Montag, 17. Juni 2019

Wenn der Hl.Stuhl Entwicklungsziele der UN ohne jeden religiösen Wert übernimmt.....

In seiner heutigen, montäglichen Kolumne bei "Monday in the Vatican" geht A. Gagliarducci auf die Übernahme von Zielen und Formulierungen der UN durch den Hl. Stuhl und den Verlust seiner Führungsrolle in prinzipiellen Menschheitsfragen. Am Ende attestiert er der Kirche, daß es ihr "an Menschen, Ideen und Themen fehlt."
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"PAPST FRANZISKUS, DIE KURIENREFORM UND DIE AGENDA DER SÄKULAREN WELT" 
"Der Entwurf der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium geht bereits herum. Die neue Konstitution ordnet die  Ämter der Kurie und ihre Aufgaben neu. Viele Ausblicke dieses Entwurfs sind veröffentlicht worden. Darunter auch ein bemerkenswertes Detail: zu den Aaufgaben des Dicasteriums zur Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung zählt auch die Förderung nachhaltiger Entwicklungsziele.

Es ist nur ein Gerücht, wird aber von Leuten verbreitet, die den Entwurf gelesen haben. Wenn es nicht zutrifft, so wird es doch zumindest erwogen. Die Möglichkeit nachhaltige Entwicklungsziele in ein Dokument des Vaticans einzufügen, das die Kurie neu gestalten soll, ist Grund für weitere Reflexionen.

Die direkt von der UNO übernommene Formulierung "nachhaltige Entwicklungsziele" erscheint öfters in den Reden des Hl. Stuhls, Beim  kürzlichen Treffen im Casina Pio IV , dem Hauptquartier der Päpstlichen Akademie für die Wissenschaften, lag der Focus auf "Nachhaltigen Entwicklungszielen".

Dieser Trend begann, als Papst Franziskus zu Beginn seines Pontifikates dazu aufrief, über Umweltthemen nachzudenken. Wissenschaftliche Meetings im Vatican waren voller UNO-Rhetorik und Neusprech. 2015 verfaßte Papst Franziskus "Laudato Si´".  In der Enzyklika "über die Sorge um unser gemeinsames Heim" erschien die Formulierung "nachhaltige Entwicklung" achtmal, während "ganzheitliche Entwicklung" nur zweimal erwähnt wurde.

Im September 2015 hat Papst Franziskus eine Rede vor den Vereinten Nationen in New York gehalten. In dieser Rede wiederholte er die Formulierung "integrale menschliche Entwicklung", eine Formulierung, die fast aus den Statements, die der Veröffentlichung von Laudato Si´folgten, verschwunden war.  Die integrale menschliche Entwicklung wurde so sehr wieder zu einem zentralen Thema, daß Papst Franziskus das Dicasterium danach benannte, das dazu gedacht ist, den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden als Außenposten des Hl. Stuhls für die Soziallehre zu ersetzen.





Trotz seines Namens hat die Rhetorik von den nachhaltigen Entwicklungszielen das Dicasterium wieder erfaßt und jetzt scheint es so, daß sie eines der Ziele des Dicasteriums wird und vielleicht sogar die Soziallehre der Kirche ersetzt.

Warum ist die Verteidigung, Förderung und Erwähnung der nachhaltigen Entwicklungsziele am Ende fragwürdig?

Zunächst weil der Entwurf der UNO zu nachhaltigen Entwicklungszielen auf einer 10-Jahres-Basis laufen soll und säkulare Themen ohne religiöse Werte betrifft. Diese enthalten auch eine Agenda für reproduktive Gesundheitsrechte- nichts weiter als ein Euphemismus, um für das sogenannte Recht auf Abtreibung zu plädieren.

Dann, weil die Ziele des Hl. Stuhls für längere Zeit gelten, das Allgemeiwohl vertreten und weniger an spezielle Themen gebunden sind. 

Es ist bemerkenswert, daß wir nicht mehr in einer Zeit leben, in der der Hl. Stuhl die Welt-Agenda antizipieren kann, wie er es gewohnt war. Das war z.B. 1975 der Fall, als der Hl. Stuhl das Recht auf Religionsfreiheit in die Helsinki-Erklärung einfügen konnte. Jetzt scheint der Hl. Stuhl der Agenda der UNO zu folgen.

Der Hl. Stuhl stimmt der UN-Agenda nicht einmal voll zu, wie durch viele Interpretations-.Erklärungen des Hl. Stuhls bewiesen wird, die den Kommentaren während der Verhandlungen von Verträgen hinzugefügt wurden und die auch die nachhaltigen Entwicklungsziele erwähnen.

Der Hl. Stuhl scheint die Formulierung "integrale menschliche Entwicklung" zurückgezogen zhu haben, die seine Diplomatie während der letzten 50 Jahre kennzeichnete.

Die Erwähnung der "integralen menschlichen Entwicklung" findet sich bereits in den Enzykliken "Mater et Magistra" und "Pacem in Terris" des Hl. Johannes XXIII und in der Konstitution "Gaudium et Spes" des II. Vaticanischen Konzils,

Dieser Ausdruck hat tiefe anthropologische und theologische Wurzeln, Er wurde als ein Organisationsprinzip entworfen, das der Kirche hilft, den Christlichen Glauben zu bezeugen, während sie sich kritisch und konstruktiv zu den Themen der Entwicklung äußert.

Paul VI nachte die integrale menschliche Entwicklung zu einem Pfeiler seiner Enzyklika "Populorum Progressio" von 1967. Seither ist diese Formulierung immer benutzt worden, um über die allgemeine Wahrnehmung von Entwicklung hinaus zu gehen, die nur wirtschaftlich und materialistisch ist.

Der Hl. Stuhl hat diese Wahrnehmung nicht nur verteidigt und entwickelt. Er hat auch auf internationaler Ebene für sie geworben. In die Präambel der Erklärung der Generalversammlung zum Recht auf Entwicklung von 1986 wurde die "integrale Entwicklung des Menschen" aufgenommen. 

Etwas mehr als 30 Jahre später ist das Erbe der Werte des Hl. Stuhls keine Richtlinie für die Gemeinschaft der Völker mehr. Im Gegenteil, die Prinzipien des Hl. Stuhls sind nur noch Teil einer größeren Gruppe von Prinzipien. Der Hl. Stuhl ist folgt jetzt bei essentiellen Themen nach, während er früher ihr Führer war.

Das ist der gegenwärtige Stand der Diskussion, Papst Franziskus hat die Wichtigkeit der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung viele male wiederholt. Aber -als ob er einen Dialog mit den UN unterhalten oder nach akzeptierten internationalen Standards schauen wollte, hat der Papst zunehmend auf nachhaltige Entwicklungsziele Bezug genommen.

Sich mit den UN zu verbünden, ist nicht das Thema, weil der Hl. Stuhl mit den multilateralen Institutionen immer im Dialog stand und Multitlateralismus unterstützt hat. Schließlich sind die UN -über alle ideologischen Differenzen hinaus- immer noch ein Ort, um einen Gesichtspunkt zu promoten.

Es gibt allerdings ein Theologisches Thema: eine Unterstudie für die Kurienreform enthält auch die Förderung nachhaltige Entwicklungeziele, ist aber nicht in der Lage, sich für neue Ziele mit einem wirklich christlichen Inhalt einzusetzen.

Der Kirche mangelt es an Prophetie. So zeigen die Vorankündigungen der Kurienreform eine Kirche, der die Menschen, Ideen und Themen fehlen. Das ist nicht tröstlich.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci 

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