Samstag, 4. November 2017

Interview mit Professor Josef Seifert

Wie OnePeterFive schreibt, hat die website LifeSiteNews ein Interview mit Prof. Josef Seifert geführt, es aber nur auszugsweise veröffentlicht.
1P5 bietet jetzt den Gesamttext an.
Hier geht´s zum Original-Interview, zum Thema Todestrafe, das von Papst Franziskus angesprochen wurde:   klicken

        "INTERVIEW: DR JOSEF SEIFERT ZUR ENTWICKLUNG DER LEHRE"

Frage: 
"Kann es je ein neues Verständnis der Christlichen Wahrheit geben, das das Gegenteil zum vorhergehenden Verständnis ist?"

Seifert:
"Natürlich nicht, wenn wir von einem wahren Verstehen und nicht nur von einer neuen Meinung sprechen.
Wenn es wahr ist, daß Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, wie die Kirche es als Dogma beim ersten Konzil in Nicäa formuliert hat, als von Gott offenbart, kann sich das nie ändern oder unwahr werden. Natürlich kann sich ein "neues Verständnis" in Form der Arianischen Häresie entwickeln, die diese Wahrheit leugnet, aber dieses "neue Verstehen" Christi- der Evangelien und der Lehre der Kirche widersprechend- kann nie wahr werden oder eine "Entwicklung der Lehre" darstellen.
Das aber ist genau die Arianische Verleugnung der Göttlichkeit Jesu Christi: Häresie, ein enormer Irrtum, der sich gegen die beiden zentralsten Dogmen richtet: die Hl. Dreifaltigkeit und die Inkarnation des Gott-Menschen. Sie zu relativieren, zu verdunkeln oder zu leugnen, kann nie eine "Entwicklung der Lehre" sein.

Oder wenn das ewige Naturrecht uns sagt und die Hl. Schrift in ungezählten Passagen verkündet, daß Handlungen wie Ehebruch, praktizierte Homosexualität, Vergewaltigung, Meineid, die vorsätzliche Verurteilung eines Unschuldigen zum Tode und zahlloses andere in sich schlecht sind und unter keinen Umständen begangen werden dürfen, kann das weder in seiner Negation wahr werden, noch kann die Morallehre der Kirche "sich" in ein neues "Verständnis" entwickeln, daß keine dieser Handlungen immer schlecht ist, oder daß es keine allgemeinen Regeln gibt, die festlegen, daß eine ganze Klasse von Handlungen moralisch falsch ist, die darauf hinauslaufen würden, die in sich falschen Handlungen zu leugnen und würden dem Wesenskern des moralisch Guten, der Göttlichen Gebote, der Hl. Schriften und der dogmatischen Lehre von "Veritatis Splendor" und anderen Enzykliken des Hl. Johannes Pauls II widersprechen. Lesen Sie diesen exzellenten Artikel: hier

Oder wenn das Evangelium und die Kirche in verschiedenen dogmatischen Erklärungen gelehrt hat, daß der nicht bereuende Sünder, der freiwillig und bewußt Todsünden begangen hat, in die Hölle geht, die eine ewige Bestrafung ist, kann es nicht plötzlich wahr werden, daß es keine Hölle gibt und daß die Seele der Bösen vernichtet wird anstatt an den Platz eiwger Verdammnis zu gehen. Das ist jetzt keine neue Interpretation sondern Ketzerei. Und so ist es mit allen anderen Wahrheiten, die uns durch die Evangelien und die Lehre der Kirche überliefert worden sind.

Wenn etwas zu den veränderbaren Geboten der Kirche gehört, so wie das, daß man Freitags kein Fleisch essen sollte, kann es sich ändern und hat sich geändert. Aber auch das kann nie eine Änderung der Wahrheit bedeuten. Es bleibt wahr, daß es früher verboten war und es jetzt nicht mehr ist.

Genauso ist die Behauptung, daß die Todesstrafe in sich falsch ist und daß das Evangelium und die Kirche sie immer zurückgewiesen hat, ein "neues Verständnis" ist, sowohl den historischen Beweisen als auch denen der Schrift entgegengesetzt.
Würde man die Frage des in sich Falschen als solche diskutieren (nicht kirchengeschichtlich) und behaupten, daß unser neues Verständnis über dem Wort Gottes selbst steht, würde man über die Schrift zu Gericht sitzen und behaupten, daß unser Verständnis der Wahrheit über dem der Bibel steht. Kann sogar ein Papst eine solche Behauptung aufstellen?
Eine Sache ist klar: zu behaupten, daß die Todesstrafe in sich schlecht ist, widerspricht vielen Passagen der Hl.  Schrift und mehreren Lehren der Kirche des ordentlichen Lehramtes der Päpste über die Todesstrafe, von denen manche sogar von einem Anathema begleitet sind.
(Ich persönlich habe Zweifel, daß jedes Anathema, das ein Papst einmal über eine Meinung gesprochen hat, diese Meinung zu einer Häresie macht und ob alle Anathemata gültig sind oder eine Person aus der Gemeinschaft der Kirche ausschließen. Wenn z.B. ein Papst die ganze Stadt Florenz zu Anathema macht, weil ihr Fürst Krieg gegen die päpstliche Armee führt. war das gültig?)
Wenn also ein Papst jeden "anathematisiert" (wie es geschehen ist) der leugnet, daß es richtig ist, Häretiker zu verbrennen, macht hier eine Leugnung das zu einer Häresie`?
Handelt diese Äußerung des Papstes von "schwerwiegenden Themen der Lehre und der Moral" die eine der Voraussetzungen für die Formulierung eines Dogmas sind?
Was offensichtlich erscheint, ist daß sowohl das Alte als auch das Neue Testament voller Texte sind. die der Todesstrafe in manchen Fällen zustimmen.


Sogar der Hl. Johannes Paul II, der dazu neigte, die Todesstrafe völlig abzulehnen (wie es sein Freund und Schüler Tadeusz Styczei tat) hat nur die schützende Funktion der Todesstrafe in manchen Umständen betont, die es heute praktisch nicht mehr gibt, hat nie gesagt, daß die Verhängung der Todesstrafe in sich schlecht und immer falsch ist.
Auch der Katechismus der Katholischen Kirche stellt ihre Rechtmäßigkeit unter bestimmten Umständen fest.
Deshalb weisen alle diese Päpstlichen Lehren von 2000 Jahren die historisch falschen Behauptungen zutück, daß "die Kirche die Todesstrafe immer abgelehnt hat" oder "sie als in sich schlecht betrachtet hat".
Außerdem kann sie einerseits jetzt kategorisch als in sich schlecht abzulehnen, wie durch einen gegenwärtigen Papst geschehen und andererseits ihre Verteidigung durch frühere Päpste und Konzile nicht beides wahr oder eine Entwicklung der Lehre sein, weil sie einander widersprechen."

Frage
"Was ist das Depositum Fidei?"

Seifert:
"Es bedeutet den Schatz der offenbarten Wahrheit, wie sie in der Hl. Schrift enthalten ist, in der mündlichen Überlieferung seit der Zeit der Apostel und in den von der Kirche erklärten Dogmen. Sowohl wie in der mündlichen Überlieferung des Inhalts dieses Depositum Fidei. Man kann es auch so definieren:

"Das Depositum Fidei ist der Körper der rettenden Wahrheit, die Christus den Apsoteln anvertraut hat und die von ihnen weitergereicht wurde, um erhalten und verkündet zu werden .
Jesus hat ihnen befohlen, die Nationen alles zu lehren "was ich euch geboten habe" und hat ihnen versichert "wisset, daß ich immer mit euch bin bis zum Ende der Welt". (Mt. 28: 18-20)
Die Metapher eines "Erbes" suggeriert, daß diese Lehre ein unerschöpflicher Schatz ist, der Reflektion und Studium mit neuen Einsichten und tieferem Eindringen in das Mysterium von "Gottes Plan zu Rettung der Menschheit" belohnt. Obwohl das Kirchenverständnis dieser Lehre sich entwickeln kann und sich entwickelt, kann es in seiner Substanz nie erweitert werden.
Und natürlich kann es sich nicht verändern."

Frage
"Ist das Depositum Fidei etwas Statisches oder kann ihm etwas hinzugefügt werden?"

Seifert
"Weil die allgemeine  Göttliche Offenbarung mit dem Tod des letzten Apostels beendet war, kann ihr nichts mehr hinzugefügt werden, das alle Katholiken verbindlich glauben müßten.
In diesem Sinn ist sie statisch, nicht nur weil die Wahrheit sich nie ändern kann, auch weil Gott beschlossen hat, daß die Göttliche Offenbarung mit dem Tod des letzten Apostels endete. Das schließt weder aus, daß neue Schätze in diesem Depositum Fidei entdeckt werden können, noch daß Gott in privaten Offenbarungen-so wie in Fatima- Ereignisse, Bitten unserer Lieben Frau etc. offenbaren kann, die nicht Teil der allgemeinen Offenbarung sind."

Frage
"Was ist Doktrin?"

Seifert
"Doktrin ist zuerst die offizielle und  unfehlbare Lehre der Kirche von dem. was Gott unfehlbar in der Hl. Schrift selbst oder in seiner in der Kirchentradition bewahrten in der mündlichen Lehre überliefert hat. In diesem Sinn ist Doktrin die feierliche Lehre der Kirche über die göttlich offenbarte Wahrheit.
Und in diesem primären Sinn ist die Doktrin der Kirche unfehlbar wahr, sei es wegen der generellen Unfehlbarkeit der Kirche als ganzes, zu der jeder Katholik durch die Gnade des Glaubens und den sensus fidelium einigen Zugang gewinnen kann, sei es ausdrücklicher durch dogmatische Formulierungen von Konzilen oder Päpsten, die diese Doktrin klar und präzise definieren.
Noch genauer gesagt besitzt das universale ordentliche Lehramt-wenn es in völliger Übereinstimmung mit dem Glauben der Kirche seit Zeiten der Apostel und der Hl. Schrift ist, die Gabe der Unfehlbarkeit.

In einem weiteren und weniger genauen Sinn könnte man auch die Verkündigung des Papstes oder eines Konzils "ordentliches Lehramt" und "Doktrin" nennen, aber das ist nicht empfehlenwert, weil in all dem Irrtümer sein können und der Begriff "Katholische Doktrin" sollte auf die Wahrheit beschränkt sein."

Frage
"Wie entwickelt sich die wahre Lehre?"

Seifert
"Sie kann sich wahrhaft auf verschiedene Weise entwickeln: indem die Kirche klar in Dogmen die offenbarten Wahrheiten ausdrückt, die von den Gläubigen immer geglaubt werden müssen, aber in Zeiten von Verwirrung und Irrtum muß sie klar formuliert werden, so wie das Dogma, daß Jesus Christus ganz Gott ist in Ewigkeit und ganz Mensch in der Zeit und daß die selbe Person die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist, ein Mensch und gleichzeitig- ohne Trennung- Gott.
Ohne Trennung und gleichzeitig ohne Vermischung der göttlichen und der menschlichen Natur. Oder das Dogma, daß Maria wirklich die "Mutter Gottes" ist.
Sie ist also natürlich weder eine Person der Trinität, wie der Koran es fälschlicherweise dem Christlichen Glauben zuspricht, noch ist sie Mutter von Gottes Göttlichkeit als solcher, aber weil sie die Mutter der selben Person ist, die ewig Gott bleibt, aber zeitlich Mensch wurde und von der Jungfrau Maria geboren wurde. ist sie wahrhaft die Mutter Gottes. Auf diese Weise hat sich die Doktrin der Evangelien entwickelt, indem sie in eine präzisere und klarere Sprache gekleidet wurde,
z.B. durch die Dogmen der Konzile von Ephesus und von Chalzedon.

Die Entwicklung der Dogmen kann sich auch auf etwas anderes beziehen. Sie kann offenbarte Wahrheiten betreffen, die nicht in der Hl. Schrift selbst niedergelegt wurden sondern nur durch die heilige mündliche Überlieferung der Kirche überliefert wurde.
Weil sie nirgends in geschriebener Form fixiert sind, wurden manche dieser Doktrinen sogar von den großen Kirchenlehrern geleugnet und deshalb nicht von allen Gläubigen eingehalten.
So bedeutet das Festhalten in einem Dogma eine Entwicklung der Doktrin in anderem Sinne.
Z.B. wurde die unbefleckte Empfängnis vom Hl.Thomas geleugnet und vom Seligen Duns Scotus bestätigt und verteidigt.
Dieses von Pius IX erklärte Dogma oder das feierlich von Papst Pius XII formulierte Dogma von der körperlichen Himmelfahrt Marien muß ein Katholik glauben.
Die Wahrheit dieser beiden Marien-Dogmen sind jedoch nur "schüchtern" in der Hl. Schrift eingebunden, können aber beide in der Tradition der Kirche (besonders durch die Väter) identifiziert und logisch aus der Offenbarung abgeleitet werden.
So eine legitimierte logische Ableitung einer Doktrin wurde in der Formulierung ausgedrückt, in der der Selige Duns scotus seine Verteidigung der Unbefleckten Empfängnis zusammenfaßt, daß Maria frei von Sünde empfangen wurde und bis zum Tod Jesu am Kreuz frei von Sünde geblieben ist.
Scotus hat in Paris den feierlichen Disput mit den Thomisten über die Unbefleckte Empfängnis  gewonnen und seine Verteidigung hängt in einer Art logischen Ableitung der Unbefleckten Empfängnis von der Voraussetzung ab, daß Gott fähig war, Maria im Hinblick auf die zukünftige Erlösung von allen Sünden frei zu halten und das war das Passendste, was man tun konnte: potuit, decuit, ergo fecit.

In diesem Sinn war auch die Erklärung des I.Vaticanischen Konzils, daß die menschliche Vernunft mit Sicherheit von der Existenz und einigen Eigenschaften Gottes wissen kann, eine Entwicklung der Doktrin in dem Sinn, daß das, was das Alte Testament und was der Hl. Paulus im Brief an die Römer lehrte, feierlich zu einer philosophischen Wahrheit erklärt, die zur selben Zeit von Gott offenbart wurde. In diesem Fall wurde das Dogma erklärt, um viele philosophische  Irrtümer zurückzuweisen, die diese Wahrheit eines natürlichen und vernünftigen Wissens von Gott leugneten.

Das selbe ist wahr für die Morallehre der Kirche über das " intrinsece malum" -das in sich Böse- in Veritatis Splendor. Tatsache ist, daß jede feierliche Lehre der Kirche und jedes Dogma in diesem Sinne  eine "Entwicklung der Doktrin" darstellt, nicht als ob die Doktrin sich verändert hat oder etwas, das nicht von Gott vor dem Tod des letzten Apostels offenbart wurde, jetzt hinzu gefügt und entwickelt werden kann, sondern im Sinn einer größeren Ausdrücklichkeit, Klarheit, Genauigkeit und Bewußtheit "entwickelt".

Frage
"Ist es wahr, daß die Doktrin nicht an eine unwandelbare Interpretation gebunden werden kann?"

Seifert
"Zunächst einmal ist eine Doktrin nicht das selbe wie ihre Interpretation. Und wenn eine Doktrin der Kirche den Gläubigen als wahr und bindend präsentiert wird, ist ihre Wahrheit -wie jede Wahrheit- unwandelbar.

Eine Interpretation einer Doktrin -ohne ihren Inhalt zu verändern- kann bedeuten, sie besser zu erklären, andere Wahrheiten, die sie mit der Schrift verbinden etc. hinzuzufügen. Und solange diese Interpretationen die Wahrheit der Doktrin nicht verändern. leugnen oder verwerfen, können sie wie eine Predigt über die Lehre sein, und bei jedem Interpreten anders, aber natürlich dürfen sie der Lehre oder einander nie widersprechen, um adäquate Interpretationen zu sein.

Deshalb mißbrauchen Sie das Wort "Interpretation" sobald Sie von "wechselnden Interpretationen" sprechen und ihnen den Hl. Geist zuerkennen, wie die Doktrin von der Ursünde zu leugnen, zu behaupten, daß alle Kinder im Stand der Gnade geboren werden, ohne getauft worden zu sein, oder das Dogma von der Existenz und Ewigkeit der Hölle zu leugnen, oder die Existenz in sich schlechter Handlungen zu verneinen  und zu behaupten, daß es keine allgemeinen Regeln gibt, nach denen manche Handlungen, die durch ihre Natur und ihren Zweck moralisch falsch sind und das Leugnen der Doktrin "neue Interpretation" zu nennen.

Hoffen und beten wir, daß Papst Franziskus die Dubia-Kardinäle und andere besorgte Katholiken nicht länger auf eine Antwort warten läßt, sondern sofort die Katholische Wahrheit in ihrer ganzen Pracht verkündet und so der besorgten und ängstlichen Herde der Gläubigen versichert, daß er, der Nachfolger des Hl. Petrus und Repräsentant Christi, wirklich der Felsen ist,  auf den Christus seine Kirche gebaut hat."

Quelle: OnePeterFive, Dr. Josef Seifert, LifeSiteNews

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