Samstag, 30. Mai 2020

Gotti Tedeschi : Hände weg von der Moral!

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae einen Text, den E. Gotti Tedeschi für La Veritá über die Bemühungen verfaßt hat, vor dem Treffen in Assisi zum Thema "Franziskus´Wirtschaft" im kommenden Oktober eine "neue" Ethik zu kreieren, die Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Umweltzerstörung abschafft
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"GOTTI TEDESCHI: HÄNDE WEG VON DER MORAL. SIE WOLLEN DIE ETHIK NEU ERFINDEN" 

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, Professor Ettore Gotti Tedeschi hat uns den Text seines Artikels geschickt, der in La Verita veröffentlicht wurde. Mit großem Vergnügen geben wir ihn wieder und empfehlen eine aufmerksame Lektüre und anschließende Meditation....
Gute Lektüre. 

§§§


"SIE WOLLEN DIE ETHIK DURCH "VERDIENST" ERSETZEN. HÄNDE WEG VON DER MORAL!"

In der Post-Covid-Epidemie-Zeit müssen wir und nicht nur darum bemühen, Probleme eines erneuten Wirtschaftswachstums bemühen sondern auch widersprüchlichen Hypothesen entgegentreten, einer neuen sozio-ökonomischen Ethik, auf Grundlage der katholischen Moral, die in Komplizenschaft zwischen Laien und Katholiken neu interpretiert wird. Tatsächlich kann man beobachten, daß angesehene und einflußreiche malthusianische Umweltschützer sich explizit auf das Lehramt dieses Pontifikates beziehen, während mächtige und einflußreiche katholische Vertreter sogar auf Rousseau verweisen.
Es ist möglich, daß das diese zusammengefaßte Perspektive ist, auf die wir uns im Oktober in Assisi (Die Wirtschaft des Franziskus) einstellen müssen, was in der tat bedeutet, die moralischen Kriterien der Ethik durch eine Strategie der "Verdienste" umzustrukturieren, gewürzt mit einer These von malthusianischen Rousseau-Umweltaktivisten.
Achtung! Das ist nicht nur für die katholische Welt relevant. In diesen Tagen haben wir von allen Seiten die Forderung nach einer neuen Verhaltensethik gehört, um sozio-ökonomischen Unruhen zu begegnen (ohne jemals die die Ursachen anzugehen). Wir haben die banale Hoffnung gespürt, daß diese Krise dank neuer ethischer Codices nützlich sein wird, die Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Diskriminierung, Umweltzerstörung usw. zu beseitigen. Wer weiß warum.- aber immer wenn etwas nicht funktioniert , sind da diejenigen, die die Intuition haben, etwas "Neues "vorzuschlagen, neue Gesetze, neue Codices, neue Strukturen, neue Werkzeuge, eine neue Ordnung.....ohne zu beweisen, was mit den "alten" nicht funktioniert hat. Mal sehen, was heute Neues passiert.

Auf der einen Seite scheinen (seltsamerweise) in der Welt der Laien einflußreiche, malthusianische Umweltaktivisten das neue. aktuelle Lehramt (Laudato Si´, Evangelii Gaudium)  benutzen wollen, um als nötige Konsequenz eine neue Ethik zu predigen, die die Fehler der Globalisierung korrigiert.





Auf der anderen Seite scheinen (seltsamerweise) in der Katholischen Welt einflußreiche Vertreter - vielleicht beeinflußt von den Prinzipien der neuen Doktrin der "Realität" und durch die Suche nach einer neuen sozialen Rolle für die Kirche ermutigt, eine "moralische Umstrukturierung " vorschlagen zu wollen, inspiriert von J.J. Rousseaus utopischer egalitärer Ideologie. Sie erklären, daß die gegenwärtige Ungleichheit von den strukturellen Problemen der Gesellschaft abhängen (insbesondere vom Modell von Schaffung und Verteilung des Wohlstands, der statt dessen vorher verteilt werden sollte). In diesem Sinn nutzen sie die Gelegenheit, die Meritokratie zu leugnen, die ihrer Meinung nach die Macht des Verdienstes bekräftigt, die Schwächsten zerdrückt und Ungleichheit schafft oder betont. Sie schlagen vor, die Meritokratie durch die "Meritorieta" (Verdienst) zu ersetzen, was ein Kriterium für die Beurteilung des Verdienstes als notwendig bestätigt, das denen, die mehr verdienen nicht auch noch erlaubt, die Spielregeln zu bestimmen und von ihnen zu profitieren.

Aber für Katholiken sollte die von Christus inspirierte Meritokratie auf der Ausübung von Tugenden beruhen, um Macht über die Sünde zu haben,  in der Welt, in Wirtschaft und Finanzen, aber nicht über andere. Stattdessen kann Verdienst zu einer Macht werden, die die Kriterien, die Regeln für die Bewertung von Verdiensten, auferlegt (der Kommunismus ist ein Beispiel).
Im Verdienst werden die Kriterien für Verdienste von der Kraft regiert, die die ideologische Herrschaft besitzt. Tatsächlich verbergen sich in den  "Falten"  des Verdienstes immer mehr Staat, mehr Einkommenssteuern,  mehr staatlicher Umweltschutz usw.
Diejenigen, die Utopien lieben, erkennen nicht, daß es keine Gleichheit der Fähigkeiten geben kann und daß Gleichheit der Möglichkeiten und Anerkennung von Verdiensten erforderlich ist. Darüber hinaus ist nach katholischer Auffassung der Wert der Menschenwürde nicht gleich ... Um die von Rousseau vertretene utopische egalitäre Ideologie zu bekräftigen, muss die Freiheit, die ihrer Natur nach ungleich ist, beseitigt werden.
Es ist eine (sogar ketzerische) Utopie zu glauben, daß wir die Welt verändern können, indem wir Strukturen und Werkzeuge anstelle des menschlichen Herzens verändern. Benedikt XVI  erklärt dies auch in  "Caritas in Veritate". Es ist offensichtlich, daß man in einem Moment, in dem das zusammengebrochene Vertrauen zu einer sehr knappen Ressource geworden ist, versucht, es durch Verweise auf die Moral zu ersetzen, die notwendig ist, um Glaubwürdigkeit zu gewährleisten, vielleicht auch künstlich. Das geschah auch in den 1980er Jahren in den USA nach den Finanzskandalen aufgrund von "moralischer Verderbtheit". Die Kolumnisten der großen Zeitungen verlangten Ethik in der Wirtschaft und so wurden über Nacht Lehrstühle für Wirtschaftsethik an den Business Schools "erfunden". Hat sich nur dank dieser Normen und Lehrstühlen viel geändert?

Um Chesterton zu paraphrasieren: "Wenn es etwas Schlimmeres gibt als die heutige Schwächung der moralischen Prinzipien, dann ist es ihre heutige Verwendung,  um zu verwirren und spätere unmoralische Entscheidungen zu rechtfertigen." Tatsächlich ist  die Frage ob das moralisch ist oder nicht, im Denken F. Nietzsches nur Interpretationssache."

Quelle: Stilum Curiae, M. Tosatti, E.Gotti Tedeschi



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