Montag, 27. Februar 2017

Sandro Magister und die Einsamkeit des Pontifex

Sandro Magister schaut hinter die Kulissen der unmittelbaren Entourage des Papstes und deckt auf, wie aktuell auch lehramtliche Texte verfaßt werden. Leider kein Grund zur Beruhigung,
Hier geht´s zum Original bei Settimo Cielo:  klicken

"EIN EINSAMER MANN AN DER MACHT - UNTER DEM BEIFALL DER MENGE"

Popularität und Einsamkeit sind die beiden Gesichter des aktuellen Pontifikates, nur scheinbar widersprüchlich.

Den zigsten Beweis für die Popularität von Papst Franziskus gab es am 17. Februar bei seinem Besuch in der Universität von Rom III, inmitten von Hochrufen von Lehrern und Studenten, ein spektakuläres come-back nach dem Bann, der 2008 Benedikt XVI daran gehindert hatte, die andere Universität Roms zu betreten und dort zu sprechen, die noblere und historischere, La Sapienza, der schuldig war des Verbrechens, Gott und den Glauben in den sakrosankten Tempel der Göttin Vernunft bringen zu wollen.

In Rom III hat Franziskus gesprochen und das aus dem Stegreif und dutzendfach von Applaus unterbrochen, Er sprach über Dialog und Multikulturalismus, Migration und Jugend, Arbeitslosigkeit und über das, was daraus seiner Meinung nach entsteht: "Sie sagen daß die wahren Statistiken über Jugendlichen-Selbstmord nicht veröffentlicht werde; manches wird veröffentlicht, aber nicht die richtige Statistik."

Aber in seiner 45-minütigen Rede hat er kein einziges mal die Worte Gott, Jesus, Kirche, Glaube, Christentum ausgesprochen.

Es ist die selbe Neutralität, die Franziskus einnimmt, wenn er vor den "Volksbewegungen" seine Globalisierungsalternative und seine politischen Antiglobalisierungs-Visionen thematisiert.
Weil im Volk "eine mystische Kategorie" ist, wie er es nennt- in der er den Ursprung der Erlösung sieht. Und an das Volk- christlich oder nicht- appelliert er, wenn er die Missetaten des Weltmarktes, der Wirtschaft, die tötet, die anonymen Mächte, die Kriege auslösen sowie die antiquierten, sklerotischen, unbarmherzigen kirchlichen Institutionen anklagt.

Aber seine Popularität ist genau die eines Papstes, der sich selbst von den Institutionen isoliert, um sie besser angreifen zu können, als Favorit der Fans. Es ist kein Zufall, daß er den Lateinamerikanischen Populismus preist, wie er es kürzlich in einem Interview mit "EL Pais" tat, er, der als junger Mann Peronist war.

Im Vatican hat er in der Casa Santa Marta Wohnung genommen, einem Gästehaus, genau um sich selbst so gut wir möglich von dieser Kurie zu distanzieren, die er nie liebte und für deren organische Reform er sich nur sehr wenig interessiert.

Er zieht es vor, seine engsten Mitarbeiter selbst zu wählen. Und er hat einen von ihnen aus der Katholischen Universität von Buenos Aires geholt, Victor Manuel Fernández, seinen Lieblingstheologen. Einen anderen von "La Civiltá Cattolica": seinen Jesuiten-Mitbruder Antonio Spadaro.  Um nicht  die Mgrs. Konrad Krajewski, Fabian Pedacchio Leaniz, Battista Ricca, Marcelo Sánchez Sorondo: der erste ist ein Almosenier, der zweite sein persönlicher Sekretär.
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Aber jeder einzelne von ihnen ist nur mit einem Teil der päpstlichen Aktivitäten befaßt und keiner kann einen Überblick über das Ganze haben. Jorge Mario Bergoglio hat immer seinen eigenen, persönlichen Terminkalender  behalten, den nur er führt und konsultiert.





Wenn es funktioniert, behindert die Kurie die Päpste nicht, sie hilft ihnen. Sie gleicht ihre absolute Macht durch "Checks und Ausgleich" aus, analog zu den modernen Demokratien.

Besonders die Glaubenskongregation sollte garantieren, daß alle Akte des Lehramtes tadellos sind indem es sie vorher Wort für Wort prüft. So  war es bei Johannes Paul II und dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger.

Aber bei Franziskus ist dieses Gleichgewicht völlig aus dem Takt geraten.

Der aktuelle Papst legt zunehmend seine geschriebenen Reden beiseite und zieht es vor, zu improvisieren. Und wenn er eine Enzyklika oder eine Exhortation schreiben muß, geht er seinen eigenen Weg mit Hilfe seiner Ghostwriter Fernández und Spadaro, die, wie es ihm gefällt, Material sammeln und ihm zur Verfügung stellen.

Und dann schickt er routinemäßig den Entwurf des Dokumentes an die Glaubenskongregation und diese schickt sie ihm mit Dutzenden oder sogar Hunderten von Bemerkungen zurück. Aber die ignoriert er systematisch.

So geschah es mit "Evangelii Gaudium", dem programmatischen Dokument dieses Pontifikates und "Amoris Laetitia", der Exhortation zu Ehe und Scheidung, die wegen der sich widersprechenden Interpretationen, die sie ausgelöst hat, die Kirche spaltet.

Es stellte sich auch heraus, daß ganze Paragraphen von "Amoris Laetitia" aus Artikeln kopiert wurden, die zehn oder zwanzig Jahre vorher von Fernández veröffentlicht worden waren. Sein Vertrauen in ihn hat Franziskus auf keine Weise verloren.

Im Gegenteil. Kein anderer als Fernández ist der wildeste Kritiker von Kardinal Müller, dem marginalisierten Präfekten der Glaubenskongregation, gegen den er den nie gehörten Vorwurf erhebt, die Theologie des Papstes "kontrollieren" zu wollen.

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister 

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