Als eine Art Fortsetzung seines Artikels ------ berichtet Sandro Magister bei "Settimo Cielo"
L´Espresso über die Tagung zum Thema "Priesterlicher Zölibat", die vor wenigen Tagen in der Gregoriana-Universität in Rom stattfand. Hier geht´s zum Original: klicken
"KARDINAL PAROLIN ÜBER VERHEIRATETE PRIESTER: DISKUTIEREN WIR DARÜBER- ABER OHNE EILE"
In der Tat haben die beiden Hauptredner der Veranstaltung mit reichen theologischen Argumenten energisch die geltende zölibatäre Disziplin verteidigt. Sie haben aber nicht ausgeschlossen, daß die Kirche in Zukunft neue Ausnahmen zulassen könnte.Kardinal Ouellet ging bis auf das Neue Testament und auf Jesus Christus -als Quelle des kirchlichen Zölibates zurück, erkannte aber an, daß diese Frage eine vollkommen kontroverse sei.
Die Kirchentradition des Zölibates und der Abstinenz der Geistlichkeit ist nicht um das 4. Jahrhundert als eine Art Neuheit begründet worden, sondern als disziplinarische Bekräftigung einer Tradition- sowohl im Osten wie im Westen- die bis auf die Apostel zurückgeht.Nachdem das Konzil von Elvira in Spanien 306 verordnete, daß die Priester verpflichtet sind in perfekter Abstinenz zu leben, kann man verstehen, daß diese Forderung der Kirche der ersten Jahrhunderte sowohl den Zölibat als auch das Verbot der Wiederverheiratung umfaßte und die perfekte Abstinenz derer, die bereits verheiratet sind.
Aber es war Kardinal Parolin, der in seiner Schlußrede die Spirale zu möglichen neuen Ausnahmen eröffnete, über die hinaus, die bereits in den Leitlinien des II. Vaticanischen Konzils zugelassen wurden und in verschiedenen Formen im aktuellen Leben der Katholischen Kirche präsent sind. Hier der Schlussteil seiner Rede. Es ist interessant, seiner Argumentation zu folgen:
"Der Zölibat ist eine Berufung der lateinischen Kirche und wird als besonders angemessen für diejenigen angesehen, die zum Priesteramt gerufen sind. Die zölibatäre Spiritualität der Priesterschaft ist ein Vorschlag "in positivo", konstruktiv, der bedeutet daß das Gottesvolk immer Hirten haben soll, die radikal von der Gefährdung durch Korruption und Verbürgerlichung frei sind.
Dass man die Höhe dieses Vorschlags erkennt, bedeutet nicht, daß man ihn exklusiv macht, wie das II. Vaticanische Konzil in "Presbyterorum ordinis" betont, das bestätigt, daß die Wahl des Zölibates keine natürliche Anforderung der Natur der Priestertum selbst ist , wie es erscheint, wenn man an die Praxis der Frühen Kirche und an die Tradition der Orientalischen Kirchen denkt, in der es, auch wenn nur zölibatäre Bischöfe gewählt werden, auch exzellente verheiratete Priester gibt.
Die Katholische Kirche hat den Ostkirchen nie den Zölibat aufgezwungen. Andererseits hat man im Laufe der Geschichte auch Ausnahmen zugelassen, wie im Fall verheirateter lutheranischer, calvinistischer oder anglikanischer Hirten, die in die Katholische Kirche aufgenommen wurden, die einen Dispens erhielten, um das Weihesakrament empfangen zu können. Das passierte 1951 schon während des Pontifikates von Papst Pius XII.
In jüngerer Vergangenheit- 2009- hat das Motu Proprio "Anglicanorum coetibus" von Papst Benedikt XVI die Gründung von territorialen Ordinariaten in der lateinischen Kirche autorisiert, in denen ehemalige anglikanische Hirten, die zu katholischen Priestern geweiht wurden, ihr Amt ausüben.
In Folge der Massenemigration von Katholiken aus dem Mittleren Osten hat Papst Franziskus im Juni 2014 mit dem päpstlichen Dekret "Praecepta de clero uxorato orientalis" zugestimmt, daß die verheirateten orientalischen Priester in den christlichen Gemeinden der Diaspora dienen dürfen- also außerhalb ihrer traditionellen Territorien, und so die vorigen Verbote abgeschafft.
In der aktuellen Situation nun, wird es evident, daß besonders in einigen Weltgegenden eine Art sakramentaler Notstand herrscht, verursacht durch Priestermangel. Das hat dazu geführt daß von mehreren Seiten die Frage nach der Möglichkeit, sogenannte viri probati zu ordinieren, aufgeworfen wurde.
Auch wenn man die Problematik nicht für irrelevant hält, ist es sicher nötig, keine übereilten Lösungen nur auf der Basis der Dringlichkeit zu suchen. Es bleibt aber immer wahr, daß die Anforderung der Evangelisierunrg -vereint mit der Geschichte und den vielfältigen Traditionen der Kirche- die Szenerie für legitime Diskussionen offen lassen, wenn sie nach der Verkündung des Evangeliums und auf konstruktive Weise geführt werden, aber immer die Schönheit und Größe der zölibatären Entscheidung bewahren.
Der Zölibat ist in der Tat ein Geschenk, das mit freudiger Beharrlichkeit empfangen und gepflegt werden muß, damit es Frucht in Fülle tragen kann. Um ihn zu leben ist es nötig, daß jeder Priester sich als Jünger fühlt, der sein ganzes Leben lang auf dem Weg ist, und manchmal seine Beziehung zum Herrn wiederentdecken und verstärken -und sich auch heilen lassen muß. Nicht zufällig hat Papst Franziskus daran erinnert, dass wir auf dem Weg der Jünger manchmal schnell vorankommen, manchmal ist unser Schritt unsicher, wir bleiben stehen und können auch fallen, aber wir bleiben immer auf dem Weg."
Der italienische Gesamttext der Rede Kardinal Parolins "Der in "persona Christi" geweihte Priester" kann hier nachgelesen werden: klicken
Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister
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