Montag, 17. Juli 2017

Verschwörungstheorien um die Abschiedworte des Papa emeritus für Kardinal Meisner

Lorenzo Bertocchi  kommentiert in La Nuova Bussola Quotidiana die teilweise merkwürdigen bis paranoiden Reaktionen auf die Abschiedsworte des Papa Emeritus für seinen verstorbenen Freund Kardinal Meisner.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"JENE, DIE AUCH RATZINGER NIEDERBRÜLLEN: DAS GEDENKEN FÜR DEN FREUND MEISNER WIRD VORWAND  ZUR VERSCHWÖRUNG"                                               
            
"Als ich vergangenen Mittwoch durch ein Telefonat den Tod von Kardinal Meisner erfuhr, wollte ich es zunächst nicht glauben. Am Tag zuvor hatten wir noch über das Telefon miteinander gesprochen. Aus seiner Stimme klang die Dankbarkeit dafür, dass er nun im Urlaub angelangt war..."

Sie telefonierten wie zwei alte Freunde - Benedikt XVI und der emeritierte Kardinal von Köln, der vergangene Woche unerwartet im Schlaf verstarb ... während er seine Ferien in Bad Füssing verbrachte. Er starb friedlich mit dem Brevier in der Hand.

DIE BOTSCHAFT BENEDIKTS XVI
Vorigen Samstag während der Beerdigung Kardinal Meisners (1943- 2017) - zelebriert im Kölner Dom - hat Msgr. Georg Gänswein, der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des Papa emeritus eine lange Botschaft vorgelesen, die Benedikt XVI geschrieben hatte, um seines Freundes zu gedenken.

"Wir wissen daß es ihm, dem leidenschaftlichen Hirte und Seelsorger" hat Ratzinger geschrieben "
schwerfiel, sein Amt zu lassen, und dies gerade in einer Zeit, in der die Kirche besonders dringend überzeugender Hirten bedarf, die der Diktatur des Zeitgeistes widerstehen und ganz entschieden aus dem Glauben leben und denken.
Aber umso mehr hat es mich bewegt, dass er in dieser letzten Periode seines Lebens loszulassen gelernt hat und immer mehr aus der tiefen Gewissheit lebte, dass der Herr seine Kirche nicht verlässt, auch wenn manchmal das Boot schon fast zum Kentern angefüllt ist."

Die Auslegung dieser Worte ist nicht besonders schwer, auch wenn sehr viele Experten sich darauf stürzten, um diese Zeilen zu interpretieren - darunter sogar der eifrige Professor Alberto Melloni - um am Ende zu bezweifeln, daß diese Worte von Ratzinger selber geschrieben worden seien.

TELEFONGESPRÄCHE ZWISCHEN FREUNDEN
Es ist schön, daß zwei alte Freunde wie Benedikt XVI und Meisner fortfahren miteinander zu telefonieren. Einfach ein Abbild des realen Lebens.
Betrachten wir den Fall - am gleichen Tag, an dem er Ratzinger anrief, bekam Meisner auch einen Anruf von einem anderen deutschen Prälaten, vom Ex-Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard L. Müller.
Von diesem Telefonat wissen wir aus der expliziten Aussage vor der Passauer Neuen Presse etwas mehr. Die beiden haben über die am 2. Juli genau am Tag, an dem seine 5-jährige Amtszeit auslief verweigerte Bestätigung im Amt gesprochen. Meisner war "tief betrübt und betroffen", wer weiß ob er das auch seinem guten alten Freund gesagt hat.





Der emeritierte Erzbischof von Köln war einer der Großwähler Kardinal Ratzingers beim Konklave von 2005, es war gerade Meisner, der verschiedenen Rekonstruktionen gemäß-, den Freund überzeugte, die Wahl zum Papst anzunehmen. Es war auch Meisner, der half die Stimmen um den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation zu sammeln, gemeinsam mit anderen Kardinälen wie Biffi, Lopéz, Truillo, Ruini, Herranz, Rouco Varela und Medina.
Der Konkurrent Ratzingers in jenem Konklave soll gerade Jorge Mario Bergoglio gewesen sein, wie Benedikt XVI auf gewisse Weise in seinem letzten, zusammen mit dem deutschen Journalisten Peter Seewald gestalteten Interviewbuch "Letzte Gespräche"andeutete.

Wie viele wissen, ist Meisner auch einer der vier Kardinäle, - die anderen sind Walter Brandmüller, Raymond Burke und Carlo Caffarra -, die Papst Franziskus die 5 Dubia zu den Interpretationen einiger Passagen der Exhortation "Amoris Laetitia" vorgelegt haben. Wie der Sekretär Ratzingers Msgr. Georg Gänswein der Repubblica sagte: der Papa emeritus verfolgt die Debatte und kennt das Geschehen.
Es genügt u.a. das Lehramt Benedikts XVI und Kardinal Ratzingers in seiner Aufgabe als Präfekt des ehemaligen Sant´ Uffizio zu lesen, um sich bewußt zu machen, welches wohl seine Einstellung sein könnte, unabhängig davon, was er mit dem Freund besprochen haben mag.

BUSSE UND EUCHARISTIE
Zwei andere wichtige Passagen der Botschaft, die Gänswein im Kölner Dom vorlas, betreffen das Buß-Sakrament und die Eucharistie. "Zwei Dinge, die in letzter Zeit" Freund Meisner besonders wichtig waren. "Die tiefe Freude das Bußsakrament zu leben" besonders bei den Jungen und dann die "Eucharistische Anbetung".
Deshalb hat Benedikt XVI an das besonders beim WJT in Köln 2005 Erlebte erinnert:
"Manche Experten der Pastoral und der Liturgie waren der Meinung, dass sich eine solche Stille im Hinschauen auf den Herrn bei einer so riesigen Anzahl von Menschen nicht erreichen lasse. Einige waren wohl auch der Meinung, eucharistische Anbetung sei als solche überholt, da ja der Herr im eucharistischen Brot empfangen und nicht angeschaut werden wolle. Aber dass man dieses Brot nicht essen kann wie irgendwelche Nahrungsmittel und dass den Herrn im eucharistischen Sakrament zu empfangen alle Dimensionen unserer Existenz einfordert, dass Empfangen Anbeten sein muss, ist inzwischen doch wieder sehr deutlich geworden. So ist die Weile der eucharistischen Anbetung beim Kölner Weltjugendtag zu einem inneren Ereignis geworden, das nicht nur dem Kardinal unvergesslich blieb. Dieser Augenblick war ihm seither immer inwendig gegenwärtig und ein großes Licht für ihn selbst."

"WENN RATZINGER SPRICHT"
Beichte, Stille, Anbetung, das Eucharistische Sakrament, das alle Dimensionen des Lebens betrifft, sind Themen, die Benedikt XVI lieb sind und die sicher die Debatte über die Dubia betreffen, ebenso wie wichtige liturgische Fragen. Zu diesem Thema ist in diesen Tagen in den Italienischen Buchhandlungen das Interviewbuch Kardinal Robert Sarahs, Präfekt der Liturgiekongregation "Die Kraft der Stille" (Cantagalli) herausgekommen. Ein Buch, das das Vorwort Benedikts XVI enthält.
Ein Vorwort, über das viele den Kopf verloren haben, bis dahin, daß sie nicht nur Sarah verspotteten, sondern auch den Papa emeritus, indem sie praktisch verlangten, die beiden sollten aufhören zu stören und sie zum Schweigen zu bringen.

Die Eloge Ratzingers für Kardinal Sarah und die Botschaft die er schickte um seinen lieben Freund Meisner zu grüßen sind bezeichnend. Angesichts zweier Männer, die viele Experten als "Spalter" der kirchlichen Gemeinschaft und als "kalte Doktrinäre" zeichnen klingen die Worte Ratzingers wie eine andere Melodie. Und die braucht nicht viel Hermeneutik um verstanden zu werden.

Quelle: R. Bertocchi, La Nuova Bussola Quotidiana


1 Kommentar:

  1. Pauline aus dem Schlauchboot17.07.17, 17:45

    Unfaßbar mit welcher vorhersehbaren Hysterie die Bergoglianer auf jede herbeiphantasierte Kritik an ihrem Idol reagieren. Sie können scheinbar nicht anders, als alles und jedes, auch Nachrufe auf Verstorbene (die zu schmähen und zu beleidigen sie nicht müde wurden) als eigentlich von Papst Franziskus handelnd zu interpretieren. Personenkult vom Feinsten und nicht allzu barmherzig.

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