Montag, 17. Oktober 2016

Ruptur als Programm. Abschied von Castel Gandolfo

Der argentinische Papst hat beschlossen, die italienisch-römischen Traditionen des Papsttums weiter auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen. Ob das ein weiterer Schritt zur Protestantisierung der Kirche, ihrer Angleichung an eine beliebige, sozialromantische NGO nach Gusto der MSM und des Zeitgeistes ist, oder Ausdruck der Verachtung des Pontifex, der aus der Peripherie kam, auf die europäischen Traditionen weiß man nicht - und es ist auch nicht wirklich wichtig.
Jetzt wird es langsam Zeit sich die Frage zu stellen, ob und  bis zu welchem Grad, die Nachfolger im Petrusamt, diese einsamen Entscheidungen rückgängig machen und dem Stellvertreter Christi auf Erden wieder zu der ihm zukommenden Stellung verhelfen können werden.
Wenn das der Frühling in der Kirche ist, den das Wählerkollektiv der St. Gallener Mafia herbeiwählen wollte, fragt man sich unwillkürlich, was sie wohl unter Frühling verstehen.
Was passiert ist?
Nachdem das Appartamento im 3. Stock des Apostolischen Palastes, das im Gegensatz zur Luxusherberge Casa Santa Marta weder über eine gut funktionierende Zentralheizung noch eine Klimanlage verfügt, aus Bescheidenheitsgründen verschmäht wurde, stehen ab dem 21. Oktober die "Päpstlichen Villen" in Castel Gandolfo vor ihrer Ausrangierung. Rund 400 Jahre -nachdem Urban VIII sie dazu gemacht hatte - waren sie Sommerresidenz und Refugium und manchmal Ort des Sterbens für die Päpste.
Ab dem 21. Oktober stehen alle Räume der "Allgemeinheit" als Museum offen - bisher waren es seit rund einem Jahr einige Räume.
Die Frage ob die Museen Roms und Umgebung so überlaufen sind, der allgemeine Wunsch nach weiteren und mehr Museen so groß ist, daß man dringend ein weiteres brauchte, verkneifen wir uns.
Aber -falls noch jemand Zweifel hatte - wir sagen: Kontinuität sieht anders aus
Paolo Rodari, altgedienter Vaticanist der Repubblicca kommentiert das Geschehen.
Hier geht´s zum Original:   klicken


                ADIEU CASTEL GANDOLFO ! 
DER VERZICHT VON PAPST FRANZISKUS AUF DEN "GUTEN RÜCKZUGSORT"

Franziskus überrascht wieder. Dreieinhalb Jahre nach der Entscheidung, darauf zu verzichten, im päpstlichen Appartamento im Dritten Stock des Apostolischen Palastes zu wohnen, schließt er ein weiteres Appartamento.
Das von Castel Gandolfo, letztes Refugium von Papa Ratzinger, als er am 28. Februar 2013 im Hubschrauber den Vatican verließ - in Erwartung der Wahl seines Nachfolgers.
Vom 21. Oktober an wird das Appartamento in den Castelli - nachdem Urban VIII es 1600 zu seiner Sommerresidenz gemacht hatte,  Museum.
Der Vatican wird es den anderen Räumen des Palazzos hinzufügen, die schon seit über einem Jahr für Gläubige und Touristen zur Besichtigung offen stehen.





Franziskus hat dort niemals gewohnt. Die wenigen sommerlichen Ruhetage bleibt er in Santa Marta
Das Schlüsselwort seines Pontifikates ist: Teilen.
So also auch die Räume der Castelli, unbenutzt, seit er Petrus im Amt folgte, sollen sie zum Wohl der Gläubigen offen sein.
Und genau um dieses Teilen geht es bei der Einweihung der Ausstellung des Museums- mit von einem chinesischem Chor gesungener chinesischer Volksmusik.
"Schönheit vereint" ist der Titel eines Spektakels, das nach dem Willen des Papstes, kulturelle Brücken aller mit China errichten soll, dem Land, das den größten Platz in der päpstlichen Diplomatie einnimmt.

Es sind viele exklusive Räume der Residenz, die Franziskus dem Publikum öffnet. Vor allem das Schlafzimmer. Ein wunderschönes Zimmer, mit Blick auf den See - ohne Zweifel der privateste Raum des gesamten Palazzos. Nach der Landung der Amerikaner in Anzio im Januar 1944 verwandelte sich die Umgebung von Castel Gandolfo in eines der blutigsten Kampffelder des Zweiten Weltkrieges.
Das Zimmer war- wie andere Räume des Palastes- Gebärenden vorbehalten und so wurden im Bett des Papstes in jenen Monaten ungefähr 40 Kinder geboren, die dann "Kinder des Papstes" hießen.
Etwas entfernt von diesem Zimmer gibt es eine kleine Private Kapelle, in die sich die Päpste zurückziehen konnten, um alleine zu beten.  Hier knieten auch Benedikt und Franziskus wenige Tage nach dessen Wahl.

Etwas weiter entfernt sind die Bibliothek des Hl. Vaters und das kleine Studio, in dem die Päpste Enzykliken schrieben und Predigten vorbereiteten. Dann sind da die Räume, die den Privatsekretären vorbehalten waren. Dann der Saal der Schweizer, in dem sich das 1506 gegründete bewaffnete Wachcorps im Dienst am Papst aufhielt. Dann gibt es einen Konsistoriumssaal, der sehr selten Laienbesucher gesehen hat, weil er nur für die Funktion benutzt wurde, die ihm seinen Namen gab - die formelle Zusammenkunft des Kardinalskollegiums in Gegenwart des Papstes.

Vom 21. Oktober an wird das eine lange vergangene Erinnerung sein. Zumindest bis das Pontifikat Franziskus´ endet. Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, daß die Zeiten Johannes XXIII wiederkehren, der die Sommerresidenz liebte, weil er von dort aus immer "fliehen" konnte, ohne jemanden zu benachrichtigen. Man fand ihn dann bei Spaziergängen in den umliegenden Dörfern, auf den Hügeln oder am See, unter die Leute gemischt. Oder die Zeiten von Johannes Paul II, dem es gefiel, mit den Kindern der Angestellten Versteck zu spielen. Auch Benedikt XVI liebte "das Castello" sehr: abends, im Sommer, hörte man sein Klavier mit Tönen seiner bevorzugten Komponisten -Bach, Mozart, Beethoven.
Und so auch Pius XI, der in den Villen einen Bauernhof einrichtete, in dem die Hühner und Milchkühe gehalten werden, die noch heute den Vatican-Staat täglich mit ihren Produkten beliefern.

Quelle: Paolo Rodari, Repubblicca,raffaellablogspot. 





 







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