Samstag, 19. März 2016

Thomismus, ein Krimi, der Papa emeritus und der ungarische Botschafter beim Hl. Stuhl

A. Gagliarducci bringt uns bei ACI LaStampa die Diskussion über das Veschwinden des Thomismus näher.  Hier geht´s um Original: klicken

"WIR BRAUCHEN EINEN KRIMI ÜBER DAS VERSCHWINDEN DES THOMISMUS."

"Das Verschwinden des Thomismus? Eine spannende Geschichte. So sehr, daß man einen Krimi darüber schreiben müßte. Wort von Benedikt XVI. Er sagte es zu Eduard von Habsburg, dem Botschafter Ungarns beim Hl. Stuhl. Der hatte seine Dissertation dem "Ende des Neo-Thomismus" gewidmet.

                       

Eine These, die im Grunde schon wie ein Krimi strukturiert ist. Als er beim Internationalen, vom "Circolo San Tommaso" organisierten Preis des Hl. Thomas das Wort ergriff, erzählte Eduard von Habsburg, daß er mit einem Mikrophon bewaffnet durch Europa fuhr, und seine Interviews zu seiner zentralen Frage "wie ist der Thomismus verschwunden, diese 1879 von Leo XIII eingeführte Philosophie, die sich innerhalb weniger Jahrzehnte in der katholischen wissenschaftlichen Welt verbreitete, um dann praktisch spurlos zwischen 1960 und 1968 zu verschwinden?"

Er hat sehr viele Persönlichkeiten interviewt: Konzilsväter, wie Eduard Schillebeeckx, Theologen wie André de Muralt, Kirchenmänner wie Kardinal Ratzinger, Präfekt der Glaubenskongregation.
Die Arbeit, die die These Eduard von Habsburgs vertritt, wurde Teil einer lebhaften Diskussion.
Es lohnt sich daran zu erinnern.
Die postkonziliaren Jahre wurden durch die Aufgabe gekennzeichnet, die Früchte des Konzils zum Vorschein zu bringen, mit dem Resultat, daß in vielen Fällen- die Tradition der Kirche beiseite gelegt wurde. Das war die Hermeneutik des Bruchs, die noch heute en vogue ist.
Der stellt sich diese Hermeneutik der Kontinuität entgegen, die Benedikt XVI seinem Pontifikat zu Grunde legte.
So sehr, daß er sein Pontifikat damit begann und beendete- jeweils in einer frei vor dem römischen Klerus über diese Dichotomie zwischen dem Medien-Konzil und dem realen Konzil gehaltenen Rede- zu sprechen.

Botschafter Habsburg erzählt "Ein Interview folgte dem anderen, ich stellte fest, daß die Konservativsten darauf bestanden, daß es sich um einen Mord handelte, offensichtlich von seiten der Liberalen.  Die Liberalsten hielten daran fest, daß es sich um die Krankheit des Jahrhundert handele und daß der Thomismus eine in lateinischer Sprache ausgedrückte Philosophie total inadäquat für die Fragen der modernen Periode, des Atomzeitalters sei.



Über das Ende des Thomismus wird immer noch gesprochen. Z.B. Walter Senner, Dominikaner, der das Institut des Hl. Thomas der Päpstlichen Universität, Angelicum, leitet, unterstreicht, daß Thomas von Aquin uns zeigen kann, wie tief die Verbindung zwischen Wissenschaft und Glauben ist und daß wir nicht vergessen dürfen, die Wahrheit zu suchen.

Pater Senner hat immer darauf bestanden, daß wir die Sphäre der Katholischen Theologie von der außerhalb dieser Theologie unterscheiden müssen.
Auf diesem letzeren Gebiet besteht ein wachsendes Interesse für den Hl.Thomas von Aquin, besonders in der Philosophie, während man in der katholischen Philosophie immer noch dafür bezahlt (und meiner Meinung nach zu Unrecht) das Denken von Thomas der umschriebenen und begrenzten neoscholastischen Theologie verbunden zu haben, die von einer Generation von Theologen verachtet wurde.
Hier soll das Geheimnis des Verschwindens des Thomismus liegen. Leo XIII hat ihn am Leben erhalten, hat ihn zum Fundament der Philosophie gemacht, die zur Entstehung der Soziallehre führte.
Aber dann wurden in den Diskussionen des Konzils neue Dinge aufgenommen, und die, die als alt angesehen wurden, hinter sich gelassen.

Und hier ist das Paradox einer nichtkatholischen Theologie, die immer interessierter  an Thomas ist, und einer Katholische Theologie, die ihn immer mehr zurückweist. "Es ist das Paradox, daß die Atheisten, mit ihrer Suche nach Gott, Gott näher sind als viele Gläubige." -
Nach den Worten von Benedikt XVI

Der versteht, daß es einer neuen Sprache bedarf, zeitgemäß- um die Dinge zu erzählen. Aber nicht zum Nachteil der Wahrheit.
Im Gegenteil zu dem, was oft gesagt wurde, ist Benedikt XVI ein außerordentlicher Kommunikator,
Außerordentlich, weil er ein klarer Denker ist, präzise formuliert, die Geschichte sauber erzählt.

Es ist also normal, daß zu der Zeit, als der Student Habsburg eine Karriere als Journalist, Drehbuchautor, Schriftsteller und Fernseh-Autor begann, Kardinal Ratzinger ihn dazu stimulierte, seine Entdeckungen zu wiederzugeben.
Botschafter Habsburg erzählt: " Als ich Botschafter Ungarns beim Hl.Stuhl geworden bin, hatte ich die Gelegenheit, den Papa emeritus einmal kurz zu treffen. Und ich habe mich -wie ich es jedesmal, wenn wir uns begegnet sind, sagen hören: "Sie schulden mir noch einen Krimi."

Den Krimi über das Ende des Thomismus. Der im Grunde die Erklärung dafür wäre,warum sich die Kirche sich von einem Teil ihrer Tradition befreit hat. Einer noch lebenden Tradition."

Quelle: A. Gagliarducci, ACI Stampa

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