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"WAS WIRD DIE POSTSYNODALE EXHORTATION DES PAPSTES FÜR DIE AMAZONASSYNODE ÜBER DEN PRIESTERLICHEN ZÖLIBAT SAGEN?"
"Im päpstlichen Dokument, das am kommenden Mittwoch veröffentlicht wird, sind verschiedene Ergebnisse möglich.
Eine Mischung aus Vorfreude und Besorgnis umgibt Papst Franziskus´ apostolische Exhortation zur Pan-Amazonassynode, die Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Vatican veröffentlicht wird.
Grund ist. daß der Papst in diesem Dokument mit dem Titel: " Querida Amazonia " (Geliebtes Amazonien) die Norm der Pflichtzölibates für Priester in der Lateinischen Kirche ändern könnte.
Die Mehrheit des Synodenväter hat bei der vergangenen Oktober-Synode zugunsten einer Ausnahmeerlaubnis gestimmt. verheiratete Diakone zu Priestern zu weihen, um dem eingeschränkten Zugang zu den Sakramenten in den abgelegenen Amazonas-Regionen zu begegnen.
Kritiker warnen jedoch davor, die Disziplin des priesterlichen Zölibats abzuschaffen oder zumindest zu schwächen, weil- wenn sie eingeführt würde, die Kirche in Ländern, die unter einer Berufungskrise leiden - wie Deutschland, dessen Bischöfe sich für eine solche Veränderung einsetzen - das gleiche Prinzip einfordern würden.
In den letzten Wochen haben Gerüchte darüber die Runde gemacht, daß das Dokument wahrscheinlich genau den Vorschlag der Synodenväter vom Oktober enthalten werde, andere, daß es keinen Hinweis auf "viri probati" (die Priesterweihe für verheirateten Männern "von nachgewiesener Tugend") enthält. und noch andere, die behaupten, den Text gesehen zu haben, aber sagen, daß er nur eine vorübergehende und belanglose Beziehung dazu herstelle.
Laut einem Vatican-Mitarbeiter- wurde das Dokument dem Papst am 27. Dezember übergeben und sei in seinem Inhalt seither nicht verändert worden- außer einigen Verbesserungen der Übersetzungen. Der vollständige Text sei am 2. Februar vollendet gewesen.
Welche möglichen Szenarien könnten sich angesichts seines Inhaltes ergeben?
Das erste könnte sein, daß die postsynodale Apostolische Exhortation tatsächlich die Viri probati nicht erwähnt und so keine Gefahr für die Regel des Pflichtzölibates darstellt.
Das erscheint möglich angesichts der anscheinenden Ambivalenz von Franziskus gegenüber diesem Thema, obwohl keiner genau weiß, was er darüber denkt. ´
Auch könnte es angesichts der andauernden Kritik besorgter Gläubiger, die wollen, daß die universale Kirche die Disziplin des priesterlichen Zölibats beibehält, .zu keinerlei Aktion kommt.
Zu diesem Chor gesellt sich das jüngste Buch Benedikts XVI und Kardinal Sarahs, das den priesterlichen Zölibat verteidigt.
Papst Franziskus könnte sich auf dieses Thema auch mit der Absicht beziehen, es einem Nachfolger zu überlassen. Aber die Möglichkeit, daß dieses Thema jetzt übergangen wird, wird allgemein als unwahrscheinlich angesehen, weil das die Frage aufwerfen würde: "Warum die Büchse der Pandora öffnen und die Regel durch den synodalen Prozess -mit den möglichen Schäden für den Glauben der Menschen- in Frage stellen, wenn man sie nicht ändern will?"
Die zweite Möglichkeit ist, daß das Dokument die Disziplin der Kirche kraftvoll bestätigt und so an der Orthodoxie festhält, aber eine Ausnahme für den Vorschlag der Amazonas-Synode zuläßt.
Das würde zu dem passen, was Kardinal Kasper im vergangenen Juni sagte, - daß "wenn die Synodenväter für eine solche Maßnahme am Amazonas stimmten, Papst Franziskus, dem prinzipiell zustimmen würde. "
Aber das würde wie eine große, Niederlage der Verteidiger des priesterlichen Zölibates erscheinen, die glauben, daß die Gründe, eine solche Ausnahme für die Amazonas-Region zuzulassen. andernorts sofort benutzt würden- auch wenn das in dem Dokument verboten wird (es gibt zahlreiche postkonziliare Beispiele dafür, wie aus Ausnahmen die Regel wurden, wie z.B. die Benutzung der Landessprache, die Handkommunion, die versus populum zelebrierte Messe und die außerordentlichen Kommunionshelfer).
Für diese Kritiker wäre das gleichbedeutend mit der Abschaffung der Regel- wie sehr auch immer der priesterliche Zölibat auch in der Exhortation gewürdigt und bekräftigt würde.
Ein drittes Szenario wäre, daß die Exhortation keine Erwähnung der Viri Probati enthält und die Vorschrift zum Zölibat intakt überlebt zu haben scheint.
In Wirklichkeit würde die Angelegenheit jedoch nicht vollständig zurückgestellt, sondern der neuen Konstitution für die römische Kurie und nachfolgend den Bischofskonferenzen übertragen. Dies ist möglich, da der im vergangenen Jahr vorgelegten Entwurf für die neue Konstitution der Römischen Kurie der den Bischofskonferenzen größere Autorität verleiht, im Einklang mit den Plänen von Papst Franziskus steht, die in seiner ersten apostolischen Exhortation Evangelii Gaudium dargelegt wurden. Anstatt in der Exhortation selbst über die Angelegenheit zu entscheiden, würde Franziskus in der Tat die Verantwortung verheiratete Priester zuzulassen, den Bischöfen übertragen, die entsprechend ihrer jeweiligen örtlichen Situation damit umgehen könnten.
Ein möglicher Grund- ausgesprochen oder unausgesprochen- könnte sein, daß die Änderung des priesterlichen Zölibats eine teure Belastung für die diözesanen Finanzen werden würde- wegen der zusätzlichen Kosten für den Unterhalt der Familien der Priester und so könnte Franziskus die Verantwortung für die Entscheidung Ortsbischöfen übertragen die entscheiden, ob sie sich das leisten können.
Eine vierte Hypothese ist, daß der Papst sagt, die Exhortation müsse im Licht des Schlußdokumentes gelesen werden. was ihm erlauben würde, sich selber nicht auf die viri probati zu beziehen und so dem Vorwurf zu entgehen, daß er die Abschaffung des priesterlichen Zölibates verursacht habe.
Die Änderung würde jedoch auf der Grundlage der apostolischen Verfassung von Papst Franziskus aus dem
Jahr 2018 auf der Grundlage der apostolischen Konstitution Episcopalis Communio in Kraft treten, die
bestimmt, daß wenn dem ausdrücklich durch den Römischen Pontifex zugestimmt wird, das Schlußdokument zum ordentlichen Lehramt des Nachfolgers Petri gehört.
Das könnte de facto wie die Fußnote 351 seiner apostolischen Exhortation "Amoris Laetitia" wirken, die es einigen katholischen wiederverheirateten Geschiedenen ermöglichte, die heilige Kommunion zu empfangen, sogar obwohl der Haupttext.- in diesem Fall der Exhortation selbst- anders verstanden werden kann..
Die fünfte Möglichkeit ist, daß es keine Erwähnung der viri probati gibt und eine Änderung der Regel des priesterlichen Zölibats verschoben wird. Die würde dann nach der nächsten Bischofssynode- bei der es wahrscheinlich um Synodalität geht.- behandelt werden. Diese Synode könnte sehr wohl ein neues institutionelles und kanonisches Rahmenwerk schaffen - das möglicherweise eine "Dauersynode" beinhaltet, analog zu einer permanenten Revolution - gemäß der Linien, die der verstorbene Kardinal Carlo Martini sich vorstellte.
Das könnte dann in zwei mögliche Richtungen gehen- entweder als synodales Experiment auf lokaler Ebene -ähnlich dem "synodalen Weg" in Deutschland, für den es zur Zeit noch keine kanonischen Strukturen gibt- die aber eine Vaticanische Synode schaffen könnte.
Oder es könnte eine "permanente Synode" auf universaler Ebene eingerichtet werden, eine Art "synodales Parlament", in dem Bischöfe in der Lage wären. immer mehr Ausnahmen für verheiratete Priester zuzulassen. Jede dieser Möglichkeiten würde die Gelegenheit bieten, auf unterschiedliche Weise die Zölibatsregel zu ändern."
Quelle:NCR, E. Pentin
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