Montag, 23. Juli 2018

Ein Buch über die "Entstehung von Humanae Vitae", seine Rezeption und seine möglichen Auswirkungen auf das aktuelle Pontifikat

A. Gagliarducci  kommentiert für Monday in the Vatican noch einmal das Marengo-Buch über die Entstehung von Humanae Vitae, die Untersuchungsrergebnisse der Studienkommission und die Reaktionen darauf.
Hier geht´s zum Original: klicken

"EIN HUMANAE VITAE-EFFEKT AUF PAPST FRANZISKUS´ PONTIFIKAT?"

"Das Buch über die Entstehung von Humanae Vitae von Professor Gilfredo Marengo wird viele enttäuschen, die gehofft haben, es würde die Wahrnehmung unterstützen, daß die Lehre der Enzyklika Papst Pauls VI überholt sei oder zumindest relativiert.

Professor Marengo, der gleichzeitig Leiter einer Kommission zur Neuinterpretatition von Humanae Vitae (de facto war die eine Studiengruppe) war, mußte-Dokumente in den Händen- erklären, daß die Katholische Lehre nie in Frage stand. Und außerdem, daß ein weitergehender Text über Geburtenkontrolle nie auf dem Tisch lag.

Die Probleme, die Vorbereitungsarbeiten, der fortdauernde Dialog und manchmal auch die Enttäuschung PaulsVI über manche dieser Wortwechsel wurden ast alle durch die Herausforderung bedingt, ein neues Modell für die Präsentation der Lehre zu finden.
Es war nicht länger die Kirche, die verkündete, was falsch war und was nicht. Es war eher die Kirche, die versuchte, zuhörend zu leiten und Männern und Frauen mit Antworten zu versorgen.

Das war das große Paradigma des II.Vaticanishen Konzils.  Aus diesem Grund waren viele Theologen voller Enthusiasmu, wie der junge Joseph Ratzinger. Und Paul VI verteidigte es- während er nach neuen Ausdrucksformen suchte, ohne eine Glaubenswahrheit oder eine Tradition der Kirche zurückzunehmen.

Nicht zufällig hat Benedikt XVI über ein reales Konzil und ein Medien-Konzil gesprochen. Das heißt ein wahres Konzil, bei dem jeder Konzilsvater versuchte, ein Gefühl für die neuen Winde zu bekommen, die in der Welt wehten- je nach der eigenen Sensibilität und Offenheit; und ein Medienkonzil, das das Konzil in eine Art politische Diskussion mit dem Ziel nach Neuem zu suchen, verwandelt hatte und auf diese Weise das Narrativ von Progressiven und Konservativen, Rechten und Linken in der Kirche entstehen ließ. 

Wenn man Professor Marengos Buch liest, kann man darin Kardinäle und Theologen finden, die man als Progressiv bezeichnen kann. Die Mehrheit jedoch war mit ihrem Urteil vorsichtig und achtete darauf, sicherzustellen, daß keine neue Perspektive das frühere Lehramt aus den Angeln hob und Saatgut der Kontinuität zu finden. Außerdem wollten sie dem Wohl der Menschen die höchste Priorität geben.



Das Nein zur empfängnisverhütenden Pille ist nicht nur eine Doktrin und ein moralisches Thema. Es ist auch ein weltliche Thema. Die -immer noch gültige- Sorge war, daß jede Zulllassung der Empfängnisverhütung den Weg für die Geburtenkontroll-Lobbies freizumachen, die ihre Praktiken in der Dritten Welt verbreiten wollten- und die Zeit hat bewiesen, wie richtig das war.

Im Leben der Kirche gehört alles zusammen. Alles ist wichtig. Sicher ist die Veröffentlichung des Buches Nährstoff für weiteres Nachdenken. 

Daß Professor Marengo Leiter der Kommission war, deren Aufgabe darin gesehen wurde, Humanae Vitae neu zu interpretieren, führte zu der Erwartung, daß einige doktrinale Änderungen geben könnte, die am Ende sogar von Paspt Franziskus unterstützt würden. Der Tatsache, daß Papst Franziskus selbst in einem seiner ersten Interviews gesagt hatte, daß er den Mut Pauls VI, mit dem er Humanae Vitae verteidigte, zutiefst bewundere, wurde keine Beachtung geschenkt. 

Diese Art von Erwartungen haben das Pontifikat immer begleitet. Schon kurz nach der Wahl von Papst Franziskus tauchte die Möglichkeit einer Revolution in der Kirche auf.
Sogar der Gedanke von einem III.Vaticanischen Konzil kam auf, genährt von einigen Nuancen und Haltungen des neuen Papstes, die sich- de facto- eher als eine Sache seiner Persönlichkeit als die einer Revolution erwies.

Einige der Entscheidungen von Papst Franziskus ließen annehmen, daß er eine neue Ära in der Kirchengeschichte einleiten wollte: angefangen mit den neu kreierten Kardinälen-auf Basis einer allgemeinen Repräsentanz der ganzen Welt ohne irgendeinen traditionellen Kardinalatsposten zu berücksichtigen bis zur Änderung des Protokolls für wiederverheiratete geschiedene Staatsoberhäupter; oder von der Familiensynode , geplant um eine pastorale Antwort zu geben bis zu Amoris Laetitia, die im Namen dieser pastoralen Antwort merh Fragen offen läßt als beantwortet.
Und viele andere Dinge, von auswärtigen Kommissionen zu Beginn des Ointifikates bis zum Kardinalsrat; und von der Art Reformen weiterzuführen bis zur Entscheidung die Zahl der Kardinalsbischöfe zu erweitern, die ein Versuch zu sein scheint, die Ära der Romanitas zu beenden.

Andererseite´s hat Papst Franziskus auch eine traditionelle Linie des Predigens beibehalten: er sprach über den Teufel, er beschrieb die Gender-Ideologie als dämonisch, er unterstützte die traditionelle Familie, er sagte ott, daß die Kirche eine Heilige Hierarchische Mutter ist.
Er traf persönliche ind autoritäre Entscheidungen, wenn er dachte, es sei nötig das zu tun und als Papst in Ausübung aller Vorrechte zu handeln, wie am Anfang und wie in der Apostolischen Exhortation "Evangelii Gaudium" beschrieben und es schien, als wolle er zugunsten der Dezentralisierung beiseite treten,

Die an dieses Pontifikat erweckten Erwartungen waren sicher hoch. Schon 2104, dem ersten jahr des Pontifkates, klagte der Jesuit Thomas J.Reese im National Catholic Reporter; "Schade, wir haben von diesem Papsttum mehr erwartet,"

Die gleichen Erwartungen entstanden rund um Humanae Vitae. Während Paul VI einen Entwurf der Enzyklika studierte, kam gleichzeitig in Le Monde, im National Catholic Reporter und in The Tablet ein Bericht heraus, daß 70 Mitglieder der Studienkommission zur Enzyklika für die empfängnisverhütende Pille waren. 

Das war nur einer von vielen Berichten, wie ein Mitglied dieser Kommission, Professor Bernardo Colombo einer Zeitung gegenüber bemerkte.

Diese Veröffentlichung jedoch basierte auf dem Narrativ, daß Paul VI seine Entscheidungen zu Humanae Vitae einsam, gegen eine Mehrheit aufgeschlossenerer Theologen getroffen habe. Dieses Narrativ hat Wurzeln geschlagen und im Klerus Kontroversen ausgelöst, bis zu dem Punkt, daß die Lehre in der Enzyklika als nicht defintiv und nich unfehlbar definiert wurde. 

Dieses Problem war schon bekannt, als die Enzyklika veröffentlicht wurde. So sehr, daß eine gewisser Karol Wojtyla, der damalige Kardinal und Erzbischof von Krakau, an Paul VI schrieb und ihn bat, die Unfehlbarkeit und die Lehre von Humanae Vitae zu bestätigen. Nicht zufällig antwortete Papst Paul VI 1988 in einer Nachricht an den Osservatore Romano auf viele Zweifel und Kontroversen, die rund um die Enzyklika entstanden waren.

Paul VI behielt einen dialogisierenden Geist bei, obwohl er darauf verzichtete, in den verbleibenden 10 Jahren eine andere Enzyklika zu schreiben.

Der äußere Druck blieb jedoch besetehen. Es hatte während des II. Vaticanischen Konzils, während der Formlierung von Humanae Vitae und während der Pontifikate von Johannes Paul II und Benedikt XVI  äußeren Druck gegeben. Den äußeren Druck  gibt es auch jetzt, unter Papst Franziskus,

Der einzige Unterschied ist, daß die, die den Druck ausüben, dachten, daß sie bei Papst Franziskus fruchbaren Boden gefunden hätten.  Zumindest der pastorale Zugang von Papst Franziskus erinnerte an den bereits nach dem II.Vaticanischen Konzil vorgeschlagenen. Während der Diskussionen um Humanae Vitae fürchtete PaulVI diesen Zugang, weil im Namen einer größeren Pastoralität viele Glaubenswahrheiten relativiert wurden.

Benedikt XVI machte eine noch durchdringendere Analyse. In seinem Brief an die irischen Katholiken nach den Skandalen um sexuellen Mißbrauch durch Kleriker, unterstrich er, daaß eines de Probleme hinter den ausbleibenden Reaktionen auf den Mißbrauch auf einer falsch verstandenen Pastoralität beruhe, die nach dem II. Vaticanischen Konzil aufkam und zum Beiseiteschieben von Zugängen führte, die auf Gerechtigkeit und dem Kanonischen Recht basierten.

Es wurde soviel Druck auf das Pontifikat von Papst Franziskus ausgeübt, daß sogar einem Konsistorium, wie dem vom 19. Juli, das über die Kanonisierung des des Seligen Nunzio Sulprizio entscheiden sollte, Spekulationen vorangingen, daß etwas anderes entscheiden werden sollte. Warum sonst sollte Papst Franziskus seinen Urlaub unterbrochen haben, um dieses Konsistorium zu leiten?

Die Spekulationen erwiesen sich als haltlos, weil das Konsistorium genau das tat, was geplant war. Auch wurden die Erwartungen jener, die sich weitergehende substantielle Veränderungen wünschten, nicht erfüllt. Wenn es Veränderungen im Pontifikat von Papst Franziskus geben sollte, werden sie hauptäschlich die pastorale Praxis betreffen. Es gibt keinen Zweifel, daß diese pastorale Praxis die Lehre indirekt betreffen könnte, wie die vielen Diskussionen zu diesem Thema zeigen.
Es ist vergleichsweise normal, daß der pastorale Zugang in voller Respektierung der Lehre vollzogen werden kann.

Alles liegt daran, wie dieser pastorale Zugang interpretiert wird, Man könnte sagen. daß es einen gewissen Mangel an Klarheit gibt und das ist auch ein wiederkehrendes Thema dieses Pontifikates. Es ist auch bemerkenswert, daß Papst Franziskus bei der Durchführung seiner Reformen innerhalb der Tradition blieb.

Es ist wahr, das betimmte reale Entscheidungen währen des 5. Jahres seines Pontifikates getroffen werden. Eine Frage bleibt offen : bis zu welchem Grad wird dieses Pontifikat die Erwartungen zu Veränderungen in der Kirche erfüllen?

Selbst wenn dieses Pontifikat -wie die vorhergehenden- das Risiko eines Humanae-Vitae-Effektes birgt,-  d.hdas enttäuschter Erwartungen. Nur die Zeit wird ein ausgewogenes Urteil über die Auswirkungen dieses Pontifikates ermöglichen- das über die emotionalen Wogen hinausgeht, die es sowohl von echts als auch von links auslöst."

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

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