Mittwoch, 29. März 2017

Roberto de Mattei ruft die Heiligen des Jesuitenordens als Zeugen für die Grenzen des blinden Gehorsams an.

Professor Roberto de Mattei untersucht bei corrispondenza romana das Verhältnis der Jesuiten zum absoluten Gehorsam - durch die Geschichte des Ordens hindurch - und im Hinblick auf das aktuelle Pontifikat und den Streit, ob "Amoris Laetitia" zu diesem Gehorsam verpflichtet oder nicht.
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"WARUM ES NICHT NÖTIG IST, DIE GESELLSCHAFT JESU ZU DISKREDITIEREN"
"Zu den verheerendsten Konsequenzen des Pontifikates von Papst Franziskus gehören zwei, die eng miteinander verbunden sind: die erste ist die falsche Darstellung der typisch christlichen Tugend des Gehorsams: die zweite ist die Diskreditierung der Gesellschaft Jesu und ihres Gründers, des Hl. Ignatius von Loyola.

                               
Der Gehorsam ist eine wichtige Tugend, die von allen Theologen anerkannt und von allen Heiligen praktiziert wird. Sie hat ihr perfektes Vorbild in Jesus Christus, von dem der Hl. Paulus sagt, daß er "gehorsam bis zum Tode, zum Tod am Kreuz war." (Phil. 2, 8)
Im Gehorsam zu sein, heißt in Christus zu sein (2 Kor 2,9) und das Evangelium in Fülle zu leben (Röm. 10, 16,  2 Thess. 1,8).
Deshalb haben die Väter und Lehrer den Gehorsam als den Wächter und die Mutter aller Tugenden definiert (Hl. Augustinus, De Civ. Dei, Liber IVX,c 12).
Das Fundament des Gehorsams ist die Unterordnung unter die Oberen, weil sie die Autorität Gottes selber repräsentieren.
Aber sie repräsentieren die Autorität insofern, als sie das Göttliche Recht hüten und anwenden.

Dieses Göttliche Gesetz ist wiederum höher als die menschliche Macht der Männer, die mit der Durchsetzung beauftragt sind. Gehorsam stellt für einen Religiösen die oberste moralische Tugend dar (Summa theologia 2-2ae,q.186,aa. 5,8) Immer sündigt man gegen diese Tugend nicht nur durch Ungehorsam sondern auch durch Unterordnung, indem man sich an klar erkennbar ungerechte Entscheidungen der Oberen anschließt.

Die Verzerrung des Gehorsams kommt in Papst Franziskus´ Pontifikat vor, wenn die Bischöfe oder der Papst selbst ihre Autorität mißbrauchen, indem sie von den Gläubigen eine Unterwerfung unter Dokumente, die zu Häresie oder Unmoral führen, verlangen.
Diese pastoralen Anordnungen können nicht akzeptiert werden.
Weil die Versuchung derer, die in dieser konfusen Situation fest im Glauben bleiben wollen und das zur Diskussion stellen, nicht die mißbräuchliche  Ausübung der Autorität ist, sondern das Prinzip von Autorität selbst.
Das ist der Favorit einer gewissen psychologischen Tendenz zum Anarchismus, der die nach 1988 geborenen Generationen charakterisiert.

Wenn man das Autoritätsprinzip herabsetzt, verschwindet die Bedeutung der Tugend des Gehorsams, mit schweren Schäden für das spirituelle Leben.



Dieser Perspektive verdanken die Jesuiten Schläge, die sie nicht verdient haben, wie den, ein hypertrophes und volontaristisches Konzept des religiösen Gehorsams  in der Kirche eingeführt zu haben. Man zitiert dazu die Aufforderung des Hl. Ignatius von Loyola zum "blinden Gehorsam" indem man die Bedeutung verdreht, die der Gründer der Gesellschaft Jesu dieser Tugend gibt.
Das Wort "blind" ruft de facto Irrationalität hervor, aber unter den Heiligen gibt es einen Champion der Rationalität - und das ist  eben der Hl. Ignatius, dessen "Esercizi Spirituali"  ein Hauptwerk der Logik, auf der Anwendung des Prinzips des Nichtwiderspruchs basieren, auf dem spirituellen und moralischen Gebiet des Ausübenden.

Die Behauptung von Wilhelm von Ockam, nach der alles gerecht ist, was Gott gebietet, aber daß Gott auch das Unrechte gebieten kann (iustum quia iussum) legt die Grundlage für den Volontarismus Luthers, für die das ignatianische Konzept die Antithese bildet.
Der blinde Gehorsam, auf den sich der Hl. Ignatius bezieht, soll irrational sein, wenn er der Vernunft vorausgeht, die dagegen, wie er erklärt - seine Voraussetzung ist - weil er das Resultat einer aufmerksamen und ausgewogenen Reflektion ist (Monumenta Ignatiana, G. Lopez der Horno, Madrid 1903 I, 4, pp 677-679).

Der ignatianische Gehorsam hat nichts mit dem Volontarismus zu tun, besonders weil er sich auf die Logik des Respekts vor einem objektiven Göttlichen und -Naturgesetz bezieht, dem sich der Ordens-Obere unterwerfen muß. Der Hl. Ignatius behandelt den Gehorsam  in den Konstitutionen der Kompanie, im Brief zum Gehorsam, den er am 26. März 1553 an die Jesuiten Portugals schrieb und in vielen andere Briefen, wie die an die Schüler von Coimbra, an die Gemeinschaft von Gandia, die Jesuiten von Rom, an Andrés Oviedo und an Urbano Fernandez.

In diesen Dokumenten erklärt er gut, wie der Gehorsam präzise Grenzen hat: die Sünde und den gegenteilige Beweis. Z.B. stellt der Hl. Ignatius fest, daß die Jesuiten dem Superior  "in allen Dingen, die keine Sünde sind, gehorchen müssen." (n.547) und in allem "in dem sich keine Sünde manifestiert" (n 549).
Wenn also der Superior in die Sünde führt, muß ihm widersprochen werden.

Natürlich handelt es sich sowohl um Todsünden als auch um läßliche Sünden, und auch um die Gelegenheit zur Sünde, denn wer dem Orden zu Unrecht vorsteht, ist sich dessen subjektiv bewußt.
Über die Begrenzung, die aus dem Willen kommt und die die Sünde ist, gibt es die, die vom Urteil abhängt, wie aus dem Brief an die Jesuiten von Coimbra von 14. Januar 1548 hervorgeht, der spezifiziert, daß der Gehorsam so lange gilt, so lange er nicht in eine Sache führt, die als Sünde oder als falsch erkannt wird, - auf eine Weise, die es nötig macht, sich ein Urteil zu bilden."

Diese Grenze wird auch in der Charta des Gehorsams ausgedrückt, in der der Jesuit aufgefordert wird zu gehorchen " in vielen Dingen, in denen ihn das Offensichtliche der erkannten Wahrheit nicht zwingt".
Pater Carlos Palmés de Genover SJ, der dieses Thema studiert hat, kommentiert:
"Es ist klar daß der gegenteilige Beweis eine natürliche Grenze für den Gehorsam ist, wegen der psychologischen Unmöglichkeit dem zuzustimmen, was sich als erkennbar falsch präsentiert."
(Der religiöse ignatianische Gehorsam, Eugenio Subirana, Barcelona 1963, S.239)
Wenn bei der Sünde die Grenze eine moralische ist, ist es im Fall der Evidenz eine psychologische.
Der Gehorsam ist also "blind" unter determinierenden Bedingungen und niemals irrational.

Wenn der Beweis zeigt, daß ein päpstliches Dokument wie "Amoris Laetitia" die Sünde fördert, kann eine wahrer Sohn des Hl. Ignatius nichts anderes tun, als sie zurückzuweisen und die Tatsache, daß es gerade ein Sohn des Hl. Ignatius ist, der ihn veröffentlicht hat, bedeutet nicht, daß Papst Bergoglio eine Frucht der ignatianischen Spiritualität ist, sondern es zeigt, wie wahr das Wort ist:
"Die Entartung des Besten führt zum Schlechtesten"
Die intellektuelle und moralische Korruption der Gesellschaft Jesu in den letzten 50 Jahren darf nicht ihre außerordentlichen Verdienste der Vergangenheit vergessen lassen.

Zwischen der protestantischen Revolution und der Französischen Revolution haben die Jesuiten eine unüberwindlichen Barriere der Vorsehung gegen die Feinde der Kirche errichtet. Und der Deich brach zusammen, als ein Papst, Clemens XIV 1773 die Gesellschaft Jesu unterdrückte und die Kirche ihres besten Verteidigers beraubte.
Pater Jacques Terrien hat eine akurate Geschichtsrecherche über eine Tradition, die bis in die ersten Zeiten der Kompanie zurückführt, nach der die Ausdauer in der Berufung im Inneren der vom Hl Ignatius gegründeten Institutes ein sicheres Zeichen der Erlösung ist ("Recherches historiques sur cette tradition que la mort dans la Companie de Jesus est un gage certain de predestination", Oudin, Paris 1883)

Unter den zahlreichen Zeugnissen, von denen er berichtet, von den Bollandisti bis zur Hl. Teresaa von Avila, und von speziellem Interesse ist eine Offenbarung, die der Hl. Francesco Borgia 1569 hatte, der vorgesehene Ordensgeneral: "Gott hat mir offenbart"- behauptete der spanische Heilige- "daß keiner von denen, die in der Gesellschaft gelebt haben, leben und leben werden und in ihr sterben in einem Zeitraum von 300 Jahren verdammt werden wird. Das ist die selbe Gnade, die er schon dem Orden des Hl. Benedikts gewährt hat." (Terrien, op.cit. S.21-22).

Weil die Jesuiten 1540 gegründet wurden, erstreckt sich das Privileg der Erlösung auf jene die in der Gesellschaft gestorben sind, bis 1840 und läßt die folgenden Generationen aus. Und es ist tatsächlich das Ende des 19. Jahrhunderts, in dem die Dekadenz des vom Hl. Ignatius gegründeten Ordens beginnt, auch wenn es viele Ausnahmen gibt.
Diese Dekadenz hatte in den Jahren des II. Vaticanischen Konzils einen bedeutenden Ausdruck, bei dem der Jesuit Karl Rahner eine entscheidende Rolle spielte und darüber hinaus, in den Jahren, die dann unter der Leitung von Padre Arrupe folgten, der unter unterschiedlichen Formen die Befreiungstheologie in Lateinamerika verbreitete.

Heute unterhält ein jesuitischer Papst aus der Schule der Befreiungstheologie die Krise in der Kirche. Um einer falsch ausgeübten Autorität zu widerstehen, bitten wir die Heiligen Jesuiten um Hilfe, die in Schriften oder Zeugnissen gezeigt haben, welches die Grenzen des Gehorsams sind: vom Hl. Roberto Bellarmin, der daran erinnerte, daß die regula fidei nicht über sondern in der Kirche steht, bis zum Seligen Miguel Pro, dessen Martyrium sich am 23. November 1927 zum 90. mal jährt, das er erlitt, weil er der freimaurerischen Regierung Mexikos Widerstand leistete."
Roberto de Mattei

Quelle: corrispondenza romana, Prof. Roberto de Mattei

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