oder genauer gesagt hat gestern bei liturgicalnotes über das Problem der Juden-Mission nach dem II.Vaticanischen Konzil gesprochen.
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"TYPOLOGIE IST DIE ANTWORT"
"Der „Geist des Konzils“ hat viel damit zu tun, daß heute viele Leute irrtümlich glauben,
‚das Konzil‘ hätte den Juden gesagt, daß sie sich nicht ‚bekehren‘ müßten.
Das ist ganz ähnlich wie bei der Liturgie: die Konzilsväter glaubten, daß sie mit
Sacrosanctum Concilium den Auftrag zu einer gemäßigten Reform geben würden, die
dem Latein im wesentlichen seinen Platz erhalten würde... und so weiter. Aber nach
weniger als einem Jahrzehnt waren die Veränderungen weit über den tatsächlichen Text
der Konzilsväter hinausgegangen. Und allmählich brachte man die Leute zu dem
Glauben, das Konzil habe befohlen, die Liturgie gänzlich in der Umgangssprache zu feiern
und die Altäre nachgerade universell umzudrehen ... und all das andere.
Nostra Aetate hatte ein ganz ähnliches Schicksal. Die Konzilsväter glaubten, sie würden
eine umfassende Verurteilung antijüdischer Vorurteile und Verfolgungen aussprechen.
Sie glaubten, damit das wenige in ihren Kräften stehende zu tun, um zur Versöhnung nach
der Shoah beizutragen. Der Abscheu gegenüber dem, was weniger als zwei Jahrzehnte
zuvor geschehen war, bewog sie zu starken Worten gegen den unsäglichen Schrecken,
der das Gesicht Europas entstellt hatte, und auch gegen die Defekte einer christlichen
Kultur, die dazu beigetragen haben mochten.
Aber sie hatten nicht die Absicht, eine Irrlehre von „Zwei Bünden“ zu entwickeln, ja sie dachten noch nicht einmal in dieser Richtung.
Und doch erzählte man nach wenigen Jahrzehnten den Gläubigen, das Konzil habe den Supersessionismus (die Lehre, daß die Kirche als neues Bundesvolk an die Stelle Israels getreten ist) verworfen.
So wie es Millionen gibt, die nie eine Seite von Sacrosanctum Concilium gelesen haben,
aber sicher sind, dort seien die liturgischen Brüche und Mißbräuche angeordnet worden,
die schließlich daraus hervorgegangen sind, gerade so gibt es viel, die nie in Nostra
Aetate geschaut haben und denen man die Unwahrheit über dessen Inhalt erzählt hat.
Und wo ist die Sache schief gegangen?
Zunächst einmal zwei Dinge, die ich nicht vertrete. Ich bin zum einen nicht der Meinung,
daß wir unsere missionarischen Bemühungen in bevorzugter Weise auf die Juden richten
sollten. Ich habe mich nie vor eine Synagoge gestellt, um dort Broschüren zu verteilen.
Ebensowenig vor eine Moschee, eine Methodistenkirche oder ein Mormonenzentrum.
Wiedie meisten Geistlichen bin ich immer davon ausgegangen, daß es da genügend Leute
gibt, die zwar auf dem Papier zu meiner Kirche gehören, oder ihr aber völlig fernstehen
oder doch nur am Rande an ihrem Leben teilnehmen.
Und dann gibt es noch die Unmengen derer, die noch nicht einmal auf dem Papier zu irgend etwas gehören. Der Tag hat schließlich nur 24 Stunden, und tatsächlich hätte ich ein gewisses Unbehagen
hinsichtlich der innersten Motive von Leuten, die sich zwar nachgerade besessen für die
Bekehrung von Juden einsetzten, aber ansonsten wenig zur Bekehrung aller anderen
täten. Es gibt so etwas häßliches wie Antisemitismus (ich vermeide meistens den
Ausdruck, weil die Araber schließlich auch Semiten sind).
Aber letzten Endes gilt der Ruf des Evangeliums zum Glauben an Christus für alle Männer und Frauen und das schließt die Juden mit ein. Das gilt immer und überall und trotz allem. Es gibt keinen „Alternativen Bund“ - für niemanden, es gibt nur den Bund, der im Blut Christi geschlossen worden ist.
Zum anderen glaube ich auch nicht, daß wir – außer, bestimmte Erfordernisse machen es
unumgänglich – gegen andere Religionen predigen sollten. Ich denke, wir haben es
versäumt, die eigene Religion angemessen zu verkünden.
Ein ganz wichtiges Beispiel : Die Typologie.
Der Exodus (mit dem Zug durch das Wasser des Roten Meeres) ist der Typos – die Taufe
der Antitypos – und so weiter, es gibt viele Beispiele. Die Lehre von der Typologie macht
deutlich, daß die Bestimmungen des Alten Bundes durch das Erlösungswerk Christi (im
doppelten Sinne) „aufgehoben“ (gleichzeitig bewahrt und überwunden) worden sind. Die
Typologie durchdringt die Heilige Schrift und die Werke der Kirchenväter.
Sie ist die Christliche Hermeneutik für die Lektüre des Alten Testaments. Nach der Typologie deutet
praktisch alles auf Christus hin oder ist eine Vorausschau auf Elemente des christlichen
Lebens. Weil die meisten Laien (und die Kleriker?) das gar nicht oder nur theoretisch
wissen, kommt es zu der gewöhnlich unausgesprochen bleibenden Frage: Warum soll
man denn überhaupt das Alte Testament lesen? Wozu brauchen wir all diese trostlosen
und unverständlichen Psalmen? Oder bei der Oster-Liturgie: Ohne ein rechtes
Verständnis der Typologie bleibt das unverständliches Gerede.
Da liegen nun also die Ägypter tot am Strand. Die armen Ägypter. Was für ein schrecklicher Gott. Und alles so lange her. Warum um Himmels willen sitze ich hier und höre mir sowas an?
Ich glaube, ich habe niemals gehört, daß jemand anderes als ich selbst versucht hätte,
dieses Thema in eine Predigt einzubeziehen.
Ich versuche, die Gläubigen in diese Dinge einzuführen, wenn ich Exerzitien oder Fastenkurse halte – obwohl... da war doch etwas: Ich saß bei unseren Schulungskursen (für Ex-Anglikaner) im Priesterseminar von Allen Hall und wartete auf eine Vorlesung „Die Katholische Herangehensweise an die hl. Schrift“ oder so ähnlich. Ich erwartete wenig anderes als eine Stunde von 60er-Jahre-
Langeweile. Doch dann betrat Fr. John Hemer den Raum und erklärte in einem klaren und
brillanten Vortrag, daß die Typologie die katholische Herangehensweise an die hl. Schrift
überhaupt ist. Das war für mich wie eine große Befreiung, und ich dachte, ich bin also
doch nicht der einzige...
Um fair zu sein: Auch Kardinal Danielou hat sich 1956 in „The Bible and the Liturgy“ der
Typologie gewidmet.
Und die Byzantiner sind in der Typologie richtig gut. Wenn Sie es nicht ohnehin schon tun:
Warum beten Sie nicht den Hymnos Akathistos? Und vielleicht könnten auch wir
Anglikaner in Einheit mit Rom hier eine besondere Rolle übernehmen.
Bei uns gab es John Mason Neale, der die Fenster seiner großen Konventskirche mit Typologie ausfüllte. Oder Lionel Thornton, einen Angehörigen der Community of the Ressurection in Mirfield,
der ein bekannte Typologiewissenschaftler war. Und Austin Farrer, und irgendwo in den
Archiven des Instituts von Pusey House liegen die Skripten der Vorlesungen unseres großen Dr. Pusey, quo maior vix ullus.
Pusey! Wenn die Ordinariate überhaupt irgend einen Sinn haben sollen als nur das Überleben zu ermöglichen, dann besteht er darin, Pusey als einen großen Teil unseres Gepäcks und als einen besonderen Schatz des anglikanischen Erbes mit zu bringen, ein Geschenk von unermeßlichem Wert für die ganze Kirche. Möge er vor dem Thron der Gnade für uns, seine Söhne im Ordinariat, eintreten.
Ach ja, und außerdem war er zusätzlich zu all seiner Vielgelehrtheit auch noch Professor
für Hebräisch an dieser Universität."
Quelle; liturgicalnotes, Fr. J.Hunwicke, m.p. Summorum Pontificum
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