Sandro Magister berichtet bei www.chiesa über die Aussage des Kardinalstaatssekretärs, daß der Vatican China gegenüber in seiner Kirchen/Außenpolitik keine Zugeständnisse machen wolle und es primär nicht um die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen gehe.
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"PAROLIN ZU DEN NUNTIEN: KEINE ZUGESTÄNDNISSE AN CHINA"
"Bei der Ernennung zukünftiger Bischöfe wird es die Chinesische Bischofskonferenz sein, die die Kandidaten vorschlägt. Aber unter der Bedingung, daß sie sich auch den 30 "Untergrund"-Bischöfen anschließen, die Peking noch nicht anerkennt und daß die Bischöfe ohne päpstliche Anerkennung aus dem Amt entfernt werden."
Mitte September hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ein Treffen mit allen zur Feier des Jubiläumsjahres in Rom versammelten Apostolischen Nuntien abgehalten.
Und während dieses Treffens- wie bei anderen informellen Gesprächen auch- hat er, wenn er über den Stand der Verhandlungen mit China gefragt wurde-sehr interessante Informationen geliefert.
Er bekräftigte, daß die laufenden Verhandlungen nur die Frage der Bischofsernennungen betreffen, nicht auch die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und daß die Diskussionen die zwischen beiden Seiten auf mittlerer, gleichrangiger offizieller Ebene stattfinden: für den Hl. Stuhl verhandeln der Untersekretär für zwischenstaatliche Beziehungen, Antoine Camilleri und der Untersekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker Tadeusz Wojda.
Nach Parolins Urteil ist es bemerkenswert, daß zum ersten mal seit Beginn der Herrschaft des Kommunismus China willens ist, dem Hl. Stuhl eine Rolle bei den Bischofsernennungen zuzugestehen.
Seit sie an der Macht ist, hat die chinesische Kommunistische Partei eine Kirche eingerichtet, die sich ihr unterwirft und sich von Rom trennt, mit Bischöfen, die ,. nach eigenem exklusiven Willen ernannt werden und ohne Zustimmung Roms - der Chinesischen Patriotischen Katholischen Vereinigung unterworfen, die Benedikt XVI als mit der Katholischen Lehre unversöhnbar nannte.
Eine "offizielle" Kirche also, auf der Schwelle zum Schisma. Verwoben mit einer Untergrundkirche, die von Bischöfen geleitet wird, die von Peking nicht anerkannt werden und dem Papst gegenüber absolut treu sind, die aber den vollen Preis für das Untergrunddasein zahlen: Unterdrückung, Überwachung, Haft, Entführung.
Von etwas mehr als heute in China amtierenden 100 Bischöfen, die nicht im Päpstlichen Jahrbuch genannt werden, sind dreißig Untergrund-Bischöfe.
Die offiziellen Bischöfe, die illegal ordiniert wurden, dann aber mehr oder weniger mit Rom versöhnt, oder aber parallel von Rom und Peking anerkannt wurden, zählen etwa 70.
Und da sind dann noch 8, die dem Regime gegenüber verpflichtet sind und für den Hl. Stuhl nicht nur illegitim sondern auch exkommuniziert sind.
Ein Beweis für diese komplizierte Situation kam zu Beginn dieses Septembers beim Tod des 88 jährigen Vincent Zhu Weifang, Bischof von Wenzhou, als die Stadt Schlagzeilen machte, weil die Kreuze von eifrigen kommunistischen Funktionären entfernt wurden.
Die Diözese von Wenzhou hat eine Geschichte der Trennung zwischen den beiden Katholischen Gemeinschaften. Es wird berechnet, daß es da ungefähr 100.000 Gläubige in der "offiziellen" Gemeinde und 50.000 in der "Untergrund"-Gemeinde gibt. Die Priester sind gleichmäßig auf beide Teilkirchen verteilt und zählen ungefähr insgesamt 50.
Nachdem er 2009. nach zwanzig Jahren Gefängnis und Zwangsarbeit, zum Bischof geweiht wurde, bekam Zhu 2010 die Regierungsanerkennung. Aber Rom setzte ihm als Coadjutor mit Nachfolgerecht einen Untergrundbischof an die Seite: Peter Shao Zhumin.
Sodaß dann- um ihn daran zu hindern, die Leitung der Diözese zu übernehmen- die kommunistischen Autoritäten ihn zusammen mit 3 Priestern entführte, und ihn hinderte, die Trauerfeierlichkeiten für seinen Vorgänger zu übernehmen. Und dazu haben sie als Oberhaupt der "offiziellen" Priester einen ihrer Protegés ernannt, Ma Xianshi, als ob sie ihn so als den neuen Bischof hervorheben wollten, den das Regime gern ernannt hätte.
Vor diesem Hintergrund hat der Bischof von Hong Kong, Kardinal John Tong im vergangenen August das Übereinkommen vorhergesehen, das er sich zwischen Rom und Peking anbahnen sah.
"Kard. Tong: Kommunion der Kirche in China mit der Universalen Kirche"
Er löste den Streit mit seinem älteren, aber immer kampfbereiten Vorgänger in Hong Kong gegen das aus, was er als eine unerträgliche Konzession des Vaticans beurteilte.
"Kard. Zen: Meine Sorgen über den Dialog China-Hl. Stuhl und repercussions auf die Chinese Church"
Diese Vereinbarung würde den Pekinger Autoritäten die Auswahl und Vorschlagsrecht für jeden neuen Bischof zuerkennen, während Rom die Möglichkeit hätte, gegen die Kandidaten, die es nicht will, ein Veto einzulegen.
Formal würde jeder neue Kandidat von der neuen Chinesischen Bischofskonferenz vorgeschlagen. Nur daß diese Konferenz ein Geschöpf der kommunistischen Partei ist, unter der Fuchtel des Regimes, ohne auch nur einen Untergrundbischof und mit einem Präsidenten, der einer der acht Exkommunizierten ist.
Selbst wenn dem von Rom zugestimmt würde, besteht die Angst weiter, daß jeder neue Bischof in jedem Fall der eisernen Kontrolle und den Bestimmungen der kommunistischen Autoritäten unterworfen wäre.
Ich halte es für wichtig, dieses Konzept kräftig zu unterstützen, die erhofften neuen und guten Beziehungen mit China -einschließlich diplomatischer Beziehungen-wenn Gott das so wollte- die kein Selbstzweck sind oder ein Wunsch, der vielleicht als weltlicher Erfolg erreicht werden könnte, sondern- nicht ohne Angst und Zittern, weil das hier ein Sache der Kirche ist, die Gott gehört - nur insofern, daß sie funktional ist- ich wiederhole das- zum Guten der Chinesischen Katholiken, zum Guten des ganzen Chinesischen Volkes und der Harmonie der gesamten Gesellschaft und des Weltfriedens.
Der Kardinalstaatssekretär versicherte den in Rom versammelten Nuntien, daß es am Papst sein wird, über die Ernennung jedes neuen Kandidatn für das Bischofsamt zu entscheiden.
Er kam darauf zurück, daß die Ernennung dem Papst überlassen bleiben wird.
Er bestätigte deshalb auch ausdrücklich, daß die Chinesischen Autoritäten die Kandidaten durch die Bischofskonferenz vorschlagen.
Aber genau im Hinblick darauf, sagte er, daß ein paar Schlüsselfragen vor einer Übereinkunft gelöst werden müssen.
Die erste Sorge betrifft die "Untergrund"Bischöfe, die von der Regierung anerkannt und von der Bischofskonferenz integriert werden müssen.
Die zweite Sorge betrifft die 8 "offiziellen" Bischöfe, die exkommuniziert wurden. "Sie alle" so sagte er "haben Rom um Absolution gebeten." Aber um sie zu verdienen, werden sie dem Papst und der Kirche gegenüber
Absolution gebeten haben. Aber um sie zu verdienen, werden sie gegenüber dem Papst und der Kirche bedingungsloser Treue glaubhaft versichern müssen.
Über ihnen hängt außerdem auch die Beschuldigung, Kinder und Geliebte zu haben. Würde das bewiesen, müßten kanonische Sanktionen folgen.
Es ist also nicht leicht, für die 8, schnell zu dieser generalisierten Jubiläumsvergebung zu kommen, die Papst Franziskus im voraus angedeutet zu haben scheint.
Und es ist noch schwerer vorauszusehen, wie die Pekinger Autoritäten sich gegenüber den 8 verhalten würde, die exkommuniziert bleiben könnten oder Ziel kanonischer Sanktionen werden.
So wie es nicht bekannt ist, bis zu welchem Grad China vielleicht willens sein kann, die offizielle Anerkennung auf die Untergrundbischöfe auszudehnen.
Die Übereinkunft wenn sie-kurz gesagt. dem Guten für die Kirche, die Gott gehört- untergeordnet wird, ist erkennbar viel komplizierter und weiter entfernt, als viele glauben oder befürchten.
Und die kürzlichen Veröffentlichungen des neuen Entwurfs für die Regelung religiöser Aktivitäten in China geben nicht viel Grund zur Hoffnung. Sie erscheinen sogar noch strafender als die vorhergehenden, wenn es zu "illegalen religiösen Aktivitäten" kommt, und Funktionären aus dem Ausland kommen". Ein schwerer Schlag für die katholische Untergrundkirche.
"Peking formuliert neue, harsche Regulierungsentwürfe zu religiösen Aktivitäten"
Eine der Kritiken, die Kardinal Zen gegen die Vatican-Autoritäten erhebt- ist die, auf das heutige China mit der bankrotten Ostpolitik, die von Agostino Casaroli während der Jahre des Kalten Krieges mit den kommunistischen Ländern Osteuropas verfolgt wurde, zu reagieren.
Im Hinblick darauf hier, was Joseph Ratzinger in seinem Interviewbuch , das Anfang September veröffentlicht wurde, diesbezüglich sagte:
"Es war klar, daß Casarolis Politik -so sehr sie auch durch die besten Absichten angewandt worden sein mag, ein Fehlschlag war, Der neue von Papst Johannes Paul II verfolgte Zugang war die Frucht seiner persönlichen Erfahrung, seines Kontaktes mit diesen Mächten. So konnte natürlich nicht gehofft werden daß das Regime sofort kollabieren würde, aber es war offensichtlich, daß anstatt Versöhner zu sein und Kompromisse zu akzeptieren, man sich ihnen kraftvoll entgegenstellen mußte.
Das war die zugrunde liegende Vision Johannes Pauls II, die ich teilte."
Quelle: www.chiesa, Sandro Magister
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