Montag, 6. Juli 2020

Der Hl. Stuhl & China: ein Kommentar von A. Gagliarducci

Nach dem Bekanntwerden der Streichung von Aussagen des amtierenden Pontifex  zur Lage in Hong Kong Minuten vor dem Angelus kommentiert A. Gagliarducci heute in einem Leitartikel in La Nuova Bussola Quotidiana diesen unerhörten Vorgang als Kniefall vor dem kommunistischen Regime in Peking. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund.H
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"HONG KONG, DER HL. STUHL BEUGT SICH DEM CHINESISCHEN REGIME" 

Beklagenswerte Episode beim gestrigen Angelus: im letzten Augenblick ist eine Äußerung gestrichen worden, die Papst Franziskus zur Situation in Hong Kong machen wollte. Druck aus China oder Selbstzensur- das ändert nichts an der Sache: der Hl. Stuhl opfert seine Freiheit und die der katholischen Chinesen und Bewohner von Hong Kong zugunsten einer Normalisierung der Beziehung zu Peking, Und tatsächlich erklärt der Historiler Giavagnoli (St. Egidio, sehr einflußreich beim Papst) bei Avvenire, wie sehr zu Recht China die prodemokratischen Proteste unterdrückt.

Demonstrationen in Hong kong
Es war schon peinlich genug- um nichts Schlimmeres zu sagen- daß der Hl. Stuhl nichts zu dem gesagt hat, was seit Monaten in Hong Kong passiert, offensichtlich um Peking nicht zu verärgern- Aber was gestern beim Angelus passiert ist, überschreitet alle Grenzen.

Wie üblich wurde der Text, den der Papst beim Angelus sprechen wollte, wenige Augenblicke im voraus an die Journalisten verteilt. Er enthielt eine Bezugnahme auf die Situation in Hong Kong und lud zum Dialog und zur Vermeidung von Gewalt ein. Sicher kein unvergesslicher Text, aber zumindest ein Zeichen von Aufmerksamkeit.

Einige Minuten vor dem Angelus kündigte die Pressestelle jedoch an, daß der Papst diesen Teil über
HongKong nicht vorlesen werde, der daher gestrichen werden musste. Eine beunruhigende Tatsache, um es gelinde auszudrücken, über die Marco Tosatti in seinem Blog berichtet, die eine Unterwerfung
-aus irgendeinem Grund des Heiligen Stuhls gegenüber der Regierung und der Kommunistischen Partei Chinas bezeugt
Als weiterer Beweis dafür, daß das geheime Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl über bischöfliche Ernennungen, dessen Erneuerung in Kürze erörtert wird, in hohem Maße auf das Kontrollinstrument der Kommunistischen Partei über die katholische Kirche reduziert wurde, zu einem wahren  Knebel für die Kirche.

Was hätte der Papst beim Angelus sagen wollen? Hier der Text:

"Ich habe in letzter Zeit mit besonderer Aufmerksamkeit und nicht ohne Sorge die Entwicklung der komplexen Lage in Hong Kong verfolgt und möchte vor allem allen Einwohnern dieses Gebietes meine tiefempfundene Nähe zeigen- in der aktuellen Lage. Die anstehenden Themen sind unzweifelhaft brisant und betreffen jedermanns Leben, deshalb ist es verständlich, daß es dort diesbezügliche Sensibilitäten gibt. Ich hoffe deshalb, daß alle betroffenen Menschen wissen, wie sie die verschiedenen Probleme in einem Geist weitsichtiger Weisheit und authentischen Dialogs handhaben müssen. Das erfordert Mut, Demut, Gewaltlosigkeit und Respekt vor der Würde und den Rechten aller. Ich möchte so den Wunsch ausdrücken, daß gesellschaftliche Freiheit und besonders 
die Religionsfreiheit in voller Freiheit gewährt werden, wie sie in der Tat von verschiedenen internationalen Dokumenten garantiert werden, Ich begleite die ganze Katholische Gemeinde und alle Menschen guten Willens in Hong Kong im ständigen Gebet." 




Es handelt sich also sicher nicht um eine klare Unterstützung der Studenten und demokratischen Aktivisten in Hong Kong, die in diesen Monaten von einem kommunistischen Regime bestraft werden, das die -in einem seit dem 1. Juli in Kraft getretenen Abkommen mit dem UK-vereinbarte Autonomie der britischen Ex-Kolonie nicht länger respektieren will.. 
Aber gleichzeitig weiß man, daß bereits das Wort "Freiheit" - wie verstreut es in einem Statement auch vorkommen mag- die Führung der Kommunistischen Partei Chinas aus dem Gleichgewicht bringen kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass selbst diese wenigen vagen Worte, gerade weil sie sich auf Hong Kong  beziehen, als Verstoß gegen das neue nationale Sicherheitsgesetz angesehen werden können, das von Peking verhängt wurde und gegen das in den letzten Tagen in Hongkong Demonstrationen stattfanden. Bei der Demonstration am 1. Juli gab es fast 400 Verhaftungen.

Was kann also passiert sein, daß eine so wichtige Passage aus der Rede beim Angelus entfernt wurde? Für ein solches Geschehen gibt es nicht viele Gründe, höchstens ein paar: das erste ist, daß die chinesische Botschaft in Italien sofort nach Erhalt des Texte intervenierte, um Druck auszuüben, damit er nicht verlesen werde. Der zweite Grund wäre ein persönliches Eingreifen des Papstes, nachdem er den vom Staatssekretariat vorbereiteten Text gelesen hatte.

Wir erinnern uns, daß es nicht das erste mal ist, daß so etwas bei Papst Franziskus vorkommt., Besonders daran, daß vor 2 Jahren, am 20. Mai 2018 auf die übliche Weise ein Text für das Regina Coeli an die Journalisten verteilt wurde, der - wenn auch verdeckt-. das Regime von Nicolas Maduro verurteilte, der in jenen Tagen und Monaten  für offene Menschenrfechtsverletzungen verantwortlich gemacht wurde. Aber dieser Text wurde nie vorgelesen, aber damals formulierte Papst Franziskus sehr viel wohlwollendere Worte gegenüber de, kommunistischen Regime.

Was nun Hong Kong betrifft, hat der Papst darüber gesprochen, besonders, um die chinesische Regierung nicht zu stören. Beispielhaft ist die Art, wie er beim Rückflug der Japanreise am vergangenen 26. November die Frage eine s Journalisten umdribbelte, der ihn gefragt hatte, wie er die Situation in Hong Kong beurteile, "Da ist nicht nur Hong Kong, denken Sie an Chile, Frankreich, Nicaragua, Brasilien (...).Das sind unterschiedliche Situationen, mit Problemen, die ich im Augenblick nicht beurteilen kann, Ich respektiere den Frieden und bitte für alle diese Länder, die Probleme haben, um Frieden."

Also gehört das, was gestern passiert ist, in diesen Rahmen der Zustimmung zum kommunistischen Regime Chinas, Darüber hinaus wurde das durch Äußerungen von Journalisten und Intellektuellen, die Papst Franziskus nahe stehen verstärkt und demonstriert, die die Entscheidungen Pekings und der Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken mit gezogenem Schwert verteidigen.
Das letzte Beispiel ist die Analyse der Situation in Hongkong, die der Historiker Agostino Giovagnoli am 3. Juli in den Spalten von Avvenire veröffentlicht hat.
Giovagnoli ist ein Vertreter der Gemeinschaft Sant'Egidio, in völliger Harmonie und sehr einflussreich bei Papst Bergoglio. Auch bei dieser Gelegenheit wollte er Pekings Gründe für die Verabschiedung eines "nationalen Sicherheitsgesetzes"  unterstützen und die Verantwortung dafür, was zur Zeit geschieht, der Demokratie-Bewegung zuschieben.  Und offensichtlich verpasst er nicht die Gelegenheit, Kardinal Joseph Zen, den emeritierten Bischof von Hongkong, anzugreifen, der China und die Politik des Heiligen Stuhls sehr kritisch gegenübersteht, gegenüber  Kardinal John Tong, ebenfalls emeritiert, aber derzeit apostolischer Administrator von Hongkong, der den  chinesischen kommunistischen Führern sehr viel wohlwollende gegenüber steht.

Das genügt, um zu verstehen, daß die Unterstützung des Vaticans  für das kommunistische Regime Chinas - trotz Pekings stetig zunehmender Aggression-  keineswegs in Frage gestellt wird. Und vor allem trotz der Tatsache, daß  klar ist, daß das vor zwei Jahren unterzeichnete Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl keine greifbaren Ergebnisse erbracht und de facto zu einer größeren Verfolgung für jene Katholiken geführt hat, die ihre Köpfe nicht vor der chinesischen Armee verneigen."
R. Cascioli

Quelle: R. Cascioli, LNBQ 







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