuhalten. Das verwirrte zwar jeden, aber genau wegen dieser Wahl konnte jeder seine Position beibehalten.
DIE GRÜNDE HINTER DER SYNODE
Eine große Mehrheit der Bischöfe hatte jedoch um die Rede des Papstes gebeten. Von dieser Rede erwartete man, daß sie in einem gründlicheren Dokument nach der Synode ausgearbeitet werden würde- hoffentlich in einer postsynodalen Exhortation, die aber noch nicht geplant ist. Diese Bitte zeigt eine gewisse Nostalgie der Synodenväter nach den alten Prozeduren. In der Vergangenheit wurde die vom Papst ernannte Kommission nicht mit der Abfassung des Schlussreports beauftragt, sondern damit, eine Reihe von Vorschlägen zu thematisieren, über die die Versammlung dann eventuell abstimmte. Das Ziel war es, eine Communio zu erreichen, die zu einem von fast allen getragenen päpstlichen Dokument führte.
Aber diese neue Synoden-Methode schafft einen Mehrheiten- und einen Minderheitenblock und bricht so die bischöfliche Gemeinschaft auf.
Das pragmatische Schisma, von dem Kardinal Kasper spricht, ist durch dieses Procedere kreiert worden.
Sicher war es nicht die Schuld der vorgeblich nicht barmherzigen Bischöfe und Priester, oder einer Kirche die angeblich früher verurteilte und jetzt nicht mehr urteilt. Das sind eher rhetorische Rahmen, die rund um Papst Franziskus eine Legende konstruieren, die seinem Reform-Impetus nicht helfen. Die wahren Feinde von Papst Franziskus scheinen eher die zu sein, die behaupten, Sprecher seiner Agenda zu sein."Fortsetzung folgt.

Quelle: Monday in the Vatican. A. Gagaliarducci

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