über die sog. "Keltische Kirche", die sich zur Zeit im Inselkönigreich großer Beliebtheit erfreut, was cum grano salis auch auf den "Kelten"boom auf dem alten Kontinent zutrifft.
Hier geht´s zum Original auf liturgicalnotes : klicken
"ROWAN WILLIAMS ZUR "KELTISCHEN KIRCHE"
"Der frühere Erzbischof von Canterbury. der zuvor (anglik.)Erzbischof von Wales war, hat 2012 folgende Worte über den Keltenmythos geschrieben:
"Es ist viel Unsinn über Keltisches Christentum geschrieben worden, als sei dies eine verständliche Bezeichnung für eine eigenständige Variante der Katholischen Orthodoxie im Mittelalter gewesen, mehr auf die Heiligkeit der Natur ausgerichtete und weniger besessen von institutioneller Disziplin.
Historisch gesehen haben die Kirchen der Regionen, in denen keltische Sprachen gesprochen wurden,von sich selbst nie anders als von einem Teil des Netzwerkes der Westlichen Katholischen Kirche gedacht.
Sie schrieben und sprachen Latein. Sie schauten nach Rom als Zenrtum ihres kirchlichen Lebens (sowohl walisische als auch englische Könige verbrachten ihre letzten Jahre in Rom) und sie akzeptierten die Glaubensbekenntnisse und Kanons der Katholischen Kirche.
Die Ironie ist nun, daß Bedes Bemühen, sie als geheimnisvolle und verdächtig "anders" als die Römische Norm darzustellen, eine der Wurzelnder modernen Mythen über das keltische Christentum ist, das irgendwie tiefer und spirituell umfassender als das der orthodoxe Mainstream ist....
was moderne Fantasie in einen Kontrast zwischen dem institutionellen Römischen Christentum und der einheimischen Wordsworth-Unschuld und mystischen Einsicht umgedreht hat-.... wenn Bede ein ...Echo des 19. Jahrhunderts findet, ist es vielleicht beim reifen Newman offensichtlicher, die beide die Notwendigkeit der universalen Gemeinschaft verstanden und das geistige Erbe derer geschätzt haben, die aus verschiedenen guten und schlechten Gründen vor oder hinter den Grenzen dieser Gemeinschaft gestanden haben."
Mir scheint, daß es sicher eine Parallele zwischen der Erfindung der Idee "keltischer" Nationen, "keltischer" Religion, "keltischer" Kultur, "keltischer" Identität, "keltischer" Solidarität kurz nach 1700 und der Erfindung Afrikas gibt.
Genau wie die Iren und Cornwall-Bewohner im Jahr 1500 keine Ahnung- nicht die entfernteste Vorstellung -hatten, daß sie "Kelten" waren, geschweige denn keltische Bundesgenossen, würde ich darauf wetten, daß die Zulus, Hottentotten und Suaheli kein Bewußtsein dafür hatten, daß sie Afrikaner waren, die ein gemeinsames mystisches Schicksal teilen. "Nkosi Sikelei Afrika" ist der Text einer aufrüttelnden, bewegenden Melodie: aber Afrika kann seine Ursprünge nur auf ein westliches imperialistisches Konstrukt stellen. Basierend natürlich auf einem imperialistischen römischen Kulturkonzept.
Ich frage mich, ob wir Indien und China auch erfunden haben. Und was ist mit Rußland? Wo wäre die Welt ohne uns? "
Quelle: liturgicalnotes, Fr. J.Hunwicke
Mittwoch, 10. Januar 2018
1 Kommentar:
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Zwei Bemerkungen dazu:
AntwortenLöschenIm Original ist die Rede von "the idea of 'Celtic' nations, ..." "Idea" kann alles Mögliche heißen, aber nicht "Erfindung" (allenfalls Neben-Neben-Bedeutung einer Nebenbedeutung). "Konzept" oder "Vorstellung" oder einfach "Idee" wäre passender. "Erfindung" wäre "invention" oder eventuell "fiction".
2. Hängt unmittelbar mit 1) zusammen: Keltische Nationen sind nämlich tatsächlich keine Erfindung. Es gibt keltische Sprachen (die heute noch lebenden sind Bretonisch, Walisisch, Irisch und Schottisch-Gälisch, "cum grano salis" auch Manx-Gälisch), die sich ähneln und bei denen etwa das selbe Verwandtschaftsverhältnis besteht wie zwischen den germanischen, slawischen oder romanischen Sprachen (oder meinetwegen zwischen den Bantu-Sprachen, zu denen u.a. Zulu und Suahili gehören). Deshalb gibt es auch keltische Völker, genauso, wie es germanische, slawische oder romanische Völker gibt. Dieser Befund ist unabhängig davon, ob sich die Kelten früher als zusammengehörig gefühlt haben oder nicht. Das war bei den Sprechern anderer Sprachgruppen früher auch nicht der Fall, denn der Nationalismus ist im Wesentlichen eine Frucht der französischen Revolution. Dass es Ähnlichkeiten der Kulturen innerhalb einer Sprachgruppe ist, ist auch klar, deshalb gibt es auch "keltische Kulturen". (Kann irgendwer, der nicht absoluter Spezialist ist, auf Anhieb die Unterschiede zwischen schottischer und irischer Volksmusik heraushören?)
Und zum Thema "keltische Religion": Über die vorchristliche Religion der Kelten ist nichts Verlässliches überliefert. Es gibt zwar in altrömischen Quellen einiges darüber, aber da ist nicht sicher, ob es sich dabei nicht um politische Propaganda handelt. Was sich diverse Keltenromantiker so vorstellen, gehört fast alles ins Reich der Phantasie. Ein Beispiel: Keltenromantiker meinen, die Kelten verehrten ihre Götter nicht in etwas "von Menschenhand gemachtes", sondern in der freien Natur, im Wald oder so. Tatsächlich haben Archäologen sehr wohl keltische Tempel gefunden, mitsamt jeder Menge Knochen von Tieropfern und sogar einigen Menschenopfern (soweit zur "Sanftheit" der alten Kelten, auch so ein Mythos).
Das keltische Christentum ist tatsächlich eine Zeit lang einen Sonderweg gegangen (Liturgie, Mönchsregeln, Datum des Osterfests). Dieser wurde dann allerdings von der Synode von Whitby (7.Jh.) bereinigt. Ob das keltische Christentum tatsächlich spiritueller war als das römische, weiß man nicht.
Insgesamt meine ich, Hunwicke und Williams haben in einigen Dingen Recht. Trotzdem haben beide das Kind mit dem Bad ausgeschüttet.