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"PAPST FRANZISKUS: DAS PASTORALE KRITERIUM DER REFORM"
"Die Reform von Papst Franziskus ist eine pastorale. So beschreibt Bischof Marcello Semeraro in einem Artikel für die Italienische Zeitschrift "Il Regno" die Schritte zur Kurienreform.
Es ist das zweite Mal, daß Bischof Semeraro, Sekretär des Kardinalsrates, einen Artikel in dieser Zeitschrift veröffentlicht, um die Kriterien der Reform zu erklären. Er tut das, weil es Zeit ist, einen Meilenstein zu setzen und die Arbeit zu erklären, die bisher gemacht wurde.
Bischof Semeraro erklärt alle kürzlichen Schritte von Papst Franziskus mit dem Kriterium der pastoralen Sorge: von der Einrichtung einer Dritten Sektion des Staatssekretariates-speziell für das Diplomatische Corps des Hl. Stuhls bis zu "Magnum Principium" -dem Motu Proprio des Papstes, das den Bischöfen mehr Verantwortung für die Übersetzung liturgischer Texte gibt.
Bischof Semeraro nimmt diese Perspektive auch ein, um die Arbeit der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger zu erklären, die die pastorale Betreuung der Opfer verbessern soll.
Viele der kontroversesten Aktionen von Papst Franziskus können unter einem pastoralen Kriterium
verstanden werden.
Die gemeinsame Erklärung mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill in Havanna vom 12. Februar 2016 , die sehr zur Orthodoxen Seite neigte, hat Papst Franziskus selber als "eine pastorale Äußerung" beschrieben. Der Deal des Hl. Stuhls mit China zur Ernennung von Bischöfen, der gerade studiert wird- kommt nach Meinung derer, die an diesem Deal arbeiten und ihn unterstützen- aus der pastoralen Sorge, die Chinesischen Katholiken nicht ohne Führung zu lassen, mit Bischöfen. die ihre Arbeit nicht machen können.
Und die Auswahl der Länder, die der Papst besucht, Länder, in denen Gott gebraucht oder marginalisiert wird- man denke an die Reise zur Erinnerung an die Reformaion nach Schweden- muß auch unter dieser pastoralen Perspektive gelesen werden
Dieser Schlüssel zum Verständnis der Reformen von Papst Franziskus kann zu mehreren Schlußfolgerungen führen. Es wird erwartet, daß die Diözesen immer mächtiger werden, weil in den Diözesen die pastorale Versorgung lebendig wird. Es wird erwartet, daß die Kurie "leichter" wird, aber das wird keine kulturelle Veränderung: die Kurie wird weniger Verantwortung und politisches Gewicht haben und auch in der Repräsentation im Konklave, weil die Kurie zunehmend die Aufgabe haben wird, sich um die pastorale Versorgung der Menschen zu kümmern, die im Vatican arbeiten.
Es wird ebenso erwartet, daß Mediation eine Hauptktivität des Hl. Stuhls auf diplomatischem Gebiet werden wird, wie das vaticanische Staatssekretariat schon seit Jahren hofft- und weil Mediation ein Werkzeug ist, das der Hl. Stuhl benutzt, um die pastorale Aufmerksamkeit für Christen und andere in schwierigen Ländern zu fördern.
Während viele dieser Reformen stattfinden oder bereits durchgeführt wurden, ist es nicht sicher, ob alle Erwartungen erfüllt werden. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zuallererst weil Papst Franziskus Entscheidungen persönlich trifft und versucht, über alles informiert zu werden: eine derart zentralisierte Zugehensweise macht es unwahrscheinlich, daß die Bischofskonferenzen bei den Hauptthemen freie Hand bekommen.
Dann müssen diese Reformen in einigen institutionellen Schritten ausgewogen sein, um der Auswahl und den Entscheidungen der Kurie Gewicht zu verleihen, weil sie sonst keine Autorität hätten. Papst Franziskus scheint sich der Notwendigkiet bewußt zu sein, der Institution eine gewissen Stärke zu geben, damit sie regieren kann.
Schließlich könnte eben diese pastorale Sorge, für die Peripherien aufnahmebereit zu sein, dazu führen, daß die Peripherien Trost und Leitung im Zentrum suchen und ihr Bedürfnis danach kann für die Kurie überwältigend werden.
Auf diese Weise überschneiden sich Erwartungen und Zweifel. Es ist kein Geheimnis, daß das Teil einer breiten Diskussion sein wird, sobald Papst Franzisksus und die Kurienmitglieder von den spirituellen Fastenexerzitien zurück sein werden.
Bischof Semeraro jedoch gibt einen realistischen Überblick darüber, wie die Reformen aussehen werden.
Er erklärt, daß die Reform auf drei Schlüsselbegriffen basiert: Tradition, Erneuerung und Konzentration darauf, was wirklich nötig ist. Diese drei Schlüsselworte zeigen an, daß die Erwartungen an die Reform vielleicht zu weit gingen.
"Es ist irreführend" sagt Bischof Semeraro- "zu glauben, daß eine Reform das gesamte Rahmenwerk der Kurie umstürzen kann, weil zur Kurie Dikasterien mit fundamentalen kirchlichen Aktivitäten gehören, wie die Verkündigung des Evangeliums, das Liturgieleben und die Werke der Barmherzigkeit".
Diese wenigen Worte zeigen an, daß einige Dikasterien bestehen bleiben werden. Außerdem: der ursprüngliche Gedanke einer Reform des Staatssekretariates und der Etablierung vier verschiedener Sekretariate fiel komplett durch. Das Staatssekretariat ist im Reformprozess wieder zentral und die Schaffung einer Dritten Sektion darin, führt zur Erweiterung seiner Ränge statt seiner Verschlankung.
Semeraro hat z.B. das Staatssekretariat in seinem Artikel nicht erwähnt. Aber er erwähnt, die ursprüngliche Idee das Amt eines Kurienmoderators einzurichten, daß die Organisation der Kurie verbessern sollte. Er schreibt, daß die Idee fallen gelassen wurde, weil die Figur eines Kurienmoderators eng mit der Diözesan-Kurie assoziiert wurde. Diese Erklärung zeigt an, daß die Kurienreform den Vatican nicht in eine große Pfarrgemeinden verwandeln soll.
"Konzentration" ist -nach Bischof Semeraro mit dem Wort "Vereinfachung" austauschbar. Und er stellt fest, daß diese Vereinfachung mit der Einrichtung der Dikasterien für die integrale menschliche Entwicklung und für Laien, Familie und Leben, zu denen frühere Dikasterien verschmolzen wurden.
Das bedeutet ein neues set-up für den Arbeitsfluss, der sicher 30 Jahre nach der Anwendung von "Pastor Bonus", der Apostolischen Konstitution, die die Funktionen und Aufgaben der Kurienämter regelt, nötig ist.
Bischof Semeraros zweiter Artikel über die Kurie scheint jede revolutionätr Interpretation der Arbeit von Papst Franziskus zurückzuweisen.
Schaut man auf die beiden Artikel als zwei Teile der selben Argumentation, kann man die aktuelle Diskussion verstehen. Der erste Artikel sprach von der Idee einer "Reform im Gehen" und bot als Beispiel die Namen von Dicasterien an: nicht mehr Kongregationen oder Päpstliche Räte sondern einfach nur Dikasterien, um sie alle als gleichwertig anzusehen. Der Artikel war die Antwort auf die allgemeine Kritik, daß die Kurienreform keinem bestimmten, verständlichen Ziel folge und er signalisierte auch eine Änderung in der Selbstwahrnehmung der Römischen Dikasterien.
Dieser zweite Artikel versucht einen Rahmen für die Reform zu liefern. Am Ende handelt Bischof Semeraro als "Normalisierer". Seine Botschaft ist: die Dinge ändern sich, aber das bedeutet nicht, daß die Kirche die Tradition ausgrenzt oder sich über die bisher geleistete Arbeit hinwegsetzt.
Ist dieser zweite Artikel ein Signal? Was bedeutet das?
Das sind die Fragen, die die Kurienmitglieder mit sich in die spirituellen Fastenexerzitien nehmen. Seit dem allerersten Jahr seines Pontifikates wollte Papst Franziskus, daß die Fastenexerzitien außerhalb Roms stattfinden sollen, um der Kurie zu ermöglichen, sich nur auf das Gebet zu konzentrieren und nicht auf die übliche Arbeit. Das ist -nach Bischof Semeraro ein weiteres Beispiel für die "pastoralen Reform."
Wenn sie zurück sind, werden sie angehalten weiterhin an der Reform zu arbeiten.
Dennoch scheint Bischof Semeraro Erwartungen sprießen zu lassen. Manche Reformen werden bald kommen, die revidierten Statuten sollen durch ein päpstliches Motu Proprio veröffentlicht werden, nachdem sowohl die Kardinalskommission als auch der Rat der Superintendenten zusammentrafen, um das Thema zu disktieren. Es muß aber keine tiefgehende Änderung erwartet werden, noch werden die Änderungen eine institutionelle Fassung bekommen. Aus zwei Gründen: mit Papst Franziskus ist die Kurie nicht länger das Zentrum; und der Papst will vor allem für Prozesse öffnen, wie er in Evangelii Gaudium erklärt hat.
Dennoch scheint Bischof Semeraro Erwartungen sprießen zu lassen. Manche Reformen werden bald kommen, die revidierten Statuten sollen durch ein päpstliches Motu Proprio veröffentlicht werden, nachdem sowohl die Kardinalskommission als auch der Rat der Superintendenten zusammentrafen, um das Thema zu disktieren. Es muß aber keine tiefgehende Änderung erwartet werden, noch werden die Änderungen eine institutionelle Fassung bekommen. Aus zwei Gründen: mit Papst Franziskus ist die Kurie nicht länger das Zentrum; und der Papst will vor allem für Prozesse öffnen, wie er in Evangelii Gaudium erklärt hat.
Quelle. A. Gagliarducci, Monday in the Vatican
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