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"WELCHE SPRACHE HAT JESUS GESPROCHEN?"
Das sieht man hin und wieder in den Schlagzeilen. Meistens als eine Variation von "welche Sprache hat Jesus gesprochen?" oder "zerstört ISIS die Sprache Jesu?" . Gelehrte, naja gebildete Gelehrte- werden sich auf die Zerstörung des Muttersprache Jesu in den Gemeinden des modernen Nahen Ostens beziehen oder vielleicht die Bedeutung der aramäischen Sätze, die in der Hl. Schrift belassen wurden, untersuchen. Diese Verallgemeinerungen, die in dieser oder jener technischen Einzelheit richtig bleiben und- wahrscheinlicher- keinen wirklichen Einfluß auf das intellektuelle oder spirituelle Leben der Gläubigen haben, sind sicher nicht falsch.
Aber für die, die tiefer graben wollen. präsentiere ich die wahre und komplizierte Geschichte des Aramäischen. Wir werden diese Sprache- eher diese Sprachen- kurz von ihren Anfängen im 9.vorchristlichen Jahrhundert bis zu den Dialekten, die heute gesprochen werden und liturgische Bedeutung haben, verfolgen.
Das frühe Aramäisch ist uns durch eine Anzahl von Inschriften bekannt, die in der Levante gefunden wurden und bis ins 9. Jahrhundert v.Chr. zurückgehen. In ihnen gibt es kaum wirkliche Abweichungen in Schrift oder Orthographie und die Abweichungen in Dialekten verschwinden sehr früh aus den historischen Zeugnissen. Es gab diese Unterschiede- so z.B. in der seltsamen Pluralbildung in der Tell-Fekherye-Inschrift (850 v. Chr.) oder im schon veralteten Gebrauch bestimmter grammatikalischer Wendungen in den Zincirli-Inschriften (800 v.Chr,) - sie enden und verschwinden zu Beginn der 8. Jahrhunderts v. Chr.
So können wir anhand der Homogenität der Inschriften über wirtschaftliche und juristische Belange feststellen, daß das frühe Aramäisch in der Levante zu dieser Zeit stabilisiert und standardisiert war.
Diese Standardisierung wurde als (offizielles) Reichs-Aramäisch bekannt, das als um das 8. Jahrhundert herum entstanden anerkannt wurde, als Aramäisch die Lingua Franca im Nahen Osten wurde.
Es war in der Tat so weit verbreitet, daß es von der Achämenidischen Verwaltung bis Ende des 4. Jahrhunderts benutzt wurde. Verschiedene Zeugnisse für den Gebrauch des Aramäischen konnten sogar in Ägypten gefunden werden. Dokumente in Reichs-Aramäisch werden sogar im Buch Ezra zitiert. Während dieses Aramäisch für Angelegenheiten des Staates und für Aufzeichnungen benutzt wurde, erschien rund um das 7. Jahrhundert v.Chr. eine naher Verwandter, das Literarische-Standard-Aramäisch, und das lebte in seiner Gegensätzlichkeit zur Reichssprache weiter. Wir kennen es aus vielen Werken, einschließlich einiger Elemente aus den Büchern Ezra und Daniel, ebenso wie aus den Qumrandokumenten und anderen Fragmenten.
Zu Beginn des 3. Jahrhunderts v.Chr. begann das Aramäische sich wieder in eine Anzahl von Dialekten aufzuspalten- gemeinsam werden diese als Mittel-Aramäisch bezeichnet.
Zu diesen gehört das Palästina-Aramäisch (wie in den Bar-Kochba-Briefen zu sehen), das Nabatäische Aramäisch (basierend auf dem Dialekt, der von denen, die in der Gegend von Petra lebten, gesprochen- aber auch so weit entfernt wie in Griechenland und Ägypten gefunden wurde) und verschiedene andere, weniger dokumentierte Dialekte, die Kontakte zum frühen Arabisch und zu mesopotamischen Elementen hatten.
Interessant ist auch, daß obwohl sich das Mittel-Aramäisch zu dieser Zeit in östliche und westliche Formen aufspaltete, beide sich weiterhin gegenseitig beeinflußten. Es ist auch bemerkenswert, daß das Literarische Standard-Aramäisch offiziell in so weit entfernten Gebieten wie Turkmenistan und dem Kaukasus gebraucht wurde.
Das Palästina-Aramäisch fing im 3. Jahrhundert AD an und entwickelte sich in der Byzantinischen Zeit zum Jüdisch-Palästinensischen Aramäisch, besser bekannt als Galiläisches Aramäisch (die Sprache Christi). Breit dokumentiert in historischen Aufzeichnungen, wie einige große Beispiele des Galiläischen Aramäisch im Palästina-Talmud, Targumim (hebräische Bibeltextübersetzungen) und vielen midrashim (Bibelerklärungen) . Es war mit dem Samaritanischen Aramäisch und dem Christlichen-Palästina-Aramäisch eng verwandt.
Dieser spezielle Dialekt, der sich im 3. Jahrhundert AD entwickelte, war bis zur mohammedanischen Invasion weit verbreitet. Er wurde bis ins 8. Jahrhundert gesprochen und bis ins 13. Jahrhundert in der Melkitischen Liturgie gebraucht. In dieser Zeit war das Östliche Aramäisch in zahlreichen Schriftdialekten präsent, einschließlich des Mandäischen (das wegen der Bewahrung seiner diakritischen Zeichen unentbehrlich geworden ist) Jüdisch-Aramäischen und Syriakisch-Aramäischen.
Es wäre jedoch unzutreffend, das Klassische Syriakisch (Altsyrisch) vollständig östlich zu bezeichnen. Es nimmt eher eine Mittelstellung zwischen Ost-und Westaramäisch ein. Der linguistische Corpus ist großenteils christlicher Natur und kann ab dem frühen 2. Jahhunders AD gefunden werden. Auch wenn es in den Jahren um 800 als gesprochene Sprache weitgehend verschwand, behielt es im Nahen Osten eine wichtige Bedeutung, die bis heute in der Kirche durchklingt. Es ist die liturgische Sprache der Syrisch-Orthodoxen Kirche, der Maronitischen, der Chaldäisch-Katholischen Kirche, der Malankara-Orthodoxen Kirche, der Syro-Malabar-Katholischen Kirche, der Syrisch-Malankara-Katholischen Kirche und der Syrisch-Katholischen Kirche.
Es ist auch die Sprache der Peshitta, einer frühen Übersetzung der Schrift, die den Gelehrten den Zugang zum Semitischen Denken ermöglicht. Sie ist in drei Hauptschriftsystemen verfaßt worden : Estrangela, Serto (Altsyrische Schriften) und Nestorianisch.
Noch heute gibt es kleine Enklaven und Diaspora-Gemeinden, die eine moderne Form des Aramäischen sprechen- um genau zu sein drei.
Östliches Neu-Aramäisch, manchen als modernes Syriakisch oder Assyrisch bekannt, ein Vorfahre des oben erwähnten Ost-Neu-Aramäischen. Merkwürdigerweise hat es einige Elemente des Ost-Aramäischen bewahrt, die aus dem klassischen Syriakisch verschwunden sind. Es wird immer noch in Kurdistan, im Irak, Iran und in der Türkei gesprochen. Das Westliche Neu-Aramäisch wird immer noch in einigen Dörfern in der Nähe von Damaskus gesprochen. Es ist dem Palästinensisch-Aramäischen am nächsten, auch wenn es substantielle Veränderungen und Verschiebungen gegeben hat. Letztenendes ist es -parallel zum klassischen Syriakisch-ein Zwischendialekt, der Turoyo genannt wird. Er wird noch in der Südosttürkei und in Diaspora-Gemeinden in Europa gesprochen,
Welche Bedeutung hat oder sollte dieser Sprachbaum für uns haben? Ich hoffe, daß meine kurze Geschichtsstunde uns auf Nuancen aufmerksam macht, für die wir bisher blind waren. Ich hoffe, sie fordert uns dazu heraus, weiter in der Geschichte Israels und der frühen Kirche zu forschen. Ich hoffe, sie bringt uns die Sonne und den Sand des Nahen Ostens in lebendigen Farben nahe, wenn wir unsere Beziehung zu Jesus Christus vertiefen.
Ich hoffe, das inspiriert uns zu liturgischer Neugier, damit wir nicht nur studieren, wie die Liturgie in Rom in der Vergangenheit gesprochen wurde, sondern auch in Antiochia und Aexandria,
Ich hoffe, daß es unsere Erfahrung verändert, wenn wir die Olivenholz-Schnitzereien, die einmal im Jahr in unsere Gemeinden kommen, ansehen. Ich möchte, daß wir uns über diese -ewig alte und ewig junge -Sprache wundern und über alles, was sie gesehen hat. Die Sprache Christi ist nicht zerstört worden und wird es nie werden. Aber -wie wir- mußte sie sich verändern, um Gottes Willen für Sein Volk zu erfüllen."
Quelle: Vincent, d. katholische Linguist, 1-Peter-5
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